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REVIEW | Rezension Brettspiel Keystone

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Brettspielbox Brettspiele

Und schon wieder ein Brettspiel mit dem Trendthema Natur:! Auch in Keystone: Nordamerika versuchen wir zusammenhängende Ökosysteme zu bilden. Ach, das kennen und können wir doch! Darin dürften wir doch mittlerweile nach Spielen wie Ökosystem, Meadow, Cascadia, Baumkronen, Codex Naturalis und und und … Meister sein und die Aufgaben, die uns hier gestellt werden mit Leichtigkeit meistern!

Täuscht Euch da mal nicht, denn die notwendigen Kauze, Pumas, Biber oder Schneehühner für das optimale Ökosystem sind bei weitem nicht so leicht zu bekommen, wie wir es uns wünschen…  

Carina Brachter


SPIELBESCHREIBUNG

In Brettspiel Keystone: Nordamerika übernehmen wir die Rollen von Biologinnen und Biologen und puzzeln uns auf einem 4×4-Raster auf unserem eigenen Spieler:innerntableau ein möglichst optimales Ökosystem. Dieses besteht aus Reihen und Spalten von Karten mit Tieren und Pflanzen, die auf- oder absteigende Werte anzeigen und die in den gleichartigen Biotopen angesiedelt sind. 

Wenn wir an der Reihe sind, können wir aus zwei Aktionen wählen:

  1. Entweder wählen wir eine der sechs Karten, die in der offenen Auslage liegen, und fügen sie in unserem Raster ein. Für jede Karte, die wir dabei vom Beginn der Reihe überspringen, müssen wir einen Eichelmarker auf die jeweiligen Karten legen. Wird die Karte auf unserem Tableau orthogonal an Karten des gleichen Biotop-Typs angelegt, erhalten wir dagegen Eichelmarker als „Einnahme“.
  2. Möchten wir keine Karte nehmen, können eines der fünf offen ausliegenden Forschungsplättchen nutzen. Diese haben die unterschiedlichsten Funktionen. Im Spiel sind 10 unterschiedliche Plättchen enthalten, so dass in jedem Spiel eine neue Konstellation verwendet werden kann. Mit den Forschungsplättchen kann man im Wesentlichen Notizmarker auf unterschiedliche Kartenarten legen und somit seine Reihen wertvoller gestalten. Auch geben sie die Möglichkeit, Karten auf dem Tableau zu verschieben, Eichelmarker zu erhalten oder Karten vom Nachzieh- oder Ablagestapel zu ziehen. Oft ermöglichen sie es zusätzlich, eine bestimmte Anzahl an Karten aus der Auslage wegzulegen und entsprechend neue Karten nachzulegen.

Zusätzlich darf man einmal in seinem Zug 10 Eicheln ausgeben, um eine Wildniskarte zu kaufen. Die ist eine Art Joker für das jeweilige Biotop und kann in der Reihe und Spalte jeden beliebigen Wert annehmen. 

Neben den Reihen und Spalten haben die Spieler:innen auch die Option, über ihre geheimen Auftragskarten Punkte zu sammeln. Diese enthalten vier Aufgaben, die man unabhängig voneinander bis Spielende erfüllen kann. Je mehr Aufgaben man schafft, desto mehr Punkte erhält man dafür. 

Das Spiel endet, sobald einer der Mitspielenden den letzten freien Platz im Raster belegt hat. Dann wird die Runde noch zu Ende gespielt und die Wertung beginnt. Alle Spalten und Reihen werden ausgewertet, dabei bringen nicht nur die passenden Karten, sondern auch die Notizmarker und die auf den Karten ggf. aufgedruckten Schlüsselsymbole Punkte. Nach der Auswertung der geheimen Zielkarten und der restlichen Eichelmarker steht fest, wer Keystone: Nordamerika mit den meisten Punkten gewonnen hat.  



AUTOR: Jeffrey Joyce, Isaac Vega ■ ILLUSTRATIONEN: Ihrem Erbilir, Yan Tamba, Alyssa Menold, Patricia Casarrubios 
VERLAG: Rose Gauntlet Entertainment/Asmodee ■ ERSCHEINUNGSJAHR: 2022

spieler

1-4 Spieler

alter

ab 10 Jahren

zeit

ca. 30-60 Minuten

Spielregeln (ext. Link zu Asmodee)


SPIELGEFÜHL

Wiedermal sehr hübsch

Wie so viele Spiele mit Naturthema muss auch Keystone: Nordamerika in Bezug auf die Illustrationen und die Gestaltung absolut keinen Vergleich mit anderen Spielen scheuen. Bis auf eine seltsame Tierdarstellung (Was ist nur mit diesem kanadischen Luchs passiert?) sind die Abbildungen alle großartig und machen das Spiel zu einem optischen Erlebnis. Alle Komponenten sind hochwertig und liebevoll gestaltet. 

Solomodus mit Kampagne

Was ich mir inhaltlich leider noch nicht genauer angeschaut habe, ist das sehr schön gestaltete Forschungstagebuch. Dies dient im Wesentlichen dazu, den Solo-Modus in Form einer Kampagne mit zunehmendem Schwierigkeitsgrad zu steuern. Dafür sind auch noch verschlossene Umschläge im Spiel enthalten, die neugierig machen. Da der Solomodus auch kooperativ gespielt werden kann, werde ich mir diesen Teil des Spiels auf jeden Fall noch genauer anschauen – bisher kam ich leider nicht dazu, bin aber sehr gespannt!

Aber erstmal zum „normalen“ Spielmodus

Keystone: Nordamerika stellt uns vor knackige Aufgaben. Die Reihen und Spalten mit den richtigen Karten in der geforderten Reihenfolge zu befüllen, ist nicht so einfach wie man vielleicht denken mag. Zum einen muss darauf geachtet werden, dass die Karten die richtigen Zahlenwerte tragen. Zum anderen müssen auch die Biotope passen. Und der Blick in die Kartenauslage zeigt dann schnell die Realität: Nichts oder nur selten etwas passendes im Angebot….

Immer schön durchrotieren

Wichtig ist es daher, dass wir dann eine gute Rotation in die Auslage bekommen, damit auch mal die Karten auf den Tisch kommen, die wir im unseren Raster gerade benötigen. Das kann aber auch zur Krux werden: Der eine möchte dringend neue Karten in die Auslage bekommen, weil hinten und vorne nichts passendes dabei ist, und nutzt dazu die Forschungsplättchen. Die andere zitterte und bibbert, dass die eine Karte, die sie so dringend benötigt, eben nicht aus der Auslage aussortiert wird, bevor sie anders Reihe ist. Spielt man knallhart, schaut man natürlich beim Entfernen der Karten aus der Auslage, was die Mitspielenden den so am besten gebrauchen können und wirft genau diese Karten auf den Ablagestapel. Schnell ist klar: Dieses Spiel stiftet auch keine Freundschaften!

Es ist auch ein wenig frustrierend, wenn ich auf das Nehmen einer Karte verzichte und die Auslage erneuere und just dann eine Karte ins Spiel kommt, die ich dringend benötige, aber ein Mitspielender sie mir vor der Nase wegschnappt. Wenn ich dann wieder dran bin, ist wieder nix Tolles mehr in der Auslage…

Entweder hat man Glück oder Eicheln

Damit sind wir dann auch schon bei einem Problem von Keystone: Nordamerika: Man braucht das entsprechende Quäntchen Glück, um an die richtigen Karten zu kommen, sonst wird man keine lukrativen Spalten und Reihen bilden können. Um das Erreichen der richtigen Karten zu gewährleisten, sollte man auch nie knapp bei Eichel-Kasse sein. Denn sobald eine gut passende Karte in die Auslage kommt, sollte man nicht lange fackeln und zugreifen. Auch, wenn das bedeutet, tief in die Tasche greifen zu müssen und schon vier oder gar fünf Eichelmarker auf die ausgelassenen Karten legen zu müssen. Mein Rat lautet immer: Greift zu!

Als Alternative gibt es aber immer noch die Option, eine Wildniskarte zu erwerben und diese als Joker an einer bestimmten Stelle zu nutzen. Diese kostet zwar ein kleines Eichel-Vermögen, kann aber an neuralgischen Punkten effizient weiterhelfen und vertreibt Kummer und Plnaungssorgen.

Wenn Ihr denkt, das sei schon alles…

Wie Ihr seht ist Keystone: Nordamerika kein Friede-Freude-Eierkuchen, sondern verlangt von uns eine Menge Planung, das Zuschnappen im richtigen Moment und immer einen Blick ins gut gefüllte Eichel-Portmonee. Damit aber nicht genug! Da sind ja noch die Aufgabenkarten! Ohne hier zumindest zwei oder drei Aufgaben zu erfüllen, sollte man gar nicht auf den Sieg hoffen. Und die Aufgaben haben es ebenfalls in sich. Hier kommen weitere Vorgaben hinzu, die das Platzieren von Notizmarkern oder bestimmten Icons, die ebenfalls auf den Karten zu finden sind (Jahreszeiten, Ausrufezeichen etc.), oder eine bestimmte Anzahl an Karten davon in der Auslage verlangen. Beachtet man auch diese Vorgaben noch, kann das Spiel die Züge eines Brainburners annehmen.

Man muss auch mal loslassen

Komplex und kompliziert ist es dann, wenn man versucht, alles unter einen Hut zu bekommen. Manchmal muss man sich aber von bestimmten Wünschen und Anforderungen frei machen. Diese Entscheidungen macht man dann aber – wie so vieles im Spiel – mit sich selber aus.  Man neigt auch ein wenig zu Selbstgesprächen. Interaktiv wird das Ganze dann bei der gemeinsamen Auslage und nur, wenn man diese manipuliert, interessiert es einen für einen kurzen Moment, was da auf den Tableaus der Mitspielenden passiert. 

Für Optimierer optimal 

Wer solche Optimierungsspiele mag, findet mit Keystone: Nordamerika einen super Vertreter dieser Spiele-Gattung, der einiges an Planungsgeschick fordert. Wem das zu anstrengend oder wenig interaktiv ist, der sollte vielleicht erstmal eine Probepartie spielen und sich selber eine Meinung bilden.

Harmonischer und ggf. einfacher wird das Ganze sicherlich im kooperativen (Solo-)Modus mit Kampagne, auf den ich noch sehr gespannt bin. Sicherlich sind die Anforderungen knackig, aber wenn man gemeinsam planen kann, dann gehen die Aufgaben ggf. leichter von der Hand.

Die große Eichelmarker-Verwirrung

Was ich leider gar nicht verstehen kann, ist, warum die Eichelmarker in der vorliegenden Weise gestaltet wurden. Sie tragen auf einer Seite den Wert 1 und auf der anderen Seite den Wert 3. Das kann man so gestalten, wenn man sich solche Elemente nimmt und sie dann während des Spiels ohne weitere Bewegung neben einem liegen. In Keystone: Nordamerika werden sie allerdings ständig verwendet, um sie auf ausgelassene Karten zu legen oder mit den Karten zu sich zu nehmen. Die Gefahr, dass ein Marker dabei auf die falsche Seite fällt, ist extrem groß. Ich rate daher dazu, ziemlich genau 1er und 3er zu trennen oder möglichst weit im Spiel nur mit der 1er-Seite zu arbeiten. Und 3er, sobald man diese verwenden will, getrennt und weiter weg zu lagern. Ein bisschen Chaos ist sonst vorprogrammiert.


Zusammenfassung

Keystone: Nordamerika verlangt von uns eine Menge Planungs- und Optimierungsgeschick. Auch, wenn das Thema mit vielen niedlichen Tierbildern und einer tollen Gestaltung sehr freundlich daherkommt, darf man sich davon nicht blenden lassen: Das Spiel stellt uns vor komplexe Aufgaben: Jede:r optimiert die Auslage auf dem eigenen Tableau und hat damit in jedem Spielzug viele interessante Entscheidungen zu treffen.

Keystone : Nordamerika rangiert damit auf Kennerspiel-Niveau, dürfte den meisten Vielspielern aber keine größeren Probleme bereiten. Ein Quäntchen Glück muss auch dabei sein, sofern man erfolgreich sein will und Mitspielende, die einem nicht alles kaputt machen.   

  • Schönes Planungs- und Optimierungsspiel
  • Tolle Gestaltung und Komponenten
  • Wiederspielreiz durch variable Spielelemente, auch als Kampagne spielbar
  • Weitestgehend solitäres Spielvergnügen
  • Unpraktische Gestaltung der Eichelmarker
  • Glücksfaktor in der Kartenauslage

Aus meiner Spielerperspektive: Ieych mag ja solche Optimierungspuzzel und Aufgaben wie sie mir Keystone: Nordamerika stellt. Dass das nicht für jeden etwas ist, kann ich verstehen. Auch mir ist das Spiel mit der unpassenden Auslage manchmal zu frustrierend, aber dann versuche ich, wenigstens alle Aufgaben auf der Aufgabenkarte zu erfüllen oder irgendwie anders an die notwendigen Punkte zu kommen. Es gibt immer einen Plan B, auch wenn dieser nicht immer so gut funktioniert. Aber dafür dann wieder in der nächsten Partie…

1 COMMENT

  1. Danke für die Rezension, ich habe Keystone das erste Mal angespielt auf der BerlinCon dieses Jahr, wir haben es sofort mitgenommen. Im Nachgang muss ich sagen, dass das Spiel wohl nur wegen dem positiven Hype des Erklärers und unserer gute Laune den Weg ins Regal gefunden hat. Die Zeichnungen erinnern mich stark an die schlechten Tierbilder vergangener Lehrbücher, als Fotos noch nicht „in“ waren (Der Wolf der durch Blumen schreitet) und die Tiere sind sehr schnell, sehr egal im Spiel. Der Fokus liegt dann auf den Symbolen der Karten und in Kombination mit den gemalten Tierbildern, ist das unübersichtlich, gerade, bei mehr als zwei Spielern. Ich bin auf deine Erfahrungen im Solo-Modus gespannt, die habe ich auch noch nicht ausprobiert. 🙂

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