Dienstag, März 19, 2024
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REVIEW | Rezension Feierabend

Friedemann Friese bringt alljährlich besondere Spiele auf den Markt.

In Feierabend fühlen wir uns grafisch in die 80er Jahre versetzt. Einige Themen haben jedoch weiterhin aktuellen Bezug.

Denn es geht in dem Worker-Placementspiel um bessere Arbeitsbedingungen, Gleichberechtigung etc.


SPIELBESCHREIBUNG

Zunächst einmal müssen wir die sechs Spielfelder aufbauen. Je nach Spieleranzahl sind andere Seiten zu benutzen.

Jeder Spieler hat ein Team aus bis zu sieben Arbeitern (in Abhängigkeit von der Spieleranzahl). Jedoch geht es nicht um das Arbeiten sondern um die Erholung davon. Die Arbeiter werden auf die verschiedenen „After Work“ Felder gesetzt, um Erholung zu erhalten, z.B. Freizeitaktivitäten, Vergnügen in der Stadt, Urlaub, Kneipe etc. Aber das ein oder andere kostet Geld.

Reihum kann ich aus einer von drei Aktionen auswählen:

  1. Bis zu 3 Arbeiter auf den Hausplan stellen: Kneipe (mit und ohne Zweitjob) oder Wohnung >> bringt / nimmt Erholung und bringt / nimmt Geld
  2. Ein Arbeiter auf einen der Freizeit-, Vergnügungs-, Urlaubs- oder Gewerkschaftspläne stellen:
    – Freizeitplan ist kostenlos und bringt Erholung. Teilweise ist ein Partner Voraussetzung
    – Vergnügungsplan bringt Erholung gegen Geld
    – Urlaub ist der teuerste Weg, um jedoch an mehr Erholung zu kommen.
    – Um Urlaub zu erhalten, muss man streiken. Dieses setzt jedoch Gewerkschaftsmarker voraus, die man auf dem Gewerkschaftsplan erhält.
  3. Streiken für bessere Arbeitsbedingungen (mit Einsatz von Gewerkschaftsmarkern): Dieses können z.B. weniger Arbeitszeit (je weniger, desto geringer der Erholungsverlust), mehr Einkommen, Gleichberechtigung beim Lohn, mehr Streikmarker sowie mehr Urlaub sein.

Sind alle Arbeiter verteilt, geht es zurück zur Arbeit. Diese frisst die Erholung (in Abhängigkeit zur Arbeitszeit) wieder auf. Dazu wird das Einkommen ausgezahlt (reduziert um den sogenannten „Gender-Gap“). Zudem gibt es eine gewisse Anzahl an Streikmarkern.

Sind 40 oder mehr an Erholung erreicht, wird das Spielende ausgelöst. Es erfolgt noch eine Erholungs- und Arbeitsphase, nach der der Sieger des Spiels feststeht.



AUTOR: Friedemann Friese ■ GRAFIKER: Lars-Arne „Maura“ Kalusky
VERLAG: 2F ■ ERSCHEINUNGSJAHR 2020

spieler

1-6 Spieler

alter

ab 12 Jahren

zeit

ca. 60 Minuten

Spielregeln (ext. Link zu 2F Verlag)


SPIELGEFÜHL

Zunächst einmal fällt der opulente Spielplan bzw. die sechs Einzelteile auf. Der Tisch ist jedenfall sehr voll. Man braucht ordentlich Platz. Dazu ist auch noch alles sehr bunt. Und das ist der erste Kritikpunkt an diesem Spiel. Mitunter kann man die Übersicht beim Spielen verlieren. Da hat es der Grafiker in Kombi mit den vielen farbigen Meeplen etwas zu gut mit uns gemeint oder andere würden sagen, da sind ihm die Pferde vielleicht etwas durchgegangen.

Das Spiel hört sich komplexer an, als die Regeln zunächst vermuten lassen. Bereits nach zwei oder drei gespielten Runden ist man voll im Spiel und kann die verschiedenen Facetten begreifen.

Thematisch versuchen wir die extrem schlechten Arbeitsbedingungen (kein Urlaub, 70 Stunden Arbeitszeit pro Woche, niedriges Gehalt, Gender-Pay-Gap und eine schwache Gewerkschaft) nach und nach zu optimieren. Dieses tut jedoch jeder für sich selbst, so dass es keine kooperativen Elemente oder feste Rundenzahlen in dem Spiel gibt. Im Gegenteil: Durch den interessanten Einsatz- bzw. Aufräummechanismus gibt es ein regelrechtes Rangeln um die interessanten Plätze. Somit ist der Interaktionsgrad relativ hoch. Das Aufräumen bzw. Zurückholen der Arbeiter geschieht bei jedem Spieler unterschiedlich (immer dann wenn er seinen letzten Arbeiter eingesetzt hat). Dann werden auch wieder besetzte Plätze frei.

Auch in Vollbesetzung (funktionierte letztes Jahr im Frühherbst noch draußen) empfand ich die Downtime relativ niedrig. Je nach Spieleranzahl stehen dann auch mehr oder weniger Plätze für die Arbeiter zur Verfügung. Optimal war jedoch die Spieleranzahl von vier Personen.

Anders als sonst, werden Arbeiter nicht eingesetzt, um am Arbeitsleben teilzuhaben, sondern ihre Freizeit und Erholung zu generieren bzw. ihre Arbeitsbedingungen zu verbessern. Dabei muss man sowohl an die Erholung denken, da diese kurzfristig negative Folgen hat, wie auch an die besseren Arbeitsbedingungen, die sich eher langfristig auswirken.

In dem Spiel sind einige lustige Gimmicks und Übertreibungen zu finden, wie Kneipe, Blind Date, Urlaub mit Partner etc.

Während der Spielaufbau für Teilnehmeranzahl variable ist, ist der Aufbau im Gesamtgefüge starr. Hier hätte es vielleicht noch das ein oder andere Element geben können, um das Spielgefühl der einzelnen Partien stärker zu verändern.

Auch die beiden Währungen: Geld und Streikmarker bringen eine gewisse Würze ins Spiel, da man auch hier immer wieder für Nachschub sorgen muss.


Zusammenfassung

Arbeitereinsatzspiel für die Erholung mit interessanten Kniffen. Insbesondere das zeitlich unterschiedliche Zurückholen bringt eine interessante Interaktivität in das Spiel. Auch thematisch habe ich das Spiel als relativ dicht empfunden. Spiel, welches auch von geübten Familienspielern gespielt werden kann.

Jederzeit gerne knapp erreicht.

  • Schöne thematische Umsetzung mit vielen kleinen Anleihen aus den 70/80er Jahren.
  • trotz gefühlter Komplexität, gut erklärbar.
  • Spieldauer von gut 60 Minuten ist gut einhaltbar.
  • viele Varianten die zum Sieg führen.
  • großer Platzbedarf
  • grafische hätte es an der ein oder anderen Stelle etwas weniger sein können, um die Übersichtlichkeit zu wahren.

Aus meiner Spielerperspektive: Ein klassisches Kennerspiel light. So würde ich Feierabend eingruppieren. Dem Kennerspieler selbst hätte ein wenig mehr Varianz in den einzelnen Partien gut getan, so dass die verschiedenen Partien mit gleichen Spielern sich stärker unterschieden hätten.

Aber für 1h gute Unterhaltung ist Feierabend immer gerne hervorzuholen.

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