Montag, Mai 13, 2024
StartJahr2022REVIEW | Rezension Brettspiel Caldera Park

REVIEW | Rezension Brettspiel Caldera Park

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Nachdem 2021 das Brettspiel Savannah Park erschienen ist, folgt nun 2022 mit Caldera Park der – ja was genau? Der Nachfolger, die Weiterentwicklung, der zweite Teil einer Trilogie? Die Schachtelrückseite macht klar: „Ein mit Savannah Park verwandtes Spielprinzip, das mehr Freiheiten und taktische Tiefe bietet.“ Ob das so ist, habe ich mir genauer angeschaut.

Carina Brachter


SPIELBESCHREIBUNG

Caldera Park entführt uns in die Wildnis Nordamerikas, wo wir beeindruckenden Naturphänomenen und interessanten Tierarten begegnen. Diese Tiere siedeln wir über 5 Runden in möglichst großen zusammenhängenden Gruppen auf dem vor uns liegenden Tableau an. Schaffen wir es, die großen Herden oder Rudel mit Wasserlöchern zu kombinieren, ergibt sich beim Spielende aus der Multiplikation der Tieranzahl mit angrenzenden Wasserlöchern ein Teil unserer Siegpunktzahl. 

Wo die Tiere zu platzieren sind, ergibt sich durch einen Auswahlmechanismus, bei dem jeder mal bestimmen darf, welches Tier in diesem Spielzug auf welchem Landschaftsplättchen platziert werden soll. In der Spielmitte befindet sich das Tableau, auf dem in jeder Runde einmal jede Tierart mit einer Landschaftsart kombiniert werden darf. Hat ein:e Spieler:in entschieden, welches Tier auf welche Landschaft bewegt wird, nehmen alle Mitspielenden ein Plättchen mit eben jener Tierart und platzieren es entsprechend der Vorgabe. Haben wir diese Tierart nicht in unserer Auslage, dürfen wir eine andere Tierart unserer Wahl aussuchen. 

Außerdem muss in jeder Runde leider auch ein Wetterplättchen auf unserem Tableau platziert werden. Dieses kann in den meisten Fällen negative Auswirkungen haben, da es bestimmte angrenzende Tierarten oder -gruppen aus der Wertung nimmt. 

Sind alle Tierplättchen auf dem Tableau platziert, ist das Spiel beendet und die Punkte werden ausgewertet. Dabei zählen wie oben bereits erwähnt die Tierherden in Multiplikation zu den Wasserlöchern, aber es gibt auch Punkte für das Erreichen bestimmter Landschaftsbedingungen – wenn beispielsweise alle Wasserfälle oder der gesamte Wald abgedeckt wurde. Wer die meisten Punkte erzielen kann, gewinnt Caldera Park.



AUTOR: Wolfgang Kramer, Michael Kiesling ■ ILLUSTRATIONEN: Annika Heller
VERLAG: Deep Print Games|Pegasus ■ ERSCHEINUNGSJAHR: 2022

spieler

1-4 Spieler

alter

ab 10 Jahren

zeit

ca. 30-40 Minuten

Spielregeln (ext. Link zu Deep Print Games)


SPIELGEFÜHL

Hier wird man an die Hand genommen

Generell ist Caldera Park ein sehr hübsches, toll illustriertes Spiel. Angefangen vom Cover, über die Faltschachteln, in denen das Spielmaterial sicher und plastikfrei aufbewahrt wird, bis hin zu den unterschiedlichen Tierplättchen. Die Landschaftsarten sind grundsätzlich gut zu unterscheiden. Bei den Tieren – die nahezu alle braun sind – wird die Unterscheidung von Bisons und Elchen in schlechten Lichtverhältnissen schonmal schwierig. Auch die Seen auf den Wetterplättchen erkennt man schon einmal nicht so gut.

Die Einkerbungen an den Spieltableaus – für die Tierplättchen oben und die Wetterplättchen unten – geben ebenfalls Orientierung, weil hier alles seinen Platz hat. Die Spieler:innen werden optimal durch das Spiel geleitet, der rote Faden ist jederzeit erkennbar – bis hin zur Abschlusswertung mit Hilfe der Übersicht auf dem zentralen Spieltableau und dem hilfreichen Wertungsblock. 

Friedvoll und harmonisch

Der Einstieg in das Spiel ist bei Caldera Park wirklich einfach. Die Regeln sind gut verständlich und übersichtlich aufgebaut. Besonders das umfangreiche Wertungsbeispiel am Ende ist sehr hilfreich für das Spielverständnis. Auch, wenn man das Spiel neuen Mitspielenden erklärt, kann man dies sehr einfach anhand des Spieltableaus in der Spielmitte tun. Das Spiel ist daher auf jeden Fall einsteigergeeignet und bestens für die Spielrunde mit der Familie.

Das Spielgefühl bei diesem sympathischen Thema ist zudem absolut friedvoll – hier tut man sich kaum etwas zu leide. Alle sind versunken in ihre eigene Auslage und planen ihre Herden und Rudel. Bei den Mitspielenden nachschauen, was diese gerade treiben, tut man erst nach ein paar Partien und auch meist nur im Spiel zu Zweit. Schön ist auf jeden Fall, dass alle immer gleichzeitig an der Reihe sind, sobald eine Tier- und Landschaftsart ausgesucht wurde. So kommt kaum Downtime auf. 

Orkan, Hagelschauer, Gewitter

Das alles wäre zu harmonisch, wenn nicht hin und wieder eines der ungemütlichen Wetterphänomene in die Idylle platzen würde. Die Wetterplättchen sind der Störfaktor, der für schlechte Stimmung sorgen kann. Sie bestimmen, welche Tiere angrenzend an die Wetterphänomene vertrieben werden und welche Plättchen demnach vor der Endwertung umgedreht werden. Da die Wetterplättchen im Uhrzeigersinn gelegt werden müssen, kann man mit ihnen nicht taktieren und muss sie in der vorgesehenen Reihenfolge platzieren. Das kann böse enden, sofern da ein Wetterphänomen die Herde teilt oder vom notwendigen Wasserloch abschneidet. Alle Planung ist dann dahin, aber meist nur für eine Tierart und damit ist nicht gleich das ganze Spiel verloren. 

Dennoch plagt einen irgendwie das schlechte Gewissen, man habe seine Herde verdursten lassen… Auch, wenn dieses Versagen negative Gefühle vermittelt, ist das Wetter ein wichtiger Unwägbarkeitsfaktor für das Spielgeschehen. Sonst wäre das alles zu easy peasy.

 

Immer schön die Herden im Blick behalten

Die Wertung der Landschaftsarten ist im Vergleich zum Vorgänger Savannah Park eine zusätzliche Art der Punktegenerierung. Für komplett gefüllte Bereiche können hier neben den Herden weitere Punkte erzielt werden, aber diese Ausbeute steht kein bisschen im Verhältnis zu den Tierwertungen. Auf diese ist das Augenmerk zu legen – springt als Nebenprodukt ein Punktgewinn über die Landschaftswertung dabei heraus, ist das gut, aber nicht entscheidend. Die Herden und Wasserlöcher sollten der Fokus bleiben.

Schöne Weiterentwicklung

Um beim Vergleich zu Savannah Park zu bleiben, sollte man wissen, dass mit Caldera Park eine schöne Steigerung des Anspruchs vorgenommen wurde. Das Spiel ist immer noch ein einfaches, allerdings hat man bei Caldera Park mehr Gestaltungsmöglichkeiten und mehr Aspekte, die man beachten muss. Das macht das Spiel attraktiver als seinen Vorgänger, besonders für Spieler:innen, die sich eher im Kennerbereich tummeln. 

Bei Savannah Park hatte man häufig das Gefühl des Gespieltwerdens, da man häufig gezwungen war, Plättchen zu bewegen, die gerade überhaupt nicht passten, oder nur eine sehr geringe Auswahl an Feldern hatte, auf die man die Plättchen legen konnte.

Bei Caldera Park hat man – zumindest zu Beginn der Spiels – mehr Auswahl und Optionen. Lediglich, wenn man in der Runde als letztes an die Reihe kommt, kann man keine wirkliche Wahl mehr auf dem Auswahltableau treffen. Die Entscheidung wird einem abgenommen.

Auf der Rückseite gehts weiter

Nach ein paar Partien kann es sein, dass man bei Caldera Park den „Königsweg“ gefunden hat. Da hat das Spiel vorgesorgt und bietet mit der Rückseite des Spieltableaus eine neue Herausforderung. Der sog. Geysirpark ordnet die Wetterplättchen viel zentraler an und bringt sie deutlich näher an das Zentrum des Spielplans heran. Ein Ausweichen wie auf der Vorderseite ist nun nicht mehr möglich und es kann ganz schön haarig werden. Meist liegen die Punkteergebnisse bei Spielende dann auch eher bei der Hälfte der Werte der Vorderseite. Ob auch hier ein Königsweg gefunden werden kann, kann ich noch nicht beurteilen, da ich diesen Plan noch nicht oft genug gespielt habe. Der Geysirplan ist auf jeden Fall eine schöne Steigerung der Herausforderung, der das Spiel länger interessant hält.


Zusammenfassung

Caldera Park ist ein zugängliches und vom Spielgefühl her sehr angenehmes Spiel in einem hübsch gestalteten Natur-Setting. Es bietet mehr Anspruch und Entscheidungsmöglichkeiten als sein Vorgänger Savannah Park, wobei der Kern des Spielmechanismus gleich geblieben ist. Alle, die den Vorgänger mochten, werden mit Caldera Parkden nächsten Schritt in der Komplexität machen können ohne überfordert zu werden.

Für mehr Abwechslung und Varianz sorgt ein zweiter Spielplan, der die Spielenden vor größere Herausforderungen stellt.    

  • Schöne Gestaltung des ansprechenden Naturthemas
  • Zugängliches Regelwerk, einfach verständlich 
  • Schöne Steigerung des Anspruchs im Vergleich zum Vorgänger
  • Unterscheidbarkeit der Tiere nicht immer einfach
  • Unwägbarkeit durch die Wetterphänomene mag nicht jeder
  • Recht solistische Spielweise

Aus meiner Spielerperspektive: Savannah Park war sehr einfach – ich mag die Steigerung des Anspruchs, die Caldera Park im Vergleich zum Vorgänger mitbringt. Mir liegt die Vorgehensweise der Herdenbildung, daher liegen mir auch beide Spiele. So konnte ich auch schnell bei Caldera Park für mich eine Art Königsweg finden, den ich jedoch bei der Rückseite des Tableaus nicht mehr anwenden kann. Hier bin ich wieder neu herausgefordert und ich mag es, dass mir das Spiel diese Herausforderung stellt. Ich bin gespannt, ob es noch einen Teil 3 geben wird, den ich mir ganz sicher auch anschauen würde. 

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