Home Jahr 2021 REVIEW | Rezension Brettspiel Llamaland

REVIEW | Rezension Brettspiel Llamaland

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Wieder ein Plättchenlegespiel? 

Wieder Phil-Walker Harding? 

Wieder in die Höhe bauen und wieder dürfen die Plättchen nicht passend aufeinander liegen? 

Das ist doch genau wie Hexenhaus!

Das war ungefähr das, was ich im Vorfeld zu Llamaland gehört habe. 

Plättchenlegen geht immer, daher also her damit und angeschaut. Ob ich Llamaland lieber mag als Hexenhaus, verrate ich ganz am Ende…

Carina Brachter


SPIELBESCHREIBUNG

In Llamaland betreiben wir laut Coveraufschrift Terrassenbau am Berg der Sonne – wo das genau ist, wird nicht so genau geklärt. Klar ist, dass am „Berg der Sonne“ Lamas leben, die hier im Zentrum unseres Handelns stehen.

Jede:r startet aber zunächst mit einer Starttafel und hat dann in jedem Zug die Option, entweder die Grundfläche für den Terrassenbau mit Landschaftsteilen zu erweitern oder mit diesen in die Höhe zu bauen. Landschaftsteile gibt es in unterschiedlichen Formen, alle haben aber die gleiche Größe von 5 einzelnen Feldern, auf denen Rohstoffe oder Symbole abgebildet sind.

Wer in die Höhe baut, muss dabei allerdings beachten, dass Landschaftsteile nicht passgenau übereinander gebaut werden müssen. Sie müssen in der Form immer ein wenig überlappen. Abgedeckte Symbole bringen uns dann immer Erträge ein: Diese bestehen aus Kakao, Mais oder Kartoffeln. Auf anderen Feldern werben wir neue Helfer:innen an, die uns größere Erträge einbringen oder das Tauschen von Rohstoffen ermöglichen oder wir verdienen Geld, dass als Joker für Rohstoffe eingesetzt werden kann.

Haben wir genügend Rohstoffe verdient, können wir dafür Lamas „füttern“. Diese sind jeweils für je vier Mais, vier Kakao oder vier Kartoffeln Futterkosten zu haben. Nach Abgabe der entsprechenden Futterkosten nehmen wir uns eine der ausliegenden Lamakarten. Die Anzahl der ausliegenden Karten bestimmt sich nach Spieler:innenanzahl. Die Karten bringen uns am Spielende die aufgedruckten Siegpunkte. Zusätzlich zur Karte erhalten wir eine Lamafigur, die wir auf unserem Hochplateau platzieren müssen.

Die Platzierung der Lamas wird wahrscheinlich dazu beitragen, uns weitere Siegpunkte zu bescheren. Es liegen nämlich zusätzliche Aufgabenkarten auf dem Spieltisch aus, deren Erfüllung bei Spielende ausgewertet werden. Erweitern wir unsere Grundfläche in die Breite, haben wir die Option, einen unserer vier Marker auf den Aufgabenkarten zu platzieren, um zu markieren, welche Aufgabe wir gedenken, zu erfüllen. Wer seinen Marker zuerst auf einer Karte platziert, wird bei erfolgreicher Erfüllung der Aufgabe die meisten Punkte dafür einheimsen. Folgende Spieler:innen erhalten abgestuft aber ebenfalls noch Punkte. Auch das Versetzen der Marker ist während des Spiels noch möglich.

Die einzelnen Aufgaben bestehen darin, dass man beispielsweise eine bestimmte Anzahl Lamas auf einer bestimmten Ebene platziert, man eine bestimmte Anzahl an Kakao-Lamas „erworben“ hat, oder bei Spielende über eine bestimmte Anzahl Arbeiter:innen oder Geld verfügt. Für mehr Varianz empfiehlt die Spielregel eine Anfängervariante ohne Aufgabenkarten, für Experten eine fortgeschrittene Variante mit schwieriger zu erfüllenden Aufgabenkarten. 

Das Spielende wird eingeleitet, sobald nur noch vier Landschaftsplättchen oder eine Art Lamas vorhanden sind. Dann wird die Runde noch zu Ende gespielt und die Punkte ausgewertet. Die restlichen Rohstoffe und Geld werden in Punkte umgewandelt, die Werte auf den Lamakarten addiert. Nach Auswertung der Aufgaben werden die Punkte je vergebenem Marker ermittelt. Wer die höchste Punktzahl erzielen konnte, gewinnt LLamaland



AUTOR: Phil-Walker Harding ■ GRAFIK/ILLUSTRATIONEN: atelier198/Klemens Franz
VERLAG: ■ ERSCHEINUNGSJAHR:

spieler

1-4 Spieler

alter

ab 8 Jahren

zeit

ca. 30 Minuten

Spielregeln (ext. Link zu )


SPIELGEFÜHL

Nichts Neues im Plättchenlegeland

Llamaland ist ein typisches Plättchenlegespiel und wer andere Spiele wie Hexenhaus von Phil-Walker Harding kennt, wird auch einige Anleihen wieder erkennen. Wer auf der Suche nach DER Innovation im Bereich der Plättchenlegespiele ist, wird hier nicht fündig. Wer dieses Genre aber mag, wird Llamaland sicherlich gerne spielen und sich an den einfachen und zugänglichen Regeln sowie dem angenehmen Spielablauf erfreuen. 

Ganz so einfach ist es nicht

Auch wenn die Regeln recht schnell und einfach vermittelt sind und auf dem Cover unübersehbar „FAMILIENSPIEL“ prangt, ist das Spiel gar nicht so einfach zu meistern. Als Familienspiel ist Llamalandsicherlich erstmal in der Anfängervariante angeraten und mit ein wenig Übung geht das Spiel in der normalen Variante auch gut in einem Familienumfeld. Viele Mitspieler:innen wunderten sich aber darüber, denn nach nur einer Partie und ohne Übung haben es die meisten eher als leichtes Kennerspiel kategorisiert.

Der Blick schweift zufrieden über das bestellte Land…

Wer Legespiele kennt, dem sind die Formen der Landschaftsplättchen extrem geläufig und der Puzzlemechanismus bekannt. Wie die Felder am besten zueinander passen und auch auf höheren Ebenen platziert werden müssen, ist für die meisten Vielspieler nach den vielen Puzzlespielen der letzten Jahre eher ein Spaziergang. Aber auch für Neulinge ist das schiffbar – da muss ggf. das ein oder andere Plättchen mal probiert werden, bevor es seinen endgültigen Platz findet. 

Neu und ein wenig anders ist der 3D-Effekt: Es ist ein befriedigender Anblick, wie hier eine räumliche Landschaft entsteht und der absolute Hingucker sind natürlich die reizenden kleinen Lamafiguren auf dem Plateau. 

Man hat das ganze Spiel noch vor sich!

Der Kniff des Spieles besteht darin, mich früh auf die Aufgaben festzulegen, die ich nachher auch erreichen kann – da sind entweder übernatürliche Fähigkeiten des Weissagens hilfreich und wenn diese nicht vorliegen braucht es langfristige Planung: Um bei Spielende ordentlich Punkte über die Aufgabenkarten zu bekommen, muss ich früh erahnen, welche Aufgaben ich schaffen werde.

Wer zu spät kommt, muss sich mit deutlich geringerer Ausbeute zufrieden geben – da sehe ich im Spiel zu Dritt und Viert auch einen deutlichen Startspielervorteil. 

Der Vorteil des frühen Festlegens besteht darin, dass ich danach noch das ganze Spiel vor mir habe, diese Aufträge zu erfüllen. Merke ich während des Spiels, dass ich eines meiner früh angestrebten Ziele nicht erreichen werde, kann ich mich immer noch für eine andere Aufgabe entscheiden, muss aber dann ggf. deutlichen Punktverlust riskieren. Beim Wechsel von Aufgabenkarten kann ich nur noch die übrig gebliebenen Punktplätze abstauben oder hoffen, dass ein:e vor mir platzierte:r Mitspieler:in einen Platz frei gibt, ebenfalls auf eine andere Punktekarte umzieht und ich mich dann durch Hochrutschen wieder verbessern kann.

Mit zielstrebiger Räumlichkeit

Verfolge ich meine Aufträge aber sorgsam und halte meine Ziele stets im Blick, geben sie mir auch den Plan für mein strategisches Handeln an die Hand: Will ich beispielsweise vier Lamas sammeln, die ich mit Mais füttern muss, sollte ich viel Mais anbauen und benötige entsprechende Landschaftsplättchen mit Mais-Symbolen. Das ist nicht allzu schwer zu verstehen. Werden mir diese Plättchen aber vor der Nase weggeschnappt, wird es schwierig und es ist Frustrationstoleranz gefragt.

Wem das räumliche Vorstellungsvermögen fehlt, wie ich die Plättchen am besten anlegen kann, damit keine störenden Lücken entstehen, über die man nicht bauen darf, ist Llamaland ebenfalls kein Spaziergang. Diese Fähigkeit kann man mit diesem Spiel aber dann auch wunderbar trainieren.

Sieh nur, die kleinen süßen Lamas!

Das Material ist wertig, die Landschaftsplättchen und die Rohstoffplättchen sogar ziemlich dick, die Karten allerdings etwas dünn und labberig geraten. Sonst gibt es hier zu der prall gefüllten Schachtel aber nichts zu meckern – vor allem nicht über die kleinen Lamafiguren aus Holz, die optisch den besonderen Charme ausmachen. 

Für Viele sind die im Spiel enthaltenen Lamafiguren überhaupt erst der Anreiz, das Spiel ausprobieren zu wollen. Und wenn man dann bei Spielende auf sein Hochplateau mit den vielen kleinen Lamas schaut, hat man das erhabende Gefühl, hier richtig etwas erschaffen zu haben.   

Das Cover ist mir ein wenig zu bunt geraten und im Stil auch ein wenig zu kindlich naiv, weil es gar nicht so richtig zum Inhalt passt. Hervorzuheben ist die klare Symbolik des Spiels – alles ist groß, gut zu erkennen und bereitet wenig Schwierigkeiten. Ausnahme bei den Auftragskarten: Hier gab es oft Rückfragen zum Thema „Wie viele Lamas sollen hier auf welche Stufe? Zwei auf die vierte Stufe oder vier auf die zweite?“

Und sonst?

Zu Zweit lässt sich Llamaland sehr gut spielen, die fehlende Interaktion führt aber zu wenig Konflikten und man kann die Aufgabenkarten ziemlich gerecht unter sich aufteilen. Zu Viert ist die Downtime deutlich länger, die Interaktion auf den Auftragskarten gewinnt aber erhbelich an Spannung hinzu. 

Der Wiederspielreiz ist groß, da sich jede Partie durch unterschiedliche Auftragskarten anders gestaltet. Zudem kann man sich hier vom Anfängermodus zur Expertenvariante „hocharbeiten“. Mit den Expertenaufgaben und der Regel, dass Lamas nur auf den Plättchen platziert werden dürfen, die gerade gelegt wurden, ist ein schöner Anspruch gegeben, der Llamaland klar ins leichte Kennerspiel hebt.

Eine letzte Anmerkung noch: Dass Lamas angeblich Kakao fressen, finde ich äußerst seltsam. Das soll mir doch bitte einer erklären… 


Zusammenfassung

Wer Plättchenlegespiele und Lamas mag, macht mit Llamaland nichts falsch. Es ist ein sehr solider und unterhaltsamer Vertreter seiner Gattung und bietet mit seinen schönen Komponenten ein ansprechendes Gesamtbild. Llamaland erfindet die Welt nicht neu, bietet durch seine unterschiedlichen Varianten aber schönen Spielraum von Einsteiger bis zum Fortgeschrittenen, so dass das Spiel mit steigender Übung „mitwächst“. Wiederspielreiz ist daher gegeben, wenn man vor sich auf dem Spieltisch ein Hochplateau mit den reizenden kleinen Lamafiguren entstehen lässt. Der Anblick des Geschaffenen bei Spielende ist dabei eigentlich immer ein Foto wert!

Wer Llamaland oft spielt, wird den Dreh schnell raus haben, wie man es am ehesten gewinnt – daher empfehle ich es:

  • Man erschafft vor sich eine ansprechende Landschaft mit kleinen Lama-Figuren – was soll man dazu noch sagen?!
  • Zugängliches Regelwerk, schnell erklärt, Spielablauf überfordert nicht
  • Hochwertiges Spielmaterial
  • Wächst von Anfänger- bis Expertenvariante mit
  • Macht wenig so richtig neu
  • Zu Zweit weniger Spannung durch fehlende Interaktion
  • Gar nicht so sehr Familienspiel, wie der Packungsaufdruck verspricht

Aus meiner Spielerperspektive: Ich mag Lamas. Ich mag Llamaland allein schon deshalb. Das mag banal klingen, ist aber so. Viele Spiele hatten Lamas als Trendtiere bereits im Fokus, aber noch nirgendwo standen sie so reizend auf ihren kleinen Wiesen rum wie hier.

Aber ich mag auch Plättchenlegespiele und bin da nicht sehr wählerisch. Die gehen wie Workerplacer und Roll&Writes bei mir in jeglicher Ausprägung. Bis der nächste Vertreter seiner Gattung kommt und den Vorgänger ggf. vom Sockel stößt. Llamaland mag ich auch lieber als Hexenhaus. Ich finde es zugänglicher und durch seine größere Flexibilität beim Bau meiner Plättchen auch angenehmer zu spielen. Hier habe ich mehr Raum/Platz sowie die kleinen Lamas. Das sind zwei Argumente die zusätzlichem zum Reiz des Neuen das Zünglein an der Waage „pro Llamaland“ ausmachen. 

Zweite Meinung: Christoph

Klassisches Familien-Wohlfühlspiel.

Llamaland ist relativ schnell zu verstehen, besteht aus einfachen Aktionen, klarer Ikonographie und sehr hochwertigem Material mit dem L(l)ama als Hauptprotagonisten. Auch wenn man diesen nicht immer an allen Stellen auf dem eigenen Spielmaterial zu schätzen weiß. Steht es doch trotz Aufgabenerfüllung das ein oder andere Mal unliebsam im Weg herum.

Dazu aber auch wenig neues. Vieles schon gesehenes. Dennoch schätze ich es auch für mich, an bekannte Orte zurückzukehren und mich einfach nur wohlzufühlen.

So kommt das Llamaland sicherlich häufiger auf den Spieltisch. In Summe ein Spiel bei dem man absolut nichts falsch machen kann.

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