Wir schippern in und um Ulm herum
Auf einer Zille über die Donau durch Ulm. Was auf den ersten Blick sehr romantisch klingt, ist ein taktisch-strategisch angelegtes Spiel im spätmittelalterlichen Zeitalter der Stadt Ulm.
Dazu ist das ganze Spiel eine kleine Hommage an die Stadt Ulm, deren Geschichte und Besonderheiten im beiliegenden detaillierten Regelheft dem Spieler liebevoll näher gebracht werden.
Das Spiel
Ulm ist in 8 Stadtbezirke aufgeteilt, die man über ein Boot (die Zille) auf der Donau erreichen kann. Es wird über zehn Runden gespielt (Der Rundenanzeiger sind die Turmplättchen des Ulmer Münsters).
In jedem Zug nimmt man sich einen Aktionsstein aus dem Beutel und schiebt ihn in eine noch freie Reihe (d.h. es darf kein anderer Aktionsstein auf den äußeren Feldern liegen) auf dem Münsterfeld (3×3 Raster). Damit stehen dem Spieler drei Aktionen zur Verfügung, die in beliebiger Reihenfolge ausgeführt werden können. Insgesamt gibt es fünf verschiedene Aktionen:
- Geld: der Spieler bekommt eine Münze
- Abräumen: eine Reihe der herausgeschobenen Aktionssteine kann in den eigenen Vorrat gelegt werden
- Karte: der Spieler kann sich für zwei Aktionssteine Karten nehmen (1 für zwei beliebige, 2 für zwei gleiche, davon muss eine wieder abgelegt werden)
- Schiff: die Zille kann um je ein Feld nach vorne bewegt werden
- Siegel: für zwei Münzen kann man am Standort der Zille ein Siegel im Stadtbezirk abgeben und damit eine Wappenaktionauslösen (z.B. Karten, Geld, Bewegungspunkte, Nachkommen mit besonderen Eigenschaften, Stadtwappen oder Siegpunkte etc. bekommen).
Stadtwappen bringen neben Siegpunkten auch die Möglichkeit beim Einsatz auf dem Münsterfeld Ulmer Spatzen zu erhalten. Diese sind zum einen Siegpunkte bzw. können als Tauschjoker für die Aktionssteine genutzt werden. Eine Karte kann ich in jeder Runde ausspielen. Diese bringen entweder direkte Boni (Siegpunkte, Geld etc.) oder können in Sets gesammelt werden, um am Ende in Siegpunkte gewandelt zu werden.
Nach den 10 Runden findet eine Endwertung aus Landepunkt der Zille (Minus- oder Pluspunkte), Kartensets, Ulmer Spatzen statt, die zu den im Spiel erreichten Punkten addiert werden.
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Autor: Guido Burkhardt • Grafiker: Michael Menzel • Verlag: Huch! and friends • Jahr: 2016
2-4 Spieler • ab 10 Jahren • ca. 60 Minuten
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Material
In der BRETTSPIELBOX befinden sich: 33 Karten, 8 Nachkommenplättchen, Ulmer Münster mit 12 beidseitig bedruckten Turmplättchen, Schwörbrief, 50 Aktionssteine, 4 Zillen, 52 Siegel, 12 Familienwappen, 12 Stadtwappen, 26 Münzen, 30 Ulmer Spatzen, Stoffbeutel
Der Spielplan wirkt in Summe sehr überladen und da hauptsächlich in braun gehalten, ist es irgendwie ein bischen zuviel, was man in das Werk hineingebracht hat. Die stabilen Aktionssteine und vor allem das Ulmer Münster als Rundenanzeiger sind hingegen sehr gelungen.
Einstieg
Einer der Hauptkritikpunkte ist der Einstieg. Leider ist die Idee einer schlanken Spielanleitung plus einem detaillierterem Nachschlagewerk für mich in die Hose gegangen. Ständig wechselt man gerade am Anfang zwischen den beiden Büchern hin und her. Hier wäre eine Anleitung definitiv besser gewesen. Zu unübersichtlich ist dieses für den ein oder anderen Spieler eine größere Hürde in das Spiel zu gelangen. Daher muss man gerade am Anfang mehr als 60 Minuten für das Spiel einkalkulieren.
Spielgefühl
Wenn man die Einstiegshürde der Anleitung überwunden hat, spielt sich Ulm recht schnell. Der Aktionssteinmechanismus ist eingängig und gut verstanden. Man kann während des Spielzuges des vorangehenden Mitspielers seinen eigenen planen. Damit ist die Downtime relativ gering und die 10 Runden lassen sich am Ende in den vorgegebenen 60 Minuten erreichen.
Das Spiel richtet sich an erfahrene Familienspieler und höher. Aufgrund der Einstiegshürde würde ich es schon fast im Kennerspielbereich ansiedeln. Denn trotz der Einfachheit, bestehen vielfältige Möglichkeiten über die Kombination aus Wappen, Münsterfeld, Siegeln und Karten, um eine eigene Siegstrategie zu entwickeln. Mal helfen die Karten temporär den Mangeln des Spiels herzuwerden (Geld ist relativ knapp), mal ist es sinnvoll sie zu sammeln, um am Ende mit einem Set (das benötigt man eigentlich immer zum Sieg) erfolgreich zu sein.
Der Aktionssteinmechanismus ist erfrischend anders und man hat eigentlich immer Möglichkeiten die entsprechenden Aktionen für sich zu nutzen. Dadurch ist das Spiel aber auch eher taktisch angelegt.
Die Spieleranzahl bestimmt ein wenig über das Fortkommen auf dem Spielplan. So ist es zu viert normal, dass man in den hinteren Stadtbezirken landet. Zu zweit passiert dieses eher nicht, da die Fortbewegung eingeschränkt ist.
Im Vierpersonenspiel steht man zusätzlich im Spagat möglichst frühzeitig durch seine Siegel Vorteile zu erhalten aber auch nicht den Anschluß an den Zilleexpress zu verlieren (denn eine Zille kann immer nur auf einem Feld stehen. Daher wird man automatisch nach vorne durchgereicht).
Der Glücksfaktor ist recht überschaubar und bezieht sich im wesentlichen auf die Karten. Die Aktionssteine sind nur minimalst davon betroffen.
Langzeitspaß
Wer nach der ersten etwas zäh verlaufenen Partie nicht abgeschreckt ist, wird in den weiteren Partien seinen Gefallen an Ulm finden, da es sich doch recht leicht und intuitiv spielt. Für Familienspieler, die mal etwas mehr haben wollen sehr gut geeignet.
Gesamtbeurteilung 8/10
Sehr gut gemachtes taktisch geprägtes Spiel. Bitte nicht vom Einstieg erschrecken lassen.
Erweiterungen:
Auszeichnungen:
Spielregeln / II (ext. Link zu Huch! and friends)
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