Eine Mischung aus Rätsel- und Quizspiel und das Ganze in der Packung des guten alten Kneipenquiz haben mich bereits bei der ersten Auflage von Quizscape neugierig gemacht – leider war ich bislang nicht dazu gekommen, mir die Ausgabe mit Sherlock Holmes, Kleopatra und Leonardo da Vinci näher anzuschauen.
Nun ergab sich die Gelegenheit, mit „Der goldene Buchstabe“, diese neue Form des Quiz-Escape-Spiels näher kennenzulernen.
Was sich hinter dieser noch neuen Gattung verbirgt und wie dieses Erlebnis unserer Gruppe gefallen hat, erzähle ich Euch jetzt.
Carina Brachter
SPIELBESCHREIBUNG
In Quizscape – Der goldene Buchstabe schlüpfen wir kooperativ in die Rolle von Zeitreise-Agenten und versuchen in drei Mission die Vergangenheit zu retten. In der Zeit von Gutenberg, Casanova und der Mondlandung müssen wir Rätsel lösen und Quizfragen beantworten, die sich in zwei Stapeln Karten verbergen. Der eine Kartenstapel beinhaltet Missionskarten, die uns vor bestimmte Herausforderungen stellen, der andere Stapel enthält Nachrichtenkarten, auf denen Quizfragen zu finden sind.
Diese Fragen beziehen sich meist auf die berühmte Persönlichkeit oder die Epoche, in der diese Person lebte.
Die Spielmaterialen finden sich in den einzelnen Schubladen der Verpackung, die man erst dann weiter aufziehen oder überhaupt erst öffnen darf, wenn das Spiel einen dazu auffordert. Hier sind dann ggf. weitere Spielelemente verborgen, die ich hier aber auf gar keinen Fall spoilern möchte.
Gesteuert wird das Geschehen mit Hilfe einer „Zeitsprung- Uhr“ – grundsätzlich haben wir für jede Episode eine Stunde Zeit. Lösen wir unsere Aufgaben gut, können wir Zeit hinzugewinnen, scheitern wir, müssen wir Zeit abziehen. Nach drei Episoden endet unsere Mission. Die Episoden werden für sich genommen abgeschlossen – man kann also Pausen dazwischen einlegen. Mit der dritten Mission wird dann auch die gesamte Mission abgeschlossen.
AUTOR: Arno Steinwender ■ ILLUSTRATION/GESTALTUNG: Folko Strese/Kreativbunker
VERLAG: moses. ■ ERSCHEINUNGSJAHR: 2021
2-5 Spieler
ab 14 Jahren
ca. 3×60 Minuten
Spielregeln (ext. Link zu )
SPIELGEFÜHL
Spielsystem
Wenn man das System von Quizscape noch nicht kennt, muss man sich zu Beginn ein wenig eingrooven. Die Gruppe lernt aber schnell die Systematik der Karten kennen und wie man in der Geschichte weiter voranschreitet. Die Anleitung geschieht Learning by Doing, so dass alle sanft ins Spielsystem begleitet werden.
Das System lässt einen grundsätzlich auch während der Partie nicht hängen. Es stehen immer Tipps zur Verfügung, die ein wenig auf die Sprünge helfen können. Man steckt nie fest – das wurde von allen Mitspielenden sehr positiv gesehen.
Selber lesen, alles analog und alles in allem machbar
Grundsätzlich wird bei Quizscape viel (vor)gelesen. Das Spiel verzichtet auf den Einsatz einer begleitenden App, was aber nicht weiter schlimm ist. Die Spieler können sich die Aufgabe teilen und wenn man sich ein wenig Mühe gibt, die jeweilige Stimmung zu transportieren, kommen auch alle schnell ins Thema und die Geschichte zieht die Spielenden immer tiefer hinein. Teilweise steht das Vorlesen aber nicht im Verhältnis zu dem Lösen der Aufgaben oder zum Beantworten der Quizfragen. Einige sind recht einfach, so dass einer der Mitspielenden ggf. schon beim Vorlesen der Frage die Antwort raushaut und die unterschiedlichen Antwortmöglichkeiten gar nicht mehr benötigt werden.
Einige Fragen hinterlassen zunächst Fragezeichen, aber sobald die Gruppe ein wenig in die Diskussion über die Lösungsmöglichkeiten gerät, lässt sich die Antwort ggf. durch die Hintertür herleiten. Hier ist nur wenig unlösbar und wenn man mal danebengreift, verliert man höchstens mal eine Minute.
Die beiliegende Uhr sollte möglichst von einem der Mitspielenden fest verwaltet werden, dann bleibt alles schön unter Kontrolle, wenn vor- oder zurückgestellt werden muss. Auf diese Weise lässt sich der Überblick gut bewahren und auch hier ist keine digitale Unterstützung notwendig.
Weit gefächertes Gruppenwissen schadet nichts
Die einzelnen Episoden unterscheiden sich nicht nur aufgrund der zeitlichen Einbettung. Wir haben die Qualität der Fälle auch ein wenig unterschiedlich wahrgenommen. Die Mondmission gefällt uns am besten, dicht gefolgt von Gutenberg, Casanova fällt dagegen ein wenig ab. Die Mondmission enthielt einfach die meiste Variabilität an Aufgaben und in der thematischen Breite der gestellten Fragen.
Es schadet nicht, wenn die Gruppe eine gute Allgemeinbildung mitbringt. Was man so normalerweise über die jeweiligen Personen, die im Vordergrund der Geschichte stehen, weiß, reicht oft zur Beantwortung der Fragen aus. Wer noch nie von ihnen gehört hat, wird wenig Spaß finden.
Da man sich manchmal gemeinsam etwas herleiten muss, ist es hilfreich, wenn die Gruppe auch von den Interessen her gemischt ist, so dass die Wissensbasis der Gruppe breiter wird. Manche Antworten kann man auch aufgrund der Aufgaben auf der Schachtel herleiten. Ob das so von der Redaktion gedacht war, weiß ich nicht…
Für wen ist das was?
Das Spiel wird ab 14 empfohlen. Grundsätzlich geht das, aber ich glaube, Jugendliche finden hier eher weniger Spaß. Eine interessensgemischte Erwachsenenrunde ist optimal geeignet. Man kann gut eine Episode an einem Abend spielen und die nächste Episode beim nächsten Treffen gemeinsam weiterspielen. Wir haben die ersten beiden Episoden an einem Abend und die letzte zwei Wochen später gespielt. Quizscape kann daher Spaß und Unterhaltung an mehreren Tagen bringen. Die Gruppe sollte dabei aber die gleiche bleiben.
Wie hat es uns gefallen?
Unsere Vierer-Gruppe hatte wirklich eine schöne Zeit mit dem Spiel. Wir konnten uns alle gut einbringen und niemand wurde abgehängt. Wer noch keine große Erfahrung mit Escape-Spielen hat, wird Quizscape aber deutlich besser finden, als Erfahrene.
Dies liegt nicht nur daran, dass die Aufgaben alle im Bereich „machbar“ liegen. Zudem: Stress kommt beim Spiel nicht unbedingt auf. Wir haben nur bei der letzten Episode die Zeit gut ausgeschöpft, die uns zur Verfügung stand. Ich finde es sehr angenehm, wenn die Uhr nebenher nicht so laut tickt. Wer diesen Druck braucht, ist hier ggf. nicht so glücklich.
Schön ist auch, dass bei Quizscape nichts kaputt gemacht wird. Das Spiel kann am Ende zurückgesetzt und weitergegeben werden. Es eignet sich eher nicht so gut für Rätselexperten, denen dürfte das alles viel zu leicht fallen.
Zusammenfassung
Quizscape – Der goldene Buchstabe ist ein Vertreter der neuen Gattung der Quiz-Escape-Spiele – hier werden mittels Quizfragen und kleiner Rätsel historisch eingebettete Episoden durchgespielt, die sich intensiver mit berühmten Persönlichkeiten beschäftigen. Das Spiel eignet sich für interessensgemischte Erwachsenenrunden mit guter Allgemeinbildung. Im Gegensatz zu anderen Escapespielen steht hier nicht so sehr der Zeitdruck im Vordergrund, allerdings hat man auch nicht ewig Zeit.
Die Einbindung in die Geschichte(n) findet über Karten statt, die das wesentliche Spielmaterial ausmachen. Zudem kommen weitere, teilweise überraschende Spielelemente hinzu. Es gibt einiges (vorzu)lesen, was nicht jedem Spaß macht.
Quizscape sorgt aber auf diese Weise dafür, ein immersives Spielerlebnis zu erzeugen, was in der richtigen Gruppe zu einem schönen kooperativen Erfolgserlebnis führen kann.
- Schnell zu erlernendes Spielprinzip
- Schönes Spielmaterial, das nicht zerstört wird
- Gut gemachte geschichtliche Einbettung
- Wer die Persönlichkeiten nicht kennt, sollte sich vorab informieren, sonst kann es frustrieren
- Zu einfach für Rätselexperten
- Textmengen stehen nicht im guten Verhältnis zu den Fragen und Aufgaben
Aus meiner Spielerperspektive: Quizscape hat mir gut gefallen, vor allem weil es in der Gruppe gut ankam und wir uns super ergänzen konnten. Jeder wusste mal etwas, jeder konnte etwas einbringen. Zudem waren wir erfolgreich und hatten keinen Zeitdruck.
Dies alles begünstigt natürlich ein positives Spielerlebnis – sicher werden wir uns in dieser Runde auch die erste Ausgabe vornehmen.
Ich kann mir gut vorstellen, dass das Spielerlebnis in anderen Runden aber aufgrund fehlenden Backrounds zur Geschichte der Personen gar nicht gut ankommt. Daher: Unbedingt vorher einschätzen, ob man mit den Personen und den entsprechenden Epochen etwas anfangen kann – wenn nicht, gibt es sicher viele andere Angebote am Markt, die besser geeignet sind.