Freitag, Dezember 13, 2024
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Interview: Stefan Scheidtweiler von Ornament Games

Ornament Games ist ein neuer Verlag aus Köln.

Dahinter stecken die beiden Macher Stefan Scheidtweiler und Christian Peter Schäfer-Scheidtweiler.

Und die haben mit den Baumeistern von Köln ihr Erstlingswerk aufgelegt.

Steckbrief

Stefan Scheidtweiler

Spiele:

  • Die Baumeister von Köln

Das Interview

Brettspielbox: Ornament Games ist ein neuer Verlag. Stell dich bzw. euch bitte mal kurz vor?

Stefan: Ja, sehr gerne. Wir sind Stefan Scheidtweiler und Christian Schäfer-Scheidtweiler und haben vor ein paar Monaten Ornament Games gegründet. Beruflich kommen wir zwar aus ganz anderen Richtungen (Dirigent bzw. Projektmanager), aber das Hobby Brettspielen hat uns in den letzten Jahren immer mehr in seinen Bann gezogen. Nun ist es sogar unser Beruf – wenn auch nicht überwiegend.

Brettspielbox: Wie kam es zu dem Namen des Verlages?

Stefan : Oh, darüber haben wir lange nachgedacht! Als dieser Begriff dann aber erstmals fiel, haben wir uns schnell dafür entschieden. Wir sind beide Fans detailreicher Gestaltung, historischer Architektur und Kunst. Außerdem bin ich (Stefan) so ein alter Lateiner… Da passt „Ornament“ doch prima. Man verbindet sofort etwas Schönes damit. Außerdem ist das Wort international verwendbar. Soweit wir wissen, zumindest. 🙂

Brettspielbox: Wie seid ihr auf die Idee gekommen, selbst Spiele zu entwickeln und einen Verlag zu gründen? Was ist eure Motivation?

Stefan : Uns beiden liegt die Kreativität einfach im Blut. Spielen hat ja oft mit Kreativität zu tun, findet ihr nicht? Und nach einigen frühen Projekten, die wir nicht bis zur Veröffentlichung vorangetrieben hatten, haben wir dann mit der Kölner Baugeschichte im Mittelalter ein Thema gefunden und zum Spiel gemacht, von dem wir bald so überzeugt waren, dass wir es konsequent durchziehen wollten.

Brettspielbox: Die Baumeister von Köln ist euer Erstlingswerk. Warüber geht dieses Spiel, wie wird es gespielt und wer ist die Zielgruppe des Spiels?

Stefan : Die Baumeister von Köln ist zumindest das erste Spiel, das wir veröffentlichen, ja.

Zwei bis vier Spielerinnen und Spieler schlüpfen in die Rolle von mittelalterlichen Baumeistern. In Köln gibt es ein einzigartiges Ensemble von zwölf romanischen Kirchen, die architektonisch sehr bedeutsam sind und leider viel zu sehr im Schatten des großen gotischen Domes stehen. Diese Gebäude bauen wir also um die Wette, indem wir auf dem Stadtplan der Altstadt mit kleinen Karren Bausteine im Wert von 1 bis 3 Punkten von den Stadttoren zu den zwölf Baustellen transportieren. Das ist natürlich ein Pick Up & Deliver-Mechanismus. Welche Steine an welchem Stadttor lagern, entscheiden zwei Würfel. Es gilt nun, die gegnerischen Karren zu blockieren und selbst den schnellsten Weg zu finden. An den Baustellen laden wir die Steine auf einen Bereich in der eigenen Spielfarbe ab. Wenn der benötigte Gesamtpunktewert eines Gebäudes mit den Steinen aller erreicht ist, erhält der Baumeister alle Punkte, der die meisten Punkte dazu beigetragen hat. Die anderen gehen leer aus. Da müssen wir also schon ein bisschen rechnen und versuchen, den anderen möglichst geschickt Gebäude abzujagen, zu denen sie schon Punkte beigetragen haben, die dann nämlich auf unserem Konto landen. Außerdem gibt es Begegnungskarten mit Händlern, Dieben, Äbten, Äbtissinen, Notaren, Urkundenfälscherinnen usw., die eine Menge Interaktion ermöglichen, weil sie die anderen ärgern oder uns selbst einen Bonus verschaffen. Manchmal ruft auch der Erzbischof zu einer Audienz, die Zusatzpunkte bringen kann – aber dafür müssten wir unseren geplanten Weg verlassen…

Natürlich haben besonders Kölner Lust auf das Spiel, das ist doch ganz klar, weil sie die Straßen- und Gebäudenamen aus ihrem Alltag wiedererkennen. Aber der Herkunfts- oder Wohnort ist völlig egal, wenn man dieses Spiel spielt. Wir empfehlen es für alle ab 8 Jahren. Übrigens ist alles zweisprachig deutsch/englisch gehalten.

Brettspielbox: Wie lange hat die Entwicklung des Spiels gedauert.

Stefan: Etwa drei Jahre. Natürlich mit Pausen und unterschiedlich intensiven Phasen. Die Einschränkungen für mich (Stefan) als Musiker während der Corona-Pandemie haben mir dann den nötigen zeitlichen Spielraum verschafft.

Brettspielbox: Wo kann man das Spiel ausprobieren erwerben?

Physisch, also auf einer Messe, wird das derzeit ja wohl leider unmöglich. In den kommenden Tagen werden aber einige Influencer ihre Beiträge veröffentlichen. Erwerben ist freilich einfacher: Wir betreiben unter www.ornament-games.com einen eigenen Online-Shop.

Natürlich haben wir auch den lokalen Einzelhandel beliefert; das war uns auch ganz wichtig. Wenn darüber hinaus Händler in ganz Deutschland Interesse an unseren „Baumeistern“ haben, können Sie sich gerne bei uns melden! Wir vertreiben derzeit alles in Eigenregie.   

Brettspielbox: Wir haben uns sehr gefreut, dass ihr über die Reihe „Von der Idee zum Spiel“ auf der Brettspielbar ein wenig inspiriert wurdet. Was hat euch besonders gefallen an der Reihe?

Stefan: „Von der Idee zum Spiel“ trifft ja das auf den Punkt, was man als neuer Verlag lernen muss: nämlich alles! Es hilft ja nicht, wenn nur die Spielidee toll ist. Es gibt so viele Faktoren zu bedenken, über die wir uns vor ein paar Jahren auch noch keine Gedanken gemacht haben. Plötzlich gehören sie aber zu unserem geschäftlichen Alltag: Standardkartengrößen, Druckbögen, Papierveredelungen, Kartongrößen, Würfelmaterialien, Lieferverzögerungen, Rohstoffmangel, Speditionsketten, Influencermarketing… eine ellenlange Liste von Themen, die fast nichts mit Spielmechaniken, Highscores oder Lieblingscharakteren zu tun haben. Trotzdem muss man die alle bearbeiten. Und wenn nur ein Glied in dieser Kette eine Schwachstelle hat, wird es Probleme geben.

Ihr habt alle diese Themen angeschnitten, vielen Dank nochmal dafür! Ganz konkret, vielleicht können das viele Leserinnen und Leser nachvollziehen: Wenn wir alle uns fragen, was an einem vor uns liegenden Spiel zu verbessern sei, dann läuft es doch meistens auf eine Antwort hinaus, die irgendetwas on top erfordert. Zusatzkarten, zusätzliche Marker, Lackeffekte auf dem Karton, Miniaturen, Metallmünzen usw. Aber das alles kostet in der Produktion leider Geld, und zwar mehr, als man sich als Laie vorstellt. Auch Weglassen kann teuer sein: Es ist zum Beispiel erheblich teurer eine Spielkarte randlos zu bedrucken als mit Rand.

Ein historisches Spiel wie „Die Baumeister von Köln“ könnten wir freilich intensiv aufhübschen, es mangelt uns dazu nicht an Ideen. Aber für 50 Euro würde das dann leider keiner mehr kaufen. Hinzu kommt, dass wir in Deutschland produzieren lassen, was es nicht billiger macht.     

Brettspielbox: Welche Spiele werden in der Zukunft von euch noch geplant?

Stefan: Natürlich können wir nicht wie ein großer Verlag konkrete Pläne und Releasedaten nennen. Dafür müssen wir noch Erfahrungen sammeln. Aber sagen wir mal so: Die Themen Weltraum und Comic sind aktuell sehr präsent auf unseren Schreibtischen. Auch ein kooperatives Game wird dabei sein.

Brettspielbox: Vielen Dank fürs Interview


Interviewreihe „junge Verlage“

Bereits in der Reihe „junge Verlage“ erschienen:

Board Game Circus | Dachshund Games | Deep Print Games | Douc in Danger | Doppeldenkspiele | Eurohell | Funtails | Game’s Up | Homunculus Spiel | HYBR | H2.O | Magnificium | MM Spiele | Mogel Verlag | Nanox Games | Nerdlab Games | Ornament Games | Pangaia Games | Rockerl Games | Skellig Games | SPIEL DAS! | Spielefaible | Spiel Instabil | Taverna Ludica Games | The Game Builders | wonderbow | Wyrmgold | 1MORETIME GAMES

Interviewreihe Autoren und Verlage:

Inka und Markus Brand (Burgenland / Neuheiten 2014) • Ralph Bruhn (Aquasphere) • Frank Heeren (SPIEL 2017) • Hunter & Cron (Gen Con 2015) • Michael Kiesling (Spiel des Jahres 2018) • Agnieszka Kopera und Andrei Novac (NSKN 2014) • Helge Messner (Revive) • Michael Menzel (Neuheiten 2014 | Die Abenteuer des Robin Hood – 2020) • Matthias Nagy (Frosted Games 2018) • Alexander Pfister (Spiel 2015 / Broom Service: Kartenspiel) • Martin Schlegel (West of Africa) • Jamey Stegmaier (Viticulture 2014 | 2020) • Klaus TeuberWolfgang Kramer • Wolfgang Warsch (März 2018 / Juli 2018)

1 Kommentar

  1. Wenn ich das richtig gesehen habe, kann man das Spiel auch ausleihen. Und zwar bei Heimspiel Köln. Die sind ja auch am 3. Dezember mit ihrem Leihservice für Brettspiele an den Start gegangen.

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