Feiner Sand = Fabelsaft 2.0
Im Jahr 2016 brachte Friedemann Friese sein Fabelsystem in Form von Fabelsaft heraus. Das System war neuartig und brachte dem Spiel ein spannendes Spielgefühl in Form eines Legacyansatzes, ohne jedoch Material zu zerstören. Karten wurden einfach aus dem Spiel genommen und durch neue ersetzt. Dieses ergab dann ein anderes Spielgefühl, das die Karten unterschiedlich zusammenwirkten.
Ähnliches ist ihm mit Feiner Sand gelungen. Wir haben ein Basisspiel, dass man nach einigen Partien durch den Austausch von Karten verändert. Dazu kommt nun ein Kartendeduktionsmechanismus, denn wir wollen unsere Karten so weit wie möglich reduzieren, um zu gewinnen…
Das Spiel
Jeder Spieler hat 30 Karten, die er loswerden muss.
Dazu legt jeder Spieler seinen Marker in die Mitte und beginnt seinen Spielzug. Dieser besteht aus 3 Teilzügen:
- Zu Beginn zieht jeder Spieler x Karten nach. Ist der Nachziehstapel leer, wird der Ablagestapel gemischt und ist der neue Nachziehstapel
- Dann kann er sich entscheiden zu bauen oder weitere Karten nach zu ziehen.
Bauen: die Karten müssen bezahlt werden. Dabei ist jede Handkarte ein Geld wert (dazu gibt es noch höherwertige Geldkarten)
Karten ziehen: analog Teilzug 1 - Zu Letzt prüft jeder Spieler sein Handkartenlimit. Überzählige Karten werden auf den Ablagestapel gegeben
Diese drei Spielzüge führen wir Runde für Runde parallel durch.
Das Spiel endet, sobald ein Spieler im ersten Zug, die notwendigen Karten nicht mehr nachziehen kann. Dann wird die Runde zu Ende gespielt und der Spieler mit den wenigsten Karten (Hand, Nachzieh- und Ablagestapel) gewinnt das Spiel.
In den folgenden Spielen werden (muss man aber nicht) je drei Karten bei allen ausgetauscht und analog Fabelsaft, drei neue hinzugenommen. Dadurch verändert sich das Zusammenspiel der Karten.
Autor: Friedemann Friese • Grafiker: Harald Lieske
Verlag: 2F Spiele • Jahr: 2018
Spielregeln (ext. Link zu 2F Spiele | BGG)
Spielgefühl
Feiner Sand spielt sich super einfach. Mittels eines kleinen Bords (und guter Symbolik) sowie einer Holzscheibe und -rings werden wir durch die jeweiligen Runden gelotzt. Dennoch taten sich einige meiner Mitspieler schwer, dieses simple System zu beherrschen, weil man irgendwie etwas Komplizierteres im Kopf erwartet.
Wenn es Sachen gibt, die man dem Spiel vielleicht ankreiden kann, dann diese drei:
- Was man dem Spiel vielleicht ankreiden kann, ist die solitäre Ausrichtung. Denn wir spielen komplett aneinander vorbei. Mit ganz wenigen Ausnahmen findet keine Interaktion statt. Um uns jedoch in den jeweiligen Runden zu halten, hat sich Friedemann den Kniff mit der Holzscheibe ausgedacht. Liegt sie in der Tischmitte, so plant der jeweilige Spieler seinen Zug. Ist sie auf dem Nachziehstapel platziert, so wartet er auf seine Mitspieler. Je nach Geschwindigkeit der einzelnen Spieler untereinander, kann beim Warten schon eine gewisse Downtime entstehen, wenn man selbst ein eher schnellerer Spieler ist.
- Zudem ist beim parallelen Spielen kaum eine Kontrolle der Spielzüge möglich. Sei es für Fehler, die absichtlich oder unabsichtlich gemacht werden. Sequenziell zu spielen, macht jedoch keinen Sinn, da die Spieldauer unnötig in die Länge gezogen würde (Sollte man nur bei den ersten beiden Runden machen, so dass alle den Grundmechanismus verstanden haben.)
- Die Karten können in einer Partie schon einmal etwas unglücklich verteilt sein. Es ist definitiv von Vorteil, zunächst sowohl den grünen (mehr Kartenziehen) und lilanen Bereich (Kartenlimit) auszubauen. Habe ich hier zunächst teure oder gar keine Karten, so ist dieses ungünstig für den erfolgreichen Verlauf des Spiels.
Jedoch ist das Geschmackssache und hat mich bis auf das gelegentlich auftretende Kartenglück nicht sonderlich gestört.
Was mir an Feier Sand gut gefällt, ist das Planen. Denn das steht im Vordergrund des Spiels. Selbst wenn man mal eine Runde nichts bauen kann, so sollte man seinen nächsten Zug mit der Optimierung der Kartenhand vorbereiten. Dieses klappt in der Regel ganz gut, so dass man so nach und nach eine Maschine in Gang bekommt.
Schön sind auch die eingebauten Dilemmata. So z.B. Karten auf der Hand zu behalten, um für die nächste Runde gerüstet zu sein und sie dauerhaft auf den Geschenkstapel abzuwerfen (insbesondere, wenn sich die Mitspieler nicht an der Geschenkaktion beteiligen). Ein weiteres Dilemma ist das Geld. Denn Geld kann man nicht bauen, will es aber am Ende der Partie loswerden. Doch wann ist der richtige Zeitpunkt sein Geld auf den Geschenkstapel zu legen.
Wenn man ohne Grübler spielt, vergeht eine Partie dazu wie im Fluge.
Feiner Sand spielt sich in allen Konstellationen gleich gut. Das gilt auch für die Solovariante. Auch wenn man sich natürlich lieber im Wettkampf mit anderen messen will.
Kurzfazit: Schönes Familienspiel mit neuartigem Mechanismus. Der Einstieg ist (aus meiner Perspektive) sehr simpel. Dazu werden die Spieler durch das beiliegende Material und Symbolik gut durch die einzelnen Runden geführt. Wer auf Optimieren steht und ihn dabei ein gewisses solitäres Spielgefühl nicht stört, sollte ein Blick auf Feiner Sand werfen. Habe das Spiel knapp in die Kategorie „Jederzeit gerne“ gesetzt.
- Man wird gut durch das Spiel geführt. Eigentlich kein Einstiegsproblem
- Über den Fabelmechanismus wird das Spielgefühl für mindestens 9 Partien (eher mehr) jedes Mal verändert.
- Schönes Optimiererspiel mit dem neuartigen Mechanismus Karten so schnell wie möglich wegzugeben
- Attraktive Dilemma
- So gut wie keine Interaktion
- Downtime kann bei unterschiedlicher Spielgeschwindigkeit gefühlt zu hoch sein.
Ich mag Fabelsaft und auch Feiner Sand. Allerdings ist das Spiel ein Optimierungsspiel mit einem gewissen Glücksfaktor. Dazu sehr solitär zu spielen. Das ist nicht jedermanns Geschmack und sollte man berücksichtigen, wenn man sich mit Feiner Sand beschäftigt. Für mich war es jedoch kein Problem, da ich diese Art von Spielen mag und hin und wieder auch gerne mal ein Solospiel ausprobiere.
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