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REVIEW | Rezension Brettspiel Boreal

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Boreale Zone/Boreales Klima? Das kenne ich doch noch dunkel aus dem Erdkunde-Unterricht – was war das noch? Relativ nördlich, recht kalt und frostig, meist mit Nadelwald bedeckt. Irgendwie so sieht dann wahrscheinlich auch die Umgebung aus, in der wir im Brettspiel Boreal nach Resten versunkener Kulturen forschen – auf den Karten sieht das eigentlich ganz hübsch aus, dort in „Boreal“. Dann schauen wir mal, was das Spiel sonst noch zu bieten hat…

Carina


In Boreal versuchen wir als Forscherinnen, über die Entdeckung von untergegangenen Orten die Spuren einer verlorenen Welt wiederzuentdecken. Es handelt sich um ein 2-Personen-Spiel, in dem wir mit Karten eine Entdeckungspyramide aufbauen.

Der Spielplan wird in die Tischmitte gelegt. Er bietet Platz für 8 Spielkarten, die die offene Auslage bilden. An der Seite des Tableaus findet sich eine Zahlenleiste, die anzeigt, über wie viele Entdeckungspunkte die jeweiligen Spielenden verfügen. Entdeckungspunkte sind in Boreal das Zahlungsmittel. Beide Spielenden starten mit fünf Entdeckungspunkten. 

Die Spielenden können immer die Karte oberhalb oder links von ihrem Entdeckungsmarker kaufen. Können sie diese mit den verfügbaren Entdeckungspunkten bezahlen, legen sie die Karte direkt in ihre Auslage, mit der sie eine Pyramide aus insgesamt 10 Karten bauen. 

Nicht verfügbare Karten oder welche, die noch zu teuer sind, können reserviert werden. Dazu wird die Karte aus der Auslage genommen und neben der Pyramide abgelegt. In jedem Spielzug dürfen die Spielenden so eine Karte kaufen und/ oder in die Pyramide einbauen. 

Karten, die noch nicht in einer höheren Ebene überbaut sind, bringen am Ende des Spielzug wieder neue Entdeckungspunkte als Einkommen.

Sobald jemand die 10te Karte in die Pyramide eingebaut hat, wird das Spielende ausgelöst und die Runde noch zu Ende gespielt. Danach werden die Karteneffekte ausgewertet. Punkte gibt es für unterschiedliche Effekte, wobei jede Karte individuelle Wertungsbedingungen aufweist – es gibt folgende Arten:

  • eine aufgedruckte Siegpunktzahl
  • Siegpunkte für Karten in bestimmten Farben
  • Siegpunkte für angrenzende Karten oder nur in bestimmten Farben angrenzend
  • Siegpunkte für unterschiedliche Landschaftsarten oder Sets
  • Siegpunkte identisch zur Nachbarkarte

Neben den reinen Siegpunkteffekten bringen manche Karte auch Effekte mit sich, mit denen man beispielsweise die Position von Karten tauschen oder die Auslage verändern kann. Außerdem sind im Spiel noch sog. Archivkarten mit Sondereffekten enthalten, von denen je Partie nur drei mitspielen und von denen jeder nur eine besitzen darf. 

Wer nach der Schlussauswertung die meisten Punkte erzielen konnte, gewinnt Boreal.

Brettspiel Regeln

Spielregeln (ext. Link zu Game Factory )


Wer Boreal spielt, dem kommen viele Aspekte des Spiels bekannt vor. Wer will, kann sicher ungefähr vier, fünf, sechs andere Spiele in Ansätzen in Boreal wiederfinden. Und wer das negativ formulieren möchte, kann sagen, dass wir bei Boreal nichts Neues finden und es daher nach ein, zwei Partien nichts mehr zu entdecken gibt. Das wäre nicht gelogen.

Positiv gesehen ist Boreal so ein bisschen wie „nach Hause kommen“. Eine Art spielerische Jogginghose (frei nach Maren Hoffmann), in die wir schlüpfen können und in der alles sehr angenehm und bequem ist, weil wir uns dort direkt gut auskennen. Hier sind wirklich viele schöne bekannte Elemente zu einem angenehmen, neuen Gesamtpaket zusammengepackt worden.

Einsteigerfreundlich

Auch vom Thema her begegnen wir hier nichts Neuem, denn die postapokalyptische Entdeckungsreise ist ebenfalls schon das ein oder andere Mal als Thema auf unseren Spieltischen zu Gast gewesen. Interessant ist, dass es diesmal definitiv Forscherinnen sind, die als Protagonistinnen unterwegs sind und auch die gesamte Spielregel ist in der weiblichen Form gehalten. 

Die Regeln sind zugänglich, einfach verständlich und auf rund sechs Seiten ist alles erklärt, was man wissen muss. Ein praktisches Zusatzblatt, das man neben das Spielgeheschehen legen kann, hilft beim Verständnis der Kartensymbole. Allerdings gibt es hier kaum Verständnisfragen, denn auch die Symbolsprache ist intuitiv.

Besonders ansprechend sind die Illustrationen. Sie sind sehr schön gelungen und jede Karte ist eine eigene kleine Welt, die für sich steht. 

Wer greift hier als erstes zu?

Das unverbrauchteste Element in Boreal ist das Einkommen in Form der Erkundungspunkte, die wir mit unserem Marker an der Seite des Spielplans abtragen und die dann dort den Bereich mit den verfügbaren Karten kennzeichnen. So haben wir auf dem Spielplan im mittleren Bereich immer eine interessante Konkurrenzsituation zu Karten, die für mich und meinen Kontrahenten verfügbar sind. Das bringt Interaktion ins Spiel bringt. Interaktion bringen auch einige Effekte der Karten, mit denen wir dem Anderen z.B. Erkundungspunkte wegnehmen können. Die kommen aber im Spiel selten zum Tragen.

Reservieren statt Kaufen

Für weiteren Spielraum beim Erwerb von Karten sorgt die Option des „Reservierens“ – auf diese Weise kommt man auch an Karten außerhalb der Reichweite des Erkundungsmarkers. Aber aufgepasst: Boreal ist auch ein Wettrennen, denn wer die Pyramide als erstes fertigstellt, beendet auch das Spiel. Wer dann allzu weit hinterherhinkt und nicht ähnlich viele Karten in die Pyramide eingebaut hat wie das Gegenüber, hat auf den Sieg meist keine Chance. Je mehr Karten ich reserviere, desto weniger komme ich beim Pyramidenbau voran und das kostet dann wertvolle Zeit. 

Wofür es alles Punkte gibt

Beim Kartenkaufen und beim Einbau in die Pyramide gilt es dann abzuwägen, worauf man sich konzentrieren möchte: Karten mit aufgedruckten Siegpunkten können als „sicher“ verbucht werden, bringen aber meist nicht sehr viel ein. 

Bei anderen Karten muss man schon schauen, dass diese künftig auch Punkte einbringen, sie entsprechend ein- oder umbauen. Auch die Karte mit Positionsvertauscher-Effekt ist hin und wieder sehr praktisch. 

Die Spezialisierung auf eine bestimmte Kartenfarbe kann ebenfalls lukrativ, aber auch gefährlich sein, wenn keine Karten der gewünschten Farbe mehr in der Auslage auftauchen. Die Karteneffekte bieten oft kleine taktische Möglichkeiten, die man clever miteinander verzahnen kann.

Oben wartet das Ende

Je höher wir in der Pyramide vorankommen, desto geringer wird das Einkommen und es gilt, optimal zu wirtschaften. Hier kommt uns entgegen, dass wir per se wieder 2 bzw. 1 Einkommen geschenkt bekommen, wenn wir auf 0 oder 1 zurückfallen. Das ist zwar nicht thematisch, aber praktisch. 

So kommen wir flott dem Spielende entgegen, das mit ein wenig Übung deutlich schneller eintreten kann als in den auf der Schachtel genannten 25 Minuten. Eine angenehme Dauer für eine angenehmes 2-Personen-Spiel.

  • Ansprechende Kartenillustrationen und Gestaltung
  • Zugänglich und schnell erlernbar
  • Gut für Spielende mit weniger Spielerfahrung geeignet
  • Relativ geringe Spieltiefe 
  • Für Vielspieler auf die Dauer zu wenig Wiederspielreiz 

Boreal bietet entspannte und angenehme Unterhaltung für 2 Personen – die gut verständlichen Regeln machen den Einstieg leicht, so dass sich jeder schnell zurechtfinden müsste. Für Spielerfahrene sind die bekannten Karteneffekte ohnehin eingängig.

Boreal bietet über die gemeinsame Auslage Interaktionselemente, erwartet von uns aber in erster Linie einen optimierten Pyramidenbau in der eigenen Auslage. Über cleveres Kombinieren und Taktieren beim Kartennehmen und Reservieren kommt man hier zum Sieg.

Wer bereits viele Spiele kennt oder über eine große Sammlung verfügt, wird hier schnell alles gesehen haben. Wenig Spielerfahrene dürften hier aber perfekte Unterhaltung für den Sonntagnachmittag oder den Feierabend finden. Vielleicht ein prima Weihnachtsgeschenk für wenigspielende Verwandte?

AUTOR: Masafumi Mizuno
ARTIST: Yuko Iwase
VERLAG:
Game Factory
ERSCHEINUNGSJAHR: 2024

2 Spielende

10 Jahre

25 Min.

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