Wer mit Biologen Lumicora spielt, kann mit etwas Glück mehr über die Fortpflanzung von Korallen lernen: Korallen spalten Fragmente von der Mutterkolonie ab, die dann durch das Wasser an andere Stellen geschwemmt werden, dort andocken und dann weiterwachsen.
Genau das machen unsere Luminos im Brettspiel Lumicora auch, wenn sie oben an unseren Spieltableaus weggeschwemmt werden, um auf anderen Spieltableaus anzudocken und dort den Grundstein für ein Korallenriff zu legen. Thematisch sehr stimmig, dieses Lumicora, und auch sehr herausfordernd in der Entscheidungsfindung…
Carina

In Lumicora wollen wir ein vitales Korallenriff aufbauen. Dazu bekommt jeder ein Tableau, um dort das Riff aufzubauen. Jeder erhält ein Startlumino und platziert es als Anfangsplättchen auf dem Tableau. Außerdem ziehen alle vier Luminos – Korallenteile in vier unterschiedlichen Farben, beschriftet mit den Zahlen von 1 bis 6 und teilweise bedruckt mit Meerestieren – aus dem Säckchen und legen es oben in die Einkerbungen des eigenen Tableaus. Weitere vier Luminos bilden die offene Auslage.
Ein Spielplan in der Tischmitte enthält die Rundenanzeige, die Wertungsleiste und zeigt in unterschiedlichen Tabellen die Endwertungsbedinungen an. Ebenso liegen dort Kalksteinmarker aus. Wer den Oktopusmarker hat, beginnt die Runde.
Wer an der Reihe ist, nimmt eines der Luminos aus der Auslage am eigenen Tableau und legt es in die offene Auslage. Dann kann die Person in der Aktionsphase aus drei Optionen wählen:
- Sie nimmt sich Kalksteinmarker in der Anzahl auf das eigene Tableau, die dem aufgedruckten Wert des abgelegten Luminos entspricht.
- Sie wählt eines der drei verbliebenen Luminos der eigenen Auslage und baut es auf dem eigenen Tableau ein.
- Sie wählt alle Luminos einer Farbe – außer der Farbe, die hineingelegt wurde – aus der offenen Auslage und baut diese anschließend auf dem eigenen Tableau ein.
- Beim Ausbau des Korallenriffs ist Folgendes zu beachten:
- Wer auf Wasserfeldern Korallen anbauen möchte, muss für jedes bebaute Wasserfeld einen Kalksteinmarker abgeben.
- Korallen können überbaut werden, aber nicht 1:1. Luminos können nur dann in die nächste Ebene gelegt werden, wenn sie auf zwei anderen Luminos fußen.
- Neue Luminos müssen immer angrenzend an andere gebaut werden. Gleiche Farben müssen angrenzend an gleiche Farben gelegt werden, sofern die Farbe bereits auf dem eigenen Korallenriff bereits vorhanden ist.
Haben alle die Aktionsphase abgeschlossen, folgt die Wertungsphase. Hier darf jede Person in Spielerreihenfolge entscheiden, ob sie werten möchte. Bei der Wertung wird immer eine Korallenfarbe gewertet. Dabei wird für die Korallenart je ein sichtbarer, aufgedruckter Wert auf dem Korallenriff pro Ebene gewertet. Sind mehrere sichtbar, zählt immer der kleinste Wert.
Das Korallenplättchen der gewerteten Farbe auf dem eigenen Tableau wird dann auf die Quallenseite umgedreht, um anzuzeigen, dass die Farbe bereits gewertet wurde.
Wer als letztes gewertet hat, erhält den Oktopusmarker und beginnt die neue Runde. Nach 10 Runden endet Lumicora. Neben den im Spiel durch die Wertungen erhaltenen Punkte gibt es nun noch weitere Punkte:
- Jedes Wertungsplättchen auf der Quallenseite auf dem eigenen Tableau bringt 2 Punkte.
- Je zwei ungenutzte Kalksteinmarker bringen 1 Punkt.
- Die sichtbaren Tiere im eigenen Korallenriff bringen Punkte je nach Art und je nach Anzahl.
- Außerdem werden die „Farb“mehrheiten der vier unterschiedlichfarbigen Korallenriffe ausgewertet.
Wer die meisten Punkte erzielen konnte, gewinnt Lumicora.
Die Rückseite der Spielertableaus bieten ein Szenario mit höheren Anforderungen an den Aufbau des Korallenriffs. Ebenso bietet der zentrale Spielplan eine alternative Wertungsmöglichkeit für die Tiere im Riff, die deutlich komplexer ist.
Brettspiel Regeln
Spielregeln (ext. Link zu Deep Print Games)


Lumicora ist ein Spiel, das Dich durch sein Cover in eine farbenfrohe Wasserwelt einlädt und auch im Inneren der Schachtel wird man nicht enttäuscht. Alles ist wertig gestaltet und die farbenfrohen Plättchen leuchten optisch sehr schön vor dem dunkelblau gehaltenen Hintergrund des Meeres-Tableaus. Mit der Unterscheidung der Farben gibt es hier keine Probleme, da auch die unterschiedlichen Strukturen der Korallen dabei helfen. Auch die Spielsteine – die Fische als Punktezähler, die Schildkröte als Rundenmarker und der Oktopus als Startspielerstein – sind toll gestaltet. Und nicht zuletzt das Gimmick, dass der Spieltitel auf der Schachtel im Dunkeln leuchtet – all das zeugt von liebevoller Gestaltungsarbeit.
Das jetzt hier… und dann das da … und jetzt?
So einladend das Spiel auch auf die Spielenden wirkt, so knirscht es doch bei den ersten Partien in den Hirnwindungen: Die Spielmechanik ist für die ein oder andere Person nicht so einladend wie die Optik. Das Legen der Plättchen in sich überlappenden Ebenen will gelernt sein und ist nicht für jeden intuitiv. Wer Lumicora das erste Mal spielt, erwischt sich dabei, mit seltsam verzerrten Gesichtszügen auf sein Tableau zu starren und man hört häufig ein „Häh, wie hatte ich mir das denn jetzt gedacht?!“ Mit zunehmender Spielerfahrung wird man besser darin, die Luminos schlau zu stapeln und dabei nicht Unmengen an Kalksteinen zu verbraten.
Natürlich soll unsere Stapelarbeit viele Punkte einbringen und nur zwei Ebenen will man nicht werten. Da muss es schon mindestens eine dritte sein. Und vielleicht geht noch die vierte? Die zentrale Fragestellung am Ende einer jeden Runde lautet daher immer: Soll ich mit der Wertung noch eine Runde warten oder lieber jetzt punkten?
Ein ewiges Dilemma
Und nicht nur das – es gibt einen weiteren Aha-Effekt: Sobald Du etwas gewertet hast, kannst Du Plättchen gewerteter Farben auch überbauen, um diese als Sockel für andere Korallen zu nutzen, ohne Kalksteine beschaffen und verwenden zu müssen. Das ist äußerst praktisch, geht aber zu Lasten der Farbmehrheiten-Wertung bei Spielende. Ein Dilemma, das das gesamte Spielt andauert: Du versuchst, effizient zu bauen, hast dann aber ggf. zu wenig Luminos in der entsprechenden Farbe, um diese bei der Gebietswertung einzubringen.
Und dann ist da ja immer auch die Frage „Was überdecke ich, wenn ich in die nächste Ebene baue?“: Nur selten gibt es dazu freie Felder auf den Luminos. Oft muss ich eine aufgedruckte Zahl oder eben eines der Meerestiere „opfern“, um die nächste Etage erklimmen zu können. Da kann es auch schonmal rechnerisch besser sein, eine Zahl verschwinden zu lassen, um bei der Tierwertung mehr Punkte mitzunehmen… Das sind alles schöne kleine Entscheidungen, mit denen wir uns hier befassen und alles will gut abgewogen sein. Aber Achtung: Wer Grübler am Tisch hat, braucht dann Geduld.

Effizientes Vorgehen ist gefragt
Am erfolgreichsten ist meist die Strategie, eine Korallenart früh zu werten und auch eine eher geringe Punktzahl in Kauf zu nehmen, damit man die bereits gewerteten Luminos als Sockel verwenden kann und durch die frühe Wertung Kalksteine erhält. Das spart einen wertvollen Zug, in dem man sonst ein Lumino und damit einen ganzen Spielzug für das Erhalten von Kalksteinen abgibt. Neuen Mitspielenden sollte man hier aber fairerweise einen entsprechenden Hinweis geben, sonst sind sie erfahrenen Spielern gegenüber im Nachteil.
Und mehr kann ich jetzt nicht machen?
Immer, wenn ich Lumicora spiele, bin ich ein wenig irritiert davon, dass man in seinem Zug so wenig macht. Man hat im Spiel zehn 10 Züge zur Verfügung, und ich habe immer das Gefühl, dass ich in denen zu wenig erreiche. Dieses Gefühl werde ich einfach nicht los, obwohl diese Züge aber dennoch ausreichen, um ein Korallenriff zu erschaffen. Es muss ja nicht so groß sein, dass es über den Rand ragt. Aber, wenn man es aufgrund einer geringen Auswahl in der Tischmitte mal in einem Spielzug nur schafft, ein einziges Lumino anzulegen, kommt einem das für die Aktionstragweite eines Zuges recht wenig vor. Im Gegenzug dazu kann es ebenso ärgerlich sein, wenn man mal Zugriff auf viele Luminos erhält, diese aber nicht sinnvoll verbauen kann, weil einem die Kalksteine fehlen.
Bitte warte noch kurz
Was ich ebenfalls nicht ablegen kann, ist, dass ich den Ablauf ein wenig unintuitiv empfinde. Wenn ich mich für eine Aktion entschieden hab, will ich meine Überlegungen auch zu Ende führen, indem ich mein/e Lumino/s einbaue und dann sofort entscheide, ob ich eine Wertung durchführen möchte und dann nachziehe. Man muss die Spielerunde immer ein wenig disziplinieren, indem man zum Warten aufruft, damit man gemeinsam in die Wertungsphase inklusive Nachziehen eintritt. Ich kann nachvollziehen, dass das Nachziehen der Plättchen ein Aspekt für die Entscheidung ist, ob man mit einer Wertung noch eine Runde wartet oder nicht. Und sicherlich kann es auch sehr taktisch sein, wenn man durch das Werten den Startspielerstein erhalten kann und in der folgenden Runde als erste Person Zugriff auf eine lukrative Auslage erhält. Aber in unseren Spielrunden hat der Ablauf an diesen Stellen immer ein wenig gehakt, weil einer schon am Ende des Einpuzzelns loswerten wollte oder eine bereits zu früh äußerte, dass sie noch nicht werten wolle.
Ah! Darauf kommt es an!
Wer sich mit dem optimalen Ebenenbau des Korallenriffs schwer tut, hat bei Spielende immer noch die Möglichkeit, mit der Gebietswertung und der Wertung der Tiere ordentlich Punkte zu machen. Sehr angenehm ist, dass das Spieltableau in der Tischmitte während der Partie klar anzeigt, was bei Spielende gewertet wird. So haben es alle klar vor Augen haben, für was es am Ende noch Punkte zu holen gibt.
Sehr hilfreich dargestellt sind auch die Lücken in der Rundenzählleiste, die anzeigen, ab wo es bei der Wertung wie viele Kalksteine als Bonus gibt. Fehleranfällig ist lediglich durch den Wechsel des Startspielersteins, die Schildkröte auf der Rundenleiste vorzuschieben. Das haben wir häufig vergessen.
Riffkonkurrenz
Lumicora spielt sich mit allen Personenzahlen gut. Egal, ob ich zu zweit oder zu viert spiele: Ich muss immer darauf achten, welches Lumino ich in die Tischmitte lege und ob ich die Auslage damit zu lukrativ für die folgende Person gestalte. Im Spiel zu zweit hat das gefühlt noch direktere Auswirkungen als im Spiel mit mehr Personen. Da kann und will man gar nicht alle anderen Riffe so genau im Auge behalten. In größeren Runden legt man eher ein Lumino in die Mitte, das man selber nicht gebrauchen kann, als gezielt ein Plättchen, das die anderen nicht gebrauchen können.

- Hochwertiges, liebevoll gestaltetes Spielmaterial und farbenfrohe Optik
- Übersichtliche Optionen, aber mit viel Entscheidungstiefe
- Spielmaterial bietet für erfahrene Spieler:innen auf den Tableaus eine Steigerung der Komplexität – sowohl beim Riffbau als auch bei der Tierwertung
Lumicora ist ein Plättchenlegespiel, das uns in schöner Farbenpracht und liebevoller Ausgestaltung dazu auffordert, ein Korallenriff zu erschaffen. Wir gestalten dieses Riff, indem wir in die Höhe „bauen“ und haben dabei einiges zu beachten. Das Plättchenlegen in Ebenen liegt aber nicht jedem und kann gerade in den ersten Partien Kopfschmerzen bereiten: Legen wir den Schwerpunkt auf die Punktewertung in den Ebenen, auf die Tierwertung bei Spielende oder sind uns große Gebiete für die Farbmehrheiten wichtig?
In zehn knackigen Spielzügen warten so einige Fragen auf eine kluge Entscheidung und das macht Lumicoraspielerisch durchaus interessant.



AUTOR: Rita Modl
ARTIST: Annika Heller
VERLAG: Deep Print Games
ERSCHEINUNGSJAHR: 2024

2-4 Spielende
10 Jahre
40-60 Min.







