Im Sauerland – meiner Heimat – gibt es den Ausdruck: „Da bekomme ich lange Zähne“. Andere kennen Ihn vielleicht eher unter dem Begriff „graue Haare bekommen“. Das passiert mir, wenn es in einer Situation nicht so voran geht, wie man es eigentlich möchte. Auch diese Situationen haben wir immer wieder mal in der ein oder anderen Spielrunde, wenn Neulinge, Unbedarfte oder Gelegenheitsspieler dabei sind.
Soviel Snickers kann man dann gar nicht futtern.
Nun der Spielabend mit dieser Spezies Spieler verläuft so, dass man die Regeln – für den oder die beteiligten Spieler erklärt. Man muss davon ausgehen, dass alle sehr gerne Spielen, aber eher zu den Gelegenheitsspielern gehören. Zum Glück wird viel gefragt, was ein Zeichen von
- Interesse ist (gut!)
- schlechtem Erklären (nicht so gut)
- schlechtem Zuhören (problematisch)
sein kann.
Meist ist Punkt 3 schon ein erstes Indiz, wie der Abend dann ablaufen wird. Gepaart mit dem Gegenpart des Besserwisser ist ein gelungener Abend vorprogrammiert.
Das Spiel beginnt und bereits beim ersten Zug muss man schon erklären, warum man selbst welche Entscheidung wie gefällt hat. Alles halb so wild; macht man ja gerne. Ist ja schließlich im Sinne der Jury Spiel des Jahres: für das Kulturgut Brettspiel.
Wenn es denn bei den anfänglichen Erklärungen bliebe und man anschließend nicht jeden Zug erklären müsste. Da können sich so ein paar Spielrunden ganz schön ziehen. Zumal man sein eigenes Spiel nun komplett vergessen kann, da man praktisch für alle anderen mitdenken muss. Viellfach gleichen dann je nach Komplexität des Spiels die Spielrunden vier Solitärpartien, die ich parallel spiele. Da kann ich eigentlich nur gewinnen.
Irgendwann einmal kommt das innere Gefühl auf („ja jetzt haben Sie“). Aber die Rückfälle während des Spiels, kommen dann schneller als man denkt: „Wie war das nochmal“
oder ein mehr oder weniger wiedergebbarer Dialog:
- „Nein, das kannst Du nicht machen!“
- „Warum?“
- „Weil es so in den Spielregeln steht.“
- „Das hast Du nicht so erklärt.“
- „Doch!“
- „Wann?“
- „Ganz am Anfang“
- „Das ist ja blöd. Hätte ich das mal gewusst, dann hätte ich ganz anders gespielt“
- <grrrr>
Damit kann so manch gut angelegter Spielabend schon mal durch ein Tal verlaufen. Am Ende haben wir uns aber alle wieder lieb.
Daher (in Anlehnung an Hausmeister Krause“): Alles für den Pöppel, alles für das Spiel – unser Leben für den Spaß!
weitere Spielertypen
Das klingt aber einfach nach dem falschen Spiel für besagten Tisch.
Ich bin genau so ein „Lange-Zähne-Spieler“. Ich frage viel, was vor allem an Punkt 3 liegt, schlechtem Zuhören.
Warum höre ich nicht besser zu? Mein Problem ist, dass ich das Gehörte erstmal verarbeiten muss. Während ich in Gedanken das zuletzt Gesagte durchgehe, wird aber oft bereits die nächste Regel erklärt. Da ich nicht gleichzeitig zuhören und nachdenken kann, entgeht mir manchmal ein Teil. Es fühlt sich für mich dann wirklich so an, als wäre es nicht gesagt worden.
Vermutlich geht es nicht nur mir so.
Da ich mein Problem kenne, lese ich mir vor dem Spielabend die entsprechende Regel durch oder schaue ein Erklärvideo. Beim Lesen und Video-Schauen kann ich selbst den Informationsfluss bestimmen.
Das kenne ich auch. Also beide Seiten. Als leidenschaftlicher Spieler bin ich zwar auch meistens in der Position, dass ich eben die Spiele erkläre, und nicht erklärt bekomme.
Aber in den verschiedensten Gruppen erkennt man immer wieder, wie start doch häufig die Unterschiede sind.
Ich denke, dass was Foamheart beschrieben hat, ist der häufigste Fall. Aber das ist ja normal, und man versucht das Beste daraus zu machen 😉
Was ich viel viel schlimmer finde, sind diese „Ich-höre-einfach-aus-Prinzip-nur-so-halb-zu-weil-so-richtig-Lust-hab-ich-eigentlich-gar-nicht-Spieler“, die meistens nur mitspielen „weil man sich ja *zum Spielen* verabredet hatte“.
In so einem Fall denke ich dann gerne: Wenn ihr keine Lust habt, meine Damen und Herren, dann sagt’s mir einfach, dann spar ich mir das Mühselige erklären. Denn: Das kann durchaus extrem anstrengend sein oder werden.