Donnerstag, April 18, 2024
StartJahrREVIEW | Rezension Brettspiel Kannste Knicken

REVIEW | Rezension Brettspiel Kannste Knicken

Auf einen Neuzugang in der „Klein & Fein“-Reihe von Schmidt Spiele freue ich  mich immer wieder. Denn bis auf Brikks, mit dem ich einfach nicht richtig warm geworden bin, haben mir hier alle Spiele Spaß gemacht. Mit „Kannste Knicken“ liegt hier eine neue Form der Roll and Write Spiele vor – hier kommt zu „Roll“ und „Write“ auch noch „Fold“ hinzu.

Ein Drama für alle, die ihre Spiele sonst laminieren, um länger etwas davon zu haben…

Carina Brachter


SPIELBESCHREIBUNG

Kannste Knicken kann in vier Schwierigkeitsstufen gespielt werden. 

Je nach Wunsch entnimmt man die entsprechenden Blätter des Levels aus dem Block. Alle Spieler:innen erhalten ein Blatt und einen Stift und los geht es mit den beiden Würfeln.

Wer würfelt, ist aktive:r Spieler:in. Ist man aktiv, wählt man einen der beiden Würfel und trägt das Würfelergebnis auf dem Blatt ein. Die passiven Mitspieler:innen wählen den anderen Würfel und tragen die Werte auf ihren Blättern ein.

Die Werte der Würfel können aus einer oder zwei Zahlen bestehen. Bei einer einzelnen Zahl entsteht eine neue Reihe aus Kreuzen. Besteht das Würfelergebnis aus zwei Zahlen, können zwei unabhängige Reihen angekreuzt werden.

Die Kreuzreihen entstehen zwischen einem Start- und einem Endpunkt. An einem Endpunkt kann auch wieder neu gestartet werden. Ziel ist es, Smileys anzukreuzen, denn wenn man in einem bestimmten Bereich des Spielfelds genügend von ihnen angekreuzt hat, darf man diese Ecke des Blattes umknicken. Je nachdem , wie viele Symbole man ankreuzen konnte, desto größer ist die Ecke, die man umknicken kann. Knickt man in der maximalen Größe, besteht der Vorteil darin, dass ein Bonus nutzbar wird. In jedem Fall wird eines der Zielsymbole sichtbar. 

Ziel des Spieles ist es, als Erstes alle Ecken umzuknicken und die dadurch sichtbar gewordenen Zielsymbole miteinander durch Kreuzreihen zu verbinden.

Mit Level zwei, drei und vier kommen weitere Optionen ins Spiel. 

In Level zwei, der Rutschpartie mit dem Pinguin, ist es beispielsweise möglich, über bestimmte Eisfelder zu rutschen. Mit den Aliens in Level drei ist auch Abbiegen und Beamen möglich. Im vierten Level muss dann schließlich doppelt geknickt werden, bis alle Zielsymbole verbunden werden können.

Das Spiel bietet auch eine Solovariante.



AUTOR: Klaus-Jürgen Wrede, Ralph Querfurth ■ GESTALTUNG: Leon Schiffer
VERLAG: Schmidt Spiele ■ ERSCHEINUNGSJAHR: 2021

spieler

1-4 Spieler

alter

ab 8 Jahren

zeit

ca. 20 Minuten

Spielregeln (ext. Link zu Schmidt Spiele)


SPIELGEFÜHL

Fangen wir mal mit dem größten Problem an: Laminieren kannste „Kannste Knicken“ mal so gar nicht. Bisher wurde jedes Roll and Write bei uns einer Art Initiationsritus unterzogen. Noch bevor die dritte Partie gespielt ist, waren einige Blätter vom Block ihren Weg Richtung Ewigkeit durch das Laminiergerät gegangen. Spart Blätter, macht es möglich, im Spiel durch Abwischen Fehler zu korrigieren und lässt sich prima an Freunde versenden, um in Zeiten der Pandemie digital miteinander zu spielen. Geht hier nicht – aber das ist auch kein Drama, da man auch jetzt schon Ersatzblöcke für kleines Geld erstehen kann. An Nachschub sollte es daher nicht mangeln!

Jeder für sich 

Das Spielgefühl bei Kannste Knicken ist – wie bei vielen Roll and Writes auch – grundsätzlich recht solitär. Interaktion findet statt, wenn gewürfelt wird. Wenn klar ist, wer was einzutragen hat, tauchen alle Spieler:innen in ihre eigenen Eintragungen ab. Daraus auftauchen tun alle nur, wenn die Mitspieler:innen anfangen, die erste Ecke zu knicken. „Was? Soweit bis Du schon?“ 

Wettlauf zum Goldfisch 

Ja, Kannste Knicken ist ein Wettrennen. Wichtig ist es daher, unnötige Umwege zu vermeiden und möglichst schnell die notwendigen Symbole mit Kreuzen zu markieren, um die Boni nutzen zu können. Sind alle Ecken umgeknickt und stehen einem alle Boni zur Verfügung, ist das Ende des Spiels nahe. Da wird dann auch ein wenig häufiger auf das Blatt der Mitspieler:innen geschaut und verglichen: Kann ich es noch schaffen? Ein Fotofinish bei Erreichen des letzten Sterns, des Goldfischs, des Ufos oder des Reagenzglases ist dann jederzeit möglich. 

Siegstrategien

Mit kleinen Ecken sollte man sich in diesem Spiel gar nicht erst groß abgeben. Die Wege zwischen den Zielsymbolen sind dann viel zu lang und liegen zu ungünstig. Höchstens eine Ecke in der kleinen Variante kann man sich leisten. 

Zudem hat es sich gezeigt, dass es förderlich ist, zunächst die beiden Ecken umzuknicken, die es ermöglichen, den weißen bzw. schwarzen Würfel auch dann wählen zu dürfen, wenn dieser den passiven Spieler:innen eigentlich nicht zur Verfügung steht. Dies gibt einem die maximale Freiheit, das Würfelergebnis zu wählen, das einem gerade am besten passt. Auf diese Weise kommt man seinem Ziel schnell näher. Stehen einem auch die anderen beiden Boni zur Verfügung, ist man sehr frei in dem, was man tut. Die anderen beiden Boni ermöglichen nämlich, zum Würfelergebnis jeweils noch den Wert 1 zu ergänzen. Das Würfelergebnis wird dann sehr beliebig, aber dann ist das Spielende auch nicht mehr sehr fern.

Rutschen, Beamen, Doppelknicken

Das Basisspiel wird schnell ein wenig langweilig – es ist gut geeignet, das Spielprinzip kennenzulernen, aber dann ist mehr Herausforderung angebracht. Daher ist es sehr gut, dass die weiteren Level Abwechslung bringen. 

Im Level mit den Pinguinen ist das Rutschen über die Eisschollen interessant. Sie ermöglichen, größere Strecken zu überwinden. Das ermöglichen auch die Beamer im Alien-Level. Dort ist auch das Abknicken auf Strecken mit Hilfe der Sterne sehr praktisch. Dieses Level gefällt mir daher auch am besten. 

Ganz neu sind „Rutschen“ und „Beamen“ allerdings auch nicht. Diese Elemente kannte ich bereits aus Friedemann Frieses Finstere Flure, wo mir das auch schon gut gefiel.

Ein paar Anmerkungen zum Schluss

Diese Punkte sind noch erwähnenswert:

  • Ein bisschen unpraktisch ist, dass die umgeknickten Ecken immer ein wenig hochstehen. Man ist immer versucht, die Ecken runterzudrücken. Daher hat man immer mindestens einen Finger auf dem Spielfeld. 
  • Kannste Knicken kommt ein wenig im 80er-Jahre Charme daher, der nicht jedem gefällt. Die Gestaltung ist aber zweckmäßig und das Spiel benötigt auch keine thematische Einbettung. Daher finde ich das völlig okay.
  • Das auf der Regel per QR-Code versprochene Gameplay Video ist leider nicht erreichbar. 

Zusammenfassung

Kannste Knicken ist ein solides Roll and Write-Spiel, das der Gattung eine weitere Facette hinzufügt. Mit dem Knicken der Ecken kommt Abwechslung ins Genre, es handelt sich aber nicht um einen bahnbrechende Innovation, die das Genre auf eine neue Stufe hebt. Wer Roll and Writes mag, macht hier sicherlich nichts falsch. Ob sich der Wiederspielreiz aber hält, wenn man bereits Level 4 mehrmals gespielt hat, glaube ich nicht. 

Kannste Knicken ist mit den unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen einsteigerfreundlich aufgebaut, so dass auch Neulinge gut herangeführt werden.

  • Neue Facette im Genre der Roll and Writes 
  • Leicht erlernbar und durch ansteigende Schwierigkeitsstufen gut steigerbar
  • Hat man alle Level mal durchgespielt, sinkt der Wiederspielreiz deutlich
  • Innovation „Knicken“ ist nicht so bahnbrechend, dass es das Genre neu erfindet

Aus meiner Spielerperspektive:

Kannste Knicken kann man mal spielen, aber es ist nicht mein Liebling der Reihe Klein & Fein. Die Innovation, dass man sein Blatt knickt und somit mehrdimensional unterwegs ist, gefällt mir gut, ist aber auch nicht revolutionär. Wie sagte eine Mitspielerin so schön: „Knicken allein rockt nicht!“

Am liebsten spiele ich Level 3 mit den Aliens. Es kommt bei uns aber höchstens als Absacker auf den Tisch.

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