Home Jahr 2022 REVIEW | Rezension Brettspiel Allie Gator

REVIEW | Rezension Brettspiel Allie Gator

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Brettspielbox Brettspiele

Ein neues Brettspiel aus der Magnetbox-Reihe.

Allie will doch nur spielen – und zwar bis „einer von Euch die Schnauze voll hat“. So zumindest darf ich die Spielregel von Allie Gator zitieren, die so das Spielende definiert. Hiermit ist natürlich die Schnauze der Alligatoren gemeint, die mit – je nach Spielerfolg mehr oder weniger – Zähnen zu füllen sind. Wie wir das machen? Lest selbst:   

Carina Brachter


SPIELBESCHREIBUNG

Allie Gator ist ein Kartenspiel mit 88 Karten, davon Karten mit dem Wert 1-70 und 18 Sonderkarten. Jeder startet mit fünf Handkarten und gespielt wird, bis der Nachziehstapel durchgespielt wurde. 

In der Auslage befinden sich immer zwei Zahlenkarten, die sog. Zielkarten. Wer an der Reihe ist, darf als eine mögliche Aktion eine Handkarte ausspielen und unter den ausliegenden Zahlenkarten platzieren. Die ausgespielte Karte muss allerdings niedriger sein, als die darüber liegende Zielkarte und sie muss höher sein als die Karte, die vorher bereits unter diese Karte gespielt wurde. Dann wird nachgezogen.

Auf diese Weise wird die Möglichkeit, passende Karten zu spielen, immer geringer. Können wir irgendwann keine Handkarte mehr spielen, die diese Anforderungen erfüllt, müssen wir eine der beiden Paarungen aus Zielkarte und darunter abgelegten Karten, über der die Allie-Figur gerade liegt, zu uns nehmen. Diese Karten zählen bei Spielende als Minuspunkte.  

Alternativ können wir eine der Sonderkarten spielen, die wir ggf. auf der Hand haben. Diese geben uns zwar Spielraum, falls wir keine passende Zahlkarte auf der Hand haben, allerdings spielen wir sie direkt vor uns aus und die Karte zählt später auch als Minuskarte. Mit den Sonderkarten können wir Mitspielenden Karten stehlen, bereits ausgelegte Karten an Andere als Minuspunkte verschenken, die Zielkartenwerte erhöhen oder die Spielrichtung wechseln.

Ist der Nachziehkartenstapel verbraucht, wird noch so lange gespielt, bis jemand Karten aus der Auslage nehmen muss. Die Minuskarten werden zusammengerechnet und wer die wenigsten hat, erhält zur Belohnung zwei Zähne für Allies Maul. Auf geht es in die nächste Runde. Wer als erstes das Allie-Maul voll hat und dabei die meisten Zähne erzielt hat, gewinnt Allie Gator



AUTOR: Klaus Kreowski ■ ILLUSTRATIONEN/GRAFIK: Falko Streese, Kreativbunker
VERLAG: KOSMOS ■ ERSCHEINUNGSJAHR: 2022

2-5 Spieler

ab 8 Jahren

ca. 25 Minuten

Spielregeln (ext. Link zu Kosmos)


SPIELGEFÜHL

Open & Play

Allie Gator ist sehr schnell zu erlernen. Die Regeln sind in wenigen Sätzen vermittelt und schon kann es losgehen. Daher passt Allie Gator auch ganz prima nach Monster 12 und My Gold Mine in die „open & play“-Reihe von Kosmos. Nach wenigen Handgriffen und nur kurzen Erläuterungen geht es im Sinne der Philosophie der Reihe mit dem Spielen direkt los. 

Zu Zweit oder Große Runde

Karte ablegen, Karte nachziehen, dazwischen sind nur wenige Besonderheiten beachten – das ist leicht und eingängig. Dass das nicht allzu langweilig wird, kommt auch ganz auf die Runde an, in der gespielt wird. 

In einer Zweier-Runde würde ich Allie Gator nicht empfehlen – da entfaltet das Spiel nur wenig Witz und Reiz. Karte legen, Karte ziehen, nächster dran. Und das macht man zu Zweit auf jeden Fall rund 170 Mal, denn man spielt zweimal den gesamten Stapel durch bis einer genug Zähne für den Sieg hat. Gelingt nach dem zweiten Durchgang ein Ausgleich und es steht zwei Zähne zu zwei Zähne, dann halt nochmal… Und das kann sich ziehen und macht nur wenig Freude. Schade daher, dass die Anzahl der Karten, mit denen gespielt wird, nicht an die Spielerzahl angepasst wurde. Das wäre vermutlich besser gewesen.

In größerer Runde und gerne auch mit Kindern am Spieltisch, wird es deutlich lustiger und unterhaltsamer. Zumindest, wenn man Schadenfreude walten lässt und gewillt ist, sich ein wenig zu ärgern. Dann kommt Würze in das Spiel, die man sonst vermisst. 

Wo es zu Zweit und Dritt noch relativ einfach ist, immer noch irgendwie eine Ablegemöglichkeit für eine Handkarte zu finden, wird es mit mehr Spieler:innen deutlich kniffliger, noch eine passende Karte für die immer kleiner werdende Lücke zwischen der Zielkarte und der Auslage in petto zu haben. 

Und dann fliegen Fetzen

Forciert ein Mitspielender, dass die möglichen Lücken schnell geschlossen werden, wird es zwar schnell frustig für die anderen am Tisch, aber meist geht damit auch ein deutlicher Anstieg der Emotionalität einher. Beschimpfungen und Frötzeleien sind dabei nicht selten. Und das belebt das Kartenziehen/Kartenlegen dann doch sehr und macht das Ganze spaßig.

Bekannter Mechanismus

Dass sich das Fenster der passenden Handkarten immer weiter schließt und man die Runde lang bangen muss, ob man noch eine Karte unterbringen kann, kennen wir auch von anderen Spielen. Grundsätzlich kann Allie Gator beispielsweise eine entfernte Verwandtschaft mit 6 nimmt! & Co. daher nicht von der Hand weisen.  

Ein bisschen Zeit gewinnen

Schön ist der Kniff, dass man durch die Sonderkarten ggf. noch ein wenig Zeit gewinnen kann, um sich ggf. nicht einen ganzen Stapel Minuskarten nehmen zu müssen. Gut, dass diese Karten auch als Minuspunkte zählen, denn sonst wäre der Weg ein bisschen zu bequem, um noch einmal eine Runde lang den Kopf aus der Schlinge zu ziehen.

Übrigens…

Die Gestaltung von Allie Gator ist absolut positiv hervorzuheben. Jede Zahlenkarte bietet einen alternativen Gegenstand, den man Allie zum Fraß vorwerfen kann. Da gibt es einiges zu entdecken: Von der Unterhose über ein geflügeltes Schwein bis hin zum EXIT-Spiel ist alles dabei, was das Alligatorenherz ersehnt.


Zusammenfassung

Allie Gator ist ein schnell zu erlernendes Kartenspiel für die ganze Familie, das eher in großer Runde überzeugen kann und Raum für gegenseitiges Ärgern und Schadenfreude bietet. Das Spiel ist originell illustriert und durch den „open & play“-Ansatz der Kosmos-Reihe flott auf den Tisch gebracht. Auf diese Weise das Spiel ein prima Gateway-Spiel.

Dabei macht Allie Gator allerdings wenig neu und ist daher nicht unbedingt etwas für Vielspieler und Kenner, da es für diese Zielgruppe schnell seinen Reiz verliert. Als Absacker dauert es zu lang. Eine Einstufung ab drei Spielern sowie eine Anpassung der Spielkarten nach Spielerzahl hätten hier helfen können, damit es für alle besser passt.

  • Gatewaygame mit niedriger Einstiegshürde
  • Originelle Illustration
  • Gut zu transportieren, schnell auf den Tisch gebracht
  • Macht wenig neu
  • Besser nicht zu Zweit
  • Repetitiver Spielablauf 

Aus meiner Spielerperspektive: llAllie Gator richtet sich ganz klar an Einsteiger und Wenigspieler im Familiensegment. Dort ist es bestens aufgehoben und sorgt für viel Spaß – das kann ich so durchaus würdigen und habe selber so einige spaßige Runden erlebt.

Für mich ist es aber leider nicht das Richtige und ich würde es nur den anderen zu Liebe spielen. My Gold Mine aus der gleichen Reihe, das sich an eine ähnliche Zielgruppe richtet, konnte mich deutlich mehr überzeugen. Allie Gator ist daher für mich persönlich nicht der beste Vertreter der Reihe, kann aber in der richtigen Runde für Spaß sorgen. 

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