Am Brettspiel Markt gibt es Plättchenlegespiele mehr als genug; und auch in meiner Sammlung. So ähnlich waren meine Gedanken als ich das erste Mal über Akropolis gehört habe. Dann habe ich aber Vergleiche wie Kingdomino, Cascadia und Suburbia gehört und hatte dann doch Interesse mir das Spiel anzuschauen. Als es dann zur UK Games Expo als bestes Familienspiel – sowohl von den Besuchern als auch von der Jury – war mir klar, dass ich nicht drum rum komme mir Akropolis mal genauer anzuschauen.
Zur SPIEL 2022 habe ich es dann ausprobiert und im Anschluss sehr gerne mitgenommen. Ob es auch darüber hinaus gehalten hat, was ich mir nach der ersten Partie versprochen habe lest ihr hier.
SPIELBESCHREIBUNG
Der Begriff Akropolis kommt aus dem Altgriechischem und wird zusammengesetzt aus akros oder akron was so viel bedeutet wie „höchster“ und polis was „Stadt“ bedeutet. Der Begriff wird typischerweise verwendet, um sich auf die Akropolis von Athen zu beziehen, aber jede griechische Stadt hatte eine eigene Akropolis, die als wichtige Zentren der Gemeinschaft einer Stadt der klassischen Antike dienten. Diese wurde aus Verteidigungsgründen auf einem Hügel gebaut und lag damit höher als der Rest der Stadt.
Damit haben wir schon das Spielziel erklärt. Es geht darum eine möglichst Punkteträchtige Akropolis zu bauen. Je höher wir bauen, desto mehr Punkte können am Ende auch erreicht werden. In Akropolis arbeiten wir also jeweils an unserer eigenen Stadt mithilfe von Plättchen, die aus jeweils drei Hexagons bestehen, die verschiedene Stadtteile darstellen. Es gibt blaue Wohnviertel, gelbe Marktviertel, rote Kasernenviertel, violette Tempelviertel, grüne Gartenviertel und graue Steinbrüche.
Wer am Zug ist, sucht sich ein Plättchen aus der Auslage aus und legt es in die Stadt. Das erste Plättchen in der Reihe darf ich immer kostenlos nehmen. Wenn ich eins nehmen möchte, das in der Reihe weiter hinten liegt muss ich entsprechende viele Steine – die einzige Ressource in Akropolis – abgeben um dieses nehmen zu können.
Wir platzieren die Plättchen neben unsere anderen, bestehenden Plättchen, wodurch nach und nach unsere ganz eigene Stadt entsteht. Der Kniff hierbei ist jedoch, dass Plättchen auch auf vorhandene Plättchen gelegt werden können. Die Voraussetzung ist, dass wir drei andere Hexagons vollständig abdecken können, die auf mindestens zwei Plättchen verteilt sind. Solange wir diese Anforderungen erfüllen können, können wir nach Herzenslust stapeln. Bei den Steinbrüchen – die häufigste Art von Stadtteil – ist das auch sehr sinnvoll, stellt es doch die einzige Art und Weise dar, Nachschub an Steinen zu bekommen.
Sobald der Vorrat an Plättchen aufgebraucht wir geht es ans Punktezählen. Dabei schauen wir von oben auf unsere Stadt und werten jede Farbe für sich genommen. Sichtbare Steinbrüche bringen dabei keine Punkte. Jede andere Art zählt auf verschiedene Art und Weise Punkte. Diese Punkte werden dann noch mit den sichtbaren Sternen dieser Farbe multipliziert. Das bedeutet auch, wenn ich keine Sterne einer Farbe habe, bekomme ich für das gesamte Viertel keine Punkte.
Wohnviertel möchten dabei in einer Gemeinschaft platziert werden. Deshalb zählt hier das größte zusammenhängende Gebiet. Marktviertel zählen nur, wenn sie nicht nebeneinander gebaut werden. Kasernenviertel müssen am Stadtrand gelegt werden, um zu punkten. Tempelviertel punkten, wenn sie völlig umschlossen sind. Gartenviertel, jedoch, punkten immer, egal wo sie liegen. Allen gemein ist der Fakt, dass der Wert eines Viertel sich an der Ebene orientiert, auf der es gebaut wurde. Viertel auf höheren Ebenen, sind also mehr Punkte wert.
AUTOR: Jules Messaud ■ GRAFIKER: Pauline Detraz
VERLAG: Kobold Spieleverlag ■ ERSCHEINUNGSJAHR: 2022
2-4 Spieler
ab 8 Jahren
ca. 25 Minuten
Spielregeln (ext. Link zu BGG)
SPIELGEFÜHL
Zunächst einmal möchte ich mit ein paar Worten zu den Komponenten und der Brettspielbox einleiten. In der Box finden sich einige wirklich dicke Plättchen. Dadurch fühlen sie sich gut in der Hand an, ohne zu schwer zu sein. Außerdem enthalten sind Übersichtskarten, die dabei helfen, sich an die Bewertungskriterien jedes Viertels zu erinnern. Noch besser ist, dass diese Karten auch die Verteilung der einzelnen Viertel im Stapel, abhängig von der Spieleranzahl, zeigen. Die Spielbox selbst hätte wohl etwas kleiner sein können, aber das enthaltene Inlay ist aber simple und doch effektiv. Sicherlich ist dies kein Deluxe-Spiel mit echtem Stein und 3D-Gebäuden, aber dies ist ein wirklich solides Design, das genau die richtige Menge für diese Art von Spiel ist.
Die Regel ist superschnell verstanden. Es hat für mich das Gefühl wie bei Cascadia, dass jeder erst mal fehlerfrei einen Spielzug machen kann, auch wenn das noch nicht bedeutet in der Wertung vorne mit dabei zu sein. Da das Spiel innerhalb von 20 bis 30 Minuten vorbei ist, wird dann meist eine Revenge gefordert.
Beim Spielen versucht man natürlich erst einmal so zu bauen, dass nur Steinbrüche abgedeckt werden. Aber im Laufe des Spiels gehen die Optionen bald zur Neige. Hinzu kommt auch die Wertungsmechanik mit den Sternen und schon wird jede Entscheidung – für oder gegen ein Plättchen – zu einer wichtigen. Unsere Gegner tun aber dasselbe und können alles sehen, was wir sehen. Unsere Stadt ist also ein offenes Buch, es ist leicht zu lesen, wo der Großteil der Punkte liegen wird. Dadurch entsteht eine schöne Interaktive Komponente und die Frage, ob ich nun lieber der Konkurrenz was wegnehme, oder mich um meine eigene Stadt kümmere.
Das ist auch ein wichtiger Punkt beim Haushalten der Steine. Im Gegensatz zu anderen Spielen mit diesem Mechanismus – z.B. Mikropolis – bekommen wir die Steine nicht, mit denen andere bezahlt haben, wenn wir ein Plättchen nehmen. Je nachdem wie ich meine Stadt aufbaue, sind Steine eine sehr seltene Ressource. Wenn dadurch gezwungen werde immer nur das vorderste Plättchen zu ziehen, kann es schon mal zu einem Problem werde.
Auch wenn die Viertel immer die gleichen sind, ist meiner Meinung nach die Wiederspielbarkeit gegeben. Durch die zufällige Reihenfolge kann ich keine Strategie von Anfang an durchziehen, ohne auf die Konkurrenz zu achten. Es gibt auch zusätzliche Wertungsregeln, die man hinzufügen kann. Diese erlauben allen Viertel unter bestimmten Bedingungen doppelt zu punkten. Das nimmt dem Spiel etwas von seiner Leichtigkeit, ist aber nach einigen Partien durchaus zu empfehlen, um den Spielspaß zu erhöhen.
Zusammenfassung
Um die obigen Vergleiche wieder aufzurufen: Akropolis erinnert mich sehr an Cascadia. Bei beiden Spielen müssen Plättchen aus einer Reihe ausgewählt werden, um eine individuelle Umgebung mit bestimmten (Wertungs-) Mustern zu erstellen. Außerdem sind die beiden Spiele sowohl herausfordernd als auch entspannend. Auch wenn ich komplexe Eurogames gerne spiele, es ist manchmal schön, ein herausforderndes Spiel zu spielen und sich nach dem Auszählen der Punkte eher erfrischt als erschöpft zu fühlen.
Das bedeutet aber nicht, dass man bei Akropolis nicht aufpassen muss. Gerade die Wertung mit den Sternen hat es in sich. Das schlimmste was passieren kann, ist wenn ich ein Viertel super ausgebaut habe aber nicht einen einzigen Stern bekommen habe, sein es weil ich nicht aufgepasst habe, oder weil meine Gegner mit die entsprechenden Plättchen weggeschnappt haben.
Durch diese Mischung bekommt es von mir auch die Bestnote!
- Keine festgelegte Strategie, die zum Sieg führt
- Helle Farben und hervorragende Komponentenqualität
- Skaliert sehr gut zwischen 2 bis 4 Spielern
- Wertungsvarianten bedeuten mehr Wiederspielbarkeit
- Wer nicht auf die Mitspieler achtet, hat es schwer
Aus meiner Spielerperspektive: Ich glaube nicht, dass Akropolis etwas Neues oder Revolutionäres wäre. Die Wahrheit ist aber, dass es hier nicht sein muss. Das Spielgefühl ist so flüssig und es gibt viele Herausforderungen, die mich dazu bringen, immer wieder zurückzukommen.
Zweite Meinung Christoph
Auch ich konnte das Brettspiel inzwischen diverse Male in unterschiedlichen Konstellationen (2, 3, 4) ausprobieren.
Dabei spielt sich Akropolis in allen Zusammensetzungen gleich gut.
Mir gefällt vor allem der sehr leichte Zugang, die kurze Spieldauer und dass das Brettspiel dazu noch eine angenehme taktische Tiefe besitzt.
Ergänzt wird das ganze noch um ein tolles Material. Dabei fallen sofort die dicke Pappe der Plättchen sowie das gut durchdachte Inlay auf.
Schön ist auch, dass es nicht die eine Strategie gibt, sondern dass man man mit verschiedenen Möglichkeiten zum Ziel kommt. Man sollte sich jedoch nicht alles in seiner Stadt gleichmäßig ausbauen wollen.
Akropolis eignet sich sowohl für Familienspieler, die auf der Suche nach einem guten Plättchenlegespiel sind, wie auch für Kennerspieler, die einen schnell zu spielenden Absacker mit angenehmem Tiefgang suchen.