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REVIEW Glen More II

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2010 erschien Glen More bei alea und war die Nummer 6 bei den mittleren Boxen. Das Spiel ist bei vielen sehr beliebt und gehörte über viele Jahre zu den Top 200 Strategiespielen auf Boardgamegeek.

Autor Matthias Cramer hat sich dann an die Weiterentwicklung des Spiels gemacht. Über viele Jahre konnte man den Prototypen z.B. in Ratingen spielen.

2018/19 hat er sich dann mit den Machern von funtails zusammengeschlossen und Glen More II fertiggestellt. Dabei ist es nicht nur eine Weiterentwicklung des Basisspiels, es wurden direkt acht Erweiterungen in Form von Chronicles hinzugefügt, die auch im Namen des neuen Spiels enthalten sind: Glen More II – Chronicles.

In dieser Rezension gehe ich jedoch nur auf das Basisspiel ein. Die Chronicles werden in einer späteren Ausgabe erfolgen, da ich noch nicht alle in ausreichender Menge gespielt habe, um z.B. eine Reihenfolge etc. zu besprechen.


SPIELBESCHREIBUNG

In Glen More II breiten wir uns als Clanführer mit unserem Clan in einem schottischen Tal aus. Hierzu stehen jedem Spieler zu Beginn ein Schloss sowie Dorf und einen Scotsman zur Verfügung. 

Daneben gibt es zwei zentrale Tableaus. Ein Rundlauf- und ein Clantableau. Auf dem Rundlauftableau werden auf 14 Feldern Plättchen abgelegt (zu Beginn 14-x-1) und die Spielfiguren entsprechend ihrer Reihenfolge aufgestellt.

Der am weitest hinten stehende Spieler auf dem Rundentableau hat immer die erste Wahl und kann sich ein beliebiges Plättchen aussuchen. Nimmt er ein Plättchen aus der Auslage, muss seine Spielfigur an die Stelle des Plättchens ziehen, die Kosten (links oben) zahlen und das Plättchen in seine Landschaft einfügen. Dabei ist zu beachten, dass man nur angrenzend an einen Scotsman (in seiner eigenen Auslage) anbauen darf. Ebenso sind Flussfelder zu berücksichtigen. Kosten in Form von Rohstoffen kann ich aus meiner Auslage oder über den Markt erwerben (Mitte des Rundlauftableaus).

Lege ich das Plättchen an, bekomme ich Einmaleffekte des Plättchens (unten links) und alle umliegenden Plättchen werden gewertet (unten rechts). Die Ressourcen werden auf die entsprechenden Plättchen gelegt. Dabei ist die Reihenfolge der Abhandlung beliebig. De maximale Lagerfläche eines Plättchens beträgt drei Ressourcen.

Nehme ich keine Landschaft sondern eine Person, so platziere ich einen Marker auf dem Clanboard und bekomme entsprechende Boni. Diese können einmalig oder auch dauerhaft sein. Um zum Clan zu gelangen, sind ggfls. Wegekosten vom naheliegendsten Marker (eigen oder fremd) zu entrichten.

Plättchen werden nach jedem Zug nachgelegt. Ist dabei einer der vier Stapel aufgebraucht, findet eine Wertung statt, in der in den Kategorien Whiskyfässer, Scotsman auf dem eigenen Schloss, Anzahl der Sehenswürdigkeiten sowie Personen gewertet werden. Dabei vergleicht man sich immer mit dem jeweils Schlechtesten der Kategorie und erhält entsprechend Siegpunkte.

Nach der vierten Wertung ist Schluss. Am Ende des Spiels gibt es für ein Gold einen Siegpunkt und die Gebietsgröße wird verglichen mit den anderen. Dabei gibt es Minuspunkte für Plättchen, die ich im Vergleich zu dem Besten habe.



AUTOR: Matthias Cramer ■ GRAFIKER: Hendrik Noack, Jason Coates
VERLAG: funtails ■ ERSCHEINUNGSJAHR: 2019

2-4 Spieler

ab 12 Jahren

ca. 90-120 Minuten

Spielregeln (ext. Link zu funtails)


SPIELGEFÜHL

Da Glen More II im Basisspiel eine Weiterentwicklung des „Klassikers“ aus 2010 ist, gehe ich kurz auf die Veränderungen ein und was sie bewirken.

Was ist anders als Glen More?

  • Setting: bislang 17. Jahrhundert, jetzt etwas größerer Zeitraum Mittelalter bis 19. Jahrhundert > keinen Einfluss auf das Spiel
  • höherwertiges Material: z.B. größere Plättchen und Spielbrett, Ressourcen, bessere, aufwendigere Grafik etc. >> alles etwas größer und wertiger. Fühlt sich sehr gut an beim Spielen. Zudem gibt es ein sehr hochwertiges Inlay, bei dem im Spielkarton nichts verrutscht.
  • Spezialfähigkeitenplättchen sind ersetzt worden durch Karten.
  • Persönlichkeiten und Clan Plan >> mittels Einmal- und dauerhafter Effekten kommt eine zusätzliche Komplexität ins Spiel. Dabei spielt man mit seinen Markern den anderen auch den Weg frei. Schöne Anreicherung des Basisspiels.
  • keine Straße mehr >> entschlackt das Anlegen und gibt eine größere Varianz.
  • Überbauplättchen >> Möglichkeit der Aktivierung eines „zugebauten“ Bereiches zu einem späteren Zeitpunkt
  • vier anstatt drei Wertungen >> die erste Wertung kommt relativ schnell und hat kaum Relevanz für die Endwertung. Gerade in den ersten Partien dient sie der Verankerung des Wertungsmechanismus.
  • Neu: die Persönlichkeiten werden ebenfalls gewertet >> ermöglicht eine größere Breite an Siegpunktstrategien.
  • Spielzeit: Die Spielzeit ist aufgrund des Clanboards sowie der vierten Wertungsrunde deutlich angestiegen.

Dazu kommen die acht bzw. neun Chronicles, die ich an anderer Stelle noch einmal gesondert unter die Lupe nehmen möchte (wie gesagt, noch nicht ausreichend gespielt, um seriös ein Urteil über alle neun fällen zu können). An dieser Stelle sei schon einmal gesagt, das die Chronicles dem Spiel eine deutliche Komplexität hinzufügen.

So, nun aber weiter zum Spielgefühl und -spaß des Basisspiels.

Wie man oben schon erkennen kann, ist Glen More II im Basisspiel die tatsächliche Weiterentwicklung des Spiels von 2010.

Für Neulinge kann man festhalten, dass Glen More II eine schöne spielerische Reise durch Schottland ist. Dieses bezieht sich sowohl auf das Spielen an sich, wie auch auf die optischen und haptischen Erlebnisse. Das Spielprinzip ist schnell verstanden und auch gar nicht schwer. Dabei unterstützt die verständliche Anleitung für das Basisspiel. Gerade die Runde bis zur ersten Wertung hilft den Plättchen- sowie den Wertungsmechanismus zu verstehen.

Dann wird es auch zügig knackiger, da in den verschiedenen Aktionen vorausschauender agiert werden muss. Lege ich z.B. ein Plättchen an, aktiviere ich die bis zu acht umliegenden Plättchen in beliebiger Reihenfolge ebenfalls. Zur Ablage muss ich jedoch vorher einen Schotten an die entsprechende Stelle manövriert haben. Bei der Wahl von Persönlichkeiten kann man zwischen kurz- oder langfristig hilfreichen Effekten wählen. Somit erleben die Spieler eine Partie aus sehr verzahnten Elementen, welche nie langweilig wirkt. Allerdings warne ich vor einem Spiel mit grübelnden Zeitgenossen, da Glen More gerade im hinteren Drittel des Spiels mit Kettenzügen aufwartet. Somit können Spielzüge dieser, das Nervenkostüm schnellerer Mitspieler arg strapazieren.

Der Glücksfaktor ist auf die Varianz der Plättchen beschränkt. Mir gefällt die (innere) Ambivalenz im Spiel, sich für frühere oder vielleicht lukrative weiter entfernt liegende Plättchen (und ihren positiven > perfekt passendes Plättchen wie auch negativen Effekten > Warten) zu entscheiden, sehr gut. Auch bringen die Personen mit ihren Boni eine zusätzliche „Klippe“ in den Spielfluss. Durch all diese geschilderten Gegebenheiten verlaufen die Partien jeweils unterschiedlich.

Eine ausläufige Dorfgröße ist nicht unbedingt erstrebenswert Auf der einen Seite bringt sie während des Spiels einiges an Vorteilen, aber dieses rächt sich am Ende, durch mögliche Minuspunkte.

Bei aller Euphorie gibt es auch Kleinigkeiten zu besprechen: Der Markt steht optisch wie auch spielerisch das ein oder andere Mal im Mittelpunkt. Dabei ist er nicht immer gefüllt bzw. führt teilweise zu Beschränkungen. Das hat nicht immer geschmeckt. Ein weiteres Thema war die Symbolik auf dem Clanboard. Hier muss man das ein oder andere Mal die Anleitung zum Spiel hinzunehmen, da sie nicht unbedingt vollständig selbsterklärend ist. Und als letztes: ich hätte mich über bessere Marker für das Clanboard gefreut. Da passen die kleinen fummeligen Pappchips nicht zum restlichen Material. Da hätte ich mir eher Holzscheiben gewünscht.

Und man muss sich auf eine ordentliche Rüstzeit vor dem ersten Spiel einstellen, da es eine Menge auszupöppeln bzw. zu bekleben gilt.

Glen More II spielt sich am Besten zu dritt oder zu viert. Bei zwei Mitspielern kommt ein Würfel zum Einsatz, der die Partie beschleunigen soll, aber ein zufälliges Element in das Spiel hineinfügt. Kann man mögen, ich würde Glen More lieber mit mehren Spielen wollen. .


Zusammenfassung

In Summe ist Glen More II eine gelungene Weiterentwicklung des Spiels aus dem Jahr 2010. Viele Neuerungen runden das eh schon gute Spiel sehr gut ab. Im Laufe des Spiels steigt der Schwierigkeitsgrad deutlich an. Mir hat es sehr gefallen, vor allem die Varianz in den einzelnen Partien.

  • Tolles Material
  • Ansteigender Schwierigkeitsgrad im Spiel
  • Gelungene Weiterentwicklung eines an sich schon guten Spiels
  • endlich kann ich mal mehr bei Glen More spielen.
  • Hohe Varianz in den einzelnen Partien
  • Kein Spiel für Grübler
  • Symbolik nicht immer selbst erklärend
  • Spielzeit zu lang (für den ein oder anderen Mitspieler; nicht für mich)
  • Markt nicht immer erreichbar

Aus meiner Spielerperspektive: Wer Glen More II bislang noch nicht hat, macht mit dem Spiel sicherlich nichts falsch.

Dazu kommen die Chronicles, welche noch zukunftsgerichtet weiteren Spielspaß versprechen. Für mich eine Perle am Vielspielerhimmel des Jahres 2019. Hat mir sehr zugesagt. Zudem schwingt eine angenehme Erinnerung an das Jahr 2010/11 mit, in dem ich Glen More entdeckte.

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