Montag, Dezember 16, 2024
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Review Treasure Island

Auf Schatzsuche

Die Schatzinsel von Robert Louise Stevenson zählt zu den Klassikern der Literatur über Piraten. Beginnend mit der eindrücklichen Schilderung des ersten Kontaktes des jungen Hawkings mit den Pirtaten in einem Gasthaus nahe Bristol über die Fahrt zur Schatzinsel bis zur Hebung des Schatzes, sind die meisten von uns schon intensiv mit dem Abenteuer in Berührung gekommen. Und wenn nicht via Buch, dann eben über die mehr als 20 Verfilmungen dieser Geschichte.

Auf diesem Universum setzt Treasure Island auf. Der gerissene Captain Silver ist von einigen Piraten gefangen genommen. Doch jeder – einschließlich John Silver – haben nur ihr persönliches Ziel im Kopf: Sicherung des Schatzes. Daher ist Treasure Island kein kooperatives Spiel, auch wenn die Spieler gegen John Silver antreten müssen.

Das Spiel kam im letzten Jahr bei Matagot heraus und wurde im Frühjahr von Pegasus lokalisiert. Autor ist Marc Paquien. Dieses Mal allein (bei Yamatai war mit Bruno Cathala zusammen am Werk).


Das Spiel

Je nach Teilnehmerzahl werden die Figuren verteilt. Ein Spieler spielt in jedem Fall John Silver. Zu zweit nimmt sich der verbliebene 3 Figuren, zu dritt, die beiden anderen je zwei Figuren (jedoch nicht das restliche Material), bei vier oder fünf Spielern bekommt jeder Spieler eine Spielfigur. Die Figuren werden jeweils auf die Ausgangsorte gestellt, danach „vergräbt John Silver“ den Schatz auf der Insel (Markierung hinter seinem Sichtschirm). Der Gebiets-Hinweis aus dem Schatz wird beiseitegelegt, die restlichen gemischt und je einer an die Mitspieler (Je Mitspieler, nicht je Figur!) verteilt.

Das Spiel endet, wenn der Schatz von einem der Piraten (oder John Silver) gefunden wurde. Nach einer bestimmten Anzahl von Tagen kann John Silver aus dem Gefängnis fliehen und macht sich ebenfalls auf Schatzsuche. Doch bis dahin vergehen mindestens 17-19 Tage der Suche durch die Mitspieler.

Über die einzelnen Tage auf die immer der hinterste Spieler reihum gesetzt wird, wird angegeben, welche Aktion John Silver tätigt. Dieses können Hinweise geben sein oder das Nehmen von Bluffmarkern etc. Dann entscheiden sich die Spieler für eine (später zwei) Bewegung oder Suchen bzw. eine Kombination von beiden. Zudem gibt es besondere Fähigkeiten der einzelnen Piraten, mit denen sie weitere Hinweise bekommen. 

So kann jeder Spieler nach und nach ausschließen, wo der Schatz nicht liegt bzw. eingrenzen, wo mögliche Fundorte sind. Jedoch liegen nicht alle Informationen allen vor.

Sollten die Piraten nach dem 19 Tag den Schatz noch nicht gefunden haben, so kann sich John Silver auch auf die Suche zum Schatz machen.


Autor: Marc Paquien • Grafiker: Vincent Dutrait
Verlag: Matagot|Pegasus • Jahr: 2018|9

spieler2-5 Spieler • alterab 10 Jahren • zeitca. 45-60 Minuten

Spielregeln (ext. Link zu Pegasus)


Spielgefühl

Zunächst spielt ein Spieler die Rolle des John Silver. In dieser Funktion sind in gewissem Maße Spielleitertätigkeiten inkludiert, ohne dass diese unangenehm auffallen. Die Rolle von John Silver ist nicht unbedingt einfach zu spielen und sollte idealerweise zunächst von einem erfahreneren Spieler gespielt werden. Denn für John Silver ist alles andere als einfach, siegreich aus der Partie herauszugehen. Dabei hat die Rolle auch bestimmte Besonderheiten. Angefangen vom ersten Verstecken des Schatzes, Beobachten der anderen Spieler und Herausgabe von Hinweisen auf den Schatz. Auch das Bluff-Element kommt nicht zu kurz.

Im Mittelpunkt des Spiels steht ein Deduktionsmechanismus. Dieser tritt in Kraft durch die Hinweise, welche John Silver an die anderen Mitspieler übergibt. Auf denen wird meistens bekannt gegeben, wo der Schatz NICHT ist. Teilweise muss Silver auch Hinweise über Richtungen des Schatzes angeben. Er kann bei den Hinweisen aber auch Bluffen, so dass die Piraten nicht wissen, ob er die Wahrheit sagt, oder nicht.

Dieses macht die Stärke des Spiels aus. Während John Silver mit jedem Hinweis die Mitspieler näher an den Schatz heranrücken lässt und bangen muss, lichtet sich für die anderen der Nebel. So nach und nach reift die Erkenntnis über den Standort des Schatzes. Gleichzeitig sind die Informationen unter den anderen Wettstreitern ebenfalls asymmetrisch verteilt. So dass es auch die Mitspieler zu beobachten gilt. Denn nur ein Pirate wird gewinnen. Ein Wettlauf mit der Zeit, bei dem alle ein wenig bluffen müssen, damit das eigene Verhalten für die anderen nicht zu klar ersichtlich ist.

Die ganze Schatzsuche ist wirklich thematisch dicht gewoben, so dass es richtig Spaß macht, das Spiel zu erleben (was ein Stück weit auch vom Spielleiter abhängt).

Wichtig ist es auch, dass man mit dem Spielmaterial etwas vorsichtig ist. Leicht kann man mal einen gezeichneten Strich mit der Hand verwischen. Auch ist das geistige Übertragen von der großen auf die individuelle kleine Karte nicht unbedingt einfach. Ein wenig problematisch ist der Zirkel, der sehr eng verschraubt sein muss, um vernünftige Kreise zu zeichnen. Man kann zwei Seiten des Spielplans wählen und auch wenn die farbige Seite schöner aussieht, sollte man sich aufgrund der Vielzahl der Striche lieber für die braune Seite entscheiden, da bei der Zunahme der Markierungen, die Übersicht besser erhalten bleibt. Trotz der kleineren Probleme ist das Material sehr hochwertig und gibt dem Spiel ein tolles Spielgefühl.

Es kann vorkommen, dass der Glücksfaktor im Spiel zuschlägt, in dem ein Spieler einen Zufallstreffer bei der Schatzsuche landet. Kann passieren, muss aber nicht.

Durch die Kombination aus allgemeinen und individuellen Tipps gibt es einen hohen Interaktionsgrad im Spiel.

Das Spiel ist auch zu zweit spielbar, dennoch empfehle ich eine Besetzung von mindestens vier Personen, da ansonsten Figuren doppelt belegt werden müssen. Zu zweit macht es eher weniger Spaß.

Auch wenn das Spiel als Kennerspiel eingestuft ist, kann man es durchaus mit Familienspielern spielen. Der Kennerspieler sollte (wie oben schon erwähnt) zunächst John Silver sein.

Für die erste Partie werden die Spieler deutlich mehr als die angegebene Zeit benötigen (ca. 2h), da man sich alle mit den Mechanismen vertraut machen müssen.


Kurzfazit: Kurzweiliges Schatzsuchspiel mit schönem Material und toller Spielatmosphäre am Spieltisch. Jederzeit gerne habe ich knapp vergeben, da man beim Spielmaterial (und vor allem dem Zeichnen) doch schon etwas vorsichtig sein muss. Das Spielvergnügen ist ein wenig abhängig von der Kunst des Spieleleiters.

  • Spannende Schatzsuche im Rahmen eines Deduktionsspiels
  • Alle gegen John Silver und doch gegeneinander. Bluffen ist für alle Pflicht.

 

  • Material hat an der ein oder anderen Stelle ein paar Schwächen
  • John Silver kommt i.d.R. nicht dazu auszubrechen. Muss man halt akzeptieren.
  • Das Spiel hängt (auch atmosphärisch) ein wenig vom Geschick des Spieleleiters ab.

 

Treasure Island ist ein gelungenes Schatzsuchspiel. Thematisch sehr dicht gestaltet, erleben wir über einen schönen – für den Spielleiter anspruchsvollen – Deduktionsmechanismus ein tolles Spiel. Trotz der Beschränkung auf drei Aktionen bei den anderen Piraten ist das Spiel nicht nur auf Long Silver ausgerichtet. Ein wenig erinnert das Spiel etwas an Scotland Yard, nur das wir nicht kooperativ, sondern gegeneinander mit unvollständigen Informationen spielen.

Was den ein oder anderen stören kann, ist die Möglichkeit des Lucky Punch durch einen Spieler, welcher zufällig an der richtigen Stelle „gräbt“. Dieser hat aber nur selten zugeschlagen.

 


 

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1 Kommentar

  1. Ich konnte das Spiel auf den Ratinger Spieletagen spielen und habe als John Silver gewonnen. Ein Spieler hat recht früh ca einen cm neben dem tatsächlichen Versteck gegraben und dann sind alle in die andere Richtung gezogen bzw niemand hat mehr soo nah an dieser Stelle gesucht. Der Erklärbär hat auch gesagt das komme öfter vor. Also es ist sehr wohl möglich als John Silver zu gewinnen.

    Ich hatte eher das Gefühl, dass bei den anderen Spielern weniger Spaß aufkam als bei mir, weil jeder nur geschwiegen hat und keinen richtigen Plan hatte. Vielleicht ist ein klein wenig Kommunikation unter den Suchenden doch angebracht. Nur halt nicht zu viel… oder nicht zu ehrlich xD

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