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REVIEW | Rezension Brettspiel: Lofoten

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Einem altbekannten Thema – dem Handelsleben der Wikinger – widmet sich das neueste Brettspiel von Pearl Games – das letzte Spiel als Studio von Asmodee. Lofoten nimmt uns mit in eine kalte und nasse Umgebung, denn wir sind in nördlichen Breitengeraden auf dem Meer unterwegs und wollen mit unseren Langschiffen Waren transportieren, einlagern und uns im Handelswettstreit als der bessere Wikinger hervortun. 

Carina Brachter


SPIELBESCHREIBUNG

In diesem 2-Personen-Spiel sitzen sich die zwei Spielenden an einem Markttableau gegenüber. Dort liegen immer fünf Warenplättchen aus, die wir gerne mit unseren Langschiffen einsammeln möchten, um sie später in Lagerhäuser zu bringen. Das ist aber nicht ganz so einfach, denn wir müssen erstmal richtig „einparken“.

Das tun wir mit unserem achteckigen Flottentableau, auf dem vier Langschiffe Platz haben. Diese Langschiffe können die Warenplättchen einsammeln, aber nur dann, wenn sie direkt unterhalb der Ware an der richtigen Position am Markttableau andocken und außerdem noch die passende Auftragskarte mit sich führen. Diese müssen wir vorher dort platziert haben, können das aber nur tun, solange das Langschiff noch auf den Spielenden zeigt und nicht in die Mitte des Spielplans also in Richtung Markttableau. Außerdem können wir die Auftragskarte nur dort platzieren, wenn sie die mittlere unserer drei Handkarten ist, deren Reihenfolge wir nicht verändern dürfen. Zudem darf dann der Effekt der Karte ausgespielt werden, der darauf abgedruckt ist.

Sind wir an der Reihe, spielen wir also immer eine der drei Handkarten aus. Die mittlere gibt in einem Langschiff deponiert, eine Bestellung in Auftrag. Spielt man die rechte oder die linke Karte aus, kann man damit das Flottentableau bewegen. Die auf der Karte abgedruckte Zahl gibt die Bewegungsschritte an, die man entweder durch horizontale oder Drehbewegungen umsetzen kann. Bei der rechten Karte jeweils nach rechts, mit der linken Karte immer nach links. 

Liegt dabei irgendwann ein Langschiff mit einer passenden Auftragskarte an einem Warenplättchen des Markttableaus, wird das Warenplättchen an Bord genommen. Sobald das Langschiff wieder so liegt, dass es auf den Spielenden zeigt, kann es ausgeladen werden und die Ware an eines der ausliegenden Lagerhäuser angelegt werden. Davon liegen vier aus. An jedem kann nur eine Warensorte gelagert werden – diese gilt für beide Spielenden. Am Spielende wird ausgewertet, wer an seiner Seite des jeweiligen Lagerhauses den höchsten Warenwert (Werte auf Warenplättchen) erzielt hat und wer damit quasi das Lagerhaus für sich entscheidet und die entsprechenden Punkte erhält. Wer insgesamt die meisten Punkte erzielen konnte, gewinnt Lofoten.

Im Spiel enthalten sind zudem drei Erweiterungsmodule, die neue Lagerhauskarten mitbringen oder Bündnisse mit Jarls oder die Verbesserung der Langschiffe möglich machen.



AUTOR: Sébastien Dujardin ■ GRAFIKER: Weberson Santiago, Luis Francisco
VERLAG: Asmodee / Pearl Games ■ ERSCHEINUNGSJAHR: 2023

2 Spieler

ab 12 Jahren

ca. 40 Minuten

Spielregeln (ext. Link zu Asmodee)


SPIELGEFÜHL

Lofoten, Wikinger, Handeln, Langschiffflotte – alles Elemente, die irgendwie Atmosphäre erzeugen können, aber irgendwie kommt (Wikinger-)Flair hier nicht wirklich auf. Denn der Spielablauf ist alles in Allem ein wenig mechanisch. Warum wirkt das so? 

Grundsätzlich werden die Spielenden doch mit altbekannten Elementen abgeholt, die eigentlich immer funktionieren: Waren sammeln, Mehrheiten erzeugen, das ist alles kein modernes Hexenwerk. Daher wurde hier ein innovativer Mechanismus dazwischen gepackt, damit das Ganze nicht so leicht wird. 

Flottenmanöver

Wir sind nämlich gezwungen, viel zu manövrieren: Zum einen mit unseren Handkarten und zum anderen mit unserem Flottentableau und das alles noch in geschickter Abstimmung zueinander.

Da die Position der Handkarten nicht verändert werden darf, muss beim Nachziehen der Karten am Ende des eigenen Spielzugs immer genau überlegt werden, wohin ich die neue Karte packe. D.h., es wäre da bereits ratsam zu wissen, was ich in meinem nächsten Spielzug tun möchte, um nicht die nachgezogene Karte einfach auf die Hand zu nehmen und wenig später zu denken: Oh nein! Was habe ich denn da gemacht! Gedankliche Vorarbeit ist sehr wichtig, da unsere Flotte nämlich nicht ganz so beweglich wie ein rasantes Beiboot, sondern eher gemächlich unterwegs ist wie ein Tanker, bei dem es ein wenig dauert, bis man ihn in eine andere Richtung gedreht bekommt. 

Störfeuer

Und nicht vergessen: Da ist auch noch ein Gegenüber, das eigene Pläne verfolgt und uns nicht wohlgesonnen ist. Da kann es schnell mal vorkommen, dass ein von uns auserkorenes Warenplättchen von der anderen Seite des Tableaus wegstibitzt wird, weil wir selber nicht schnell genug dort sein konnten. Das richtige Timing ist hier alles, denn sonst kann es schnell mal frustig werden. 

Wollte ich beispielsweise unbedingt das Schaf vom Tableau und es wurde mir direkt vor der Nase weggeklaut und es liegt kein weiteres Schaf mehr in der Auslage und es kommt auch kein neues nach, dann waren meine ganzen Vorbereitungen, den Schafauftrag nah an das Markttableau zu bringen, erstmal ziemlich nutzlos. 

Man sollte sich daher breit aufstellen: Immer unterschiedliche Aufträge annehmen, damit man mehrere Eisen im Feuer hat.

Glück und Pech

Gelingt das breit aufstellen nicht so gut oder kommt das Pech hinzu, dass man eine bestimmte Warenart gar nicht als Karte auf die Hand bekommt, dann kann der Mitspielende schnell mal in Führung gehen und den Vorsprung ordentlich ausbauen. Gelingt es auf der anderen Seite des Tableaus immer mit ein oder zwei Karten, ein neues Plättchen zu ergattern und einzulagern, man selber braucht aber immer deutlich mehr Karten und damit Züge, wird es schwer.

Hinzu kommt: Wenn jemand viele Marktplättchen abräumt, hat er auch noch den Vorteil, entscheiden zu können, welche Warenart nachgelegt wird (Vorschau ist auf der Rückseite möglich) und er entscheidet auch, an welchem Lagerhaus welche Warenart gesammelt wird. Das kann schnell zu einem deutlichen Ungleichgewicht führen, so dass einer nur noch hinterherläuft. Wichtig ist daher, dass man immer aufpasst! Man darf den anderen nicht ziehen lassen und muss auch ganz bewusst gegen Mehrheiten spielen und diese ausgleichen oder torpedieren, damit man weiter Einfluss behält.

Innovation ist nicht alles…

Trotz der innovativen Weise der Bewegung wirkt der Mechanismus häufig aufgesetzt, sperrig und unflexibel. Man fragt sich manchmal, gerade wenn man mal wieder nicht die richtigen Karten auf der Hand oder an der passenden Stelle hat, warum man das Ganze eigentlich macht. Thematisch hergeleitet wird die Art der Bewegung auch nicht, so dass man wenigstens hier eine Verankerung oder Begründung finden würde. Der Mechanismus erscheint dann ein wenig wie eine unnötige Verkomplizierung, die eingebaut wurde, damit man einfach nicht so leicht ans Ziel kommt. Da gibt es elegantere Alternativen.

Handelsduell

Für Spielerinnen und Spieler, die interaktive und konfrontative Spiele mögen, ist Lofoten aber nach wie vor einen Blick wert. Man kann dem Spiel auf jeden Fall nicht vorwerfen, dass man hier nur nebeneinanderher spielt. Man kann ganz bewusst attackieren und in die Pläne des Gegenübers reingrätschen. Weil die Vorbereitung auch auf der anderen Seite des Markttableaus immer ein wenig dauert, sind die Pläne gut einsehbar und ggf. durchkreuzbar. Da wird also mit offenem Visier gekämpft und der Untertitel „Handelsduell der Wikinger“ macht seinem Namen alle Ehre.


Zusammenfassung

Lofoten ist ein taktisch geprägtes 2-Personen-Spiel, bei dem die Kontrahenten um die Mehrheit bei Waren und Lagerhäusern kämpfen. Es geht dabei interaktiv und konfrontativ zur Sache, das sollte man vor dem Start des Spieles wissen. Thematisch bewegen wir uns in einer bekannten Wikinger-Handelswelt, die optisch schön gestaltet ist, aber nur bedingt Atmosphäre aufkommen lässt.

Der Mechanismus, mit dem man an die Warenplättchen gelangt, ist innovativ, aber bisweilen auch recht mechanisch und etwas zu kompliziert gestaltet, um einen wirklich fluffigen Spielablauf zu erzeugen. 

  • Innovativer Bewegungsmechanismus
  • Bietet taktische Möglichkeiten, sofern die Handkarten passen
  • Für Freunde interaktiver und konfrontativer Spiele
  • Bewegungsablauf muss gut geplant werden und wirkt häufig sperrig und unnötig kompliziert
  • Sehr glücksabhängig beim Ziehen von Karten und Warenplättchen
  • Wenig atmosphärisch

Aus meiner Spielerperspektive: Wie bereits obenstehend erwähnt, ist mir der Bewegungsablauf von Lofoten deutlich zu konstruiert. Leider habe ich mich bei allen Partien irgendwann gefragt, warum ich das hier eigentlich mache, denn für mich persönlich ist an diesem Bewegungsablauf nichts intuitiv. Ich musste mich immer wieder mühsam eindenken und habe auch leider auch nach mehreren Partien keinen Spaß daran finden können. Schade, aber vielleicht geht es Euch ja anders.

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