Mittwoch, Dezember 18, 2024
StartJahr2020REVIEW | Rezension Brettspiel Tobago Volcano

REVIEW | Rezension Brettspiel Tobago Volcano

Tobago Volcano – Es ist sehr ungewöhnlich, wenn für ein Spiel nach 11 Jahren noch eine Erweiterung auf den Markt kommt. Aber das ist auch ein sehr guter Grund, das Spiel mal wieder aus der hinteren Reihe der Sammlung hervorzuholen, nochmal auf den Tisch zu bringen und daran erinnert zu werden, wie sehr man es mochte!

Tobago zog mich immer besonders wegen der liebevoll gestalteten Komponenten an. Und auch wenn ich nun ein wenig aus dem Spiel(niveau) herausgewachsen bin, war die alte Liebe direkt wieder spürbar. Volcano gibt Tobago nun noch eine deutliche Wendung. Welche das ist? Lest einfach weiter….

Carina Brachter


SPIELBESCHREIBUNG

Hier zunächst im Groben die Beschreibung zum Grundspiel für diejenigen, die Tobago noch gar nicht kennen: 

Bei Tobago geht es darum, auf einer Insel Schätze zu finden und am Ende des Spiels die größte Beute aufweisen zu können. Der Fundort der Schätze wird von den Spielern gemeinsam definiert, indem sie an vier ausliegenden Schatzkarten gemeinsam arbeiten. „Der Schatz ist nicht im größten Gebirge, er liegt auf dem Strand, in Sichtweite einer Hütte.“ Diese Beschreibung zum Fundort definieren wir durch Ablegen von Handkarten. Ist der Fundort bestimmt, kann einer der Spieler den Schatz heben, indem er mit seinem Geländewagen dorthin fährt und ihn einsammelt. Alle Spieler, die beigetragen haben, den Schatz zu finden, werden nun mit Schatzkarten belohnt, die nach einem bestimmten System verteilt werden. Doch wehe, eine Fluchkarte befindet sich unter den Schätzen, dann können einen nur noch die wertvollen Amulette davor schützen, wertvolle Schätze wieder zu verlieren.

Tobago Volcano bringt nun einen 3-D-Vulkan und Lavaplättchen ins Spiel.

Der Vulkan wird in etwa in der Inselmitte platziert und die Spieler starten mit ihren Geländewagen vom Inselrand auf einem der individuellen Landschaftsplättchen, die auch vom Rand her Lavafelder ins Spiel bringen. 

Immer, wenn ein Spieler ein Amulett einsammelt, muss er nun auch ein Lavaplättchen auf die Insel legen. Es muss an den Vulkan oder an ein Lavafeld am Rand des Spielplans angrenzend platziert werden. Das Magma breitet sich so langsam über die Insel aus.

Lavafelder können nicht auf einem Feld platziert werden, auf dem ein Auto, eine Statue oder ein Amulett platziert ist. Allerdings können sie Palmen, Hütten und Schätze zerstören. Geländewagen können die Lava nur noch mit Hilfe von Amuletten überqueren.

Außerdem bringt die Erweiterung weitere Schatzhinweisfelder mit, die sich auf den Vulkan oder die Lavafelder beziehen. Der Schatz ist neben oder ist eben nicht neben dem Vulkan oder der Schatz befindet sich neben oder eben nicht neben einem Lavafeld. 



AUTOR: Bruce Allen ■ ILLUSTRATOR: Victor Boden
VERLAG: ZOCH ■ ERSCHEINUNGSJAHR: 2020

spieler

2-4 Spieler

alter

ab 8 Jahren

zeit

ca. 45 Minuten


SPIELGEFÜHL

Tobago ist ein schönes Familienspiel. Volcano wertet es nun taktisch deutlich auf und hebt es, wenn man die Möglichkeiten voll ausnutzt, auf ein leichtes Kennerspielniveau. Warum?

Ein Mitspieler brachte es mit der Formulierung „Die Erweiterung bringt sprichwörtlich Feuer ins Spiel“ auf den Punkt. 

Der zentral positionierte Vulkan ist toll gestaltet und der neue optische Mittelpunkt auf dem Spielbrett. Er stellt sogar die Statuen in den Schatten, die bisher das optische Highlight waren. Die Lavafelder bringen mit ihrer drohenden roten Färbung noch mehr Lebendigkeit auf die Insel. Alles in allem ist das Spiel auf diese Weise ein optischer Hochgenuss.

Aber das Feuer kommt vor allem über die neuen taktischen Möglichkeiten ins Spiel. Was kann das böse werden! Herrlich!

  • Mit den Lavafeldern kann man schnell Territorien begrenzen. Dies kann im Laufe des Spiels dazu führen, dass Inselteile komplett separiert werden. Befinden sich hier auf einmal Schätze, sind sie zunächst nicht so einfach erreichbar oder nur für die Spieler, die bereits über Amulette verfügen, mit denen sie die Lava überqueren können.
  • Im schlimmsten Fall kann man Mitspieler in diesen Gebieten komplett einschließen. Nur mit Hilfe von Amuletten kommt dieser dann dort wieder raus. Stehen ihm keine Amulette zur Verfügung, kann sich der Spieler nur durch Abgabe seiner wertvollsten Schatzkarte befreien.
  • Mit dem auslegen von Lavaplättchen können sich Bedingungen in den ausliegenden Schatzbedingungen ändern. Der größte See ist ggf. schnell nicht mehr der größte. Dann muss nochmal neu gedacht werden. Verglüht eine Hütte unter der Lava und ein Schatz war neben einer Hütte? Dann kommen ggf. einige Stellen auf der Insel nicht mehr als Fundort in Frage… das Spiel kann sich also laufend verändern, aber in der Praxis artet das nicht in ständigen Verwaltungsaufwand aus.
  • Ganz übel: Mit Lavaplättchen können auch Schätze ausgelöscht werden. Hat ein Mitspieler eine besonders lukrative Schatzkarte ausgelegt, die dazu führen wird, dass er mehrere Schätze verdienen wird, kann man ihm die Suppe komplett versalzen. Legt man auf das Feld, auf dem sich der Schatz durch das Eingrenzen befinden muss ein Lavaplättchen, gilt der Schatz als „spurlos verschwunden“ und die Schatzkarte wird aufgelöst und neu begonnen. Das führt dann beim Mitspieler zu einem unglaublich fassungslosen Gesichtsausdruck. So viel Bosheit gab es in diesem Spiel bisher noch nicht. Sagenhaft!

Diese vier Punkte sollen aufzeigen, welche Möglichkeiten das Spiel mit der Erweiterung nun bietet. Sicherlich kann man das Spiel auch deutlich weniger konfrontativ spielen. Ja, das is auch möglich, bietet aber sicher nicht so viel Emotion am Spieltisch. Können die Mitspieler diesen Ärgerfaktor aber gut verkraften und sind in der Lage, sich schadenfroh auch wieder zu rächen, macht die Erweiterung großen Spaß. Auch Spielneulinge können übrigens direkt mit der Erweiterung in das Spiel einsteigen, das ist kein Problem. Eine Einführung über das Grundspiel ist nicht zwingend notwendig. 

Anschließend noch ein kleiner Vorteil für Sammler, die unter chronischen Platzmangel leiden: Die Erweiterung passt noch mit ins Grundspiel, das übrigens auch schon über ein tolles Inlay verfügte.


Zusammenfassung

Wer Tobago noch in guter Erinnerung hat, wird auch mit der Erweiterung Volcano viel Spaß haben. Das Spiel behält seinen Grundcharakter, wird aber auf das nächsthöhere Niveau gehoben. Es bietet Potenzial für deutlich ärgerlastige Interaktion, kann aber auch recht friedlich gespielt werden. 

Wer sich dem Spiel in Vollbesetzung, in der keiner die Konfrontation scheut, auf die neuen taktischen Möglichkeiten einlässt, findet ein schönes, leichtes Kennerspiel, das zudem optisch einen absoluten Leckerbissen darstellt. 

  • Tolle Tischpräsenz durch überzeugende Optik und schöne Komponenten
  • Bringt das Grundspiel auf eine neue taktische Ebene
  • Spieler, die sich gerne gegenseitig ärgern, kommen voll auf ihre Kosten.
  • Spieler, die Konfrontation nicht so sehr mögen, sollten beim Grundspiel bleiben.
  • Ändern sich durch Lavaplättchen Rahmenbedingungen bei der Schatzbeschreibung , kann es schon einmal zu etwas Verwaltungsaufwand und Unklarheiten kommen.

Aus meiner Spielerperspektive: Ich mochte Tobago immer, daher war ich sofort hellhörig, als ich von einer Erweiterung hörte. Zumal nach so langer Zeit. 

Tobago war zwar länger nicht mehr auf dem Tisch, wurde aber nach dem mehrmaligen Spielen der Erweiterung wieder in einen der vorderen Plätze im Regal geräumt. Mit Volcano wird es sicher wieder häufiger auf den Tisch kommen. 

Ich freue mich sehr, dass das Spiel mit einer späten Erweiterung nochmal neue Aufmerksamkeit bekommt, die es verdient hat. 

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