Ein Wochenende in der abgelegenen Hütte des Onkels – was wie ein entspannter Urlaub mit Freunden beginnt, entwickelt sich in dem Brettspiel Zwei Zimmer schnell zum Albtraum. Die Spielenden entdecken mysteriöse Türen, dunkle Rituale und einen Kult, der offenbar nicht nur Nina nach dem Leben trachtet.
Christoph

Zwei Zimmer ist ein kooperatives Kartenspiel für genau zwei Personen.
Der Mechanismus ist ebenso ungewöhnlich wie schnell erklärt: Eine Person schließt die Augen, während die andere eine Charakterkarte in einen von zwei „Räumen“ legt – symbolisiert durch die Spielschachtel (blaue und rote Tür) selbst. Je nachdem, welche Karten sich bereits dort befinden, treten bestimmte Effekte in Kraft (in der Reihenfolge von niedriger Zahl bis zur hohen Zahl der Karten).
Danach geben wir entweder eines von vier Worten bekannt:
- Flucht – Harman ist verwundet und flieht
- Ende – der Nachziehstapel ist leer oder Nina ist verwundet
- Blut – jemand anders ist verwundet
- Stille – es wurde niemand verwundet
Ziel ist es, den Hauptbösewicht Harman zu verwunden und in die Flucht zu schlagen sowie am Ende zu wissen, wo sich Nina befindet – ohne, dass sie verletzt wird. Gelingt das, gewinnen beide gemeinsam. Wird Nina verletzt oder bleibt ihr Aufenthaltsort unbekannt, ist die Partie verloren.
Es gibt vier Schwierigkeitsgrade, durch die mehr Karten von Harmans Schar in das Spiel gelangen.
Brettspiel Regeln
Spielregeln (ext. Link zu Corax)


Zwei Zimmer schafft mit wenigen Mitteln eine überraschend dichte Atmosphäre. Die Illustrationen, die Tagebucheinträge von Nina und die zunehmende Bedrohung durch Harmans Schergen erzeugen echtes Kopfkino. Der Mechanismus mit geschlossenen Augen ist ungewohnt, aber reizvoll – vor allem, weil er Deduktion, Vertrauen und Kommunikation auf eine besondere Weise kombiniert.
Die Spannung entsteht aus Informationslücken: Was hat die andere Person gerade getan? Was kann oder sollte ich nun tun, um nicht alles zu gefährden? Dabei wirkt das Spiel wie eine Mischung aus Deduktion, Bluff und Memory, ohne sich wie ein klassisches Erinnerungsspiel anzufühlen.
Der Wiederspielwert ist in den ersten Partien hoch, weil man die Effekte der Charaktere erst verstehen und gezielt einsetzen lernen muss. Nach einigen Partien lässt die Überraschung nach, doch bis dahin bietet das Spiel für seinen geringen Preis beachtlich viel.
Dennoch ist nicht alles Gold was glänzt. Das fängt mit einer fehlenden Spielendenhilfe an. Denn gerade in den ersten Partien benötigt man noch eine kurze Erklärung zur Symbolik und so dreht und wendet man die Anleitung. Dadurch war die Downtime, in der man sich gerade als Person mit „Augen zu“ gedulden muss, in den ersten 1-2 Partien zu hoch.
Ebenfalls sollte man die Türen auf einen leisen Untergrund stellen (wir haben ein Handtuch genommen. Eine Spielermatte hilft auch), da man sonst das Klappern der Türen hört.

- Innovativer Mechanismus mit Augen-Schließen und geschicktem Kombinieren
- Starke Atmosphäre trotz minimaler Ausstattung
- Kooperatives Erlebnis mit echtem Mitfieber-Potenzial
Zwei Zimmer ist ein kleines, aber wirkungsvolles Spiel für zwei. Wer gerne gemeinsam knobelt, deduziert und in eine dichte Geschichte eintaucht, bekommt hier ein ungewöhnliches Spielerlebnis mit echtem Überraschungseffekt. Kein Dauerbrenner, aber definitiv ein lohnender Kurzurlaub in der Welt des psychologischen Horrors – für deutlich weniger als eine Kinokarte.



AUTOR: Akiyama Koryo, Kozu Yusei
ARTIST: Lorenzo de Felici
VERLAG: Corax
ERSCHEINUNGSJAHR: 2024
