Vor ein paar Tagen gab es eine dicke Überraschung. Illustrator und Autor Michael Menzel hat sein neues Spiel „Die Abenteuer des Robin Hood“ bei Kosmos angekündigt.
Das Spiel wird im Frühjahr beim Kosmos Verlag erscheinen. Ein Grund mehr Michael über das Projekt aber auch zu die Legenden von Andor zu interviewen.
Steckbrief
Michael Menzel
- seit 2004 als Spiele Illustrator aktiv
- Die Legenden von Andor
- Die Abenteuer des Robin Hood
Spiele:
- Die Legenden von Andor (Kosmos)
- Die Abenteuer des Robin Hood (Kosmos)
- dazu sehr viele Spiele als Illustrator (Siedler, Dominion, Stone Age, Leo muss zum Frisör etc.)
Das Interview
Brettspielbox: Mit der Ankündigung „Die Abenteuer des Robin Hoods“ ist dir eine dicke Überraschung gelungen.
Wie sehr hast du dich auf die Bekanntmachung gefreut?
Michael Menzel: Hallo Christoph, schön mal wieder hier in der Brettspielbox zu sein. Auf die Ankündigung habe ich mich sehr gefreut. Aber es war auch sehr nervenaufreibend, denn bis zum 10.12. sollte ja alles geheim bleiben. Aber alle Beteiligten haben super dichtgehalten. Es sollte halt eine Überraschung werden.
Brettspielbox: „Die Abenteuer des Robin Hoods“ sind dein Comeback als Autor nach deinem großartigen Erfolg der Trilogie „Die Legenden von Andor“.
Wie kam es dazu?
Michael Menzel: Die Grundidee zu „Die Abenteuer des Robin Hood“ hatte ich schon sehr lange, seit 2014. Es sollte ein Spielplan ohne Spielfelder und Symbole oder Ablagefelder werden. Als ich dann an Teil III der Andor-Trilogie gearbeitet habe, spürte ich ziemlichen Druck, denn wir hatten Teil II mit einem heftigen Cliffhanger beendet und die Fortsetzung musste möglichst bald kommen. So einen Druck wollte ich für Robin unbedingt vermeiden. Ich wollte mir so viel Zeit lassen, wie nötig war und mir immer die Option lassen, alles wieder einzupacken und es auch einfach nicht zu veröffentlichen. Ich wollte die Atmosphäre eines Erstlingswerks erzeugen. Wenn Du nämlich in so einer Atmosphäre eine Lösung für ein Problem findest, sagst Du: „Ok, funktioniert gut. Aber vielleicht geht es ja auch noch besser!“. Dann kannst Du alles noch mal neu und anders denken. Und das machst Du einfach nicht, wenn Du das Spiel bereits angekündigt hast oder irgendwelche Veröffentlichungstermine feststehen.
Brettspielbox: Das Robin Hood Spiel wird ein storybasiertes Spiel sein, dem ein wertiges Buch beiliegen wird. Was ist noch besonders an dem Spiel?
Michael Menzel: Ich finde es schwierig die Vorzüge des eigenen Spiels zu beschreiben. Ich bin ja mehr als befangen.
Was aber ganz objektiv gesehen auffällt, ist, dass das Spiel sehr schnell aufgebaut ist. Wir legen alle Holzteile als einen Haufen bereit. Alle Plättchen sind bereits in dem doppelten Spielplan eingelegt, da muss also nichts mehr vorbereitet werden. Statt vieler, vieler Karten, ist das hübsche Buch dabei, das nicht sortiert oder gemischt werden muss. Das ist übrigens der Grund, warum das Buch überhaupt drin ist – die Text-Menge pro Abenteuer ist nämlich eher gering, vergleichbar mit Andor, vielleicht sogar weniger. Es ist also kein Lese-Spiele, wie beispielsweise die Adventure Games.
Ich glaube, das Besondere an dem Spiel ist, dass wir uns völlig frei bewegen können. Diese Freiheit spiegelt sich auch im Abenteuer-Design wider. Wir bekommen in jedem Abenteuer eine Aufgabe. Häufig führen mehrere Wege zu dessen Lösung und wir können frei entscheiden, ob wir beispielsweise den Händler befragen oder eine alte Truhe erkunden wollen. Die Personen und Gegenstände sind verlinkt zum Buch, sodass uns ein Mitspieler dann einfach vorliest, was uns der Händler sagt oder was wir bei dem Rad vorfinden. Wir spielen also tatsächlich mit dem Bild!
Brettspielbox: Das Spiel ist auch wieder kooperativ angelegt. Kann man sich das ähnlich wie bei den Legenden von Andor mit verschiedenen Charakteren etc. vorstellen?
Michael Menzel: Ich glaube es gibt keine Überschneidungen zwischen Robin und Andor, außer dass beide kooperativ sind. Es war mir wichtig etwas völlig Neues zu entwickeln. Die Charaktere stehen bei „Die Abenteuer des Robin Hood“ weniger im Fokus als bei Andor. Das liegt vor allen Dingen daran, dass es im neuen Spiel viel mehr um die Frage des „wo“ als des „wer“ geht. Denn der Spielplan ist sehr groß und die Wege sind wirklich, wirklich weit. Wer in die letzte Ecke des Sherwood Forest gelaufen ist, wird nur unter größter Anstrengung, im gleichen Abenteuer, noch einmal das Dorf aus der Nähe sehen 🙂 Und so kommt es, dass z.B. Little John der stärkste der Gruppe ist, es aber alles nichts nutzt, wenn er am falschen Ort ist.
Brettspielbox: Durch Covid19 verläuft vieles anders. Persönliche Treffen – insbesondere in der Brettspielszene – waren sehr schwer möglich. Wie sehr trifft es dich als Illustrator bzw. Autor?
Michael Menzel: Auf meinen Beruf hat Covid19 bisher wenig Einfluss, da ich ja immer im Homeoffice arbeite und keine Kollegen am Arbeitsplatz habe. Persönlich sieht es da natürlich anders aus. Die Testarbeit zu Robin war zum Glück schon vor dem Ausbruch der Epidemie größtenteils abgeschlossen.
Brettspielbox: Die Trilogie „Die Legenden von Andor„ lässt dich aber auch nicht los. Dabei ist es inzwischen eine große Spielfamilie mit den drei Basisspielen sowie 6 Erweiterungen sowie diversen Mini-Erweiterungen und unzähligen Fan-Legenden.
Was macht den Erfolg dieses Spiels aus?
Michael Menzel: Für den anhaltenden Erfolg des Spiels sind, glaube ich, sehr viele Faktoren entscheidend. Der Verlag steckt weiterhin sehr viel Energie in diese Marke und die Fans geben immer wieder neue Impulse und entwickeln ständig neuen spielbaren Content. Völlig eigenständig finden sich in unserem Forum Spielegruppen oder kreative Arbeitsgruppen. Seit kurzem gibt es sogar ein Andor-Wiki in dem wirklich ALLES steht und in dem ich auch schon mal was nachschlage 🙂
Faszinierend ist für mich nach wie vor, dass es Andor gelingt Menschen anzusprechen, die normalerweise nicht spielen. Andor holt Kids von der PS4 ab, ist dabei aber immer familienfreundlich und nie brutal oder fies. Ich bekomme sehr häufig das Feedback, dass Andor der Einstieg oder Wiedereinstieg in unser schönes Hobby war. All das macht mich sehr glücklich. Dennoch stehe ich dem Phänomen eher wie ein Beobachter gegenüber und nicht wie der Urheber. Oder zumindest hätte ich diese Entwicklung nie vorausgeahnt und habe sie nie bewusst forciert. Es ist alles einfach irgendwie passiert.
Brettspielbox: Gibt es für die Legenden von Andor in Zukunft auch noch etwas neues zu erleben?
Michael Menzel: Ja!!! Und ich darf hier in der Brettspielbox erstmals und exklusiv enthüllen, dass es in 2021 gleich zwei Neuheiten in der Andor-Welt geben wird. Etwas ganz Neues – auch für Nicht-Andori – und etwas Magisches. Letzteres wird von unserem Andor-Kreativteam, den Machern hinter den beiden „Verschollene Legenden“-Boxen (Doro Michels, Matthias Miller, Chris Kling und Andy Kälber) entwickelt. Ich freue mich schon sehr darauf ihre Ideen zu illustrieren!
Brettspielbox: Vielen Dank für das Interview und die Informationen
Weitere Informationen findet ihr im Video von Stefan und Julia von Spiel doch mal! oder in der aktuellen Spielbox.
Weitere bereits erschienene Interviews:
Interviewreihe Autoren und Verlage:
Inka und Markus Brand (Burgenland / Neuheiten 2014) • Ralph Bruhn (Aquasphere) • Frank Heeren (SPIEL 2017) • Hunter & Cron (Gen Con 2015) • Michael Kiesling (Spiel des Jahres 2018) • Agnieszka Kopera und Andrei Novac (NSKN 2014) • Helge Messner (Revive) • Michael Menzel (Neuheiten 2014 | Die Abenteuer des Robin Hood – 2020) • Matthias Nagy (Frosted Games 2018) • Alexander Pfister (Spiel 2015 / Broom Service: Kartenspiel) • Martin Schlegel (West of Africa) • Jamey Stegmaier (Viticulture 2014 | 2020) • Klaus Teuber • Wolfgang Kramer • Wolfgang Warsch (März 2018 / Juli 2018)
Interviewreihe „junge Verlage“
Bereits in der Reihe „junge Verlage“ erschienen:
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