Home Jahr 2024 REVIEW | Rezension Brettspiel Rajas of the Ganges – Cards & Karma

REVIEW | Rezension Brettspiel Rajas of the Ganges – Cards & Karma

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Rajas of the Ganges war nach Erscheinen ein Spiel, das unter dem Radar flog – lange hat es gedauert, bis es seinen verdienten Ruhm eingefahren hat. Heute zählt es sicher schon zu den Klassikern, die man mal gespielt haben muss. Außerdem hat es doch lange vor Arche Nova mit gegenläufigen Leisten gearbeitet und damit einen neuen Kniff in die Brettspielwelt gebracht.

Nach einem sehr gelungenen Roll & Write-Ableger ist nun auch das Kartenspiel zu Rajas oft he Ganges erschienen. Ein Würfelspiel als Kartenspielumsetzung? Geht das gut? 

Oh ja, das geht – und zwar sehr gut – wie Ihr im Folgenden erfahren werdet. 

Carina


In Rajas of the Ganges – Cards & Karma versuchen wir als Rajas und Ranis unsere Provinz am erfolgreichsten auszubauen. Mit Gebäuden verdienen wir Ruhm, mit Märkten erzielen wir Reichtum und beides erlaubt uns, uns auf unseren Leisten fortzubewegen. Sobald sich die beiden Leisten bei einem Spielenden treffen, wird das Spielende ausgelöst. 

In Rajas of the Ganges – Cards & Karma verwenden wir Karten, die einen doppelten Nutzen haben. Auf der einen Seite stellen Sie einen Würfel dar – Werte 1-6 in vier unterschiedlichen Farben – und auf der anderen Seite stellen Sie Gebäude, Zelte oder Schiffe dar. 

Wir starten mit 4 Handkarten – hier verwenden wir die Karten immer auf Ihrer Würfelseite. Wir können mit den Würfeln Karten aus der Auslage erwerben, die unterschiedliche Effekte haben:

  • Mit Gebäudekarten erhalten wir Ruhmtoken.
  • Mit Märkten erhalten wir Waren, die bei einem Verkauf Geld einbringen.
  • Mit Schiffen, die nur in aufsteigender nummerischer Reihenfolge gelegt werden dürfen, erhalten wir unterschiedliche Boni. 
  • Mit Palastaktionen können wir uns ebenfalls Vorteile erkaufen und nutzen.

Wir können aus der Auslage aber auch immer wahlweise eine Karte nehmen, um an neue Handkarten zu kommen.

Gekaufte Karten legen wir in den meisten Fällen vor uns in die Auslage und sammeln diese. Immer wenn wir drei von einer Art haben, löst das einen Effekt aus:

  • Bei drei Gebäuden einer Art oder drei unterschiedlichen geben wir diese ab und erhalten eine Verwalter-Karte.
  • Bei drei Waren einer Art oder drei unterschiedlichen sind wir gezwungen, diese zu verkaufen und erhalten dafür Geld.
  • Beim dritten Schiff in aufsteigender Reihenfolge tauschen wir diese gegen eine Verwalter-Karte.
  • Beim dritten Karma-Token tauschen wir diese in eine Verwalter-Karte. 
  • Bei der dritten Verwalter-Karte findet ein Umtausch in zwei Ruhmestoken statt. 

Verwalter-Karten sind wertvolle Helfer. Sie können zusätzlich zum regulären Spielzug eingesetzt werden und entweder als zusätzlicher Spielzug genutzt werden, als Würfeljoker dienen oder ermöglichen, zwei verdeckte Würfelkarten vom Stapel zu ziehen. 

Immer, wenn wir drei Ruhmestoken besitzen, geben wir diese ab und dürfen eine der Karten in der persönlichen Zählleiste vor uns von der linken Seite her aufdecken und erhalten einen Bonus. Sobald wir sechs Münzen erhalten haben, geben wir diese ab und decken eine Karte von rechts kommend auf und erhalten einen Bonus. Wer es schafft, alle Karten umzudrehen, löst das Spielende aus. Der Durchgang wird zu Ende gespielt. Es gewinnt, wer die komplette Strecke umdrehen konnte und bei Gleichstand, wer dann über Token und Münzen die höchsten Werte aufweisen kann.

Brettspiel Regeln

Spielregeln (ext. Link zu HUCH!)


Rajas of the Ganges – Cards & Karma ist ein kleines Meisterwerk. Es ist beeindruckend, wie Inka und Markus Brand es geschafft habe, die Essenz des großen Grundspiels in ein Kartenspiel zu gießen, das an Spielspaß dem großen Bruder kaum nachsteht. Und dabei muss man nochmal betonen, dass man hier ein Würfelspiel in ein Kartenspiel verwandelt hat, ohne dass einem die Würfel spielmechanisch fehlen würden.

Wieder zurück am Ganges

Man erkennt alles irgendwie wieder: Die Gebäude, der Markt und seine Waren, der Fluss, der Palast – alle Elemente tauchen auch hier wieder auf und funktionieren ähnlich. Wer das Grundspiel kennt, fühlt sich hier sehr schnell heimisch.

Aber nicht nur diese Spielwelt ist bekannt – auch der Charakter des Spiels, seine Essenz im Spielgefühl – auch diese sind hier zu finden: Das sich langsam Aufbauende, dass immer mehr Fahrt Aufnehmende, das Wettrennen am Ende, wo es auf Kleinigkeiten ankommen kann, wer letztlich die Nase vorne hat. Das muss im Kartenspiel niemand vermissen.

Lediglich die optische Opulenz und das Spielmaterial sind abgespeckt. Die schönen Würfel stehen uns hier leider nicht zur Verfügung. Der große Spielplan, der so manchen optisch zu Beginn überfordert hat, fehlt natürlich. Das eigene Tableau, das wir mit unseren Plättchen individuell gestalten konnten. Die Figuren, die wir auf den Plan einsetzen konnten. All das fehlt, wird aber kaum vermisst.

Kleine, rasante Schwester

Denn Rajas of the Ganges – Cards & Karma möchte seinen großen Bruder sicher nicht ersetzen, sondern eine Alternative bieten, die man einfacher mitnehmen kann, die weniger Aufbauaufwand erfordert und die schneller gespielt ist. Und die dabei dennoch nichts an Spielreiz vermissen lässt. Das ist hier meines Erachtens in Perfektion gelungen!

Die Kartenspiel-Variante spielt sich dabei noch rasanter. Dadurch, dass wir mit der „Drei einer Art“-Regel immer zum schnellen Umtauschen gezwungen werden, kommen wir hier gar nicht dazu, etwas zu horten oder das Spielende in die Länge zu ziehen. 

Ich erhalte ein Karma – hups, schon drei Karma! Oh, dann habe ich ja schon einen Verwalter! Oh, und schon das dritte Gebäude? Dann kann ich das ja auch in einen Verwalter tauschen. Hui, dann habe ich ja schon drei Verwalter! Das bringt mir sofort zwei Ruhmestoken! Oh, dann kann ich ja schon wieder eine Karte umdrehen! Und so weiter…

Doppelnutzen und Karmapups

Ein wesentlicher (Erfolgs-)Faktor des Spiels sind die Karten mit doppeltem Verwendungszweck. Dadurch wird enorm viel Spielmaterial gespart, das auch nicht wirklich notwendig ist. Allerdings macht das beidseitig Bedruckte am Anfang die Orientierung schwer. Da ist optisch eine ganze Menge los auf dem Tisch und man ist manchmal verwirrt: Ist das jetzt eine abgespielte Karte oder wo kommt die auf einmal her. 

Ein weiterer Punkt, der verwirren kann: Der Elefant, der die Reihenfolge der Runden regelt. Er dient dazu, anzuzeigen, wer in der aktuellen Runde Startspielender ist und in welchem Durchgang wir uns befinden. Nach dem ersten Durchgang der Runde, wird er vom Startspielenden auf die Rückseite gedreht und der Spielende erhält einen Karma-Token – von uns liebevoll „Karmapups“ genannt. Warum, werdet Ihr wissen, wenn Ihr den Elefanten seht. Vor lauter Konzentration auf das, was man im nächsten Spielzug tun möchte, vergisst man das Umdrehen schon einmal, so dass es zu Verwirrungen kommen kann, in welchem Durchgang/welcher Runde man nun ist. Hier hilft nur genaues Aufpassen der gesamten Spielgruppe.

Mit wie vielen und wie lange?

Apropos Gruppe: Rajas of the Ganges – Cards & Karma spielt sich prima in jeder Spielendenanzahl. Am reizvollsten ist es für mich sogar zu zweit, da man da sein Gegenüber sehr gut im Blick behalten und so auch bewusst Karten aus der Auslage wegnehmen kann, die sonst nur allzu hilfreich für den Mitspielenden sind. In Vollbesetzung kann man nicht alle im Auge behalten – da verwässert es schonmal, dass jemand in Führung liegt. Und dann kann es ganz schnell gehen. Das Spiel nimmt während der Partie Fahrt auf und wird nach hinten raus schonmal so rasant, so dass man in einem Zug manchmal zwei Karten auf den Leisten umdrehen und dann schnell das Spielende einläuten kann. 

Ungeübte oder Neueinsteiger haben dann meist das Nachsehen… Die müssen grundsätzlich über ihre Spielzüge auch länger nachdenken, was man bei der Spielzeit auch berücksichtigen sollte. Geübt und zu zweit passen auch 20 Minuten Spielzeit.

Und sonst so?

  • Es sollte niemals passieren, dass du ohne Würfel bzw. hier Handkarten dastehst. Sonst dauert es lange, bis du wieder Fahrt aufnehmen kannst. Nur eine Karte nehmen, fühlt sich an wie ein verlorener Zug.
  • Durch das geringe Spielmaterial, das man sicher noch deutlich platzsparender verpacken kann, lässt sich das Spiel bestens mit in den Urlaub nehmen und bringt doch mit wenig Mitteln extrem großen Spielspaß.
  • Das Einzige, was mir nicht klar wird, ist die Symbolik einer Hilfekarte oberhalb der schwarzen Linie. Was damit gemeint ist, ist auch leider nicht in der Regel erklärt.

Anmerkung: Ich selbst kenne Rajas of the Ganges sehr gut und konnte diese Kartenspielvariante bislang nur mit Menschen spielen, die das Grundspiel ebenfalls kennen. Daher vergleiche ich hier oft mit dem Grundspiel und kann auch leider nichts dazu sagen, wie das Spiel ankommt, wenn man das Grundspiel nicht kennt. 

  • Sehr gelungene Umsetzung des Grundspiels in eine reduzierte Variante, die dennoch nichts an Spielreiz vermissen lässt
  • Tolles Spieltempo und belohnende Kettenzüge
  • Doppelnutzung der Karten spart enorm viel Spielmaterial
  • Weitergeben oder Umdrehen des Startofanten wird gerne mal vergessen. 
  • Kleine Unklarheit in Symbolsprache der Übersichtskarte

Mit Rajas of the Ganges – Cards & Karma haben Inka und Markus Brand eine tolle Kartenspielumsetzung Ihres Spiels Rajas of the Ganges geschaffen, die die Essenz des Grundspiels in herausragender Weise einfängt. Alle, die Rajas mögen und gerne eine kompakte, mobile und schneller gespielte Variante wünschen, aber dabei keinen Spielreiz vermissen wollen, finden hier die optimale Lösung.

Das Spiel zeichnet sich dadurch aus, dass es während des Spiels immer mehr an Fahrt aufnimmt, viele Boni und Kettenzüge bietet und am Ende ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen um den Sieg liefern kann, der sehr viel Spieltiefe und großen Wiederspielreiz bietet. 

Ein sehr gelungenes Spiel, das für mich persönlich fast sogar ein SPIELJUWEL ist. 

AUTOR: Inka und Markus Brand
ARTIST: Dennis Lohausen
VERLAG:
HUCH!
ERSCHEINUNGSJAHR: 2024

2-4 Spielende

12 Jahre

30-45 Min.

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