Mit der Lokalisierung des Brettspiels Kauri ist der neue Brettspielverlag Koalla Spiele seit diesem Jahr gestartet.
Grund genug, sich mit zwei der drei Inhaber zu treffen und ein Interview zu führen.
Firmendaten
Koalla Spiele
Christopher Kraft
Miriam Buballa
Sitz in Bergisch-Gladbach
Interview mit Koalla Spiele – über Gründung, „Kauri“ und den Traum vom eigenen Verlag
Christoph (Brettspielbox):
Schön, dass ihr da seid! Wollt ihr euch kurz vorstellen?
Christopher:
Klar! Ich bin Christopher, einer der Mitgründer von Koalla Spiele und komme aus dem schönen Bergisch Gladbach.
Miriam:
Und ich bin Miriam – auch Mitgründerin, ebenfalls aus Bergisch Gladbach, ursprünglich aber aus Berlin.

Christoph (Brettspielbox):
Dann ist das heute ja fast eine rheinische Runde – ich bin aus Bonn. Euer Verlag ist ja noch recht jung. Wie kam es dazu, dass ihr Koalla Spiele gegründet habt?
Christopher:
Ganz ehrlich? Das war gar nicht geplant. Im Herbst 2023 war ich mit Sebastian – unserem dritten Mitgründer – auf der SPIEL in Essen. Dort haben wir „Kauri“ entdeckt, ein wunderschön gestaltetes Spiel eines französischen Verlages (Anmerkung: Débâcle Jeux). Uns hat es direkt begeistert – und als klar wurde, dass noch kein deutscher Partner gefunden war, haben wir einfach den Vorschlag gemacht, das Spiel selbst hierzulande zu veröffentlichen. Nach einigen Monaten intensiven Austauschs saßen wir dann tatsächlich mit unseren Partnern in einem kleinen Brauhaus in Köln und haben die Lizenz unterschrieben. Ab da war klar: Jetzt wird’s ernst.
Christoph (Brettspielbox):
Miriam, wie bist du dazugekommen?
Miriam:
Ich bin vor zwei Jahren aus Berlin nach Bergisch Gladbach gezogen und war beruflich auf der Suche nach etwas Neuem. Die Jungs brauchten jemanden, der sich mit voller Energie reinhängt – und als sie mir „Kauri“ gezeigt haben, war ich sofort begeistert. Ich habe selbst mal vier Monate in Neuseeland gelebt und fand sowohl das Thema als auch die Aufmachung des Spiels toll. Als sie dann wirklich jemanden suchten, der mit einsteigt, war ich dabei.
Christoph (Brettspielbox):
Und plötzlich wart ihr Unternehmer*innen…
Christopher:
Ja! Und das kam alles aus der Liebe zum Spiel. Die Gründung des Verlags war quasi Mittel zum Zweck – um „Kauri“ in den deutschsprachigen Markt zu bringen. Alles andere ergibt sich jetzt Schritt für Schritt.
Christoph (Brettspielbox):
Bevor wir tiefer ins Spiel einsteigen – Koalla Spiele mit Doppel-L ist ja eine interessante Wahl. Wie kam es zu dem Namen?
Miriam:
Der Name ist tatsächlich ein Mix aus unseren Nachnamen. Das „K“ und „O“ kommen von Christopher und Sebastian, „A-L-L-A“ stammt von meinem Nachnamen Buballa. Und das Doppel-L war dann auch eine klare Entscheidung, weil es die Marke einzigartiger macht. Die passende Domain war verfügbar und unser Logo haben wir dann gleich mit designt. Das hat alles wunderbar zusammengepasst.
Christoph:
Wie organisiert ihr euch im Alltag? Macht jeder alles oder habt ihr euch aufgeteilt?
Christopher:
Am Anfang war vieles Teamarbeit, z. B. die Übersetzung. Jetzt, da das Spiel erschienen ist, haben wir uns klarer aufgeteilt: Miriam macht den operativen Part – Bestellungen, Versand, Kommunikation. Ich kümmere mich eher um Buchhaltung und Finanzen. Und Sebastian ist unser Netzwerker, der viel mit der Community, Presse und möglichen Kooperationspartnern spricht.
Miriam:
Genau. Ich bin mittlerweile vier bis sechs Stunden täglich mit „Kauri“ beschäftigt – von Bestellungen bis hin zu Messevorbereitungen. Die ersten Pakete habe ich übrigens selbst gepackt – mit handgeschriebenen Zetteln und Schokolade für die allerersten Käufer*innen.

Christoph (Brettspielbox):
Wie war denn der Moment, als ihr das fertige Spiel das erste Mal in Händen gehalten habt?
Miriam:
Unvergesslich. Wir hatten uns vorab ein paar Exemplare per Luftfracht schicken lassen und als ich das erste Exemplar ausgepackt habe, war das einfach nur wow. Gleichzeitig war da auch eine gewisse Nervosität – haben wir wirklich alles richtig gemacht?
Christopher:
Ich war in dem Moment direkt auf dem Weg zum Flughafen und hatte kaum Zeit, das zu genießen. Aber als ich zurückkam und das Spiel dann wirklich sah – das war schon etwas ganz anderes als Software, mit der ich sonst arbeite. Etwas in der Hand zu halten, dass man selbst mitgestaltet hat – das hat schon Suchtpotenzial.
Christoph (Brettspielbox):
Erzählt doch mal: Was macht „Kauri“ besonders?
Miriam:
Für mich ist es das Zusammenspiel aus Design, Thema und Spielmechanik. Es ist ein asymmetrisches Spiel, in dem vier Fraktionen – die Maori, die britischen Siedler, Kiwis und Possums – jeweils ganz eigene Ziele verfolgen. Und es ist historisch korrekt: z. B. dass Possums aus Australien eingeschleppt wurden und nun die Kiwis bedrohen. Der Clou ist, dass der Engländer im Spiel irgendwann ein Gewissen bekommt und zum Ranger wird – auch das angelehnt an die Realität.
Christopher:
Oft wird „Kauri“ mit „Root“ verglichen – was vom Aufbau her stimmt. Es ist ein asymmetrisches Spiel mit sehr unterschiedlichen Fraktionen. Aber es ist deutlich zugänglicher, leichter zu lernen und für Familien geeignet. Man hat neun Karten, spielt pro Runde zwei – eine als Aktion, eine als Initiative. So entstehen schnell dynamische Runden, in denen auch viel Interaktion möglich ist.
Christoph (Brettspielbox):
Wer jetzt Lust bekommen hat – wo kann man „Kauri“ kaufen?
Miriam:
Am besten direkt bei uns im Shop unter www.koalla.de. Da bekommt man das Spiel direkt von uns – inklusive persönlicher Note. Es ist aber auch über viele Brettspielläden und Online-Shops erhältlich.
Christoph (Brettspielbox):
Und ihr seid jetzt auch auf Messen unterwegs?
Christopher:
Genau. Herne ist unsere erste Messe. Danach kommen Essen und eine kleine Messe in Magdeburg. Weitere Termine folgen – wir schauen, was zeitlich und organisatorisch machbar ist.
Miriam:
Herne ist perfekt für den Einstieg – schön überschaubar. Wir lernen, wie Messe funktioniert, bevor es auf die großen Bühnen geht.
Christoph (Brettspielbox):
Was war für euch bisher die größte Herausforderung – und was der schönste Moment?
Christopher:
Die größte Herausforderung war definitiv die Produktion – die ganzen Regularien, Zertifizierungen, die Chargen-Nummer – da gab es einen echten Schreckmoment. Wir dachten, wir müssen alles nochmal öffnen und neu etikettieren. Am Ende hat es gepasst, aber das war knapp.
Miriam:
Und das Thema Übersetzung – da steckt viel mehr Arbeit drin, als man denkt. Bei uns kam auch hinzu, dass wir keine Designer sind und trotzdem an allen Grafiken und Texten selbst gefeilt haben.
Christopher:
Der schönste Moment? Als die ersten Spielekritiker*innen positives Feedback gegeben haben. Da hat sich der ganze Aufwand gelohnt.
Miriam:
Für mich war’s der Moment in Essen, als ein Ladeninhaber unseren Prototyp gesehen hat – und gleich zwei Verkaufseinheiten bestellt hat. Da wussten wir: Wir sind auf dem richtigen Weg.

Christoph (Brettspielbox):
Wie geht es weiter? Nur „Kauri“ oder habt ihr schon neue Projekte im Kopf?
Christopher:
Der volle Fokus liegt jetzt auf „Kauri“. Es hat noch so viel Potenzial. Wir denken über Erweiterungen nach – aber das ist nicht ganz einfach bei einem historischen Thema. Trotzdem wäre es mein Traum, „Kauri“ langfristig zu begleiten.
Miriam:
Wir schauen auch nach neuen Spielen – aber es muss eine echte Perle sein. Wenn wir etwas Neues machen, dann nur, wenn es uns genauso begeistert wie „Kauri“. Im Moment heißt es: alle Kraft in unser Herzensprojekt.
Christoph (Brettspielbox):
Letzte Frage: Wo seht ihr Koalla Spiele in drei Jahren?
Christopher:
Mein Traum? Eine kleine, eigene Produktion in Deutschland – nachhaltig, qualitativ hochwertig. Und dass wir als Verlag bestehen bleiben, weil es uns Freude macht.
Miriam:
Ich wünsche mir, dass „Kauri“ sich in viele Regale gespielt hat – auch jenseits der klassischen Brettspielläden. Und vielleicht sage ich in drei Jahren: Schau mal, das haben wir geschaffen.
Christoph (Brettspielbox):
Vielen Dank euch beiden für das offene Gespräch – und alles Gute für die Zukunft!
LINK
- Homepage Koalla Spiele
Wer noch weitere Interviews aus der Reihe lesen möchte:
Interviewreihe „junge Verlage“
Bereits in der Reihe „junge Verlage“ erschienen:
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