Eine dunkle Macht, die das Land Amanaar heimsucht und in dem Freunde sich plötzlich im Kampf gegenüberstehen…oder ein Area Control Brettspiel mit Card Drafting für zwei Personen in knapp 20 Minuten gespielt mit tollem Material und Design in einer kleinen Schachtel – das ist Lost Lights vom Autoren Julius Hsu. Eine wichtige Frage, die es dabei zu klären gilt, ist das Spiel so gut, dass nach einer Partie eine Revanche eingefordert wird oder nicht?
Björn
Das Spielbrett von Lost Lights zeigt uns drei Regionen, die jeweils in drei Gebiete unterteilt sind. Ziel des Spiels ist es entweder alleinig auf der Karte zu sein oder am Ende über die Punktewertung in den einzelnen Regionen den Sieg davonzutragen.
Bevor wir allerdings einfach unsere (sehr süßen) Figuren in Form von anthropomorphen Waschbären oder Eulen aufs Feld bringen, draften wir beide jeder noch 10 Karten. Dabei ziehen wir immer zwei Karten, entscheiden uns für eine und geben die andere unserem Gegenüber. Das passiert so lange, bis beide 10 Karten auf der Hand haben.
Damit ist das erste taktische Element schon einmal im Spiel – Wir kennen 5 der 10 Karten unseres Gegenübers. Insgesamt gibt es 27 Karten, damit ist auch noch einmal die Varianz für die kommenden Spiele gesichert. Die Karten haben zwei Funktionen, zum einen geben Sie uns in unserem Zug Aktionspunkte. Für jeden Aktionspunkt kann ich eine meiner Figuren in ein Gebiet setzen, in dem ich mich bereits befinde, oder ich kann beliebig viele Figuren aus einem Gebiet für einen Aktionspunkt in eines der angrenzenden Gebiete schicken. Sollte ich bei der Figurenbewegung auf die Figuren meines Gegenübers treffen, beginnt eine Kampfphase, die wiederum durch die Handkarten gesteuert wird. Diesmal müssen wir jeweils eine unserer Handkarten ins Spiel bringen. Die Karten zeigen einen Kampfwert und eine Fähigkeit. Für den Kampf bekomme ich für jede eigene Figur in diesem Gebiet einen Stärkepunkt, hinzu kommt der Stärkewert meiner Karte und ich werfe für jede meiner Figuren noch einen (toll glitzernden) Würfel. Den Würfelwert davon darf ich nach dem Wurf zu meiner Kampfstärke hinzu addieren. Wer dann den höchsten Wert aus Figuren, Würfel und Kampfstärke der Karte hat, gewinnt das Gebiet. Wer verliert nimmt alle Figuren aus dem Gebiet zurück in seinen Vorrat.
Zu diesen Elementen gesellt sich allerdings noch die andere Fähigkeit meiner Karte, die jeweils in einer speziellen Phase des Kampfes ausgelöst werden kann. So kann eine Karte z. B. die Punkte pro eigener Figur im Kampf zweimal werten. Eine andere erlaubt mir, den gewählten Würfel zu verdoppeln. Die Karten werden nach der Nutzung für Aktionen oder Kampf abgelegt.
Das Spiel endet, wenn eine Partei am Ende einer Runde keine Figuren auf dem Feld hat oder wenn beide Kontrahenten keine Karten mehr auf der Hand haben. In letzterem Fall werden die verbleibenden Figuren auf dem Feld gezählt. Jede Figur bringt dabei einen Punkt, wer in einer Region zwei oder mehr Gebiete beherrscht, darf die Punkte aus dieser Region verdoppeln. Es siegt, wer die meisten Punkte hat.
Brettspiel Regeln
Spielregeln (ext. Link zu Board Game Circus)
Was ich persönlich als absolute Stärke des Verlags Board Games Circus wahrnehme, ist eine tolles Gespür für Material und Optik eines Spieles und das zeigt sich auch bei Lost Lights. Das kleine Spielbrett ist ein Hingucker, die Spielfiguren und Würfel (hatte ich erwähnt, dass es Glitzerwürfel sind?!) haben eine tolle Haptik und sind toll gestaltet. Die Kartenzeichnungen sind wirklich schön. Die Symbole sind eindeutig und hilfreich. Das gesamte Material wirkt sehr wertig. Die Spielregeln begleiten einen sehr schnell ins Spiel hinein. Das Spiel selber bietet für 20 Minuten einiges an taktischen Möglichkeiten und auch einige Male schöne Dilemma – Denn, die Karten mit der größten Kampfstärke bieten meistens auch eine hohe Zahl an Aktionspunkten an. Da muss abgewogen werden, brauche ich die Aktionspunkte oder später die Kampfkraft und wie kann ich die Fähigkeit eigentlich optimal nutzen? Spielt mein Gegenüber gleich die eine Karte aus, die ich ihm überlassen habe? Das bringt viel Spaß und bietet einiges, was ich persönlich mag.
Das spannende ist dabei: wenn die Würfel rollen, weil bei aller Strategie und Taktik es doch einmal am Würfelwurf hängen kann, was gleich passieren wird. Diesem Glücksfaktor kann man mit guter Planung begegnen, aber wer weiß, welche Fähigkeit mein Gegenüber gleich einbringt, die alles auch wieder anders gestalten kann. Das lockt schon echte Emotionen hervor, wenn kurz vor Ende, im wahrsten Sinne des Wortes, alles auf eine Karte gesetzt wird und die Würfel rollen. Allerdings muss auch hier klar sein, wir sprechen von einem Area Control Spiel im untersten Kennerniveau. Das ist für etliche Spielende, die ich kenne, ein Genre, um das sie gerne einen großen Bogen machen, weil es spielerische Konfrontation in Reinform ist und man auch ein Spiel mit Würfelpech verlieren kann. Die Komplexität, die es für mich Richtung Kennerspiel bringt, liegt im Kartendrafting und der Entscheidung welche Kartenkombination ich am Ende auf der Hand haben will.
Da wird die Frage nach der Zielgruppe laut. Echte Fans von Area Control können Lost Lights als Snack nutzen, wenn für die großen Brocken die Zeit fehlt. Faktisch kann es auch gut genutzt werden, um sich dem Thema Area Control positiv zu nähern, weil es dann doch nicht so hart ist, wie manch anderes Spiel aus diesem Genre.
- Hochwertiges Spielmaterial mit toller Optik…und Glitzerwürfel
- Schnell gespieltes Area Control Spiel in kleiner Packung
- Taktische Tiefe für 20 Minuten genau richtig
- Kartenfähigkeiten zum Teil sehr mächtig
- Thema komplett austauschbar
- Manchmal ein reines Rechenspiel um die max. Punkte
Ich für meinen Teil mag Lost Lights, weil es viele schöne Elemente hat, das Drafting und das spätere Spielen der Karten mir taktische Möglichkeiten lässt und wenn ich dann verlieren sollte, was soll’s? Die Revanche im Anschluss dauert nur zwanzig Minuten, also los, lass uns spielen!