Freitag, November 22, 2024
StartRezensionREVIEW | Rezension Castle of Tuscany

REVIEW | Rezension Castle of Tuscany

Die Burgen von Burgund ist für viele Feld-Fans der erklärte Liebling. Daher ist die Spannung groß, wenn mit „The Castles of Tuscany“ die „kleine Schwester von BuBu“ angekündigt wird. 

Sind die Spiele wirklich verwandt, ähneln sich die Mechaniken, hat das Spiel trotzdem seine Berechtigung? Dies und mehr klären wir im Folgenden.

Carina Brachter 


SPIELBESCHREIBUNG

Wir schlüpfen in die Rollen von Landesfürsten in der Toskana im 17. Jahrhundert und haben die Aufgabe, unser Region erfolgreich auszubauen. Dazu stehen uns insgesamt acht Landschaftsarten zur Verfügung, u.a. Dörfer, Kastelle, Klöster, Steinbrüche, Gutshöfe und diverse Landwirtschaftsplättchen. 

Grundsätzlich bietet der eigene Spielzug drei Optionen:

  • Plättchen nehmen,
  • Karten ziehen oder 
  • Plättchen anlegen

Plättchen, also Pappmarker mit unterschiedlichen Landschaftstypen, nehmen wir uns aus einer offenen Auslage von acht Plättchen. Nehmen wir uns eines, legen wir es auf unser eigenes Playerboard in eine Art Zwischenablage. Mit einem unserer eigenen Plättchenstapeln füllen wir die offene Auslage wieder nach.

Wenn wir Karten ziehen, nehmen wir zwei Karten vom verdeckten Stapel. Die Karten benötigen wir, um die Landschaftsplättchen von unserer Zwischenablage in unsere Auslage zu platzieren. Dazu muss es immer ein Paar farblich passender Karten sein, die wir aber auch ggf. durch andere Karten ersetzen können, falls wir nichts Passendes auf der Hand haben.

Wählen wir die Variante Plättchen legen, so nehmen wir es aus der Zwischenablage und platzieren es in unserem Fürstentum. Dieses besteht aus drei unterschiedlichen Spielplanteilen mit Landschaftsfeldern, die wir zu Spielbeginn nach einem bestimmten System aneinanderreihen dürfen. Hierdurch entsteht in jedem Spiel eine andere Kombination aus Landschaftsfeldern. An einer Stelle platzieren wir unser Start-Fürstentum und von dort aus muss dann immer angrenzend angelegt werden.

Für jede Plättchenart, die wir anlegen, gibt es eine Belohnung, die auf unserem Playerbord aufgedruckt ist. Hier kann man jeweils

  • ein weiteres Plättchen aus der Auslage nehmen und es kostenlos in sein Fürstentum platzieren 
  • Bonusteile erhalten, die man an sein Bord anlegt, um Boni zu verstärken.
  • einen Gutshof bekommen, den man als Joker-Landschaft einsetzen kann.
  • Siegpunkte für unterschiedliche Landschaftsarten erhalten.
  • Marmor bekommen, mit dem man sich einen weiteren Spielzug kaufen kann.
  • drei zusätzliche Karten ziehen.
  • Arbeiter anheuern, mit denen man fehlende Karten ersetzen kann.
  • Bonuskarten ziehen, die einem Siegpunkte, Karten und weitere Vorzüge einbringen können.

Durch das Vervollständigen von Landschaftsgebieten erhält man je nach Größe des Gebietes Punkte. Schafft man es, alle Felder einer Landschaftsart komplett zu befüllen, erhält man einen Landschaftsbonus.

Das Spiel läuft über drei Runden. Eine Runde endet jeweils, wenn durch Nachlegen der offenen Auslage ein Nachlegestapel mit sieben Plättchen bei einem der Spieler abgetragen wurde. Es erfolgt eine Zwischenwertung und die Punkte der äußeren grünen Wertungsleiste werden auf die innere rote Wertungsleiste übertragen. In der letzten Runde sind nach dem Auslösen der Wertung alle Spieler noch einmal an der Reihe. Die Punkte werden nochmal auf die rote Leiste übertragen und wer die meisten Punkte erzielen konnte, gewinnt.



AUTOR: Stefan Feld ■ GRAFIKER: Antje Stephan & Claus Stephan
VERLAG: alea ■ ERSCHEINUNGSJAHR: 2020

spieler

2-4 Spieler

alter

ab 12 Jahren

zeit

ca. 60-90 Minuten

Spielregeln (ext. Link zu Ravensburger)


SPIELGEFÜHL

Plättchen aus einer Auslage nehmen, in einer Zwischenablage legen, später in einer Landschaft auslegen, Boni dafür und für das Vervollständigen von Landschaftsarten erhalten? Das kommt uns doch seeeehr bekannt vor. Das funktioniert doch bei den „Burgen von Burgund“ genauso.

Ja, das ist schon richtig, aber irgendwie dann doch nicht. 

Fangen wir mal vorne an:

Über das Thema müssen wir nur wenige Worte verlieren. Es handelt sich um ein sehr typisches Eurogame-Thema, aber zu dem, was wir im Spiel tun, passt es einfach gut. 

Das Spiel ist schnell verstanden und auch an Dritte vermittelt. Die Regeln sind, wie man das von Alea kennt, sehr gut aufbereitet und auch recht kurz. Auch die beliebte Zusammenfassung in den Randzeilen ist wieder enthalten und macht den Wiedereinstieg ins Spiel sehr bequem. 

The Castles of Tuscany spielt sich schnell und – ich kann es nicht anders beschreiben – „superfluffig“. Die drei Optionen, die man im Spielzug hat, sind übersichtlich, das Spiel bietet auch Grüblern wenig Raum. Man sieht schnell Erfolge und kommt zügig voran. Die Landschaft vor einem wächst und gedeiht und auch wenn es mal zwei, drei Züge ein wenig hakt, bietet das Spiel genügend Möglichkeiten, immer irgendwie etwas sinnvolles anderes zu tun. 

Ein kleines Manko: In vielen Partien steht nach Runde 2 der Sieger eigentlich schon fest. Wer dann mit einem Abstand vorne liegt, der wird diesen im Zweifelsfall auch ins Ziel retten können. Rückstände sind in der letzten Runde nur noch schwer aufholbar. Man sollte immer bedenken, dass durch den Wertungsmechanismus Punkte, die man früh im Spiel erzielt, auch in den folgenden Runden wieder mitzählen. Daher bietet es sich an, größere Landschaften schnell zu schließen, damit man die begehrten sechs Punkte bereits in der ersten Runde erhält und diese auch dreimal gewertet werden.

Natürlich spielen auch ein paar Glücksfaktoren mit. Kommt nicht das Landschaftsplättchen in die Auslage, was ich dringend zum Abschluss meines Gebietes benötige oder bekomme ich nicht die passenden Karten auf die Hand und muss immer wieder mehr Karten zur Kompensation bei buttern, dann kann es schon etwas frustrierend sein. 

Wichtig ist es auch, schon früh im Spiel das zusätzliche Ablagefeld für zwischengeparkte Landschaftsplättchen zu erhalten oder die Anzahl der Handkarten, die wir ziehen dürfen, zu erhöhen. Diese beiden Boni sind wichtig, wenn man um den Sieg bei „The Castles of Tuscany“ mitspielen möchte. 

Der Anspruch ist vom Verlag mit 3 von 10 angegeben. Das finde ich etwas untertrieben. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass man dieses Spiel auch gut mit noch nicht sehr erfahrenen Spielern spielen kann, um sie in die Welt zwischen Familien- und Kennerspielen einzuführen. Auch als Zwischenstufe auf dem Weg hin zu Spielen wie „Die Burgen von Burgund“ ist es optimal geeignet. Aber ganz so anspruchslos ist das Spiel nun auch wieder nicht. 

Der Sweet Spot in Sachen Spielerzahl liegt meiner Meinung nach bei drei. Zu zweit können geübte Spieler „The Castles of Tuscany“ schon als Absacker in 20 Minuten schaffen. Die Zeitangabe passt aber ganz gut für drei oder vier Spieler. 


Zusammenfassung

„The Castles of Tuscany“ ist der großen Schwester „Die Burgen von Burgund“ von den Grundmechanismen her sehr ähnlich. 

Es kleidet sich allerdings in ein deutlich einfacheres Gewand und dürfte damit einer der leichtesten „Felds“ sein. Das Spiel überzeugt mit einer geschmeidigen Leichtigkeit im Spielablauf und dürfte allen Einsteigern in den Kennerspielbereich wunderbar gefallen.

Eingefleischten Eurogamern dient es aber maximal als Füller oder Absacker, wobei das aber nicht abwertend gemeint ist. Gerade im Eurobereich gibt es solche Spiele nicht häufig. 

  • Sehr zugänglich, leicht verständlich und guter Spielfluss
  • Bedient Schnittstelle zwischen Familienspiel und Kennerspielbereich
  • Gute Spiellänge in allen Spielerzahlen
  • Man braucht gutes Licht, um einige Landschaftsarten voneinander unterscheiden zu können
  • Spiel kann ggf. früh entschieden sein, da Rückstände nur schwer aufgeholt werden können

Aus meiner Spielerperspektive:

Ich mag das Spiel – sehr sogar. Vor allem, weil es einen so schönen Spielfluss hat. Zum anderen bin ich natürlich eingefleischter Eurogamer und Feld-Fan – da fällt das Gesamtpaket von „The Castles of Tuscany“ schon grundsätzlich auf fruchtbaren Boden.

Eigentlich müsste es mir „zu einfach“ sein. Aber das Spiel bedient einen Bereich, den ich sehr zu schätzen weiß: Es handelt sich um ein Spiel, das wunderbar geeignet ist, um in einer Runde mit Wenig- und Vielspielern allen gleichermaßen Spaß zu machen. Das hat es schon einige Male bewiesen und bekommt daher seinen festen Platz in der Sammlung.

ZWEITMEINUNG CHRISTOPH

Ich kann Carina in fast allen Punkten zustimmen und schließe mich auch beim Jederzeit Gerne an. Das Spiel ist fluffig und spielt sich als eine Art Burgen von Burgund light super gut herunter. Eignet sich auch für Einsteiger in das Kennerspielthema sehr gut.

Jedoch fand ich zwei Sachen nicht so gut:

  1. Die Anleitung ist für mich nicht so gut gelungen. Das es in Teilen besser geht sieht man an der englischen Fassung, die ichs in Teilen von der Deutschen unterscheidet: siehe z.B. Bonusplättchen.
    Aber auch sind mir zu wenig Bildausschnitte von erklärenden Spielsituationen, um die nicht so intuitive Wertungen, das Gasthaus etc. zu erklären. An vielen Stellen wäre ein Halbsatz oder ein paar Wörter mehr dienlicher gewesen, um das Spiel schneller zu verstehen.
  2. Ich hätte mir gewünscht, dass man die Ablage in den Löwenkreis noch integriert hätte. Der liegt in der Mitte sehr überdimensioniert aber auch vielfach nutzlos herum. Dabei könnte man dort sehr gut die Landschaftsplättchen einbinden, so dass der zentrale Auslagebereich deutlich kompakter wäre.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Most Popular

Recent Comments