Home Jahr 2023 REVIEW | Rezension Brettspiel District Noir

REVIEW | Rezension Brettspiel District Noir

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Das Kartenspiel District Noir von Nobutake Dogen und Nao Shimamura mit Illustrationen von Vincent Roché entführt zwei Spielende in die 1950iger Jahre. Hier wollen wir die Mitglieder von verschiedenen kriminellen Banden auf unsere Seite ziehen (im wahrsten Sinne des Wortes), um damit Mehrheiten und den Sieg davon zu tragen. Das allerdings wird nur gelingen, wenn wir unserem Gegenspieler ein Angebot machen, das er nicht ablehnen kann…

Björn Schwarzmüller


SPIELBESCHREIBUNG

District Noir besteht aus 45 Karten. Zu Beginn des Spiels werden drei davon unbesehen in die Schachtel zurückgelegt. Von den verbleibenden Karten werden zwei als Beginn einer Kartenreihe aufgedeckt. Die restlichen Karten werden über vier Runden an die beiden Kontrahenten verteilt.

Zu Beginn jeder Runde erhalten wir fünf Karten. Damit führen wir abwechselnd jeweils sechs Aktionen aus. Entweder wir spielen eine unserer Karten in die mittig ausliegende Kartenreihe oder wir nehmen die letzten fünf ausgelegten Karten zu uns in die offene Auslage, letzteres können wir nur einmal pro Runde tun.

Die Karten zeigen Bandenmitglieder mit einer Zahl von 5 bis 8 versehen (die Zahl zeigt gleichzeitig, wie oft die Karten im Spiel vorhanden sind, z.B. die 5 ist fünfmal vorhanden), Bündnis- und Verratskarten (+/- Punkte für die Endabrechnung) oder eine von drei Gebäudekarten. 

Das Spiel endet nach der vierten Runde und dann wird abgerechnet. 

Wer die meisten Karten einer Bande besitzt, erhält deren Wert als Punkte. Wer also von den 5er-Karten die meisten besitzt, erhält 5 Punkte und die Mehrheit der 8er Karten bringt 8 Punkte. Wir erhalten noch Punkte je nach +/- Wert für die Bündnis- und Verratskarten und für jede Kombination aus allen vier verschiedenfarbigen Bandenkarten fließen ebenfalls Punkte. Wer die meisten Punkte hat, gewinnt den District Noir für sich und kann seinen Machenschaften gewinnbringend nachgehen, bis zum nächsten Spiel…aber Vorsicht, da sind noch die Gebäudekarten (Hafen, Polizeirevier und Rathaus). Der Clou: wer alle drei Gebäude zu irgendeinem Zeitpunkt im Spiel in seiner Auslage liegen hat, gewinnt das Spiel sofort. Logisch, denn wer die wichtigen Funktionen einer Stadt bestochen und unter Kontrolle gebracht hat, dem stehen alle Türen offen.



AUTOREN: Nobutake Done, Nao Shimamura  ■ ILLUSTRATIONEN: Vincent Roché
VERLAG: Game Factory ■ ERSCHEINUNGSJAHR: 2023

2 Spieler

ab 10 Jahren

ca. 15 Minuten

Spielregeln (ext. Link zu Game Factory)


SPIELGEFÜHL

District Noir lebt vom Bluff, der immer notwendigen Entscheidung, dem Pokerface des Gegners und dem richtigen Angebot zur richtigen Zeit mit dem richtigen Kommentar versehen. Da werden hohe Bündniskarten gespielt, um zu locken, um danach siegesgewiss die Hand runterzuspielen, die man selbst haben will. Plötzlich liegt ein Gebäude aus und man muss entscheiden, wieviel Risiko kann und will man nehmen oder liegenlassen. Die Gewissheit, dass alle Züge des Gegners mit Kalkül passieren, macht das Spiel nicht nur spannend, sondern treibt die eigenen Gedanken mit „Was will er damit erreichen?“, „Was hat er noch auf der Hand“. District Noir ist ein echter 15-Minuten-Krimi.

Vom Spielprinzip zum Material ist dann doch eine leichte Abstufung zu erkennen. Positiv ist der sehr hochwertige Jeton, mit dem man die startende Person auslosen kann, als auch pro Runde angezeigt werden kann, wer beginnen darf. Die Karten sind länger als normale Spielkarten und zeigen leider nicht in jeder Ecke das Symbol der Karte. Die Karten lassen sich wegen des Überformats schwerer mischen und liegen etwas sperriger in der Hand, dafür sehen sie auf dem Tisch ausgelegt toll aus und lassen das Flair sehr gut aufleben. Die Spielregel ist kurz und gut geschrieben. Die Bebilderung inkl. Beispielen im Regelheft unterstützen sehr gut den schnellen Spielstart.


Zusammenfassung

District Noir bietet viel Spielspaß, weil jede Entscheidung gut überlegt und getroffen werden muss. Es gibt eine direkte Aktion oder Reaktion auf den Mitspieler und dessen und die eigenen Ziele, gepaart mit dem ständigen Risiko zu früh oder zu spät zuzugreifen und damit die Flanke zu öffnen, die den Sieg kosten kann. Positiv ist auch, eine sehr gute Lernkurve schon nach den ersten Spielen erleben zu können. Da wird anfänglich noch aus dem Bauch gespielt und schon ein, zwei Partien später wird überlegt, zu welchem Zeitpunkt die Karte mehr Sinn macht und Einen näher zum Sieg bringt. District Noir bereichert die reinen 2-Personen-Spiele ganz hervorragend, sicherlich auch ein Grund, warum es für den französischen Spielepreis As d´Or 2023 in der Familienkategorie (catégorie tout public) auf der Nominierungsliste stand.

  • Verschiedene Punktekombis führen zum Sieg
  • Materialqualität ist toll
  • Grafik und Thema passen perfekt
  • Interaktion zwischen den beiden Spielenden
  • Die Revanche wird immer gewollt
  • Kartenformat nur chic auf dem Tisch, nicht in der Hand
  • Werte nicht in allen Kartenecke vorhanden

Aus meiner Spielerperspektive: Ich mochte das Spiel von Anfang an, es hat direkt im ersten Spiel Emotionen ausgelöst und ich konnte mit Expertenspieler:innen und mit eher klassischen Kartenspieler:innen das Spiel verproben. Alle wollten sofort ein weiteres Mal spielen, waren aufgeregt, ob ihr Plan oder Bluff aufging. Ich mag diesen Moment, wenn man einfach nur lächelt und die andere Person laut mit sich spricht, was es wohl jetzt auszusagen hat. Das sind Momente, die im Gedächtnis bleiben und mich direkt wieder spielen lassen wollen.  

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