Freitag, Oktober 4, 2024
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REVIEW | Rezension Brettspiel All About Animals

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Tiere gehen immer beim Brettspiel – egal ob beim kleinen Kartenspiel oder beim Expertenbrecher: Mit Tieren kennen sich doch alle irgendwie ein bisschen aus, oder? Vieles über Tiere lernen wir schon in jungen Jahren – vom Kindergarten über die Grundschule bis hin zum Zoobesuch oder später dann in der Tierdoku im Fernsehen.  Aber wie oberflächlich ist unser Wissen? Dass bestimmte Tiere  Hörner haben oder giftig sind, liegt nahezu auf der Hand, aber sind sie auch Einzelgänger oder werden sie älter als 25 Jahre? Beim Kaiserpinguin fällt uns dazu vielleicht noch etwas ein, aber wie sieht das bei Arowana, Sitatunga oder Binturong aus? Nie gehört? Ich bislang auch nicht…

Carina Brachter


SPIELBESCHREIBUNG

Das Brettspiel All About Animals bringt 200 Karten mit. Die türkisen Karten tragen die Informationen zu bekannteren Tieren, die pinken bringen Tiere ins Spiel, von denen man ggf. noch nie gehört hat. Wer an der Reihe ist, zieht eine der Karten und liest den Tiernamen laut vor. Nun gilt es, diese Karte in einem Raster aus Tafeln einzusortieren. 

Auf dem Tisch liegen immer vier dieser Tafeln mit Aussagen – beispielsweise „Gilt als Einzelgänger?“, „Legt Eier?“ Oder „Steht auf der Roten Liste?“. Stimmt nach eigener Einschätzung eine Aussage mit meinem Tier überein, kann ich die Tierkarte auf einem grünen Punktefeld auf der Aussagekarte platzieren. Oder weiß ich sicher, dass es nicht so ist, lege ich die Karte auf ein rotes Feld. Außerdem gibt es zwischen zwei Aussagefeldern auch noch Risikofelder, die ich besetzen kann, wenn ich beispielsweise beide benachbarten Aussagen für richtig oder falsch halte. Wie der Name schon sagt, ist das riskant, falls ich Unrecht habe, aber hier sind auch mehr Punkt zu holen, wenn ich richtig liege.

Nun sind die Mitspielenden an der Reihe: Wenn sie mit meiner Einschätzung übereinstimmen, tun sie nichts und ich erhalte die Punkte, die auf dem jeweiligen Feld mit meiner Karte abgedruckt sind. Stimmen sie allerdings nicht mit mir überein, können sie nun einen ihrer drei Vetomarker nutzen und diese auf der von mir gelegten Karte platzieren, um deutlich zu machen, dass sie meine Einschätzung anzweifeln. Legt jemand einen Vetomarker auf meine Karte wird diese umgedreht und die getroffene Aussage überprüft. Die Kartenrückseite enthält Informationen zu allen möglichen im Spiel enthaltenen Aussagen, so dass die Antwort schnell zu finden ist.

Ist meine getroffene Aussage richtig, dann erhalte ich trotzdem meine Punkte. Ist der Zweifel der/des Mitspielenden aber berechtigt, dann erhalten alle Zweifelnden 3 Punkte als Belohnung. Ich gehe dann leider leer aus. Habe ich meine Karte sogar auf einem Risikofeld platziert, erhalte ich sogar Minuspunkte und muss auf der Zählleiste zurückgehen.

Der Tiermarker, der auf der Zählleiste als erstes die 30-Punkte-Marke überschritten hat, löst das Spielende aus. Die Runde wird dann noch zu Ende gespielt und wer dann die meisten Punkte erzielen konnte, gewinnt All About Animals.  



AUTOR: Peer Sylvester ■ GRAFIKER: Laura Bednarski, Kreativbunker 
VERLAG: moses. ■ ERSCHEINUNGSJAHR: 2022

spieler

2-5 Spieler

alter

ab 12 Jahren

zeit

ca. 30 Minuten

Spielregeln (ext. Link zu moses.)


SPIELGEFÜHL

Wissen oder Schätzen – was denn nun?

All About Animals ist laut Untertitel ein „Wissens-Schätz-Spiel“ – ja, was denn nun? Geht es um Wissen oder Schätzen? Am liebsten um Wissen, denn dafür gibt es Punkte, aber häufig geht es hier auch ums Schätzen, denn viele der Eigenschaften von Tieren haben wir nicht einfach mal so „auf dem Kasten“ und müssen uns diese im besten Fall herleiten oder oft einfach nur raten. Und dann gilt es für die Mitspielenden: Anzweifeln oder nicht? 

In diesem Spannungsfeld will All About Animals mit unserem gesunden Halbwissen „arbeiten“, denn wenn wir alles wissen würden, würde das Prinzip des Anzweifelns natürlich nicht greifen. Daher sollten wir es uns nicht anmerken lassen, wenn wir zögern. Mit gesundem Selbstbewusstsein die Karte platziert, ist in diesem Spiel halb gewonnen! Und so rät auch die Spielanleitung zur Frage, was man denn macht, wenn man ein Tier nicht kennt: „Setze eine schlaue Mine auf und lege die Tierkarte selbstbewusst ab. Allerdings solltest du in diesem Fall kein Risikofeld nehmen.“ 

Da kann man noch einiges lernen…

Die enthaltenen Tiere entlarven dann auch schnell unser „gesundes Halbwissen“. Bei den türkisen Karten sollte man die meisten Tiere kennen oder schon einmal von ihnen gehört haben. Bei den pinken Tierkarten ist es deutlich anders. All About Animals erweitert aber dank des beigefügten Posters mit Zeichnungen der entsprechenden Tiere und einem beigefügten kleinen Infokasten unsere Kenntnisse im Tierreich. Auf dem Poster können wir nachschauen, dass der eingangs genannte Binturong ein Marderbär und hervorragender Kletterer mit einem sog. Greifschwanz ist. Aha. Hoffentlich kann ich mir das länger als zwei Minuten merken… 

Da bin ich mir sicher! …oder doch nicht?

Die Aussagetafeln im Spiel sind ebenfalls unterschiedlich schwierig. Die Frage, ob ein Tier Eier legt, einen Schwanz oder ein Muster hat, dürfte den meisten zumindest bei den türkisen Tierkarten noch ganz gut gelingen. Aber ist der Binturong nachtaktiv? Hui, schwierig. Irgendwie sagt mein Bauch, dass er das sein könnte. Aber wie sicher bin ich mir da? Die Aussagetafeln haben jeweils ein 3er-Punkte Feld für richtig und falsch sowie jeweils ein 6-Punkte-Feld. Lege ich meine Karte „nur“ auf das Feld mit der 3, könnte es sein, dass meine Mitspielenden das bereits als „Unsicherheit“ auslegen und ihre Hände bereits Richtung Vetomarker zucken. 

Hier kommt zudem eine Glückskomponente ins Spiel, da ich nur die Felder belegen kann, die noch nicht abgedeckt sind. Wenn ich mir bei einer Aussage in Bezug auf meine Tierkarte sehr sicher bin, aber die beiden grünen Felder sind beide bereits belegt, muss ich auf eine andere Aussage ausweichen. Das ist dann ein wenig schade, gleicht aber ggf. aus, dass eine Kombination aus Tierkarte und Aussage zu leicht war. 

Ein bisschen zu schwer

Die Aussagekarte „Wurde im 18. Jahrhundert beschrieben?“ haben wir meist sogar ganz aus dem Spiel herausgelassen, denn die meisten Mitspielenden konnten damit recht wenig anfangen. Im Spiel mit Kindern finde ich diese Aussage auch unglücklich, weil zu erklärungsbedürftig und schwer einzuschätzen. Es sind aber genügend andere Tafeln im Spiel, so dass man immer mal durchwechseln kann. Spätestens, wenn drei Karten auf einer Aussagekarte platziert wurden, soll die Aussagekarte sowieso ausgetauscht werden, damit mehr Abwechslung und wieder mehr Felder ins Spiel kommen, auf die man seine Karte platzieren kann. 

8, 6 oder 3 Punkte und Minus gibt es auch?

Etwas einfacher und zugänglicher hätte ich mir bei All About Animals die Punkteregelung gewünscht. Ob es die Risikofelder gebraucht hätte, weiß ich nicht. Meist hat die Wertung zu gehäuften Rückfragen der Mitspielenden zu Spielbeginn geführt. Sicherlich erhöht es die Spannung, wenn man mögliche 8 Punkte auf einem Risikofeld ergattern kann. Aber wirklich eingehen tut man dieses Risiko meist nur, wenn man ziemlich sicher ist, dass man Recht hat. 

Ergattert dann ein Mitspielender zweimal hintereinander auf diese Weise 8 Punkte, ist das Spiel meist entschieden, denn die Hälfte der für den Sieg benötigten Punkte ist bereits eingefahren. 

Klar ist der nachtaktiv!

Schön ist auch die Kommunikation, die im Spiel aufkommt. Da wird viel diskutiert und überlegt, gehadert und geschauspielert. Es kommt aber auch ein wenig auf die Gruppe an, in der gespielt wird. Macht es jemand den Mitspielenden zu leicht zu erkennen, dass Zweifel durchaus berechtigt sind, kommt ein wenig Ungleichgewicht an den Tisch. Aber letztlich ist das Spiel auch kein abendfüllendes Programm. Man kann es gut in geselliger Runde bei einem Glas Bier, Wein oder Apfelschorle spielen. Mit Kindern unter 12 – so empfiehlt es ja auch das Spiel – würde ich All About Animals nicht versuchen. 

Tierkarawane

Richtig gut gefällt mir die im Spielkarton integrierte Punkteleiste. Diese befindet sich auf dem Rand der unteren Spielschachtelhälfte und hat bunte Felder, auf denen unsere Tier-Zählmarker entlanglaufen. Wenn Flamingo, Orang-Utan oder Papagei dort um die Wette Laufen, ist das ein wirklich schönes Bild. Auch der Rest des Materials ist schön gestaltet und wertig, das Poster ggf. eine schöne Bereicherung der Kinderzimmer-Wand  – damit auch künftig Tierexperten genau wissen, dass die Sonnenrose nicht am Himmel, sondern eher unter Wasser zu finden ist… 


Zusammenfassung

All About Animals ist ein Tierquiz, bei dem Antwortmöglichkeiten bereits vorgegeben sind. Unsere Aufgabe besteht in der Zuordnung unserer Tierkarten zu diesen Möglichkeiten und die richtige Einschätzung, die dann auch noch den Anzweiflungen unserer Mitspielenden standhalten muss. Man muss kein Experte sein, um hier erfolgreich zu sein, man sollte seine Statements jedoch überzeugend vermitteln können. 

Das Spiel eignet sich gut für (alters- oder erfahrungs-)gemischte Runden und ist auch für Gelegenheitsspieler geeignet, wenn man das Wertungssystem erst einmal verstanden hat oder gut erklärt bekommt. 

Das Spielmaterial ist wertig und schön und aus dem Spiel kann man zudem noch einiges an neuem Wissen mitnehmen. Wem dies grundsätzlich gefällt, sollte sich All About Animals unbedingt einmal anschauen.

  • Schönes Spielmaterial in liebevoller Gestaltung
  • Interessantes Tierthema, bei dem man noch viel dazulernen kann
  • Kommunikative Quizvariante
  • Wertungssystem komplizierter als es sein müsste
  • Glücksfaktor beim Ziehen der Tierkarten oder bei den Restplätzen auf den Aussagetafeln vorhanden
  • Kann sich in der schwierigen Variante ein wenig ziehen

Aus meiner Spielerperspektive: All About Animals ist mal wieder etwas anderes und das ist immer mal wieder eine schöne Abwechslung. Für ein Tierquiz ist es mir persönlich aber etwas zu kompliziert, da das Wertungssystem nicht richtig zugänglich ist. Wäre das einfacher gelöst worden, käme es öfter auf den Tisch. Aber gerade beim Spieletreff, bei dem ein Tierquiz immer ein prima gemeinsamer Nenner auch für Wenigspieler sein kann, kann ich eine Gruppe mit dem Spiel nicht alleine lassen, da die Einschätzung und Wertung immer ein wenig moderiert werden muss. Wenn man das Spiel aber ein-, zweimal gespielt hat, dann sollte das gut funktionieren. 

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