Immer diese Zwerge… und immer wieder – das wissen wir spätestens seit „Herr der Ringe“ – schürfen sie zu tief in ihren Minen, um der Erde ihre Schätze zu entreißen. Immer auf der Suche nach Gold und noch mehr Gold.
Sie stören dabei regelmäßig den Schlaf eines Drachen, machen diesen wütend und müssen dann ihre kleinen Beinchen in die Hand nehmen, um zügigst den Ausgang zu erreichen, bevor sie durch seinen heißen Atem weggebrutzelt werden.
Soweit so bekannt.
Auch My Gold Mine bedient sich dieses bekannten Themas, aber das ist nicht weiter schlimm. Es passt hier bestens…
Carina Brachter
SPIELBESCHREIBUNG
My Gold Mine ist ein push-your-luck-Spiel. Als Zwerge befinden wir uns in einer Mine. Wir starten in der Mitte – vor uns drei Karten bis zum Ausgang, hinter und drei Karten bis zum Drachen Dragobert.
In jedem unserer Züge ziehen wir eine Karte von einem der beiden ausliegenden Stapel.
Der erste Stapel enthält Schürfkarten, die offen ausliegen. Ich sehe also, welche Karte mir zur Verfügung steht und kann mein Risiko daher besser einschätzen. Im Schürfstapel kann ich
- einen einfachen Goldklumpen erhalten,
- einen einfachen Goldklumpen erhalten und mich eine Karte Richtung Ausgang bewegen,
- zwei Goldklumpen erhalten und mich eine Karte Richtung Drachen bewegen oder
- der Drache wird aufgedeckt und zieht eine Karte auf uns zu. Dann wird diese Drachenkarte abgehandelt, bevor ich mich erneut für eine Karte entscheiden kann.
Der zweite Stapel enthält verdeckt ausliegende Exitkarten. Wenn ich diese ziehe, kann ich mich in Richtung Ausgang bewegen – entweder einen Schritt, zwei Schritte, ich bewege die gesamte Gruppe Richtung Ausgang oder ich tausche den Platz mit einem anderen Spieler.
Erreicht Dragobert eine Karte, auf dem noch ein Zwerg steht, verbrutzelt er den Zwerg und dieser scheidet nicht nur aus der laufenden Runde aus, sondern verliert auch seine Beute. Wer den Ausgang erreicht, kann ebenfalls keine Goldklumpen mehr sammeln, darf seine Beute allerdings behalten. Sind alle Zwerge aus der Mine entkommen oder verbrutzelt, zählen alle ihre Beute. Wer die meisten Goldklumpen gesammelt hat, erhält drei Nuggets, der zweite zwei und der dritte einen. Bei Gleichstand gewinnt der, der die Mine als erstes verlassen hat.
Gespielt wird über drei Runden. In der letzten Runde werden die Nuggets zu den in dieser Runde ergatterten Goldklumpen auf den Karten addiert. Wer insgesamt die meisten Goldklumpen gesammelt hat, gewinnt My Gold Mine.
AUTOR: Dr. Hans Joachim Höh, Michael Loth, Christof Schilling ■ ILLUSTRATION/GRAFIK: Felix Wermke/atelier198
VERLAG: KOSMOS Verlag ■ ERSCHEINUNGSJAHR: 2021
2-6 Spieler
ab 7 Jahren
ca. 25 Minuten
Spielregeln (ext. Link zu Kosmos)
SPIELGEFÜHL
Open & Play
My Gold Mine ist ein Spiel der neuen Reihe „Open & Play“ von Kosmos in den praktischen Boxen mit Magnetverschluss an der Seite. Das gesamte Spielmaterial passt gut in die kleine Schachtel, die man leicht einpacken und auf den Tisch bringen kann – hier wurde ausnahmsweise mal kein Leerraum mit unnötigem Karton aufgemotzt. Öffnen, Karten mischen und auslegen. Die Regeln sind schnell erklärt und schon geht es los.
Das Material ist dabei wertig und robust, die Goldnuggets machen besonders Kindern Spaß.
Hier regiert die Schadenfreude
My Gold Mine ist ein typisches push-your-luck-Spiel, macht seine Sache aber richtig gut. Mit jedem Zug und jeder Karte trifft man eine Entscheidung pro oder contra Risiko und das macht die Sache interessant. Zwei Goldklumpen sind einfach zu verführerisch, wenn der Drache noch in weiter Ferne ist. Doch wehe, ich entscheide mich dafür und eine:r meiner Mitspieler:innen deckt dann einen Drachen auf. Schnell kommt dann mal ein zweiter hinterher und schon wird es sehr heiß am eigenen Hinterteil! Die Schadenfreude am Tisch ist dann natürlich ziemlich groß und sie regiert das Spiel. Wer daran richtig Spaß haben kann, der kommt hier voll auf seine Kosten.
Nicht nur seines eigenen Glückes Schmied…
Hinzu kommt, dass man durch die Tauschaktionen von Mitspieler:innen noch in Gefahr geraten kann, wenn sie eine Platztauschaktion durchführen. Das ist immer einzuplanen und nicht zu unterschätzen… Dragobert nähert sich schneller, als einem lieb ist und schon ist man zusammen mit seiner Beute verbrutzelt… In der letzten Runde zu verbrutzeln, ist fatal. Man sollte in den ersten beiden Runden schon gelernt haben, wann man besser Richtung Ausgang strebt, damit man seine Schätze ins Trockene bringt. Denn wenn im letzten Zug alle Schätze verbrennen, dann liegt der Sieg schnell in weiter Ferne.
Für wen ist das was?
My Gold Mine funktioniert bereits gut mit jüngeren Spielern, die es vertragen können, dass man sie auch schonmal Richtung Drachen bugsiert. Wenn ein Kind so etwas nicht verträgt, würde ich die Finger von My Gold Mine lassen. In reinen Erwachsenenrunden funktioniert das Thema Schadenfreude meist ziemlich gut. Das Tauschen der Positionen oder das Bugsieren der Gegner:innen Richtung Ausgang oder Drachen macht hier ganz klar den Reiz aus. Wird das nicht genutzt, um Konfrontationen zu vermeiden, bleibt der Spielspaß auf der Strecke.
Zusammenfassung
My Gold Mine ist zwar ein typischer und gar nicht so außergewöhnlicher Vertreter der Gattung „push-your-luck-Spiele“, bringt aber ganz sicher Spaß an den Tisch. Es lebt von den kleinen Entscheidungen, die mit jedem Spielzug zu treffen sind und von der Interaktion mit den Mitspieler:innen, die direkte Auswirkungen auf meine Situation haben können – sprich: Man kann sich so richtig fies reinreiten…
Wer Schadenfreude mag, wird My Gold Mine also sicher gerne spielen. Es geht bereits mit Grundschulkindern und macht auch in reinen Erwachsenenrunden Freude. Die kompakte Packung und das robuste Spielmaterial machen es zu einem guten Begleiter auch unterwegs, so dass man es schnell mal auf den Tisch packen kann, wenn man etwas trinken geht oder aufs Essen wartet.
- Praktische, platzsparende Verpackung und robustes Spielmaterial
- Schöner Vertreter des push-your-luck-Genres mit Raum für viel Schadenfreude
- Glückslastig
- Die eigene Strategie kann von anderen ordentlich torpediert werden
- Man muss einstecken können
Aus meiner Spielerperspektive: My Gold Mine gefällt mir richtig gut, denn das mit der Schadenfreude… ach, was soll ich sagen. Ich bin aber auch schon einige Male verbrutzelt worden, aber das ist nicht weiter schlimm. Spielt man einfach noch ein Partie.
Zweite Meinung – Christoph
My Gold Mine habe ich zunächst in einer reinen Erwachsenenrunde kennengelernt. Wir habe es zu dritt gespielt, später auch in anderer Besetzung. Und ich befinde mich zwischen zwei Polen. Unabhängig vom tollen Material, ist der Glücksfaktor extrem hoch. Auch die taktischen Kniffe, den Gegner teilweise ins Messer laufen zu lassen, sind nicht zu unterschätzen. Daher lebt das Spiel von Taktik und Schadenfreunde.
Das müssen Kinder jedoch abkönnen.
Je mehr Teilnehmer im Spiel sind, desto stärker schwinden die Einflußmöglichkeiten. Da kann es sein, dass man schon mal vom Drachen durchgebrutzelt ist, ohne sich in irgendeiner Form wehren zu können. Deshalb würde ich das Spiel auch lieber zu viert und darunter spielen und eher nicht zu fünft oder gar zu sechst.