Kommunizieren (ohne) Sprache, Gestik und Mimik
Allein der „Tu Was“-Pöppel und die „Pausen“ dürfen genutzt werden, um sich zu orientieren.
Vor knapp zwei Monaten bekam ich die Gelegenheit Magic Maze zu spielen. Vier Helden, die in ein Einkaufszentrum einbrechen, dort Dinge stehlen und es wieder verlassen. Das ganze (weitestgehend) ohne Reden oder eine andere Form der Kommunikation, kooperativ und auf Zeit.
Das hat mich dann doch mal neugierig gemacht.
Und in fast jeder Gruppe, in der ich das Spiel ausprobieren konnte, kam es gut an. Wir waren nicht immer erfolgreich, aber das Spielgefühl war doch ein besonderes.
Das innovative Magic Maze wird demnächst im Vertrieb von Pegasus erscheinen und ist eine der tollen Überraschungen des Frühjahres 2017.
Das Spiel
Während der Aktionsphase des Spiels darf nicht geredet oder anderweitig kommuniziert werden. Dieses darf man nur, wenn die Sanduhr (Zeit ca. 3 Minuten) umgedreht wurde. Während des Sprechens darf man selbstverständlich keine Aktionen machen.
Aktionen gibt es 7 verschiedene (Diebe bewegen: rechts, links, oben, unten, Rolltreppe, Vortex benutzen = eine Art Raumschleuse oder neuen Raum anlegen,). Diese werden je nach Spieleranzahl über Plättchen unter den Spielern aufgeteilt.
Zunächst liegt nur ein Teil des Einkaufszentrums aus, dann wird die Sanduhr umgedreht und los geht es.
Das Spiel läuft in 4 Phasen ab:
- Phase: Erkunden. Mittels der Figuren muss das Einkaufszentrum erkundet werden und „neue Räume“ ausgelegt werden. So breites sich das Zentrum nach und nach vor den Spielern aus.
- Phase: Ausrüstungsfelder finden. Sind alle Ausrüstungsfelder gefunden, sollten die Spieler die Figuren schnellst möglich zum Ort bewegen.
- Phase: Stehlen: sind alle dort angelangt, findet der Diebstahl statt. Ab jetzt dürfen die Vortexfelder nicht mehr benutzt werden
- Phase: Entkommen: Ziel ist es vor Zeitablauf, die Ausgänge zu erreichen.
Während des Spiels darf man einen Spieler mit dem „Tu Was!“ Pöppel auf eine Situation aufmerksam machen. Dazu stellt man diesen mal mehr oder weniger intensiv vor den Spieler.
Das besondere an dem Spiel sind die 7 Einführungslevel sowie 10 weiteren Szenarien, die mit teilweise kniffeligen Aufgabenstellungen daherkommen.
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Autor: Kasper Lapp • Grafiker: Gyom • Verlag: Sit Down! • Jahr: 2017
1-8 Spieler • ab 8 Jahren • ca. 15 Minuten
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Material
In der BRETTSPIELBOX befinden sich: 24 Einkaufszentrums-Kartenteile, 4 Heldenfiguren, 12 „Außer Betrieb“-Marker, 9 Aktionskärtchen für 2 bis 8 Spieler und 7 Aktionskärtchen für das Solospiel, 1 Sanduhr (3 Minuten Laufzeit), 1 „Tu was!“-Spielfigur, 1 Wertungsblatt „Das Große Buch der Herausforderungen“ (auch auf der Internetseite verfügbar), 1 Diebstahl-Kartenteil, 1 Bogen mit Aufklebern, um die Heldenfiguren zu markieren (für farbfehlsichtige Spieler).
Gut gemeinte Idee mit den Markern für farbfehlsichtige Spieler. Allerdings halten sie nicht sonderlich gut auf den Figuren und die Symbole lassen sich nur begrenzt gut erkennen.
Einstieg
Auch wenn die Anleitung etwas „wild“ geschrieben ist, kommt man mit dem Spiel gut zurecht. Der Einstieg verläuft zum Kennenlernen der verschiedenen Aktionen über Szenarien, in denen immer wieder eine Aktion bzw. Spezialfähigkeit hinzugenommen wird. Für mich war es etwas zu langsam vom Einstieg. Geübte Spieler können ggf. auch 2-3 Szenarien zusammenfassen.
Für alle die einen schnellen Überblick bekommen wollen, sei dieses Video empfohlen:
Spielgefühl
Da war ich zunächst skeptisch wie neugierig zu gleich. Kooperatives spielen ohne reden. Wo doch die Kommunikation das zentrale Element eines jeden kooperativen Spiels ist. Doch ins Abenteuer gesprungen und ausprobiert.
Und eine Art Abenteuer bzw. Dungeon Crawler im modernen Kaufhaus haben wir mit Magic Maze vor uns. Das erste was auffällt, niemand hat eine eigene Spielfigur. Dafür aber das Recht auf seine bestimmte Aktion bzw. mehrerer davon. Und diese kann er auf alle vier Helden anwenden.
Zunächst ist der Spielplan sehr begrenzt und wir müssen unseren Helden und uns einen Überblick verschaffen. Da heißt es sich schnell auszubreiten. Doch blöderweise muß ich den richtigen farbigen Helden an der richtigen Stelle platzieren, sonst öffnen sich keine Räume. Gleichzeitig verrinnt die Zeit unaufhaltsam. Da erreicht man teilweise auf dem letzten Sandkorn den Sanduhrmarker, mit dem man sich ein wenig Luft (und drei weitere Minuten / insgesamt gibt es diese Helfer 4mal) verschafft. Schnell ausgetauscht, wer was machen soll und schon kann es weiter gehen in unserer hektischen Stille…
So in etwa ist das Gefühl, wenn man sich auf den Beutezug ins Kaufhaus begibt, denn es geht hektisch zu. Zum einen verrinnt die Zeit sehr schnell, zum anderen wird das Einkaufszentrum mit zunehmender Auslage unübersichtlicher, so dass man seine Augen irgendwie überall haben muss.
Magic Maze ist interaktiv pur. Gespielt habe ich das ganze mit 1, 3, 4 und 5 Spielern. Daher kann ich leider nicht sagen, wie es sich zu 6 oder mehr Personen spielt. Gefühlt kommt da dann noch mehr Chaos in das Spiel, da nun jeder Spieler für nur eine Aktion verantwortlich ist. Wichtig ist vor allem der gute Zugang zum Spielbrett. Mit der von mir beobachteten Spieleranzahl spielt sich Magic Maze jedenfalls gleich gut. Ausnahme ist das Solospiel, da würde ich definitiv andere Spiele bevorzugen, da das permanente Karten umdrehen doch etwas nervig ist.
Mit den weiteren Szenarien erhöht sich der Schwierigkeitsgrad, so dass ich gut nachvollziehen kann, wenn man sich als Gruppe auch seine eigene Welt zusammenstellt, in der man sich am wohlsten fühlt.
Der Alpha-Spieler kommt hier nicht so zu tragen, da die Gruppe nur so stark sein kann, wie ihr schwächstes Glied. Hier droht nicht die Übernahme des ganzen. Allerdings wird der Tu Was ! Pöppel dann ggf. etwas stärker genutzt werden. Wenn es zu „schlimm“ wird und ein Spieler gar keinen Zugang zum Spiel bekommt, kann das sich sogar negativ auf den Spielabend auswirken.
Langzeitspaß
Erfrischend anders und mit den verschiedenen Szenarien auch langfristig herausfordernd. Neulinge können gut integriert werden.
Des weitern soll eine Erweiterung schon in Arbeit sein, sollten die Szenarien und damit die Herausforderungen mal ausgehen.
Gesamtbewertung 8,5/10
Magic Maze hat mich sehr positiv durch seine innovative Art überrascht. Es ist ein Spiel, was sowohl den Familien– wie auch Kennerspieler anspricht. Man sollte jedoch Hektik und kooperative Spiele mögen. Definitiv ein Tipp, den man sich als Spieler im Jahrgang 2017 ansehen sollte.
Erweiterungen:
Auszeichnungen:
Spielregeln (ext. Link zu Sit Down Games!)
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