Montag, Dezember 16, 2024
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Interview Carina Brachter

Seit August diesen Jahres schreibt Carina in der Brettspielbox.

Nach über 15 Rezensionen wird es endlich mal Zeit Carina hier vorzustellen und ihr ein paar Fragen zu stellen.

Seit August diesen Jahres veröffentlichst du Rezensionen auf der Brettspielbox. Inzwischen schon 15 Stück. Wie kam es dazu?

Im Wesentlichen, weil Du mich gelassen hast, Christoph! Und das, obwohl wir uns gar nicht kannten. 

Aber wie kam es dazu: Ich hatte schon lange Lust, über Spiele zu schreiben, hatte aber keinen konkreten Ansatz dazu. In einem Deiner Videos sprachst Du davon, dass Du gerne Unterstützung im Bereich der Rezensionen hättest. Das hat mich gereizt, aber der richtige Schubs, mich zu melden, fehlte mir noch. 

Angeschrieben habe ich Dich im Juni, als im Krankenhaus lag. Ich hab die Mail an Dich geschrieben, während ich auf eine Diagnose gewartet habe, um mir die Zeit zu verkürzen. Der Deal mit mir selber lautete: Bekomme ich gute Nachrichten, schicke ich die Mail ab. So nahm dann alles seinen Lauf.

Erzähl uns etwas über dich: Woher kommst du, was machst du und wie bist du zum Spielen gekommen? Seit wann betreibst du das Hobby?

Ich bin 44 Jahre alt, lebe in Köln und arbeite in einem Verlag. Daher liegt mir das „geschriebene Wort“ ziemlich am Herzen. Aber ich kenne die Arbeit mit Texten eher von der anderen Seite, nämlich von der lektorierenden und nicht von der schreibenden. Ein Seitenwechsel ist daher sehr interessant.

Mein größtes und nahezu einziges Hobby ist das Spielen – Sammeln, Informieren, selber Zocken und jetzt auch darüber schrieben. Vor Corona haben wir auch einen Spieletreff in Köln aufgebaut „Junkersdorf spielt“ – leider muss der jetzt schon ziemlich lange pausieren und wir freuen uns darauf, unsere lieben Mitspieler bald mal wieder zu treffen.

Spielen fand ich natürlich als Kind schon toll. Ich glaube, mein Schwager ist auch ein stückweit schuld daran, denn er hat sich fast immer erbarmt, wenn mir langweilig war und ich etwas spielen wollte. 

So richtig fing es aber wieder ca. 1999 an – da war unser Freundeskreis sehr begeistert dabei und wir hatten wöchentliche Treffen in großer Runde. In dem Jahr war ich auch zum ersten Mal auf der SPIEL in Essen. 

Mit einem Freund habe ich dann auch eine zeitlang Spiele entwickelt, leider waren wir nur sehr knapp nicht erfolgreich. Kosmos hatte ein Spiel von uns zwei Jahre im Test, konnte sich dann leider nicht dafür entscheiden… So ist das Leben. Dann hat der Job ziemlich viel Zeit gefressen und wir haben das nicht mehr nebenher weitertreiben können. 

Seit ca. vier Jahren bin ich nun noch deutlich tiefer ins Spielehobby eingestiegen. Wenn man das Hobby als Paar betreibt, ist das deutlich einfacher und gerade in Jahren wie diesen, wo man sehr viel Zeit zu Hause verbringt, ist Brettspielen eines der besten Hobbies überhaupt! 

Wir haben seitdem chronisch ein Platzproblem und der Pile of Shame wächst und wächst, trotz der etwas mehr als 1.300 Partien, die meine Statistik-App für 2020 aufweist.

Was sind deine Lieblingsspiele? D.h. welche kommen immer regelmäßig bei euch auf den Tisch?

Nahezu täglich auf den Tisch kommt Nova Luna. Das Spiel hat mich zunächst gar nicht angesprochen, aber mittlerweile steht es bei uns in Partien bereits 100 : 98. Für mich ein perfektes 2-Personen-Spiel, das immer geht – bei uns meist zum Frühstück! 

Nachts wecken kann man mich gerne immer für Klong!, für Terraforming Mars, das wir erst spät für uns entdeckt haben und Das Orakel von Delphi, der „Feld“ ohne einen einzigen Siegpunkt. 

Auch Viticulture kommt regelmäßig auf den Tisch, natürlich Die Burgen von Burgund und das großartige Orléans, wo wir gerade gemeinsam die Invasion bekämpfen. Ein Muss sind zudem alle EXIT-Teile. An kleinen Spielen gehen gut Tippi Toppi und Calavera

Hast du auch einen oder mehrere Lieblingsautoren? Da wo du ggf. blind zuschlägst. 

Das sind im Moment im Wesentlichen: Stefan Feld, Inka und Markus Brand sowie Vladimir Suchy. Wo ich dann auch aufgrund des Autors noch genauer hinschaue, sind die Spiele von Pfister, Kramer, Kiesling sowie Gigli. Generell schaue ich aber nicht in erster Linie auf den Autor, sondern auf Mechanismen und das Thema. Passt das so gar nicht, und das sind bei mir meistens Themen wie Krieg oder alles was so im Weltraum stattfindet, dann ist ein Kauf auch kein Muss. 

Wenn du auf das Jahr 2020 zurückblickst, welche fünf Spiele haben dir am besten gefallen?

Ganz klar in jüngster Zeit Die verlorenen Ruinen von Arnak und auch Rajas of the Ganges – The Dice Charmers. Beide Spiele haben geradezu einen Suchtfaktor für mich. Sehr innovativ finde ich Micro Macro. Hier mussten wir uns die Fälle richtig rationieren, damit wird nicht alle direkt hintereinander weggespielt haben. 

Im Frühjahrs-Lockdown haben wir über Zoom sehr viel Trails of Tucana gespielt – da war ich eine Zeit lang unschlagbar. Und als Geheimtipp habe ich noch Roadkill, das mich wirklich sehr überrascht hat und viel Laune am Spieltisch verbreitet. 

Erwähnt seien aber auch noch Paleo, Yukon Airways und Die Insel der Katzen.

Was macht dir am Schreiben Spaß?

Ich möchte gerne darüber berichten, wie toll Brettspiele sein können. Wir sind doch irgendwie alle ein wenig Missionare unseres Hobbies…

Am meisten reizt mich aber, dass man den Kern eines Spieles bzw. des Spielgefühls dabei erarbeiten muss. Es ist so einfach, zu sagen, dass einem ein Spiel gefallen hat. Aber das genaue „WARUM gefällt es mir“ herauszuarbeiten, ist gar nicht so einfach. Diese Herausforderung gefällt mir, das erfordert eine Betrachtung in einer zusätzlichen Ebene. 

Und das noch möglichst unterhaltsam zu machen, beim Leser Neugier auf das Spiel zu wecken, herauszuarbeiten, für wen das Spiel geeignet ist, das ist mein Ziel. Ich fürchte, das gelingt nicht immer, bleibt aber mein Ansatz.

Das Feedback auf deine Rezension ist sehr positiv. Was macht das mit dir?

Das freut mich, ganz klar! Das zeigt ja, das ich mit meinem Ansatz nicht ganz falsch liege! Und es motiviert mich, weiterzumachen. 

Ich freue mich schon auf weitere Spielentdeckungen im kommenden Jahr und hoffe, dass ich durch weitere Spielrunden, die dann vielleicht wieder möglich werden, noch mehr Meinungen zu Spielen einfangen kann. 

Und ich möchte gerne noch die ein oder andere Perle abseits der bekannten Titel entdecken und denen zu mehr Bekanntheit verhelfen.

Vielleicht fällt uns ja dann noch die ein oder andere Idee ein, die wir noch gemeinsam  realisieren können.

Danke auf jeden Fall für Dein Vertrauen, Christoph!

Wer Carina außerhalb der Brettspielbox folgen möchte, kann dieses auf Instagram – Moxkaninchen tun.

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