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REVIEW | Rezension Brettspiel Cafe

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Wow, dieses Cover ist mal was anderes! Und dann auch noch zum Thema Kaffee! 

(Kurze Pause wegen Trigger… musste mir mal gerade einen neuen aufbrühen… ah, lecker – nun dann weiter) 

Kaffee finde ich toll und ein Spiel zu Kaffee muss dann doch gleich noch toller sein, oder? Schauen wir mal, was in der kleinen Schachtel mit dem interessanten Coverdesign steckt.

Carina Brachter


SPIELBESCHREIBUNG

In Café versuchen wir als Kaffeeunternehmer von der Anpflanzung über die Reifung und Röstung bis hin zum Vertrieb, die beste Lieferkette für Kaffee zu schaffen und daraus schlussendlich die meisten Punkte zu generieren.

Alle beginnen mit einer Startkarte in der persönlichen Auslage, auf der Kaffeebohnen unterschiedlicher Farbe (Anbaufelder) sowie jeweils eine Kaffeeasse, ein Trocknungs- sowie ein Röstfeld abgebildet sind. 

Zudem erhalten wir eine Firmenkarte, auf der wir unsere Aktionspunkte markieren und abtragen können und die unser Lager für Kaffeebohnen enthält.

Café spielt sich über acht Runden. Zu Beginn jeder Runde legt der Mitspielende mit der Meisterfigur, die jede Runde im Uhrzeigersinn wechselt, neue Planungskarten in die Auslage. Auch die Planungskarten enthalten die genannten Arten von Feldern sowie zudem noch Schiffe, mit denen Karten ggf. günstiger erworben werden können und auch Kaffeehäuser, die beliefert werden können.

Aus diesen wählt jede:r eine neue Planungskarte aus und baut diese an die Startkarte an. Beim Anlegen müssen immer mindestens zwei Felder auf bereits ausliegenden Karten abgedeckt werden. Die Anzahl der Kaffeetassen in der eigenen Auslage bestimmen dann die Aktionspunkte (maximal 8), die man in der nun folgenden Aktionsphase, die parallel gespielt wird, einsetzen kann.

 In dieser kann man:

  • Anbauen: Kaffeebohnen auf einem Feld anbauen.
  • Trocknen: Gleichfarbige Kaffeebohnen dürfen auf ein Trocknungsfeld gelegt werden.
  • Rösten: Gleichfarbige Bohnen von Trocknungsfeldern dürfen auf ein Röstfeld gelegt werden.
  • Liefern: Geröstete Kaffeebohnen dürfen an Kaffeehäuser oder ins Lager geliefert werden.

Liegen mehrere Anbau-, Trocknungs- oder Röstfelder orthogonal angrenzend, entstehen Cluster, die mit einem Aktionspunkt mehrfach genutzt werden können. 

Wer nach acht Runden durch komplett belieferte Kaffeehäuser und die beiden am wenigsten vorrätigen Kaffeesorten im Lager die meisten Punkte erzielen konnte, gewinnt Café

Für Fortgeschrittene gibt es noch eine Variante zum Spiel. 



AUTOR: Rôla & Costa ■ GRAFIKER: Marina Costa
VERLAG: HUCH! ■ ERSCHEINUNGSJAHR: 2021

1-4 Spieler

ab 10 Jahren

ca. 30 Minuten

Spielregeln (ext. Link zu )


SPIELGEFÜHL

Mit ganz eigenem Stil

Café ist anders – das beginnt bei der Gestaltung. Das Cover hat mich wirklich sehr neugierig gemacht, dann aber dazu geführt, dass mich das Innere der Schachtel enttäuschte. Sicher ist es für die Übersichtlichkeit im Spiel hilfreich, wenn die Plankarten klar erkennbare Symbole zeigen. Aber diese weißen Karten mit dem nüchternen Raster und den schlichten Symbolen wirken kühl und schaffen leider wenig Atmosphäre. Und gerade ein „atmosphärisches Spiel“ hatte ich vor dem Auspacken erwartet. Sicher ist das auch eine Frage der persönlichen Erwartungshaltung. Meinen Geschmack trifft es aber leider nicht. 

Ebenso schade finde ich, dass der „Startspielermarker“, hier als Meister betitelt, nicht stimmungsvoller eingebettet wurde. Dieser glänzende, goldene Pöppel passt für mich so gar nicht ins Bild. Jedesmal, wenn ich die hölzerne Kaffeetasse von Arche Nova in der Hand halte, muss ich daran denken, dass es durchaus bessere Alternativen gegeben hätte.

Positiv zu erwähnen ist, dass Café mit recht wenig Material auskommt und die Packung erfreulich wenig Freiraum aufweist. Alles bestens geplant, auch, um das Spiel schnell mal mitzunehmen. Auf dem Tisch braucht es aber seinen Platz, denn auch wenn wir klein anfangen, kann es flächenmäßig größere Ausdehnungen annehmen und ist damit nicht unbedingt für die Nutzung in einer gleichnamigen Location geeignet.  

Enginebuilder für Planer und Grübler

Aber was macht Café spielerisch: Es ist eine Art Enginebuilder, ein Optimierungsspiel auf engstem Raum. Jede Runde stellt uns vor anspruchsvolle Entscheidungen. Diese beginnen bei der Auswahl der richtigen Plankarte. Die Auslage bietet nur selten das, was wir wirklich brauchen: Eine Karte, die möglichst optimal angelegt werden kann und die Symbole auf sich vereinigt, die unser Unternehmen sinnvoll ergänzen.

Die Auswahl der Karten und der An- und Ausbau unseres Unternehmens sind der Knackpunkt des Spiels. Hier muss nämlich möglichst nicht immer nur das Anlegen der aktuellen Karte ausgeknobelt, sondern auch vorausgedacht werden. Was nützt es mir nämlich, wenn die neue Karte meine Auslage toll ergänzt, die nächste Karte aber wieder Symbole abdecken wird und alles wieder zunichte macht? 

Die Auswahl und das Anlegen der Plankarten ist daher ein ewiges Dilemma: Ich will weitere Kaffeetassen, die mir weitere Aktionspunkte bringen, ebenso Trocknungs- und Röstfelder nebeneinander platzieren, damit ich diese im Doppelnutzen mit nur einem Aktionspunkt verwenden kann. Und Schiffe will ich doch auch, damit ich künftige Karten mit Tassen nicht mehr bezahlen muss. Und klar: Platz für das Anlegen der nächsten Karte muss ich irgendwie am besten auch noch lassen. „Warum nur, warum, darf ich Karten nicht unter bereits ausliegende schieben?“ – den Gedanken habe ich nicht nur einmal gedacht…

Kompromisse sind daher das Gebot der Stunde. Das Optimum erreicht man wirklich nur sehr selten.

Anbau, Trocknung, Röstung, Lieferung, Anbau,….

Nach der Kartenauswahl folgt die Aktionsphase und damit stehen die nächsten Entscheidungen ins Haus: Welche Bohnen baue ich an, was werden wohl künftig für Cafés ins Spiel kommen? Jedes benötigt andere Kaffeesorten und es ist natürlich prima, wenn ich dann bereits die richtigen Bohnen in der Röstung habe, um punktträchtig liefern zu können. Hellsehen müsse man können oder im Bohnenangebot immer breit aufgestellt sein! 

Das gilt auch für unser Lager, denn dort zählen bei Spielende nur die beiden Bohnensorten, die am wenigsten vorkommen. Daher sollte man immer dafür sorgen, dass man von allem etwas hat und man bei keiner Bohne auf Null läuft. Es gilt daher, vieles im Auge zu bewahren und die wenigen Aktionen – man hat davon wirklich immer zu wenig! – gut zu planen. Eine Bohne verbraucht vom Anbau bis zur Lieferung schließlich vier Aktionspunkte. Das wird besonders in der letzten Runde wichtig: Hier lohnt es sich oft nicht mehr, noch komplett beim Anbau anzufangen, da man den Prozess zur lieferfertigen Rüstung manchmal gar nicht mehr hinbekommt. 

Konkurrenzbeobachtung?

All diese Entscheidungen macht dabei aber leider jeder weitestgehend mit sich selber aus. Es macht kaum einen Unterschied, ob man Café solo oder zu Zweit spielt (mit mehr Personen konnte ich es nicht ausprobieren). 

In der Phase, in der ich Karten auslege, bin ich nur mit meiner eigenen Auslage beschäftigt. In der Aktionsphase sowieso, weil wir hier parallel unsere Aktionen durchführen. Was mein oder meine Mitspieler:innen in ihren Unternehmen so treiben, bleibt mir weitestgehend verborgen, es sei denn, ich bin früher fertig und schaue mir an, was die anderen gerade so machen.

Vertrauen ist dabei natürlich vorausgesetzt. „Vertrauen“ ist aber auch notwendig, wenn es ums eigene Handeln geht. Wenn man mitten in einem Aktionsablauf nochmal etwas rückgängig machen möchte, wird das teilweise schwierig zu rekonstruieren. Von welchen Feldern hatte ich jetzt die Bohnen in die Trocknung genommen? War ich mit meinem Aktionsmarker bereits auf meiner Aktionsmarkerleiste den Schritt zurück gegangen? Da kann man schnell mal ins Trudeln kommen. Ggf. spielt man doch nacheinander – nicht wegen des fehlenden Vertrauens, sondern einfach, damit einer die Übersicht bewahrt.

Leider spannungsarm

Das Gameplay ist sehr linear angelegt. Anbauen, trocknen, rösten, liefern und dann wieder von vorne. Irgendwie kommt dabei aber nur wenig Feeling und auch nur wenig Spannung auf. Ich habe nicht das Gefühl, Kaffee zu schaffen. Es bleiben Holzklötzchen, die ich von A nach B schiebe. 

Dabei kalkuliere ich dann noch recht nüchtern, ob es mir mehr bringt, meine Klötzchen ins Lager oder auf ein Feld mit einem Café zu legen und darauf zu hoffen, dass ich damit erfolgreicher bin als meine Mitspielenden. Einfluss auf deren Tun habe ich so gut wie nicht. 

Ich kann Café dabei noch nicht einmal vorwerfen, dass das Thema nicht passt oder das Spielprinzip schlecht wäre. Es holt mich nur nicht ab und das liegt im Wesentlichen am nüchternen Ambiente und der fehlenden Spannungskurve. Alle, die eher ruhige und abstrakte Spiele mögen, bei denen man genau planen und mit seinen Ressourcen haushalten muss, sollten sich Café aber unbedingt mal anschauen, um sich ihre eigene Meinung zu bilden!   


Zusammenfassung

Café ist ein abstraktes Spiel in einem beliebten thematischen Gewand: Die Produktion und Lieferung von Kaffee steht im Mittelpunkt, bleibt aber in der spielerischen Umsetzung im Wesentlichen ein Verschieben von Holzklötzchen. Freunde von Planungs- und Optimierungsspielen werden hier ihre Freude haben, sollten aber keine große Spannungskurve oder Interaktion erwarten.

Café ist dabei in einer besonderen Weise gestaltet – das ist nicht jedermanns Sache. Man sollte daher vor dem Erwerb mal einen prüfenden Blick auf das Spielmaterial werfen, das auf der Schachtel nicht so gut zu erkennen ist, ob einem dieser Stil gefällt.

  • Enginebuilder für Planer und Optimierer
  • Spielmaterial lässt sich einfach einer unterschiedlichen Spielerzahl anpassen
  • Schöne Spiellänge für eine kleine Pause
  • Lineares Spielprinzip mit wenig Spannung
  • Nüchterne Gestaltung der Spielelemente steht im Gegensatz zum Cover
  • Solistisch

Aus meiner Spielerperspektive: Manchmal will der Funke nicht überspringen und bei mir und Café – das wird leider nichts mehr. So sehr ich mich drauf gefreut hatte, desto größer war die Ernüchterung, weil wir beide nicht zueinander passen. Ich möchte es gar nicht dem Spiel anlasten, wir sind nur einfach nicht füreinander geschaffen.

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