Montag, Dezember 16, 2024
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Review Würfelsiedler

Aufbruch ins neue Land

Bei Würfelsiedler denkt jeder sofort an Catan. Abseits des Rohstoffe sammeln, Würfel im Einsatz haben sowie Hexalandschaftsplättchen auslegen, hat das Spiel nicht viel gemeinsam mit dem Longseller und Begründer der Eurogames.

Auch ist der Schwierigkeitsgrad deutlich über CATAN, denn wir haben hier ein echtes Kennerspiel vor uns liegen, dessen Covergrafik ein wenig zu viel Harmonie vorgaukelt.

Dann lasst uns neues Land besiedeln.


Das Spiel

Jeder Spieler erhält ein Set aus fünf Würfeln (drei weiße, ein grüner, ein gelber). Dazu gibt es in seiner Spielerfarbe 5 Häuser, Zelte und einen Stoffbeutel. Ein Zelt wird als Marker für die Würfelzählleiste genutzt. 6 kommen in den persönlichen Vorrat.

Je nach Spieleranzahl werden bestimmte Landschaftsplättchen nicht gebraucht. Dann werden die Startplättchen herausgesucht und drei an den Startspieler verteilt. Dieser darf sich eins aussuchen und gibt die anderen plus ein weiteres an seinen Nachbarn weiter. Die ausgesuchten Plättchen werden ausgelegt und entsprechende Aktionen ausgeführt. Zudem werden 9 Technologien ausgelegt (hier gibt es einige Sets als Vorschläge). Als letztes werden noch Siegpunktmarker und Würfel entsprechend der Spieleranzahl herausgelegt.

3 Phasen

Das Spiel selbst besteht aus drei Phasen:

  1. Würfelphase: entsprechend dem Marker auf dem Würfelanzeiger dürfen die Spieler x Würfel aus dem Beutel ziehen (=aktive Würfel). Reicht dieses nicht aus, so können sie verbrauchte Würfel in den Beutel werfen und nachziehen. Dann können die Würfel über Hüte und Ressourcen „manipuliert“ bzw. neue nachgezogen werden.
  2. Aktionsphase: in dieser stehen 7 Hauptaktionen und 2 Nebenaktionen zur Verfügung.
    Von den Hauptaktionen dürfen zwei reihum ausgesucht werden (die Nebenaktion sind nicht limitiert). Dieses sind neue Würfel nachziehen, neue Landschaftsplättchen erkunden, diese besiedeln bzw. Besiedlungen verstärken (geschieht i.d.R. in einem zweistufigen Prozess), Mitspieler überfallen, Ressourcen ernten und handeln (gegen Siegpunkte) sowie neue Errungenschaften erforschen (bringen Siegpunkte und Boni). Hat man die Aktion durchgeführt, sind die jeweiligen Würfel verbraucht und werden an den unteren Rand der Vorlage gelegt.
    Als Nebenaktion kann man Zelte von Fabriken entfernen und dafür Boni nehmen bzw. wenn man drei Zelte mehr hat als der nächst höhere auf einem Plättchen, diese gegen ein Haus tauschen.
  3. In der Aufräumphase darf ein aktiver Würfel gelagert werden. Zudem wird der Startspielermarker weitergereicht.

Das Spiel verläuft Rundenweise, bis eine der Endbedinungen eingetreten ist: ein Spieler hat das fünfte Haus gebaut, alle Landschaftsplättchen wurden nachgezogen, es sind die limitierten Siegpunkte verbraucht oder es sind nur noch zwei Würfelsorten vorhanden.

Dann wird die aktuelle und eine weitere Runde zu Ende gespielt und Siegpunkte gezählt.

Diese gibt es für die Kontrolle auf Landschaftsplättchen (können auch mehrere sein), durch Errungenschaften, je 2 Würfel (=3SP), für den Bau von Häusern und die im Spiel erworbenen Siegpunkte.

Anmerkung: Laut Regeln wird in der Würfelphase das Würfelkontingent bestimmt, was wir immer direkt im Spiel durchgeführt haben. Des Weiteren kann man genutzte Errungenschaften mit einem Marker kennzeichnen (Umdrehen aufs Kreuz), den man in der Aufräumphase wieder auf ungenutzt dreht. Kann man machen, muss man aber nicht unbedingt.


Autor: Dávid Turczi • Grafiker: Mihajlo Dimitrievski
Verlag: Board&Dice (NSKN) | Schwerkraft • Jahr: 2018

spieler1-4 Spieler • alterab 14 Jahren • zeitca. 90 Minuten

Spielregeln (ext. Link zu Schwerkraft)


Spielgefühl

Würfelsiedler ist eine Mischung aus Bagbuilding, Dice Management gepaart mit Workerplacement- und Area-Controll-Mechanismen. Wow, wird sich der ein oder andere denken, da hat man sich aber eine Menge vorgenommen. Und zu Beginn eines Spiels kommt auch eine Menge auf die Spieler zu.

Wird man dem gerecht?

Wenn sich dann der Nebel lichtet, wird neben einem angenehmen Spielgefühl bei den meisten Spielern die unglaubliche Variantenvielfalt hängenbleiben, die Würfelsiedler bietet. Dadurch gleicht keine Partie so richtig der anderen. Wie kommt das?

Das liegt zum einen an den verschiedenen Würfeln im Spiel. Hier habe ich über Beutel und Würfel selbst ein zweistufiges Zufallselement im Spiel. Dieses kam jedoch bei dem ein oder anderen nicht so gut ankam (Glückslastigkeit), auch wenn es einige Möglichkeiten der Würfelmanipulation gibt. Dazu geben die Errungenschaftskarten, von denen es schlappe 55 gibt, in den unterschiedlichsten Konstellationen, andere Anreize das Spiel zu spielen. Und zu guter Letzt kommt über die Landschaftsplättchen und den modularen Aufbau des Spielfeldes auch noch einmal eine zusätzliche Varianz ins Spiel.

Die Würfelsiedler lassen sich bis auf die erste Würfelphase angenehm schnell spielen. Reihum handeln wir danach zwei Aktionen ab und jeder wundert sich, wie schnell eine Runde herum ist. Dabei gibt es Möglichkeiten – je nach Errungenschafts- und Landschaftsplättchenkonstellationen – kleine Mini-Engines im Spiel zu haben. In der Würfelphase sollte man jedoch auf die Einhaltung eines selbstgesteckten Zeitlimits achten, da man sonst Gefahr läuft, hier zu überplanen.

Denkt man in der ersten Hälfte des Spiels noch, wie man das Spiel in knapp 90 Minuten (zu 2 und 3 weniger) spielen soll, entwickelt sich das Tempo im Spiel der zweiten Hälfte deutlich nach oben. Das mag auch daran liegen, dass man Zugang zu mehr Würfeln und Errungenschaften hat und man in seinem Zug mehr tun kann.

Interaktivität gibt es durch das Verdrängen sowie das Überfallen ins Spiel. Es gab Partien bei denen viel überfallen wurde, während dies bei anderen Partien kaum zu tragen kam.

Gibt es auch etwas zu bemängeln?

Was mich vom Material her stört, sind die viel zu engen Beutel für die Würfel. Wenn man nicht gerade Kinderhände hat, kommt man nur sehr schwer hinein. Auch wenn der ein oder andere sagt, besser kann man nicht vor Manipulation schützen, vertraue ich lieber auf meine Mitspieler und habe es etwas bequemer während des Spiels. Auch finde ich die Ikonographie für zwei Aktionen mit Handsymbol nicht so gelungen. Dieses tritt insbesondere das Symbol rekrutieren. Ein Würfel mit Geld wäre viel einleuchtender gewesen. Die Symbole für Kontrolle und Präsenz sind für Spieleinsteiger nicht gerade eingängig und führen zu vielen Nachfragen.

Ebenfalls hätte ich mir für den nicht gerade niedrigen Preis kräftigere Spielertableaus gewünscht. Diese sind doch arg dünn geworden. Auch hätte man hier im Feinschliff noch einen Tick mehr tun können. Gut ist die Spielerhilfe links und die Zusammensetzung der Würfel rechts (lästiges Drehen entfällt), doch sind kleinere Fehler in der Spielerhilfe. Warum man die Siegpunktvergabe vergessen hat, verstehe ich nicht, denn gerade in den ersten Partien wird die Wichtigkeit, viele Häuser zu bauen oder aber, dass es für 2 Würfel 3 SP gibt, vergessen.

 

Die Würfelsiedler spielen sich in allen Konstellationen gut. Je nach Spieleranzahl gibt es kleinere Anpassungen im Spielmaterial, damit die Spielzeiten in etwa gleich sind. Die angegebene Spielzeit von 90 erreicht man nach einigen Partien mühelos zu viert. Zu Beginn benötigt man vielleicht etwas mehr.


Kurzfazit: Eine hohe Varianz im Spielmaterial lässt uns jede Partie zu einem neuen Spielerlebnis werden. Einmal verstanden ist das Spiel angenehm leicht zu spielen. Komplexität kommt dann über die vielfältigen Kombinationen an Errungenschaften, Würfeln und Landschaftsplättchen ins Spiel.

  • Hoher Variabilität
  • Gelungene Kombination aus aus Bagbuilding, Dice Management gepaart mit Workerplacement- und Area-Controll-Mechanismen
  • angenehme Spieldauer

 

  • Material könnte an der ein oder anderen Stelle etwas besser sein
  • Downtimegefahr droht nicht während der Aktions- sondern der Würfelphase durch Grübler
  • Für den ein oder anderen zu viel Glück im Spiel.
  • Überfall ist nicht für jedermann etwas.

Ja, Würfelsiedler ist so richtig nach meinem Geschmack. Eine schöne Kombination aus Tüfteln und schnellem Spiel haben wir hier vor uns. Der Preis von 60 Euro mag vielleicht um 10 Euro zu hoch liegen (zumal das Material einige Schwächen hat), aber Würfelsiedler hat mich trotzdem sehr positiv überrascht. Im Vergleich mit den Architekten aus dem gleichen Haus, bietet es deutlich mehr Varianz (und am Ende einen höheren Wiederspielreiz).

Nicht zu verhehlen ist ein gewisser Glücksfaktor im Spiel. Der kann insbesondere beim Würfeln etwas nervig sein. Aber es gibt einige Korrekturfaktoren im Spiel (Errungenschaften, Hüte und Ressourcen), mit denen man teilweise Gegensteuern kann.


 

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