Sonntag, Mai 19, 2024
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Junge Verlage: Interview mit Rockerl Games

Rockerl Games ist ein neuer Brettspiel Verlag, welcher in Kürze via Kickstarter sein neustes Projekt Aelderman herausbringen wird.

Auf der SPIEL 22 könnt ihr einen Prototyp des Brettspiels ausprobieren.

Ich konnte ein Interview mit Johannes vom Rockerl Games Verlag führen.

Interview

Brettspielbox: Rockerl Games ist ein neuer Verlag. Die Initialen Eurer Nachnamen Rogoll und Eckerl finden sich im Verlagsnamen wieder. Ist dieses auch ein besonderes Zeichen eurer familiären Note? Stellt euch doch bitte kurz vor.

Johannes: Der Aufbau eines Unternehmens oder konkret – eines Spieleverlags – ist ein unglaublicher Kraftakt. In den letzten Monaten haben wir erfahren, wie viel wir gemeinsam auf den Weg bringen können. Dabei wurde uns auch bewusst, welch ein Kraftakt die Gründung unseres Verlags darstellt und wir wissen es sehr zu schätzen, dass wir uns absolut aufeinander verlassen können. Ansonsten wäre ein solches Projekt nicht realisierbar. Und auch wenn es vorher schon immer gut gepasst hat bei uns Vieren, hat unser Verhältnis jetzt nochmal eine ganz andere Tiefe erreicht. Aber wer sind nun diese Vier: Da wäre zum ersten meine Schwägerin Sabrina, die auch aufgrund ihres betriebswirtschaftlichen Studiums das notwendige Organisationstalent und die kaufmännische Erfahrung mitbringt, um uns als Teil der Geschäftsführung auf Kurs zu halten. Mein Schwager Joachim arbeitet in der IT und hat unseren gesamten Webauftritt entwickelt. Und meine Frau Doris und ich wir sind beide als Lehrer tätig und sind hauptverantwortlich für die Edition von Aelderman. Von mir stammt ursprünglich die Idee zu Aelderman und vor diesem Hintergrund und aufgrund unseres jeweiligen Werdegangs lag diese Arbeitsteilung nahe für uns. Unser erstes Projekt ist jetzt kein Familienspiel geworden, sondern eher im Expertengenre zu verorten. Aber was weitere Veröffentlichungen angeht, wollen wir uns noch alle Wege offenhalten. Die familiäre Note beschränkt sich momentan also eher noch auf unsere Konstellation im Verlag. Aber hier umso mehr, da der Verlag unser aller „Baby“ ist und wir viel Herzblut in die Sache stecken.

Brettspielbox: Wie seid ihr auf die Idee gekommen, Spiele zu entwickeln und direkt einen neuen Verlag zu gründen?

Johannes: Bei Aelderman war eine Publikation am Anfang gar nicht angedacht. Aber das Spiel hat sich über mehrere Jahre weiterentwickelt. Gerade in den letzten zwei Jahren ist dann unglaublich viel passiert. Wir sind passionierte Vielspieler und haben das Spielkonzept alle als so gut empfunden, dass wir der Überzeugung sind, die Brettspielcommunity daran Anteil haben zu lassen. Zudem sind wir alle sehr kreative Menschen und die Ideen für weitere Projekte stehen schon im Raum. Eines davon ist sogar schon sehr konkret in seiner Entwicklung. Deswegen war dann auch die Verlagsgründung ein Schritt, der Sinn machte, auch wenn er ein großes Wagnis bedeutet hat.

Brettspielbox: Was machen gute Spiele für euch aus?

Johannes: An erster Stelle steht bei einem Spiel freilich der Spielspaß. Bei einem Expertenspiel wie Aelderman resultiert dieser aber vor allem aus der Herausforderung, bei gleicher Ausgangssituation als Spielender möglichst gute strategische Entscheidungen zu treffen. Schön ist auch, wenn es keine allzu extreme Mangelverwaltung gibt, sondern man eher in ein Aufbau-Feeling reinkommt. Die Spannung sollte natürlich bis zum Schluss gegeben sein und dementsprechend muss das Spiel insgesamt gut ausbalanciert sein. Ein zu großer Glücksfaktor ist bei einem solchen Spiel auch eher hinderlich. Ein letzter Punkt wäre noch, dass es möglichst verschiedene Wege zum Erfolg geben sollte, um abwechslungsreiche Spielerlebnisse zu haben.

Brettspielbox: Jetzt erscheint mit Aelderman euer erstes Spiel. Was macht Aelderman aus? An wen richtet sich das Spiel?

Johannes: Aelderman zielt in erster Linie auf die Gruppe der Vielspieler ab. Mit der integrierten Kurzversion kann das Spiel aber aus unserer Sicht durchaus auch den Zugang zum Genre der Expertenspiele eröffnen. Nachdem die Kurzversion im Gegensatz zur Hauptversion auch nicht direkt kompetitiv gestaltet ist, stehen im Prinzip zwei Spielmodi zur Verfügung.

Wir bringen mit Aelderman ein weiteres Spiel auf den Markt, bei dem man als mittelalterlicher Händler unterwegs ist: Mit dieser Thematik gibt es wirklich viele Spiele. Und auch wenn uns der thematische Bezug zur Hanse sicherlich schon in eine kleinere Nische rückt, muss das Spiel sich trotzdem durch innovative Spielmechanismen auszeichnen, um als Handelssimulation bestehen zu können. 

Und das Handelsprinzip in Aelderman stellt tatsächlich eine erste Besonderheit dar. Das Herzstück dieses Prinzips bildet das Einkaufsrad auf jedem Spielertableau. Der Grundgedanke hierbei ist, dass man als Händler Zeit investiert, um dann einen Mehrwert zu erhalten. Deswegen brauche ich für die normale Einkaufsaktion im Spiel auch kein Geld, was erstmal irritieren mag, sondern Aktionspunkte. Zudem simuliert das Einkaufsrad das ständig wechselnde Warenangebot in den verschiedenen Städten. Sogar regional gehäuft vorkommende Waren werden über das Rad abgebildet. So ist es beispielsweise in Skandinavien leichter Holz einzukaufen als im südlichen Hanseraum. Spielmechanisch kann es anfangs durchaus eine herausfordernde Aufgabe sein, an die gewünschten Waren zu kommen. 

Aelderman ist ein Workermovement-Spiel, was bedeutet, dass man nur einen Arbeiter besitzt, der über den Spielplan bewegt wird und dann Aktionen ausführt. Thematisch passend fahren wir also mit unserer Handelskogge verschiedene Städte an und verbrauchen dort unsere Aktionspunkte. Während des Spiels verändern sich aber auch immer wieder die Aktionsmöglichkeiten und damit zusammenhängend auch die Warennachfrage in den Städten für den Warenverkauf. Diese Art, Handel zu simulieren, bildet auf einzigartige Weise viele Aspekte realen Handels ab. 

Die entscheidenden Besonderheiten des Spiels liegen aber in der Mechanik. Diese ist so gestaltet, dass auch wirklich verschiedene Wege zum Sieg führen können. Ich kann mich zum Beispiel auf den Handel, den Bau von Gebäuden oder die Verbesserung meiner Aktionsmöglichkeiten konzentrieren. Gerade weil der Spielaufbau variabel ist, muss ich meine Strategie auch in jedem Spiel neu ausrichten. Entscheidend war für uns bei der Entwicklung auch, dass Zufallselemente zwar eine Rolle spielen, diese aber die Spielenden gleichermaßen vor Herausforderungen stellen und keine Vorentscheidung im Spiel bringen. Als letztes ist noch kurz die psychologische Komponente des Spiels zu nennen, die sicherlich einen besonderen strategischen Faktor darstellt. In jeder der fünf Spielrunden findet beim Hansetag die Versteigerung von wertvollen Privilegien statt. Und diese haben sehr wohl entscheidenden Einfluss auf den Spielverlauf. Das richtige Einschätzen seiner Mitspielenden ist also mitentscheidend für den Ausgang des Spiels.

Den Reiz von Alederman macht für uns dementsprechend vor allem die Kombination dieser Spielmechanismen zu einer innovativen Gesamtkonzeption aus.

Brettspielbox: Wie seid ihr auf die Idee gekommen und wie lange habt ihr an dem Spiel gearbeitet?

Johannes: Mich als Entwickler hat die Hanse schon seit vielen Jahren fasziniert. Ich habe als Jugendlicher auch am PC die Patrizierreihe geliebt. Später im Geschichtsstudium habe ich mich dann auch nochmal intensiv auf wissenschaftlicher Ebene mit dem Thema auseinandersetzen dürfen. Schon als Kind habe ich mit meinem Bruder aus der Seefahrererweiterung von „Die Siedler“ eigene Handelsspiele „entwickelt“ – zum Leidwesen unserer Familie, die das Ganze dann testen durfte. Die Idee zu Aelderman wurde dann 2016 konkreter. Ich war immer wieder auf längeren Reisen unterwegs. Auf diesen habe ich Gedanken und Zeit gefunden, um das Projekt weiter voranzutreiben. Aber der entscheidende Fortschritt erfolgte dann in den letzten zwei Jahren mit tatkräftiger Unterstützung von Doris.

Brettspielbox: Die Finanzierung soll via Kickstarter laufen. Wann startet die Kampagne?

Johannes: Unser Kickstarter ist für diesen Herbst geplant – wir befinden uns also auch schon im Endspurt. Wenn ihr interessiert seid, könnt ihr uns dort auch gerne folgen, um den Start unserer Kampagne nicht zu verpassen!

Brettspielbox: Kann man euch auf der SPIEL antreffen und dort Aelderman ausprobieren?

Johannes: Ja, wir werden auf der SPIEL sein und haben natürlich auch unsere Prototypen dabei. Insofern an alle die herzliche Einladung bei uns in Halle 6 – E106 vorbeizuschauen.

Brettspielbox: Wie sind die weiteren Pläne für euren Verlag?

Johannes: Es wird jetzt erstmal viel davon abhängen, ob Aelderman ein Erfolg wird. Wir haben schon eine kooperative Erweiterung in der Hinterhand. Die in der Erweiterung spielbaren Kampagnen orientieren sich an der ereignisreichen Geschichte der aufstrebenden Hanse im 14. Jahrhundert: Europa wird von der Pest heimgesucht, Piraten wie Störtebeker machen die Schifffahrt zu einem unkalkulierbaren Risiko. Die Hanse muss sogar als Städtebund Krieg gegen das Königreich Dänemark führen, um ihre Handelsrouten zu sichern. Lauter perfekte Szenarien für abwechslungsreiche Herausforderungen, denen man sich hoffentlich dann ab nächstem Herbst in der Erweiterung zu Aelderman stellen kann. 

Darüber hinaus gibt es auch schon eine konkrete Idee für ein ganz neues Projekt, aber das ist noch Zukunftsmusik!

Wir möchten uns zum Schluss auf jeden Fall noch für das Interesse an unserem Verlag und an unserem Projekt Aelderman bedanken! Wir freuen uns schon darauf, euch in Essen zu sehen!

Brettspielbox: Vielen Dank für das Interview!

TRAILER zum Brettspiel Aelderman

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Interviewreihe „junge Verlage“

Bereits in der Reihe „junge Verlage“ erschienen:

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