Sonntag, November 24, 2024
StartJahr2022REVIEW | Rezension Brettspiel Port Royal Big Box

REVIEW | Rezension Brettspiel Port Royal Big Box

Carina Brettspiel

Das Brettspiel Port Royal ist nicht neu – die Grundversion ist seit 2014 verfügbar. Wer nur die Grundversion kennt, sollte nun mal einen Blick auf die in der Big Box enthaltenen Varianten des Spiels werfen. Auch diese Komponenten sind nicht neu, waren zuvor auch alle einzeln verfügbar. In der Port Royal Big Box ist nun alles an einer Stelle versammelt, was das Spielerherz begehrt. Was Ihr dort alles finden könnt und welche Varianz sich dadurch ergibt, schildere ich Euch im Folgenden.

Carina Brachter


SPIELBESCHREIBUNG

Die Port Royal Big Box enthält das Grundspiel Port Royal sowie eine verkürzte Variante für unterwegs und zwei Erweiterungen. Die erste Erweiterung bringt weitere Karten und Aufträge ins Spiel, die zweite Erweiterung enthält eine Kampagne. In der folgenden Spielbeschreibung wird nur das Grundspiel beschrieben. Weiteres zu den Varianten unter „Spielgefühl“.

In Port Royal versuchen wir durch lukrativen Handel an Geld zu gelangen, um damit wiederum eine starke Mannschaft für unser eigenes Schiff zu rekrutieren oder unseren Einfluss auszubauen. Wem dies als Bestes gelingt und als erstes 12 Einflusspunkte erringen konnte, gewinnt das Spiel. 

Port Royal ist ein Kartenspiel mit 120 Spielkarten, die auf der Rückseite jeweils Goldmünzen zeigen und auf der Vorderseite Personen, Schiffe, Expeditionsaufrufe oder Steuererhöhungen.

Wir spielen in zwei Phasen: Wer an der Reihe ist, spielt zunächst die Phase „Erkunden“. In dieser werden nach und nach Karten in der Tischmitte aufgedeckt. Nach jeder aufgedeckten Karte muss der aktiv Spielende entscheiden, ob es mit Aufdecken von Karten weitergeht oder nicht. Entscheidend ist dabei, welche Karten aufgedeckt wurden. Sobald das zweite Schiff derselben Art/Farbe aufgedeckt wurde, war der Spielende zu gierig und muss die gesamte Kartenauslage auf den Ablagestapel legen. Die zweite Phase entfällt dann.

Beendet der aktiv Spielende das Kartenaufdecken ohne zwei Schiffe der gleichen Art/Farbe, geht es in Phase zwei: „Handeln und Heuern“. Entscheiden wir uns für Handeln, nehmen wir eines der Schiffe aus der Auslage und erhalten so viele Karten von Nachziehstapel mit der Goldmünzenseite nach oben wie das Schiff Münzen anzeigt. 

Entscheiden wir uns für das Heuern, zahlen wir so viele Goldmünzen, wie die ausliegende Karte Kosten anzeigt und dürfen die so angeheuerte Person dann in unsere persönliche Auslage legen. Die Fähigkeiten diese Personen können wir ab sofort für unser Spiel nutzen.

Je nach dem wie viele Schiffe unterschiedlicher Art/Farbe wir in der ersten Phase geschafft haben, in die Auslage zu legen, dürfen wir ggf. noch eine zweite oder sogar dritte Karte zum handeln oder heuern verwenden.

Nach dem aktiv Spielenden sind immer in Spielreihenfolge auch die Mitspielenden an der Reihe und dürfen ebenfalls aus der Auslage in der Tischmitte eine Karte zum handeln oder heuern verwenden – sofern dort noch Karten liegen. Sie müssen dabei jedoch immer eine Goldmünze „Provision“ an den aktiv Spielenden zahlen. 

Neben den Schiffen und Personen gibt es noch Expeditionsaufträge, die mit der Zeit aufgedeckt werden. Diese werden für alle sichtbar ausgelegt und können von demjenigen erfüllt werden, der die Bedingungen des Auftrags als erstes erfüllen konnte. Wem dies gelungen ist, darf die Karte und die entsprechenden Einflusspunkte zu sich in seine persönliche Auslage nehmen.

Steuererhöhungskarten, die ebenfalls irgendwann aufgedeckt werden können, können große Schätze reduzieren, sofern man zu viele Goldmünzen horten und bringen kleine Boni, sofern man bestimmte Bedingungen erfüllt.

Das Spielende wird eingeleitet, sobald ein Spielender 12 Einflusspunkte erzielt hat. Die aktuelle Runde wird noch zu Ende gespielt. Wer dann die meisten Punkte erzielen konnte, gewinnt Port Royal.



AUTOR: Alexander Pfister  ■ ILLUSTRATION: Fantasmagoria Creative basierend auf der ursprünglichen Gestaltung von Klemens Franz
VERLAG: Pegasus Spiele ■ ERSCHEINUNGSJAHR: 2021

spieler

1-5 Spieler

alter

ab 8 Jahren

zeit

ca. 20-50 Minuten

Spielregeln (ext. Link zu Pegasus Spiele)


SPIELGEFÜHL

So viel vorab

Port Royal ist ein tolles Spiel – diese persönliche Meinung sei mal ganz frech vorweg gestellt. Es ist ein flott gespieltes Kartenspiel, bei dem natürlich auch das Glück eine große Rolle spielt, bei dem man aber auch ständig selber involviert ist und daher nur wenig Downtime erfährt. Das Spiel weiß sehr gut zu unterhalten und es funktioniert in fast allen Runden – es geht auch gut mit Kindern. Die Alterseinschätzung „ab 8“ finde ich daher richtig, vielleicht ist bei dem ein oder anderen noch ein wenig Hilfestellung bei der Entscheidungsfindung notwenig, aber das klappt grundsätzlich gut.

Karten mit doppeltem Nutzwert

Port Royal funktioniert ausschließlich mit Karten – zusätzliches Material ist (in der Grundversion) nicht notwendig. Sehr gut durchdacht ist dabei die Doppelfunktion der Karten mit ihrer variablen Vorderseite sowie der Verwendungsmöglichkeit als Goldmünze auf der Rückseite. Das macht es nicht nur kostengünstig und platzsparend, das bringt auch den Kniff ins Spiel, dass nicht immer alle Karten verfügbar sind. Manche Schiffe und Personen liegen auf diese Weise deutlich länger in Schatztruhen der Spieler:innen rum, als ihnen lieb ist. 

Nur keine zweite Fregatte bitte

Abgesehen von diesem effizienten Materialeinsatz ist das Spielprinzip leicht zu vermitteln. An ein, zwei Beispielen erklärt, wird schnell verstanden, worauf es hier ankommt. Und das Wichtigste ist natürlich, es nicht zu weit zu treiben, bis zwei Schiffe des gleichen Typs ausliegen und mein aktueller Spielzug wertlos geworden ist. Nicht nur dieser Push-your-lock-Effekt weiß zu fesseln und Emotionen zu wecken, sondern auch das Wettrennen um das Erfüllen der ausliegenden Expeditionsaufträge sowie um das Erreichen der notwendigen Siegpunkte, die das Spielende auslösen und hoffentlich zum Sieg führen.

Und immer schön schauen, was die Anderen treiben

Dabei sollte man immer genau im Blick haben, was die anderen gerade tun, wie viele Punkte in deren Auslage bereits versammelt sind und was man ihnen in der Handeln & Heuern-Phase in der Auslage liegen lässt. Unterstützte ich damit deren Tun, muss ich ggf. etwas anderes aus der Auslage aussuchen, als ich ursprünglich wollte, um jemandem etwas Wichtiges wegzunehmen? 

Das Taktieren funktioniert dabei in kleinerer Runde besser als in großer – da kann man schonmal den Überblick verlieren, was bei den anderen gerade so passiert und wer was gebrauchen könnte. Daher mag ich Port Royal auch sehr gerne als Zweierspiel, da man hier sehr gut die direkten Auswirkungen auf das Spiel des Gegners abschätzen, nachverfolgen und ggf. sogar beeinflussen kann. 

Für den Urlaub

Das funktioniert mit der Grundversion schon bestens. Doch die Port Royal Big Box hat noch deutlich mehr zu bieten: 

Da ist zum einen die Version für Unterwegs. Dies ist eine deutlich reduzierte Version mit leichten Regeländerungen, die bereits mit 60 Karten funktioniert. Eignet sich also gut zum Mitnehmen und benötigt, ebenso wie das Grundspiel, nicht allzu viel Raum, um es zu spielen. Allerdings kann ich nicht verstehen, warum die Port Royal Big Box nicht eine kleine Transporttasche oder -box beinhaltet, um die „Unterwegs“-Version auch leicht mitnehmen zu können. Sicher kann man die 60 Karten auch woanders unterbringen, aber gerade „Big Box“ und „Unterwegs“ schließen sich doch irgendwie aus…

Wenns ein wenig mehr sein soll

Was die Big Box aber wohl rechtfertigt, sind die Erweiterungen des Spiels, die enthalten sind. Zum einen finden wir in der Schachtel die Erweiterung „Ein Auftrag geht noch“, in der noch weitere Personen- und Schiffskarten mit ins Spiel kommen sowie unterschiedliche Auftragskarten, die allen Spielern zur Verfügung stehen. Ebenso benötigen wir hier kleine Holzmarker für das Markieren teilweise oder ganz erledigter Aufträge. Mit den Aufträgen kommt noch mehr Varianz ins Spiel, da hier immer andere ausliegen, die den Schwerpunkt unserer Bemühungen immer ein wenig verlagern. 

Mein Tipp: 

Diese Variante kann auch kooperativ gespielt werden und ist sehr zu empfehlen, da dies neuen Facetten ins Spiel bringt. Hier muss man richtig umdenken! Gönnt man den Mitspielenden sonst keinen Brotkrumen am Wegesrand, so schustert man sich auf einmal die Golddublonen nur so zu, um sich gegenseitig zu unterstützen. Das eröffnet einen völlig neuen Blickwinkel auf das Spiel und macht das Spielerlebnis nach vielen Partien nochmal neu. 

Und bitte mit allem

Wem das alles noch nicht genug ist, der kann dann auch noch die enthaltene Kampagne „Das Abenteuer beginnt“ spielen, die auch solo absolviert werden kann. Den Einstieg fand ich hier ein wenig komplizierter, die Einarbeitung mit der Regel war nicht wirklich intuitiv. Geht man aber Punkt für Punkt durch und ist man bereits spielerfahren, dann sollte das ganz gut klappen. Die Kampagne hangelt sich einer Geschichte entlang und bringt neue Karten und Aufgaben ins Spiel. Die schafft man meistens nicht sofort, was zu Wiederholungen führt. Hier weiß man dann in etwas, was auf einen zukommt, so dass man dann geschickter vorbauen kann. Auch die Kampagne kann entweder kooperativ oder kompetitiv gespielt werden. 

Bunter und divers

Ein Wort noch zur (Neu)Gestaltung: Die Zeichnungen von Klemens Franz fehlen uns ein wenig. Die neue Gestaltung basiert aber auf der Originalversion und bewegt sich immer noch im gleichen Rahmen. Eine Umstellung auf das neue Design ist daher gut möglich. Positiv zu bewerten ist die generell diversere Gestaltung der Personen, auch wenn dies historisch sicher nicht korrekt ist. 


Port Royal ist ein in der Grundvariante schnell gespieltes Kartenspiel mit viel Spielspaß auf kleinem Raum und mit nur wenig notwendigem Spielmaterial. Der Weg zum Sieg ist ein spannendes, push-your-luck getriebenes Wettrennen ohne große Downtime. Für sich genommen ist Port Royal bereits ein toller Klassiker.

Mit der Big Box bietet Pegasus nun das Rundum-Sorglos-Paket und versieht das Grundspiel noch mit einer verkürzten Fassung des Spiels, einer Erweiterung und einer Kampagnenversion (die es zuvor auch schon gab, aber in einzelnen Schachteln). Der Spielklassiker Port Royal bietet auf diese Weise viel Varianz und so viel Abwechslung, dass es seinen Stammplatz in der Spielsammlung auf alle Zeit verdient hat.

  • Schnell gespieltes, push-your-luck getriebenes Kartenspiel mit wenig Downtime
  • Big Box bietet weitere Varianzen, die viel Abwechslung in jeder Schwierigkeitsstufe und sowohl kooperativ wie kompetitiv bieten
  • Alles komprimiert in einer Box
  • Keine separate Schachtel für die „Unterwegs“-Version
  • Etwas Sortieraufwand, wenn man bereits viel in den Stapel eingemischt hat und wieder auf die Grundversion zurücksetzen möchte

Aus meiner Spielerperspektive: Ich mag Port Royal schon sehr lange und wir hatten auch schon alle Versionen und Erweiterungen im alten Layout. Wir hatten aber längst noch nicht alles erprobt, was wir nun endlich mal nachgeholt haben. Und Port Royal hat mich wieder überrascht. Besonders die kooperativen Varianten finde ich sehr gelungen, weil sie das Spiel in einen neuen Blickwinkel rücken. Port Royal wird niemals ausziehen aus der Sammlung. Für mich ein Klassiker, den man immer wieder gerne auf den Tisch bringen kann. 

2 Kommentare

  1. Carina du hast so Recht einfach ein tolles Spiel, ich bleibe allerdings bei meiner alten Version wo das Grundspiel mit 2 Erweiterungen in einen kleinen Karton drin ist den ich perfekt mit in den Urlaub nehmen kann.

    • Mach das, Sven, der Spielspaß ändert sich ja nicht durch die neue Gestaltung und eine andere Zusammenstellung. Wer Port Royal aber noch nicht kennt, der kann ruhigen Gewissens in das Gesamtpaket investieren und wird viele Jahre Spaß damit haben!

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