Dienstag, Dezember 17, 2024
StartJahr2022REVIEW | Rezension Brettspiel Splendor Duel

REVIEW | Rezension Brettspiel Splendor Duel

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Das Brettspiel Splendor gehört zu den besten Gatewaygames! Das Mitspielen macht auch den meisten Vielspielern Spaß , wenn sie es neuen Mitspieler:innen näher bringen und so kommt es – auch, wenn es bereits acht Jahre auf dem Buckel hat – immer noch regelmäßig auf den Tisch.

Allerdings hatte es immer ein kleines Manko: Für ein Spiel zu Zweit würde ich es nicht aus dem Regal ziehen. Die Ankündigung einer Duell-Variante für Zwei hat mich daher aufhorchen und so neugierig werden lassen, dass Splendor Duel als eine der ersten Neuheiten der Messe direkt auf den Spieltisch gekommen ist…

Carina Brachter


SPIELBESCHREIBUNG

Als Juweliere erschaffen wir in Splendor Duel aus Juwelen und Edelsteinen Schmuckstücke und Preziosen. 

Vor den Spielenden liegt ein Spielpan mit 25 Edelstein-, Perlen- oder Goldchips, sowie eine Auslage aus Juwelenkarten – in drei Reihen, wobei die untere Reihe einfacher zu erfüllende Karten und die obere Reihe sehr wertvolle und „teure“ Schmuckstücke zeigt.

  • Sind wir an der Reihe, dürfen wir uns aus der Edelsteinauslage bis zu drei Chips nehmen, die in einer waagerechten, senkrechten oder diagonalen Reihe direkt angrenzend liegen. 
  • Oder wir kaufen uns mit bereits vor uns liegenden Chips eine der ausliegenden Juwelenkarten. Jede Karte erfordert eine unterschiedliche Kombination an Edelsteinen und bringt uns im Gegenzug dauerhafte Edelsteine, die wir für künftige Einkäufe immer wieder einsetzen können, ohne Chips aufwenden zu müssen. 
  • Als dritte Zugvariante können wir aus der Auslage einen Goldchip nehmen und eine der ausliegenden Karten auf die Hand nehmen, um diese zu reservieren und in einem späteren Zug ausspielen zu können. Gold ist ein Joker und kann  für einen fehlenden Edelstein oder eine fehlende Perle eingesetzt werden.

Die Karten bringen uns nicht nur dauerhafte Edelsteine, sondern auch Punktwerte und/oder Kronensymbole sowie ggf. Kartenfähigkeiten, mit denen man beispielsweise Zusatzzüge erhalten oder dem Mitspielenden Edelsteine klauen kann. 

Auf unterschiedlichen Wegen lassen sich aus bis zu drei Privilegien erhalten, gegen dessen Abgabe man zusätzlich im Zug noch einen weiteren Edelstein vom Spielplan nehmen darf.

Außerdem gibt es noch Königliche Karten, die man ab einer bestimmten Kronenzahl nehmen darf und die einem zusätzliche Punkte und Fähigkeiten bringen können.

Gewinnen kann man Splendor Duel, indem man insgesamt 20 Punkte auf allen vor einem ausliegenden Karten aufweisen kann oder 10 Punkte auf Karten einer Edelsteinart. Die dritte Möglichkeit besteht darin, auf allen ausliegenden Karten insgesamt 10 Kronensymbole zu sammeln. 



AUTOR: Marc Andre & Bruno Cathala ■ ILLUSTRATIONEN: Davide Tosello
VERLAG: Space Cowboys | Asmodee ■ ERSCHEINUNGSJAHR: 2022

spieler

2 Spieler

alter

ab 10 Jahren

zeit

ca. 30 Minuten

Spielregeln (ext. Link zu Asmodee)


SPIELGEFÜHL

Für Splendor Duel hat sich der Autor Marc André die Unterstützung von Bruno Cathala gesichert, der bereits bei 7 Wonders Duel dabei geholfen hat, aus einem guten Mehrpersonenspiel eine sehr beliebte Zwei-Spieler:innen-Variante zu schaffen. Und meiner Meinung nach hat das auch hier bestens geklappt! Warum?

Die DNA von Splendor und damit alles „Gute und Bewährte“ ist deutlich erkennbar beibehalten worden: Auch bei Splendor Duel sammeln wir Edelsteine und versuchen uns mit dem Erwerb von Juwelenkarten eine Engine aufzubauen, die uns zukünftige Einkäufe vereinfacht. Wir sammeln Punkte und bestreiten ein Wettrennen, um die Siegbedingungen als erstes zu erreichen. Das flotte Spieltempo, der grundsätzliche Aufbau – alles ist wie „nach Hause kommen“. Ergänzt wurde dieses Grundprinzip dann noch durch weitere Elemente, die einen größeren Reiz für Zwei bringen und das Spiel im Niveau auch anheben ohne es komplizierter zu machen.

Was nehm ich nur und wann lege ich nach??

In der Duell-Variante kommen also ein paar Faktoren hinzu, die das Spiel taktischer und auch für zwei Spieler:innen interessanter gestalten. Da ist zum einen das Spielfeld mit den Edelsteinchips – dieses weicht von der Grundvariante ab, in der es einen Vorrat gibt, aus dem wir uns bedienen. Mit dem Spielfeld ziehen neue taktische Überlegungen mit ein. Hier gilt es genau zu überlegen, welche Chips mal wählt. In diese Überlegungen spielen hinein, dass man sich selbst nichts zerstört, was man in der nächsten Runde vielleicht gebrauchen kann oder man macht gezielt dem Mitspielenden etwas zu Nichte. 

Außerdem ermöglichen bestimmte Chip-Kombinationen, die man sich vom Spielfeld nimmt, noch eines der Privilegien ergattern, welches man später einsetzen kann. 

Ist das Spielfeld irgendwann leer geräumt, wird zudem taktiert, wer als erstes dort Chips nachlegt. Natürlich hat man dann wieder eine größere Auslage zur Verfügung, man verschafft damit aber auch dem Mitspielenden ein Privileg, so dass man es ggf. doch eine Weile vermeiden möchte, wenn es irgendwie geht.

Perlen statt Rosinen picken

Eine zweite interessante Ergänzung im Spiel sind die Perlen. Diese gibt es im Grundspiel nicht. In Splendor Duel sind zwei Exemplare enthalten und sie sind für den Erwerb vieler Karten notwendig – ein limitierender Faktor. Sie können zwar auch mit Goldkarten ersetzt werden, allerdings sind sie dennoch begehrt, da auch das Gold endlich ist.

Die Perlen steuern vieles, denn sie beschleunigen oftmals den Wunsch, die Chips auf dem Spielplan nachzulegen oder sie können auch dazu führen, dass man den Mitspielenden eine Weile blockiert. Sind die Perlen nämlich im Besitz eines Mitspielenden und sie geraten nicht zurück ins Säckchen und dann auf den Spielplan, ist der andere dazu gezwungen, immer über die Aktion „Karten reservieren und Gold erhalten“ zu gehen, um eine Perle ersetzen zu können. 

Viele Wege führen nach Rom

Die unterschiedlichen Siegbedingungen sind ebenfalls abweichend zum Grundspiel. Dort gilt es, eine bestimmte Anzahl an Punkten in der gesamten Auslage zu erzielen, um siegreich zu sein. In der Duell-Variante ist das ebenfalls bei 20 Punkten möglich und wird auch in den meisten Fällen der sicherste Weg zum Spielsieg sein. 10 Kronen in der Auslage zu haben, ist die zweite Variante, zu siegen. Dies ist auch hin und wieder machbar. 10 Siegpunkte mit nur einer Kartenart zu erzielen ist der meines Erachtens schwierigste Weg, zu gewinnen. Dies liegt daran, dass man dann in seiner Strategie sehr festgelegt ist. Die zufällig aufgedeckten Karten in der Auslage müssen dann auch mitspielen und die passenden Optionen aufweisen und der Mitspielende wird schnell merken, wenn man sich hier spezialisiert und dies zu verhindern wissen.

Auch aus dieser Sicht bleibt die Variante, mit 20 Punkten zu gewinnen, häufig die einfachste, da man hier am flexibelsten ist in Bezug auf ausliegende Karten, die einem auf dem Weg zum Sieg weiterhelfen können. Außerdem kann man schnell mal vergessen, beim Mitspielenden nach jedem Zug den aktuellen Punktestand nachzurechnen und dann kommt das Spielende auch schonmal überraschend. 

Am Ende eine ganz schön knappe Kiste

Durch die Fähigkeiten der Karten kommt ggf. auch noch spielentscheidende Interaktion ins Spiel – da man dem Mitspielenden unter Umständen noch etwas stehlen kann – beispielsweise Edelsteine oder ein Privileg – kann es am Ende ganz schön eng und spannend werden.

Schön ist, dass Rückstände durch einen geschickten Zug, in dem man ggf. auch noch durch eine königliche Karte Zusatzpunkte erhält, noch aufgeholt und in einen Sieg verwandelt werden können. Das ist reizvoll, denn wenn man so spektakulär am Ende noch „das Ruder rumreißt“, macht das Siegen besonders Spaß. Und dann am besten direkt noch eine Revanche. Die Spielzeit-Angabe passt bei geübten Spieler:innen dann nur noch bedingt, denn dann spielt man schneller – sofern man nicht zur Grübler-Fraktion gehört… 

Großes Lob für Schachtel und Material

Splendor Duel kommt in einer kleinen Schachtel daher, deren Aufteilung und Inlay super ausgeklügelt und perfekt gestaltet sind – hier darf man nicht über zu viel Luft in der Schachtel meckern. Das Material ist schön und die Chips sind zwar kleiner als im Grundspiel, aber sie liegen auch hier wieder sehr schön in der Hand. 

Die Gestaltung und Symbolsprache der Karten ist klar und folgt einem einheitlichen Schema – manchmal ist durch Kronen und Fähigkeiten sowie die Gestaltung ggf. etwas zu viel Information auf den Karten enthalten. Allerdings verwirrt das nicht mehr, sobald man das Spiel ein oder zweimal gespielt hat.


Zusammenfassung

Splendor Duel ist die sehr gelungene Umsetzung eines tollen Gatewaygames in eine 2-Personen-Varinate. 

Es bleibt dabei seiner Splendor-DNA treu, bietet aber nun auch mehr taktische Tiefe und Rivalität für zwei Mitspielende. Wertiges Spielmaterial und ein nach wie vor flottes Spieltempo machen das Spielererlebnis rund und liefern ein uneingeschränktes Spielvergnügen aus einem Guss.

Das Spiel ist für alle geeignet, die Splendor kennen und mögen, aber auch für Neueinsteiger, die gute 2-Personen-Spiele suchen. Es ist uneingeschränkt zu empfehlen und hat vom Fleck weg Klassiker-Potential. 

Für den ein oder anderen wird es ggf. zu wenig neu und anders machen – das kann ich nachvollziehen, vergebe aber dennoch die Bestnote mit winzigem Abzug. 

  • Tolle Aufmachung und Material in sehr durchdachter kleiner Spielpackung
  • Bekanntes Splendor-Prinzip gepaart mit neuen taktischen Möglichkeiten
  • Interaktive Elemente machen ein echtes Ringen um den Sieg möglich 
  • Unterschiedliche Siegmöglichkeiten scheinen nicht gleichwertig
  • Nah am Grundspiel – wer große Innovation erwartet, erwartet zu viel

Aus meiner Spielerperspektive: Splendor Duel hat mich ab der ersten Partie begeistert und zieht nahtlos in die Top Ten meiner 2-Personen-Spiele ein – ich freue mich, dass die Transferleistung so gut geklappt hat. Ich werde es vorbehaltlos weiterempfehlen. 

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