Versunkene Städte sind ein ebenso beliebtes wie austauschbares Thema für Spiele. So auch hier in Pacifica. Wir bauen also im Wettstreit an einer Unterwasserstadt und wer das letztlich am besten macht, gewinnt.
Bei Pacifica ist aber neben Glück auch vor allem Schnelligkeit gefragt und ich habe ein bisschen Sorge, dass das hin und wieder zu Pfusch am Bau führt…
Carina Brachter
SPIELBESCHREIBUNG
In Pacifica bauen wir eine Stadt aus Karten auf, die wir von sieben verschiedenen Themen-Stapeln ziehen und dann auch auf unserer Tischseite angrenzend an diese Stapel in Spalten auslegen können. Die Karten weisen Symbole auf, die wir sammeln wollen, um Sets zu bilden. Haben wir drei Symbole, erhalten wir ein sog. Idol, das uns aber vom Gegenüber noch weggenommen werden kann, sobald dort fünf Symbole liegen. Wir können aber auch selber auf fünf und schließlich auf sieben Symbole erhöhen. Wer die sieben Symbole schafft, sichert sich das Idol und es kann dann auch nicht mehr abgenommen werden.
Haben wir auf diese Weise drei Idole gesichert oder insgesamt fünf Idole in unserer Stadthälfte liegen, gewinnen wir Pacifica.
Auf dem Weg dahin stehen uns während unseres Zuges jeweils drei Aktionen zur Verfügung. Dies sind
- Karte von einem Stapel ziehen
- Karte unterhalb des Stapels in unserer Stadthälfte auslegen oder
- bis zu zwei Karten aktivieren, damit die darauf angezeigten Symbole auch wertbar werden.
Denn nur die Symbole von aktivierten Karten zählen schließlich für die Idolwertung. Außerdem dürfen wir das Handkartenlimit von drei Karten nicht überschreiten.
AUTOR: Martin Kallenborn, Matthias Prinz ■ ILLUSTRATIONEN: Amber Scharf
VERLAG: Kosmos ■ ERSCHEINUNGSJAHR: 2023
2 Spieler
ab 10 Jahren
ca. 30 Minuten
Für die Spielregeln verweise ich auf diverse Youtube Videos, leider gibt es keine Spielanleitung frei verfügbar.
SPIELGEFÜHL
Eins, zwei, drei
Das Erste, was ihr bei diesem Spiel lernen werdet, ist ordentlich bis drei zu zählen, denn da wir bis zu drei unterschiedliche Aktionen durchführen dürfen, zählen wir diese auch in jedem Spielzug brav durch. Anfangs wird dabei noch die Aktion genannt – „Als erstes ziehe ich eine Karte, als zweites…“, dann verkümmert diese Kommentierung schnell zu einem „1, 2, 3 – du bist dran“. Das ist dem schnellen Spieltempo von Pacifica geschuldet, denn die drei Aktionen sind schnell geplant und durchgeführt. Das Spiel ist einfach und zugänglich, zu langen Grübeleien wird es hier kaum kommen. Die angegeben 30 Minuten wird man vermutlich nur in hart umkämpften Partien benötigen – ist man im Spiel geübt, reichen 20 Minuten sicher aus.
Grundcharakter
Pacifica ist ein recht typisches Spiel der Kosmos-2-Personen-Spiel-Reihe. Auf Kartenbasis findet ein Tauziehen und Wettrennen um das Erfüllen der Siegbedingungen statt. Die drei Aktionsmöglichkeiten halten das Spiel dabei überschaubar und ein Quäntchen Glück ist ebenfalls vonnöten, um siegreich zu sein.
Alle Informationen liegen während des Spiels offen: Man sieht, wie viele Idole und Symbole mein Gegenüber besitzt, welche Karten dort auf der Hand sind und welche gezogen werden. Man muss sich auch immer schön im Blick behalten, denn nimmt man dem anderen nichts weg, ist das Spiel schnell verloren.
Nicht zu unterschätzender Glücksfaktor
Für meinen Geschmack spielt das Glück hier hin und wieder eine zu große Rolle. Dies liegt darin begründet, dass die Karten unterschiedlich gewichtet sind. Auf einigen Karten sind gleich drei Symbole vertreten, so dass man mit einer aktivierten Karte bereits das erste Idol zu sich holen kann. Will mein Gegenüber nachziehen – im wahrsten Sinne des Wortes beim Kartennachziehen –, erhält aber immer nur Karten mit einem Symbol, gerät diese:r schnell ins Hintertreffen.
Ein weiteres Beispiel für den Glücksfaktor sind die Architekturkarten in Verbindung mit den Ressourcen. Um diese zu aktivieren, muss man Karten mit Ressourcen, die beim dortigen Stapel bereits ausliegen und aktiviert sind, abgeben. Ressourcen sind Kohle und Messing. Benötige ich für das Aktivieren einer Architektur-Karte unbedingt Messing, habe ich schonmal sieben (!) Kohlekarten ziehen müssen, bevor ich Messing gefunden habe. Dies entspricht mehr als zwei Spielzügen und steht daher nicht zwingend im Verhältnis zum Ertrag.
Das Ziel fest im Blick
Um bei Pacifica erfolgreich zu sein, benötigt man vor allem aber auch eine klare Linie. Man sollte möglichst schnörkellos spielen und effizient Idole erobern, um als erstes ans Ziel zu gelangen. Wer zu viele Umwege geht, wird vermutlich scheitern.
Meist werden die Spieler die Partie damit beginnen, bei den vermeintlich „einfacheren“ Stapeln die Mehrheit zu erarbeiten. Im Stapel „Schätze“ sind viele Karten enthalten, die bereits aktiviert ins Spiel kommen. Darauf aufbauend kann man auch beim Stapel „Bevölkerung“ schnell vorankommen, da hier Schätze als Grundlage benötigt werden. Will man mit „Architektur“-Karten erfolgreich sein, benötigt man vorher „Ressourcen“ und daher ist auch dieser Stapel im Fokus.
Manche Karten kommen erst spät ins Spiel
Oft spielt sich der Großteil einer Partie daher bereits bei diesen vier Stapeln ab. Manchmal kommt man gar nicht dazu, auch bei „Wissen“, Maschinen“ und „Stadtfest“ aktiv zu werden, obwohl es dort erst so richtig interessant zu werden scheint.
Dort kommen Karten ins Spiel, die mehrere Symbolarten tragen, oder die Sonderfähigkeiten – dauerhaft oder einmalig – ins Spiel bringen. Um diese Karten zu aktivieren, benötigt man aber aktivierte Karten aus den erstgenannten Stapeln und daher liegt es in der Natur der Sache, dass man hier erst später zugreift.
Dann ist das Spiel aber oft schon fast gelaufen. Konzentriert sich jemand darauf, ein Rennen um drei gesicherte Idole in den ersten vier Stapeln zu veranstalten, hat das Gegenüber eigentlich kaum eine andere Chance, als mitzugehen und in dieses „Wettrüsten“ miteinzusteigen. Karten aus den späteren Stapeln zu aktivieren, hält dabei meist nur auf. Ich hätte das Spiel so gestaltet, dass man nicht gewinnen kann, wenn die gesicherten Idole sich auf die ersten vier Stapeln beziehen…
„Keine Zeit verlieren, straight auf den Sieg fokussieren“ – ist daher ohne diese Regelung das Motto. Pech für Entdeckertypen, die haben nur eine Chance, wenn sich beide Spielenden ein wenig Zeit lassen.
Hübsches Ambiente
Die Gestaltung von Pacifica gefällt mir gut, das Cover fand ich richtig ansprechend, war dann aber recht enttäuscht, da das Thema im Spiel kaum zum Tragen kommt. Es hätte auch alles mögliche andere sein können, mit dem wir uns hier beschäftigen.
Die Symbolsprache ist gut, kleinere Verbesserungen in der Umsetzung der schriftlichen Anweisungen der Karten in den beiden Stapeln „Maschinen“ und „Stadtfest“ wären schön gewesen (z.B. wenn von Bevölkerungsstapel die Rede ist, dann auch das Symbol des Bevölkerungsstapels abbilden, damit man nicht extra nachschauen muss).
Obwohl klar und deutlich erkennbar, hat es mich anfänglich auch verwirrt, dass später auf den Karten Symbolarten gemischt sind. Hier beim Zählen der Symbole immer nochmal gut auf allen Karten nachschauen, ob man nichts vergessen hat.
Zu guter Letzt
Was man gerne im Spiel vergisst, ist das Handkartenlimit. Immer schön Karten ausspielen, bevor man die vierte Handkarte ziehen will! Auch immer daran denken, dass nur die Symbole auf aktivierten Karten zählen und nicht übersehen, dass man noch eine weitere Aktion in die Aktivierung investieren muss, bevor man ein Idol stehlen kann…
Zusammenfassung
Pacifica ist gleichzeitig Wettrennen und Tauziehen um das Erfüllen der Siegbedingungen. Es ist sehr zugänglich und die überschaubaren drei Aktionsmöglichkeiten halten den Spielfluss in einem schnellen Tempo.
Man braucht ein bisschen Glück und eine gute Kartenhand – muss aber vor allem sein Gegenüber im Auge behalten und eingreifen, sobald es für uns gefährlich wird. Daher reagieren wir in Pacifica manchmal mehr, als dass wir agieren. Ein schnell gespieltes Spiel für den Feierabend und zwischendrin.
- Schönes Cover, ansprechende Kartengestaltung
- Einfach, zugänglich, gut verständliche Regeln
- Überschaubare Aktionstiefe macht schnelles Spieltempo möglich
- Kann einen sehr glückslastigen Verlauf haben
- Schnelles Wettrüsten um die ersten Stapel führt dazu, dass man manchmal einige Stapel überhaupt nicht nutzt
- Aufgesetztes Thema
Aus meiner Spielerperspektive: Für mich gibt es in der Spiele für Zwei-Reihe von Kosmos bessere Vertreter als Pacifica. Die obenstehend genannten Glückselemente, die kaum erfahrbare thematische Einbettung und vor allem die Tatsache, dass in den meisten Partien die drei spannendsten Kartenstapel nur in geringem Maße ins Spiel kamen, enttäuscht mich.
Sicherlich kommt aber auch hinzu, dass ich an die Reihe immer hohe Erwartungen stelle, die für mich persönlich hier nicht so richtig erfüllt wurden.
Zweite Meinung: Christoph
Pacifica habe ich inzwischen auch schon diverse Male spielen können und mir hat es sogar richtig gut gefallen; auch wenn es sicherlich am 2 Spielerhimmel noch bessere Exemplare gibt. Spannend fand ich vor allem, dass nahezu jede Partie auf Messerschneide stand. Hätte nicht der Spieler A gewonnen, dann wäre es der andere im nächsten Zug gewesen.
Wichtig ist es dabei nicht nur seine Auslage zu beachten, sondern auch die des Gegners, um ggf. frühzeitig auf Züge des anderen zu reagieren.
Das von Carina beschriebene Glücksgefühl kann ich bestätigen. Habe ich aber nicht als zu störend empfunden, bei der Spieldauer von 20 bis 30 Minuten. Letztere habe ich so gut wie nie gebraucht.