Home Jahr 2024 REVIEW | Rezension Brettspiel Krakel-Orakel

REVIEW | Rezension Brettspiel Krakel-Orakel

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Krakel-Orakel ist laut seinem Untertitel „Das Zeichenspiel für alle, die nicht zeichnen können“ – und damit trifft es den Nagel auf dem Kopf. Wie oft heißt es: „Ach ne, nicht so ein Spiel, bei dem ich was malen muss. Mein Gekrakel erkennt doch sowieso keiner!“ Tja, bei Krakel-Orakel heißt es nicht „Malen nach Zahlen“, sondern „Malen nach vorgezeichneten Linien“ und dabei ist die Kunst eher, Bilder in wirren Linien zu sehen, bevor man sie nachzeichnet. Was ich damit meine und wie viel Spaß man damit haben kann, lest Ihr im Folgenden. 

Carina


In Krakel-Orakel erhalten alle Mitspielenden eine abwischbare Krakeltafel und einen Stift. Die Tafel zeichnet sich dadurch aus, dass dort viele gepunktete Linien eingezeichnet sind. Manche Tafeln sind dichter bekrakelt als andere und jede trägt ein anderes „Muster“.

Alle Mitspielenden erhalten dann eine der 240 Karten, auf denen jeweils zwei Begriffe stehen. Die vermeintlich leichteren auf weißem Grund, die schwereren auf schwarzem Grund. Vorher hat sich die Runde geeinigt, mit welchen Begriffen gespielt wird. Dann haben alle Mitspielenden genau zwei Minuten Zeit, den Begriff auf ihrer Tafel zu malen.

Allerdings dürfen sie dabei nur die vorgezeichneten Linien benutzen. Sie können sie teilweise nachzeichnen, nur Punkte setzen und dürfen auch an mehreren Stellen absetzen oder neu beginnen. 

Nach den zwei Minuten drehen alle Mitspielenden ihre Tafel und legen den Stift so, dass er den unteren Rand des Bildes anzeigt. Alle Karten kommen verdeckt in die Tischmitte und werden mit exakt der gleichen Anzahl an verdeckten Karten gemischt. Nachdem alle Karten umgedreht wurden, schließen die Spieleden reihum eine der Karten aus, von der sie glauben, dass sie nicht dargestellt wurden. In dieser Spielphase dürfen keine Tipps oder Hinweise gegeben werden, auch nicht, wenn der eigene Begriff ausgeschlossen wurde.

Haben alle eine Karte aus dem Spiel genommen, werden zu Unrecht ausgeschlossene Karten beiseitegelegt, damit am Spielende die Fehlerpunkte gezählt werden können. Das Spiel endet nach vier Runden. Wenn dann nicht mehr Fehler gemacht wurden, als Personen mitspielen, habt Ihr Krakel-Orakel gewonnen.

Brettspiel Regeln

Spielregeln (ext. Link zu )


Kopfhörer. Tja, wie zeichne ich die jetzt hier ein? Hm. Soll ich lieber so richtig große Over-Ear-Klötze malen oder lieber die kleine In-Ear-Variante? Was erkennt man wohl besser? Lieber die große Variante, die ist typischer. Aber welche Linien könnten mir dabei helfen? Schwierig… Ah hier: Da sind doch zwei in etwa gleich große Rundungen und dann noch ein Bügel dazwischen. Aber der ist eher gerade und nicht so rund. Dann noch ein Kabel dran vielleicht? Sieht sonst eher aus wie eine Hantel. Kann ich vielleicht noch eine Musiknote irgendwohin zaubern? Ah, da vielleicht. – STOP! DIE ZEIT IST RUM! – Verdammt. Hab ich die Note noch halbwegs erkennbar hinbekommen? Na, wir werden es sehen.

Das sind so in etwa die Gedanken, die einem in zwei Minuten Krakel-Orakel durch den Kopf schießen und das Ergebnis lässt uns selber lachen: DAS sollen Kopfhörer sein? Auweia…

Ah! Das hast Du gemalt!

Ähnlich denken dann auch zunächst die anderen, wenn sie deine Kopfhörer sehen: „Was soll das denn sein? Keine Ahnung!“ Und werden in der Tischmitte die Karten aufgedeckt, entstehen doch schnell Assoziationen und dem ein oder anderen schießt es durch den Kopf: „Mensch, richtig schön geworden, die Kopfhörer!“ Und das, was vorher ein vermeintlich seltsamer Haken war, wird zur „Nase“. Oder der Halbmond zur „Hängematte“. Aber auch nur dann, wenn sich durch einen blöden Zufall nicht auch der Begriff „Nudelsieb“ in die Auslage geschlichen hat! Dann ist aber plötzlich Panik angesagt und die Verwechslungsgefahr wird groß! Dann heißt es, dem Team zu helfen, indem man selbst, wenn man an der Reihe ist, beim Ausschluss der Begriffe dadurch unterstützt, dass man das „Nudelsieb“ wegnimmt und die „Hängematte“ im Spiel behält. Macht man das nicht, spielt man mit dem Feuer… Denkt dran: Das hier ist eine kooperative Angelegenheit!! 

Das Bild sehen, bevor es gemalt wurde

Der Schlüssel einer gelungenen Zeichnung liegt nicht darin, einem Kamel den perfekten Höcker zu malen. Meist reicht dafür ein halbwegs runder Körper mit vier Strichen als Beinen unten dran und einer Beule irgendwo oben, der entweder Kopf oder Höcker sein kann. Völlig egal. 

Die Kunst ist es, dem krakeligen Gewirr an grauen Linien diese Formen an der halbwegs richtigen Stelle zu entlocken. Meist geht ein Großteil der 2 Minuten, die man zur Verfügung hat, dafür drauf, die Tafel anzustarren und ihr etwas zu entlocken, das man für seine grobe Ideen verwenden kann. Meist findet man nicht das, was man sich vorgestellt hat. Dann gilt es, einen Kompromiss zu finden. Mit Blick auf die Stoppuhr muss man einfach irgendwann irgendetwas anfangen und endet lachend und sich tausendfach bei den Mitspielenden entschuldigend, dass man völlig versagt hat. Hat man erstmal mit dem Malen begonnen und stellt auf halbem Weg fest, dass die Linien hinten und vorne nicht passen, entstehen lustige Gebilde. Und dann geschieht das Wunder: Irgendwie erkennen es die anderen doch.

Kommunikation – aber klar! Nur wann…

Sehr spaßig ist dann der Austausch nach der Auflösung: Hier findet dann ein reger und intensiver Austausch über die Erfahrungen beim eigenen Zeichenprozess oder beim Erkunden der anderen Krakeleien statt. Was man beim Malen durchlebt hat, was man beim Ausschlussverfahren zuerst annahm, welche Erkenntnisse man dann hatte, welche Karte man fast weggenommen hätte. In unseren Runden haben wir nach der Auflösung immer sehr viel geredet und gelacht. Denn: Gelächter ist während des Spiels garantiert und hin und wieder auch ein regelrechter Lachkrampf vorprogrammiert. 

Daher kann ich es nicht verstehen, dass der ein oder andere Kritiker am Spiel bemängelt, dass die Gruppe in der Ratephase nicht offen miteinander diskutieren kann. Im Gegenteil: Ich finde es erfrischend, dass diese Diskussion entfällt und die Mitspielenden einfach Verantwortung für ihre jeweilige Ausschlussentscheidung übernehmen müssen, die – ja – auch mal in die Hose gehen kann. Aber das ist ja nicht schlimm, und wer käme bei einem solchen Spiel auf die Idee, ehrgeizig auf dieser Person rumzuhacken? Kann ich mir kaum vorstellen. Denn schließlich haben es sich die anderen vorher einfach gemacht, die leicht auszuschließenden Karten bereits selber aus der Auslage weggenommen und das schwierige übriggelassen.

Schwarz oder weiß?

Krakel-Orakel funktioniert bereits (mit Sonderregel) zu Zweit sehr gut. Ich habe es auch in größeren Runden gespielt, würde aber in einer Runde zu acht eher vorschlagen, lieber zwei parallele Partien zu spielen, weil es sonst ggf. etwas unübersichtlich werden kann mit den vielen Begriffskarten auf dem Tisch. 

Man sollte auch mit neuen Mitspielenden immer zunächst die weiß hinterlegten Begriffe spielen. Ein Stück Würfelzucker kann man in drei Sekunden zeichnen und erfordert keine intensivere Verknotung der Hirnwindungen.

Die Begriffe auf schwarzem Grund sind ganz schön knackig: Man braucht daher ein wenig Abgebrühtheit im Angesicht der Krakeltafel, um auch vor Begriffen wie Abneigung, Entfernung, Sauerei oder Teleportation nicht zurückzuschrecken und mutig den Stift zu zücken.

Abschießend sei noch kurz erwähnt, dass ich sehr positiv finde, dass die Krakel-Tableaus unterschiedlich gestaltet sind, dass sie mal mehr, mal weniger vorgegebene Linien enthalten. Da sie nach jeder Runde im Uhrzeigersinn weitergegeben werden sollen, muss man sich auch immer wieder mit neuen Linien auseinandersetzen. Das belebt das Krakelgeschäft. 

  • Gute Qualität der Stifte, Krakeltafeln wieder gründlich abwischbar
  • Schöne Abwechslung durch einfachere und schwierigere Begriffe
  • Sehr zugänglich und für nahezu jede Person spielbar
  •  In voller Runde kann es recht unübersichtlich werden
  • Trotz vorgegebener Linien bedarf ein Zeichenspiel immer ein wenig Überwindung

Mit Krakel-Orakel ist Aktion und Gelächter am Spieltisch vorprogrammiert – dabei wird auch schonmal das Kunstwerk der Mitspielenden ausgelacht, aber am meisten und am lautesten lacht man über sich selbst. Die eigenen Werke, die eigene Fehleinschätzung, die ersten Vermutungen, die eigene Panik im Angesicht des zu zeichnenden Begriffs. 

Krakel-Orakel ist ein kooperatives Zeichenspiel, bei dem es gilt, in vorgegebenen Linien die zu finden, die den eigenen Vorstellungen des vorgegebenen Begriffs entsprechen und diese dann nachzuzeichnen. Ein Künstler muss dafür niemand sein. Daher kann ich Krakel-Orakel für jede Runde empfehlen – ein Garant für gute Unterhaltung.

AUTOR: 7 Bazis
ARTIST:
VERLAG:
Topp/Frechverlag
ERSCHEINUNGSJAHR: 2024

2-8 Spielende

10 Jahre

20-40 Min.

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