Kooperative Abenteuerspiele finden gemeinhin auf einsamen Inseln statt, die sich dann als doch nicht so einsam herausstellen. Doch nicht nur dort lauern Hunger, wilde Tiere und Gefahren. Dass diese Herausforderungen die Menschheit schon ziemlich lange beschäftigen, zeigt dieses kooperative Abenteuerspiel, das thematisch in der Steinzeit angesiedelt ist.
Und dort heißt es ganz klar: Wer nicht kooperiert, verliert – und zwar krachend!
Auf diese recht einfache Erfolgsformel lässt sich Paleo runterbrechen. Doch dass das noch nicht alles ist, was man über dieses Spiel sagen kann, möchte ich gerne in den nächsten Zeilen mit euch besprechen.
Carina Brachter
SPIELBESCHREIBUNG
Jeder Spieler verfügt über ein Gruppe Steinzeitmenschen, die bestimmte Eigenschaften mitbringen. Es handelt sich um Stärke, Wahrnehmung und Geschick und diese sind sehr wichtig für den weiteren Spielverlauf. Einige Menschen bringen auch von Anfang an Werkzeuge mit. Außerdem verfügt jeder Mensch über unterschiedlich viele Lebenspunkte. Sind diese verbraucht, stirbt das Gruppenmitglied und wir legen die Karte auf dem Friedhof ab und einen der fünf Schädel auf unser Höhlentableau. Haben wir fünf Tote zu beklagen, ist das Spiel verloren.
Haben wir es aber im Laufe des Spiels geschafft, unsere Höhlenmalerei, bestehend aus fünf Siegpunktplättchen, fertig zu stellen, ist das Spiel gewonnen.
Paleo ist modular aufgebaut, so dass der Schwierigkeitsgrad langsam gesteigert werden kann. Der Basiskartenstapel wird je nach gewünschtem Schwierigkeitsgrad mit Karten aus Modulen angereichert, die ein bestimmtes Thema und unterschiedliche Aufträge mit sich bringen.
Haben wir die Modulkarten untergemischt, werden die Karten auf alle Mitspieler aufgeteilt. Jeder hat nun einen Stapel vor sich liegen, der einen Tag symbolisiert. Ist dieser Stapel durchgespielt, ist auch der Tag vorbei und wir gehen in die Nachtphase über. Dann müssen wir alle unsere Gruppenmitglieder ernähren und auch die offen ausliegenden Missionskarten prüfen. Haben wir diese im Laufe des Tages nicht erfüllt, sind meist Strafen fällig, die es dann auszuwerten gilt. Ggf. handeln wir uns auch hier Totenköpfe ein. Es sind aber auch andere Strafen möglich.
Doch zunächst zurück in die Tagphase. Hier führen die Spieler ihre Züge gleichzeitig aus. Jeder sucht aus den obersten drei Karten seines Stapels einen verdeckte Karte aus und wenn alle ausgewählt haben, werden die Karten umgedreht und abgehandelt.
Die Karten tragen auf der Rückseite bereits einen Hinweis darauf, was einen hier erwarten könnte. Enthalten sind folgende Kartenrückseiten:
- Waldkarten: Mit ihnen kann man Holz und Nahrung erhalten.
- Bergkarten: Hier kann man Steine und Fell erhalten.
- Flusskarten: Hier sind Nahrung und Felle zu finden.
- Zuhause-Karten: Dort kann man weitere Gruppenmitglieder aufnehmen, kann bauen, träumen und Ideen entwickeln.
- Traumkarten: Bringen meist positive Ereignisse mit sich.
- Ideen: Bringen die Gruppe weiter und ermöglichen häufig die Entwicklung von neuen Werkzeugen oder die weitere Gestaltung unserer Höhlenmalerei.
- Karten mit roter Rückseite: Sie bergen Gefahren und sind je nach Modul mit weiteren Symbolen gekennzeichnet, z.B. Tieren, gegen die man kämpfen muss.
Alle Karten, bis auf die Gefahrenkarten, ermöglichen das Ausführen bestimmter Aktionen, für die man Rohstoffe, Nahrung, Werkzeuge oder Hilfsmittel erhält. Hierfür müssen die Gruppenmitglieder bestimmte Eigenschaften erfüllen und meist auch noch Karten ungespielt ablegen. Mit Werkzeugen, die man bereits erhalten hat, kann man fehlende Eigenschaften ersetzen. Außerdem enthält jede Karte die Möglichkeit, zu helfen. Man kann seine Fähigkeiten und Werkzeuge dem Mitspieler zur Verfügung stellen, um dessen Aufgabe zu erfüllen. Dann allerdings ist die eigene Karte verbraucht und kann nicht mehr für andere Dinge eingesetzt werden. Meist dauert die Ausführung einer Aktion Zeit. Daher müssen wir meist auch einige Karten unseres Tagstapels ablegen, wenn wir eine Aktion ausführen. Diese bleiben verdeckt und kommen auf den Stapel für den nächsten Tag.
Gefahrenkarten erhalten oft Ereignisse, die es abzuwenden oder zu bezwingen gilt. Auch hier kann ggf. von anderen Spielern geholfen werden, aber nicht immer. Oft muss ein Spieler hier auch alleine durch. Werden gefahren bezwungen, kommen sie meist aus dem Spiel.
Sind alle Spieler mit ihrem Stapel fertig oder haben sich freiwillig entschieden, schlafen zu gehen, folgt die Nachtphase mit der Ernährung der Gruppe und dem Abhandeln der Missionskarten. Lebt die Gruppe danach noch, werden die gespielten Karten und die verdeckt abgelegten wieder neu gemischt und zu neuen Stapeln für die Spieler ausgeteilt. Ein neuer Tag beginnt, in dem die Höhlenmalerei weiter fortgesetzt werden kann.
Zur Erinnerung: Das Spiel endet bei Fertigstellung der Höhlenmalerei sofort. Allerdings auch beim fünften Totenkopf… Dies wird in den meisten Fällen einige Tage dauern.
AUTOR: Peter Rustemeyer ■ ILLUSTRATIONEN/GRAFIK: Dominik Mayer/Franz-Georg Stämmele
VERLAG: Hans im Glück ■ ERSCHEINUNGSJAHR: 2020
2-4 Spieler
ab 10 Jahren
ca. 45-60 Minuten
Spielregeln (ext. Link zu Hans im Glück)
SPIELGEFÜHL
Endlich mal ein anderes Thema für ein kooperatives Abenteuerspiel. Und die Steinzeit ist dafür optimal gewählt! Man merkt ganz flott, dass das Leben zu dieser Zeit kein Zuckerschlecken war! Die thematische Einbettung des Spiels ist toll und absolut stimmig – die Herausforderungen eines jeden Moduls machen Sinn und ziehen die Spieler schnell in die Geschichte.
Allerdings rafft es einen auch sehr schnell dahin. Das ist uns grundsätzlich bei jedem neuen Modul erst einmal passiert, meist schneller, als es uns lieb war. Dann wusste man so in etwa, was auf einen zukommt und welche Entwicklungsrichtung wichtig ist. Brauchen wir im wesentliche Stärke, um uns gegen Feinde zu wehren oder benötigen wir eher Wahrnehmung und erhöhte Aufmerksamkeit, um Dinge in unserem Umfeld genau zu beobachten? Leider ist es mir an dieser Stelle nicht möglich, ohne zu spoilern näher auf die Inhalte der einzelnen Module einzugehen… Aber glaubt mir, aller Anfang ist schwer!
Und dabei ist es unabdingbar, gut miteinander zu kooperieren. Die Kooperation geht bereits bei der Auswahl der Karten los, die die Spieler aus den Stapeln auswählen. Geht ein Spieler auf die Jagd, sollte ggf. ein anderer Spieler sich schon einmal darauf einrichten, hier mit den eigenen Fähigkeiten zu helfen, da das Tier vielleicht doch mehr Stärke verlangt, um in die Knie zu gehen. Nur so kann dann das Fleisch beschafft werden, das die Gruppe zum überleben braucht.
Paleo verlangt nicht nur Kooperation, sondern auch unablässige Kommunikation. Das wäre auch mein Tipp, an jeden Neuling: Redet miteinander, werft eure Fähigkeiten zusammen, stimmt euch ab, teilt euch auf, besprecht eure Strategie. Nur so kann man den Herausforderungen trotzen, die die Steinzeit für uns bereithält.
Ein Alphaleaderproblem konnte ich dabei bisher nicht ausmachen. Es kommt aber zu Verschiebungen, wenn alte Hasen mit Neulingen spielen. Hier ist man dann als erfahrener Spieler geradezu gezwungen, auf Fallstricke aufmerksam zu machen, denn sonst geht das Abenteuer in die Hose. Spielt man das Spiel nicht in einer festen Runde, fängt man mit Neulingen immer wieder von vorne an. Und damit man das vielleicht einzige Spiel, das man miteinander spielt, dann nicht direkt verliert, muss der erfahrene Spieler schon ein bisschen nachjustieren.
Ich empfehle daher ein feste Runde. Wir spielen das Spiel zu zweit und in kleiner Runde kann man sich gut abstimmen. Allerdings hat die Gruppe halt nicht so viele Fähigkeiten und daher bietet jede Größe der Spielrunde Vor- und Nachteile.
Wichtig: Ich bin noch nicht am Ende des Spiels angekommen. Daher kann ich auch noch nicht beurteilen, wie die schwersten Level so funktionieren und ob noch Wiederspielreiz vorhanden ist, wenn man diese Level erst einmal geschafft hat.
Grundsätzlich bietet das Spiel aber enormen Wiederspielreiz. Es erklärt sich von selbst, dass man es nach gescheiterter Mission in der nächsten Partie direkt besser machen möchte. Jetzt weiß man ja vermeintlich, wo der Hase lang läuft. Doch auch die zweite Partie bringt nicht unbedingt den Sieg. Man kann übelst Pech haben und ist schneller dahingerafft, als man zum ersten Mal abends die Höhle erreicht hat. Es ist sicher ein Hoher Glücksfaktor im Spiel, aber so ist neunmal das Leben: Geht der eine in den Wald, findet er viele essbare Früchte, die den halben Stamm satt bekommen, der andere trifft auf eine gefährliche Schlange… Da kommt das Schicksal über einen wie ein Blitz.
Es gilt, keine Zeit zu verlieren. Direkt nach Spielbeginn sollte man seine Fähigkeiten aufleveln. Denn man hat nicht ewig Zeit! Getötete Tiere und ausgenutzte Ressourcen kommen auf den Friedhof und damit aus dem Spiel. Die Kartenstapel werden damit immer kleiner, die Tage werden kürzer, die Zeit schmilzt dahin. Und wenn man ums nackte Überleben kämpft, dann bleibt wenig Raum für Ideen und Höhlenmalereien.
Ein Tipp: In den schwierigen Leveln würde ich die Möglichkeit des Spiels nutzen, das man ein neues Gruppenmitglied immer aus zwei Karten auswählen darf, um die Fähigkeiten der Gruppe ein bisschen besser steuern zu können. Das reduziert den Frust ein wenig.
Und am Ende eine Kleinigkeit: Die Gestaltung des Spiels bezieht sogar das Verlagslogo mit ein. Es wurde auf dem Cover dem Thema angepasst und so reitet Hans auf einer steinzeitlichen Wildsau durch sein Glück. Das ist mal konsequent durchgezogen….
Zusammenfassung
Paleo ist ein wirklich sehr gut gelungenes, kooperatives Abenteuerspiel im Steinzeitsetting, das ein packendes, immersives Spielerlebnis bietet. Es verlangt von den Spielern dauernde Kommunikation und stetige Kooperation, damit die Herausforderungen und Überraschungen der jeweiligen Level gemeistert werden können. Langeweile kommt hier eher nicht auf, eher schon einmal Frust, wenn das Schicksal mit aller Härte zuschlägt.
Das Spiel baut sich von den Schwierigkeitsstufen her aber langsam auf und bietet immer neuen Spielreiz, da man nach anfänglichem Scheitern natürlich beim nächsten Mal erfolgreicher sein möchte. Ob das Spiel auch noch häufiger auf den Tisch kommen wird, wenn alle Level geschafft sind, wird sich zeigen. Bis dahin hat man aber einige Zeit mit einem sehr schönen, liebevoll gestalteten Spiel verbracht, das sehr zu empfehlen ist.
Paleo eignet sich aber auch perfekt für Erweiterungssets, die vielleicht ja auch schon längst in Arbeit sind.
- Schöne, ansprechende Gestaltung
- Kooperativ, jeder Spieler ist jederzeit in das Spielgeschehen involviert
- Toll umgesetztes Thema, das absolut stimmig ist und noch nicht abgenutzt ist
- Man entdeckt das Spiel Schritt für Schritt und wächst mit seinen Aufgaben
- Nichts für Eigenbrötler und Spieler, die sich nicht einer Gruppe unterordnen wollen
- Kann ganz schön frustrieren, wenn die Sippe schnell dahingerafft wird oder Level häufig wiederholt werden müssen
- Der Aufsteller für Ideenkarten, so schön er ist, nervt im Aufbau und in der Handhabung
Aus meiner Spielerperspektive:
Mir gefällt Paleo sehr gut. Allerdings kann der Frust auch mal sehr hoch sein, wenn der eigene Stamm in kürzester Zeit dahingerafft wird. Ich neige dazu, dann eine aussichtslose Partie abzubrechen und es dann lieber nochmal ganz von vorne zu probieren.
Mir gefällt das Spiel auch am besten zu zweit. Da kann man sehr gut am gleichen Strang ziehen und die Abstimmung sehr zielgerichtet gestalten. In größerer Runde ist der Abstimmungsaufwand ziemlich hoch.
ZWEITMEINUNG CHRISTOPH
Ergänzend zur Meinung von Carina möchte ich sagen, dass für mich Paleo ein (Geheim)Favorit auf das Kennerspiel des Jahres ist. Es ist sehr stimmig und rund. Dazu mit einem ansteigenden Schwierigkeitsgrad ausgestattet eine sehr gute (auch thematische) Umsetzung eines kooperativen Steinzeitspiels.
Zwei Makel habe ich jedoch: zum einen hätte die Anleitung an der ein oder anderen Stelle einer Überarbeitung bedurft und – wie vom Verlag selbst schon angemerkt – ist das Spiel in voller Besetzung von vier Personen eher nicht so gut zu spielen (sehr anspruchsvoll). Das ist schade, da sich doch viele Spielrunden in dieser Größenordnung zusammensetzen.
Da bin ich ganz deiner Meinung! Das ist auf der Wunschliste für Weihnachten ganz oben, hoffe, dass Christkind erhört mich 🙂 Hatten es auf der spiel.digital gespielt, gnadenlos verloren, und waren dann total angefixt. Das 2. Mal ist auch noch Schiff gegangen, dafür war es beim 3. mal dann garnicht so schwer. Bin gespannt wie die nächsten Level sind.
Das wird noch ganz schön knackig! Drücke die Daumen, dass Dich das Christkind erhört.
Für mich gibt es zwar nicht das typische Weihnachtsspiel, aber man hat zumindest viel Zeit zu spielen. So bekommen wieder mal viele Klassiker (aus meiner Kindheit) ein Chance wie Monopoly, Scoland Yard und natürlich auch mal Risiko.
Ein Exit-Spiel
(Das sollte ein Kommentar zum Adventskalender-Türchen Nr. 17 werden.)
Uno, Lama und Sushi Go
Dieses Jahr zum letzten Mal Andor. Außer natürlich es kommt noch eine Erweiterung raus nächstes Jahr.
Mal sehen ob etwas unter dem Bau liegt ?
Ansonsten Terrasse Mystische, öffene extra Fälle, time stories
Terra Mystica ?
Christmas Tree, wird sonst unter dem Jahr nie gespielt
Quartett darf nicht fehlen ?
Meistens wird eines, das es als Geschenk an Weihnachten gab ausprobiert, ansonsten eher etwas für schnelle Runden wie Skull King.
Bei uns „Manhattan“, was wirklich auch heute noch ein lustiges Spiel ist!
Da meine Mutter nicht so Spiele-begeistert ist, ist Heiligabend meist spielfrei
Dixit
Trivial Pursuit
Die Siedler von Catan ist bei uns immernoch DAS Familienspiel.
typisch?
bei uns öfter mal Würfelkönig – und bei den Schwiegereltern ist es Kniffel
Traditionellerweise schenken wir uns gegenseitig Brettspiele, davon wird mindestens noch eins am Abend angezockt ?
An Weihnachten wird bei uns in der Familie das gespielt was jemand geschenkt bekommen hat 🙂
Bei uns kommt dann meistens Die Siedler von Catan auf den Tisch, wir haben noch die Ausgabe von 1995. Das sind schöne Kindheitserinnerungen…