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StartJahr2020REVIEW | Rezension Zeitalter der Seefahrer

REVIEW | Rezension Zeitalter der Seefahrer

Das Zeitalter der Seefahrer war geprägt von Entdeckungen, Handel und dem Ringen um Ansehen und Einfluss. Ein Spiel, dass sich im Titel bereits dieser großen Ära verschreibt, aber gleichzeitig in einer kleinen Schachtel daherkommt, macht neugierig.

Wie passt das große Thema in ein rein kartenbasiertes Spiel? 

Carina Brachter


SPIELBESCHREIBUNG

Im Spiel schlüpfen wir in die Rolle von Seefahrerfamilien und steuern unser Schiff über einen Rundkurs aus Karten rund um eine Hauptinsel. Dabei besuchen wir verschiedene vorgelagerte Inseln, wo wir versuchen, lukratives Einkommen zu erzielen, dieses sinnvoll zu investieren oder in Siegpunkte zu tauschen.

Jeder Spieler erhält ein Schiff und startet auf der zentralen Hauptinsel. Von dort aus wählt er eine der sieben Inseln, die in Form von Karten rund um die Hauptinsel ausliegen sowie eine Richtung, in die er segeln möchte. Diese Richtung bleibt bestehen, bis man wieder auf die Hauptinsel zurückkehrt. 

Wer an der Reihe ist, segelt zunächst auf eine der vor ihm liegenden Inseln. Je nach Zugweite ist das kostenlos oder kostenpflichtig. Will man weiter segeln, kostet dies Geld, will man auf einer bereits von einem Gegner besetzten Inseln landen, muss man den Gegner dafür bezahlen. 

Landet man auf einer Insel, erhält man dort Einkommen. Es gibt drei Einkommensstufen. Grundeinkommen erhält man immer, wenn man dort landet. Hat man bereits in diese Insel investiert, so erhält man ggf. auch Einkommen der zweiten und dritten Stufe. Zur Bedeutung der Investition kommen wir später. 

Die Inseln haben unterschiedliche Funktionen. Entweder erhält man dort Rohstoffe wie Früchte, Pfeffer, Gold oder Geld. Andere Inseln ermöglichen, dass dort Geld in Rohstoffe oder Rohstoffe in Geld getauscht werden können. Schließlich gibt es immer noch eine Insel, auf der man Geld und/oder Rohstoffe in Siegpunkte tauschen kann.

In jedem Spiel kann man die Auslage variabel gestalten, da unterschiedliche Inseln dem Spiel beiliegen. Auf diese Weise bietet das Spiel für viele Partien Varianz in der Inselauslage.

Nachdem man Einkommen erhalten hat, kann man optional noch in eine Insel investieren. Auf jeder Inselkarte ist abgedruckt, was in Form von Rohstoffen und Geld vonnöten ist, um dort einen eigenen Investitionsmarker abzulegen. Mit Investitionsmarkern erhöht man sein Einkommen für die nächsten Besuche auf der jeweiligen Insel und kämpft um die entsprechende Inselmehrheit, die am Ende des Spiels ebenfalls noch Siegpunkte einbringt. Jeder Spieler verfügt über acht Investitionsmarker. 

Je nach Spielerzahl werden auf der einen Kulturinsel im Spiel Siegpunktmarker ausgelegt. Sind diese unter den Spielern verteilt, ist das Spielende erreicht. Alternativ endet das Spiel, sobald ein Spieler keine Investitionsmarker mehr hat oder in keine Insel mehr investiert werden kann.

Dann werden noch die Mehrheiten durch Investitionsmarker auf den Inseln gewertet und der Spieler mit den meisten Siegpunkten ist der Sieger.



AUTOR: A.I.Lab. ■ ILLUSTRATIONEN: Ururi, Shih-fen 
VERLAG: Kobold Spieleverlag ■ ERSCHEINUNGSJAHR: 2020

spieler

2-4 Spieler

alter

ab 8 Jahren

zeit

ca. 30-45 Minuten

Spielregeln (ext. Link zu )


SPIELGEFÜHL

Das Zeitalter der Seefahrer kommt in der typischen Optik daher, die man von vielen Eurogames gewohnt ist. Die Optik führt dann auch in die entsprechende Richtung: Das Zeitalter der Seefahrer ist wirklich ein kleines Eurogame, das auf Karten, statt auf dem sonst üblichen Brett basiert. Dies macht es möglich, dass die Grundaufstellung immer wieder variabel gewählt werden kann. Für Abwechslung ist daher gesorgt, so dass auch die taktische Ausrichtung in in jedem Spiel eine andere sein kann.

Im Grundsatz ist das Ziel, eine kleine Engine aufzubauen: Segle ich in einen bestimmte Richtung, dann erhalte ich auf einer der nächsten Inseln einen bestimmten Rohstoff. Auf eine der nächsten Inseln kann ich die gewonnenen Rohstoffe dann in Geld, andere Rohstoffe oder Siegpunkte tauschen oder Investitionsmarker kaufen und platzieren, die mir dann zukünftig ein besseres Einkommen sichern. Auf diese Weise generiere ich mehr, kann noch mehr investieren und meine Siegpunkte ausbauen.

Hier gilt es, den besten Weg zu finden und dabei nicht immer wieder auf beliebten Inseln landen zu müssen, auf denen sich meine Mitspieler bereits tummeln. Denn denen muss ich natürlich Geld dafür bezahlen, dass ich auch an der Insel anlegen darf. Gibt es eine besonders einträgliche Inselkombination, werden sich dort aber die Mitspieler auch ständig versammeln und das Geld wird häufig seinen Besitzer wechseln. Da man manchmal knapp bei Kasse ist, ist man dadurch gezwungen, Umwege zu gehen und seine Pläne anzupassen.

Diese Interaktion macht das Spiel deutlich attraktiver. Daher würde ich Das Zeitalter der Seefahrer klar in größerer Runde empfehlen als zu zweit oder zu dritt. Mit dieser Spielerzahl kommt man sich weniger in die Quere und die Interaktion hält sich ziemlich in Grenzen. 

Das Spiel ist schnell gelernt und verstanden. Die Möglichkeiten im eigenen Spielzug sind überschaubar und darum ist man auch nach den Zügen des Gegners schnell wieder an der Reihe. Das Spiel kann daher als solider Eurogame-Absacker genutzt werden, der am Ende eine Art Renncharakter um die noch verfügbaren Siegpunkte entwickelt. 

Das ist solides Eurogame-Handwerk. Wer mehr vom Spiel erwartet, wird ggf. enttäuscht werden. Es stellt sich die Frage, ob dafür die Spielzeit von 30-40. Minuten, die in Vollbesetzung gut hinkommt, nicht ein wenig zu lang ist.

Als klares Manko sind die Symbole auf den Karten zu nennen. Brillenträger geraten hier bei üblichem Spieleabendlicht schnell an ihre Grenzen. Man sollte daher die Beschriftung der weiter entfernt liegenden Karten besser auswendig lernen, da man sonst immer wieder nachfragen muss, was darauf steht. Man fragt sich daher, warum man die Inselkarten so klein gestalten mussten. Die Schachtelgröße hätte ganz klar auch doppelt so große Karten zugelassen.


Zusammenfassung

In „Das Zeitalter der Seefahrer“ steckt ein kleines, solides Eurogame-chen, von dem man aber auch nicht zu viel erwarten sollte. Es ist für Einsteiger gut geeignet und hat, sofern es keine Grübler am Tisch gibt, ein flottes Spieltempo.

Am Ende entwickelt es einen Renncharakter um die letzten verbliebene Siegpunkte. Durch die Umsetzung als kartenbasiertes Spiel bringt es eine Variabilität mit, die für Abwechslung sorgt. Ob der Spielreiz für viele, viele Runden reicht, glaube ich aber nicht.

  • Leichtes Eurogame mit recht flottem Spieltempo
  • Eurogame in kleiner Schachtel ohne opulentes Brett und Massen an Material 
  • Variabilität durch immer wechselnde Kartenauslage
  • Etwas altmodische Eurogame-Optik
  • Wiederspielreiz ist überschaubar
  • Sehr kleine und teilweise schlecht lesbare Symbole

Aus meiner Spielerperspektive: Von „Das Zeitalter der Seefahrer“ habe ich persönlich etwas mehr erwartet bzw. erhofft. Ich habe einfach bereits zu viele Eurogames gespielt, als dass ich hier noch etwas Neues finden könnte. Daher ist mein persönlicher Wiederspielreiz hier eher im Bereich DEN ANDEREN ZU LIEBE. Selbst würde ich es nicht mehr vorschlagen, da ich meiner Sammlung andere Spiele finde, die mich in der gleichen Spielzeit mehr herausfordern. Wer aber noch nicht so viel Erfahrung mit Eurogames hat, ist hier sicher gut aufgehoben.

Zweite Meinung Christoph

Das Zeitalter der Seefahrer hat mich aufgrund seiner Kompaktheit neugierig gemacht. Die erste Partie, welche ich zu viert gespielt habe, fand ich recht unterhaltsam. Auch wenn ich die Grafik eher abschreckend finde (teilweise auch schwer zu lesen), spielt sich das Spiel sehr schnell und hat einen angenehmen Grad an Interaktion.

Zu dritt oder zu zwei empfand ich das Spiel dann gar nicht mehr so reizvoll. Gerade zu dritt geht man sich doch sehr häufig aus dem Weg und das Spiel wirkt fast belanglos dahinplätschernd.

In Summe kommt dann auch noch hinzu, dass das Spiel zu wenig neues bietet, um dauerhaft in meiner Sammlung zu bleiben.

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