Es hat gestochen
Zum Glück haben wir gerade Winter. Denn die Spezies, mit der wir hier gerade ein Kartenspiel spielen, tritt dann kaum bis gar nicht auf, um uns zu piesacken. Ok, in unseren Gefilden ist es eher die Aedes vexans (auch als Rheinschnacke bekannt), die uns zur Last fällt, aber bei dem ein oder anderen hat sich das Wort Mosquito/Moskito eingeprägt. Dieses stammt übrigens aus dem spanisch / portugiesischen und bedeutet „kleine Fliege“. Hört sich sehr niedlich an. Doch wenn man die geröteten Hautstellen und den Juckreiz denkt, ist das ganze gar nicht mehr so niedlich, sondern ziemlich nervt.
Und bei Nerven fallen mir die unzähligen Nächte ein, in denen ich ein Summen am Ohr höre, mit dem sich so ein Viech ankündigt und ich nicht einschlafen kann, bis einer von uns beiden überlebt hat.
Genau um solche Quälgeister geht es in dem vor uns liegenden Kartenspiel…
Das Spiel
In Mosquitozzz verkörpert jeder Spieler einen Charakter. Ziel ist es über das Spiel so wenig wie möglich Bluttropfen zu verlieren. Von diesen haben wir zu Beginn 10 zur Verfügung.
Im Spiel sind vier verschiedene Kartentypen: Moskito (rot), besondere Schwarmkarten (orange), Abwehr (grün) sowie blaue Karten (Heilung oder andere positive Wirkung)
Jeder Spieler hat ein gleiches Kartenset als Nachziehstapel. Von diesem werden vier auf die Hand gezogen und die Karte die „flache Hand“ dazugelegt.
Ein Spieler hat die Lampe und wird angegriffen. Rundenweise spielen die Teilnehmer in Phase 1 eine Karte aus. Moskitokarten werden zu einem Schwarm mit der obersten Schwarmkarte in der Mitte zusammengelegt. Nun muss der aktive Spieler sich gegen die ausgespielten Karten wehren und kann dieses mit den Handkarten sowie Karten tun, die in Phase 1 von den Mitspielern ausgespielt wurden, wenn möglich. Für die übriggebliebenen Moskitos spiele ich die Flache Hand (wenn noch vorhanden). Dabei nehme ich je verbliebenem Moskito einen roten Chip in die Hand (eine Seite Moskito, andere Seite toter Mosqkito), schüttele diese in meiner Hand und lege sie auf den Tisch. Für jeden verbliebenen Moskito muss ich nun einen Blutstropfen abgeben. Für den Angriff gibt es eine Erfahrungskarte (auf meinen Ablagestapel), die ich in späteren Angriffen zu meiner Verteidigung nutzen kann.
Dann entscheidet sich der aktive Spieler für einen neuen Spieler mit Lampe. Alle Spieler ziehen auf fünf Handkarten von ihrem Nachziehstapel (ggfls. wird der Ablagestapel neu gemischt) nach und die nächste Runde geht los. Wenn ein Spieler seinen letzten Blutstropfen verliert oder der Schwarmstapel leer ist, endet das Spiel und der Blutreichste gewinnt.
In der Kooperativen Variante müssen die Spieler zusammen gegen den Schwarm ankämpfen. Zugleich gibt es drei Schwierigkeitsgrade bzgl. der Schwarmzusammensetzung.
Autor: Stefan Mürger, Christopher Mann • Grafiker: Johannes Rost
Verlag: Sphinx Spieleverlag • Jahr: 2018
2-4 Spieler • ab 10 Jahren • ca. 20-40 Minuten
Spielregeln (ext. Link zu Sphinx)
Für ein schnelleres Spiel und die Solo-Variante gibt es diesen Link
Spielgefühl
Zunächst einmal versammeln wir uns um den Tisch, um den vielen Plagegeistern den Garaus zu machen, denn diese haben es auf unser Blut abgesehen. Und das ist im Spiel für jeden Spieler begrenzt. Dabei ist es gar nicht gut, wenn ein Spieler sein Blut verliert und man selbst nicht das meiste Blut hat. Somit können sich im Laufe des Spiels immer mal wieder Koalitionen bilden, um ein vorzeitiges Spielende zu vermeiden.
Mosquitozzz ist ein schönes thematisches Spiel, denn den Spieler mit der Lampe stören die Quälgeister ganz schön. Und je nach Mitspieler kommen da ganz schön viele auf ihn zu. Da muss man schon mal gute Nerven beweisen und sich nicht allzu sehr ärgern.
Eine besondere Komponente ist „die flache Hand„, bei der man haptisch das Klatschen der Mücken / Moskitos nachstellt (auch wenn Tierschützer jetzt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen werden). Diese Aktion ist in diesem Spiel ein ziemlicher Glücksfaktor und kann sowohl in die eine wie andere Richtung laufen. Neben dem Kartenaufdecken der Mitspieler der zweite emotionale Höhepunkt im Spiel. Jedoch sollte man keine schwitzigen Hände haben, sonst kleben die Scheiben schon mal. Zudem hat man die flache Hand auch nicht immer zur Verfügung. Da ausgespielt sie auf den Ablagestapel gelegt werden muss. Daher sollte man mit diesem Mittel etwas vorsichtiger umgehen.
Mosquitozzz ist ein Spiel, bei dem es je nach Spielverlauf und Spielerkonstellation zu einer gewissen Downtime kommen kann. Dieses ist zumindest im Basisspiel der Fall. Denn auch wenn alle Spieler in der Phase 1 eine Karte ablegen, so sind doch alle anderen Spieler Zuschauer in den folgenden Varianten. Blöd ist es dann noch, wenn es zu einem internen Duell von zwei Spielern kommt.
Um das Spiel schneller zu machen, haben sich die Macher eine schnellere Variante ausgedacht. In dieser wird das Ende eingeläutet, sobald der dritte Anführer (Alpha, Beta und Gamma) gezogen wurde. Dadurch wird das Spiel schneller, aber auch Glücks lastiger, da plötzlich Schluss sein kann, je nachdem an welcher Stelle der dritte Anführer im dritten Stapel des Schwarmstapels liegt.
Über die Karten kann es schon mal zu unliebsamen Änderungen in der betroffenen Person zur Verteidigungsphase kommen. Das sorgt für viel Schadenfreude aber ggfls. auch Ärger und Frust. Hier sollte die Toleranzgrenze schon auf einem gewissen Level liegen.
Die optimale Spieleranzahl war in den Runden drei Spieler. Zudem würde ich die kompetitive immer der kooperativen Variante vorziehen. Passt einfach besser zum Spiel und Thema.
Kurzfazit: Thematisches Kartenspiel rund um Moskitoquälgeister, die es auf die jeweiligen Blutreserven abgesehen haben. In der Wettbewerbs-3 Spieler-Konstellation hat es mir am besten gefallen. Wer Kartenspiele mit einem hohen Ärgerfaktor mag, ist hier richtig. Wer nicht sei gewarnt, denn es geht nicht in diesem Spiel viel über Schadenfreude.
- Innovatives Mückenerschlagen
- schöne thematische Umsetzung
- sehr löblich sind die vielen kleinen Spielhilfen.
- Downtime im Spiel zu viert (auch trotz der schnelleren Variante vorhanden): In den einzelnen Runden ist verstärkt der aktive Spieler beteiligt, während der Rest weitestgehend zuschaut.
- Hoher Ärgerfaktor. Liegt nicht jedem.
Mosquitozzz glänzt durch seine thematische Umsetzung. Beginnend mit der Lampe, den verschiedenen Karten wie Stichsalbe, Durftkerze, Mosquitonetz und endend mit der „flachen Hand“ bei der man als letzte Konsequenz hemdsärmelig auf Mückenjagd geht.
Jedoch steht in den Partien immer ein Spieler im Mittelpunkt während die anderen Zusehen, was in einem aktionsreichen Spiel eher störend wirkt. Dazu wird der Glücksfaktor den ein oder anderen Kennerspieler abschrecken.
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