„Die Sonne steht tief und taucht die Wolken in dutzende verschieden Orangetöne, die sich im Wasser unter dir spiegeln. Was für eine Aussicht!“
Was zunächst ein bisschen kitschig klingt, sind die einleitenden Sätze der Spieregel von Yukon Airways. Sie beschreiben nicht nur das Cover ziemlich gut, sondern geben auch einen stimmungsvollen Einstieg in die Geschichte des Autors. Er beschreibt eingangs der Regel seinen intensiven Bezug zum Thema, da sein Vater einst für die Fluglinie tätig war.
Diese thematische Einbettung, das Management von Passagieren und Treibstoff war für den Autor eine wichtige Triebfeder. Ob daraus auch ein gutes Spiel geworden ist, schauen wir uns nun gemeinsam an.
Carina Brachter
SPIELBESCHREIBUNG
Im Sommer 1979 schlüpfen die Spieler in die Rolle von Piloten, die Passagiere aufnehmen und mit ihren Wasserflugzeugen in Orte im Yukon-Gebiet bringen wollen. Das Spiel verläuft über sechs Runden über die Wochentage Dienstag bis Sonntag, denn Montag ist Ruhetag.
In der ersten Phase, der Boardingsphase, wählen die Spieler ein bis vier Passagiere. Diese werden im Spiel durch Würfel symbolisiert, die nach Zahlenwerten sortiert auf Stegen liegen und auf ihren Transport warten.
Die Stege bringen unterschiedliche Zusatzaktionen mit sich und auch die Spielerreihenfolge ergibt sich daraus, welchen Steg und Würfelwert man wählt. Wer beispielsweise Würfel mit einer 1 wählt, wird in der Fluphase vermutlich als erster starten dürfen. Zu beachten ist, dass man zunächst immer nur Würfel der gleichen Farbe nehmen und diese auch immer nur von einem Steg wählen darf.
Die Passagierwürfel werden auf die eigene Wasserflugzeug-Karte gelegt. Hier entscheidet sich, wie viel Treibstoff wir zusätzlich erhalten. Ist die Maschine voll mit vier Passagieren, erhalten wir keinen zusätzliche Treibstoff. Nimmt man beispielsweise nur zwei Passagiere an Bord, erhält man noch zwei Fässer Treibstoff.
Dann geht es in die Flugphase, in der die Piloten nun ihre Flugrouten planen. Alle Spieler halten Karten auf der Hand, die im Wesentlichen als Flugtickets Verwendung finden. Für jeden Passagier, den man in einen der zwölf auf der Karte des Yukon-Gebietes erreichbaren Orte bringen möchte, muss man ein Flugticket ausspielen. Jeder Spieler darf nun aus der Basisstation Whitehorse losfliegen und je nach verfügbarer Treibstoffmenge in umliegende Orte fliegen. Je weiter ein Ort entfernt ist, desto mehr Treibstoff wird benötigt. Jeder fliegt zunächst eine Etappe. Ggf. ist es im nächsten Spielzug auch noch möglich, seine Reise fortzusetzen, sofern der Treibstoff ausreicht oder nachgetankt werden kann.
Liefert man einen Passagier an einen Ort, darf man sich einen Ortsmarker nehmen und diesen auf die kleine Karte auf seinem eignen Playerboard legen, um zu markieren, dass man diesen Ort besucht hat. Stimmt die Farbe des Passagierwürfels mit der Farbe eines dort ausliegenden Ortsmarkers überein, darf man auf seinem Playerboard eine Aufwertung durchführen.
Auf dem Playerboard, das einem Cockpit nachempfunden ist, werden die Spieler so im Laufe des Spiels immer mehr Aufwertungen durchführen, die notwendig sind, um sich im Spiel bessere Möglichkeiten und höheres Einkommen erarbeiten zu können. Hier kann man beispielsweise sein Tank-„Einkommen“ verbessern, die Anzahl seiner Handkarten erhöhen oder größere Variabilität bei der Auswahl oder Beförderung seiner Passagierwürfel erreichen.
Nach der Flugphase folgt die Einkommensphase. Jeder Pilot erhält Einkommen, das sich aus dem höchsten Wert der besuchten Orte und der Summe der beförderten Würfelpassagiere zusammensetzt. Ggf. geben noch ausliegende Auftragskarten weitere Boni.
Schließlich kommen die Spieler in die Wartungsphase. Die Würfel werden neu geworfen und wieder auf den Stegen verteilt, die Flugticketkarten werden abgelegt und die Spieler ziehen neue Handkarten gemäß ihrer individuellen Bedingungen in den Cockpitanzeigen.
In der Endwertung nach sechs Runden wird dann noch geschaut, wie viele Orte die Spieler jeweils angeflogen haben. Dies wird auf der kleinen Karte auf seinem Playerboard anhand der im Laufe des Spiels gesammelten Ortsmarker angezeigt. Eine Wertungsleiste gibt an, wie viel Einkommen man als Bonus dafür erhält. Ggf. gibt es noch weitere Boni durch gleichartige Ortsmarker etc. Wer insgesamt das meiste Einkommen erwirtschaften konnte, gewinnt das Spiel als erfolgreichster Pilot der Fluglinie Yukon Airways.
AUTOR: Al Leduc ■ ILLUSTRATIONEN/GRAFIKDESIGN: Eric Hibbeler, David Prieto
VERLAG: Ludonova | Asmodee ■ ERSCHEINUNGSJAHR: 2019/20
1-4 Spieler
ab 10 Jahren
ca. 60-90 Minuten
Spielregeln (ext. Link zu Asmodee)
SPIELGEFÜHL
Die thematische Einbettung des Spiels ist wunderbar durchgezogen. Allein die Playerboards in Form der Cockpits zieht alle sofort in ihren Bann. Jeder möchte direkt an den Regelern die Nadeln einstellen und die Schalter bedienen. Das Material ist wertig und hat bisher noch jeden begeistert.
Jeder Spieler fliegt ein unterschiedliches Flugzeug mit Namen und individuellen Startbedingungen, die recht gut gebalancend und daher nicht spielentscheidend sind.
Die thematische Einbettung gibt dem Spiel auch guten logischen Ablauf, der das Erfassen des Spielablaufs vereinfacht. Zur Not gibt es immer noch die Rundenübersichtskarten, so dass man nichts vergessen sollte.
Dennoch ist die erste Partie ganz klar eine Lernpartie, in der man auch eine Karambolage erleiden kann. Dann hat man verstanden wie der Hase läuft bzw. das Wasserflugzeug am besten fliegt und wird es sicher besser machen als beim Debut. Ich würde das Spiel daher auch ganz klar in den gehobenen Kennerspielbereich einsortieren, denn eine deutliche Lernkurve ist vorhanden.
Doch zum Spielablauf selbst: Wer nicht plant, wird scheitern!
In Yukon Airways reicht es nicht aus, Schritt für Schritt zu planen. Man sollte die gesamte Runde durchrechnen, bevor man handelt, denn alles ist sehr eng verzahnt.
Es nützt gar nichts, wenn ich mir meine Passagiere auswähle, ohne dass der Plan bereits feststeht, wohin ich diese fliegen werde. Ich muss die Route bereits durchgeplant haben, wissen, dass ich die passenden Flugtickets auf der Hand habe, dass ich genügend Teibstoff dafür verfügbar haben werde und am besten auch, dass die Farbe meiner ausgewählten Passagiere zu den ausliegenden Ortsmarkern passt, damit ich auch entsprechende Aufwertungen werde durchführen können.
Puh.
Durchatmen.
Aber genau so funktioniert Yukon Airways. Habe ich an eine Kleinigkeit nicht gedacht, geht mein Plan nicht auf. Das Spiel verzeiht keine Planungsfehler! Aber das macht auch den Reiz aus! Und den Wiederspielreiz!
Und dann gibt es ja auch noch dummerweise die Mitspieler. Das Spiel erzeugt wenig direkte Konfrontation, da man nur selten genau erahnen kann, was der Mitspieler plant und daher dessen Pläne bewusst zu Nichte machen kann (dies ggf. im Spiel zu zweit) Aber man kommt sich ins Gehege bei der Auswahl der Würfelpassagiere, bei der Flugreihenfolge und natürlich beim Wegsammeln der ausliegenden Ortsmarker. Ist ein Spieler vor einem an der Reihe und nimmt zufällig die gleiche Route, die man selbst geplant hat, gilt es, Alternativen zu finden. Diese sind aber manchmal nicht möglich, da die passenden Handkarten nicht verfügbar sind. Dann ist eine Runde schonmal komplett dahin…
Gehen die Pläne aber auf, die Flugroute ist frei, die Ortsmarker passen, die Aufwertungen können durchgeführt werden, dann entsteht ein prima Flow.
Die Aufwertungen, die man im Cockpit auf seinem Playerboard durchführen kann, sind alle interessant. Die anfänglich wichtigsten scheinen jedoch die zu sein, dass man unterschiedlich farbige Würfel von einem Steg nehmen kann, damit man hier mehr Freiheiten erhält. Die zweite Aufwertung, die fast immer früh gewählt wird, ist, dass man zwei Passagiere mit einem Flugticket befördern kann, sofern sie zum gleichen Ort wollen. Grundsätzlich steht man – nicht nur bei der ersten Partie – immer vor der Frage: Wo fange ich mit den Aufwertungen nur an? Die Möglichkeiten überfordern anfänglich und die Qual der Wahl nimmt auch bei den Folgepartien nicht wesentlich ab. Aber in der nächsten Partie kann ich dann ja ggf. mal eine andere Strategie fahren bzw. fliegen. Dafür bietet Yukon Airways wirklich zahlreichste Möglichkeiten.
Am wichtigsten scheint jedoch zu sein, möglichst viele Orte anzufliegen. Die Wertungsleiste steigt exponentiell an. Fliegt man zu 5 verschiedenen Orten, erhält man 7 Dollar, bei 7 Orten bereits 16 Dollar und bei 9 Orten 29 Dollar. Die können wirklich spielentscheidend sein. Daher sollte man dringend darauf achten, nicht nur selber viel unterwegs zu sein, sondern auch die Mitspieler nicht zu weit wegziehen zu lassen. Sonst werden die Abstände uneinholbar groß…
Zusammenfassung
Yukon Airways ist ein sehr gelungenes Gesamtpaket! Das Thema stimmt, die Ausstattung sehr hochwertig und ansprechend, der Spielablauf stimmig und der Wiederspielreiz hoch.
Wer Lust auf Planung und Optimierung hat, ist bei diesem gehobenen Kennerspiel bestens aufgehoben und wird immer wieder Freude darin finden, die beste Flugroute, die beste Reihenfolge an Aufwertungen und die beste Zielrichtung für die jeweilige Partie auszuknobeln.
Nicht zuletzt die liebevolle Einbettung des Spiels in die persönliche Lebensgeschichte des Autors geben dem Spiel einen besonderen Reiz.
Ob es ein Dauerbrenner wird, wird das Spiel in den nächsten Wochen zeigen.
- Hochwertige und optisch ansprechende Ausstattung, tolle Playerboards
- Spielablauf und Thema sind optimal aufeinander abgestimmt
- Optimal für Planer und Optimierer auf gehobenem Kennerniveau
- Einige Spielelemente sind etwas fummelig. Gerade der Aufbau der Scheiben kostet etwas Zeit.
- Manche Spielrunden können bereits bei kleinen Planungsfehlern komplett scheitern und frustrieren
Aus meiner Spielerperspektive:
Bei meiner ersten Partie Yukon Airways war ich ziemlich frustriert. Das war meine Lernpartie, bei der ich ziemlich auf die Nase gefallen bin und die Lust, nochmal so grandios zu scheitern, war sehr gering.
Die nächste Partie lief dann deutlich besser und mittlerweile hat das Spiel mein Herz im Sturm erobert. Ich kann es daher vorbehaltlos empfehlen, sofern man Lust an der Planung hat. Für Spieler, die so etwas eher als Arbeit empfinden, wird langfristig kein Spielspaß aufkommen.
ZWEITMEINUNG CHRISTOPH
Yukon Airways ist schön und hart zu gleich zu spielen. Ein toller Würfelmechanismus kombiniert mit Planung. Je größer die Spieleranzahl ist, desto unbeständiger wird es jedoch den eigenen Flugplan auch durchzubringen. Insbesondere wenn man in der Reihenfolge weiter hinten sitzt.
Teilweise kann dieses schon sehr frustrierend sein. Das muss man bei dem Spiel abkönnen, sonst wird es keinen Spaß machen. Wer aber sich am Spieltisch gerne duelliert, der wird bei Yukon Airways gut aufgehoben sein. Dann wird gezittert, dass die Mitspieler, einem die guten Routen nicht vor der Nase wegschnappen und die geplanten Kombinationen gut durchführbar sind.
Für alle Fälle sollte man in seine Optionen auch immer einen Plan B in der Tasche haben.
Mir hat es sehr gut gefallen. Auch wenn das Planen mitunter etwas zeitaufwendig erscheint.
Das muss ich unbedingt bald spielen, hört sich wirklich sehr gut an… wahrscheinlich wird’s mir bei der Erstpartie genauso gehen, aber gut, dass ich vorgewarnt bin ? Ich finds selbst auch immer toll, wenn ich nicht von Anfang an aus den Socken gehauen werde, sondern mit dem Spielen erst so richtig überzeugt werde…
Wir hatten das Glück, das Spiel testen zu dürfen und die Rezension beschreibt alles sehr treffend. Ohne Planung kein Erfolg. Tolle Aufmachung und alles sehr stimmig. Vielen Dank für die schöne Rezension! Wir werden es bestimmt noch öfter spielen!
Die dunklen Gassen des Himmels – Tad Williams
Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär
Totenpfad: Ein Fall für Dr. Ruth Galloway 1 von Elly Griffiths
Die unendliche Geschichte von Miachel Ende.
Die Bände von Luzifer Junior. 🙂
alle Bücher von Sebastian Fitzek