Auf den Gondeln unterwegs
Das Autorenduo Brand hat zur Messe Essen 2014 mit Murano ein vielbeachtetes Spiel herausgebracht. Insbesondere der Mechanismus mit den Gondeln hat viele Spieler angesprochen, die Bebauung der Inseln im Norden Venedigs einmal anzugehen. Auch ich mache mich auf und bereise die Inseln der Glasbläser.
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Das Spiel
Auf der Inselgruppe Murano nördlich von Venedig verdingen sich die Spieler als Kaufleute im Glaskunstgewerbe. Ziel des Spieles ist es, die meisten Siegpunkte zu erwerben. Diese erhalten die Spieler für das Bauen von Gebäuden und das Erwerben von Charakterkarten.
Dazu bewegen die Spieler eines von acht verschiedenen – für alle verfügbare – Schiffen auf ein bestimmtes Aktionsfeld. Die Schiffe bewegen sich im Kreis um die Inseln. Wichtig ist, dass die Schiffe kostenfrei immer bis zum nächsten Schiff vorrücken dürfen. Möchte man zwei Schiffe bewegen, um ein entsprechendes Aktionsfeld frei zuräumen, so kostet dieses zusätzliches Geld. Für die erworbene Aktion gilt jedoch nur das zu letzt versetzte Schiff.
Mittels der Aktionen bekomme ich z.B. Geld von der Bank, kann Gebäude erwerben, Straßen oder Gebäude (bringen direkte Erträge; Sondergebäude bringen dauerhafte Boni) bauen, Charakterkarten erwerben, Gondoliere einzusetzen, Glas zu produzieren und Einkommen generieren sowie Glas zu verkaufen.
Über die Charakterkarten kann am Ende eines Spiels zusätzliche Siegpunkte erzielt werden. Diese werden mittels Gondoliere aktiviert und einzelnen Inseln zugeordet (während des Spiels hält man die Karten vor den Mitspielern geheim).
Das Spiel endet, wenn zwei der Plättchenarten aufgebraucht sind. Dann gewinnt der Punktbeste das Spiel.
Murano richtet sich an fittere Familien- wie auch Kennerspieler. Man sollte es jedoch als geübter Spieler nicht unterschätzen.
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Autor: Inka und Markus Brand • Grafiker: Klemens Franz • Verlag: Lookout Spiele • Jahr: 2014
2-4 Spieler • ab 10 Jahren • ca. 60-75 Minuten
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Material – 09
In der BRETTSPIELBOX befinden sich: 1 Beutel, 4 x 50+ Siegpunktmarker, 1 Spielplan (zweiseitig für 2-3 und für 4 Spieler), 8 Schiffe (davon 1 rotes und 7 schwarze), 40 Charakterkarten, 47 Goldmünzen (Wert 1 und 5), 42 Straßenplättchen, je 12 Glashütten-, Laden-, Palast- und Sondergebäudeplättchen, 30 Glassteine, 32 Gondoliere (in den Farben, weiß, braun, orange und grau), 60 Markierungssteine (in den Farben, weiß, braun, orange und grau) sowie 15 Sondergebäudekarten.
Schönes Material. Schön gelöst ist auch die Variante für 4 Spieler, bei der man einfach den Spielplan umdreht und eine weitere Insel zur Verfügung hat.
Einstieg – 09
Regeln sind gut erklärt und verständlich geschrieben. Von den 12 Seiten sind jedoch auch 3 für die verschiedenen Charakter- und Bonuskarten vorgesehen. Die Charakterkarten sollte man sich jedoch vom Typ vorher schon einmal angesehen haben.
Spielgefühl – 06
Der Mechanismus, die Aktionen mit den Schiffen zu wählen, ist eine neue attraktive Variante für den Worker-Movement-Mechanismus. Hier muss man seine Aktionen selbst wählen und gleichzeitig die Mitspieler im Blick haben. Dadurch, dass jeder Spielzug nur aus dem Aktivieren dieser Aktion besteht, ist man als einzelner Spieler sehr schnell wieder dran und kann die kurze Wartezeit durch das Vorbereiten seiner Entscheidung mehr als überbrücken.
Auch die Bauregeln für die Gebäude sind einleuchtend. Etwas komplexer ist jedoch die passende Kombination aus Kunden und Geschäften zu finden und diese nicht durch seine Mitspieler torpedieren zu lassen. Dieses steigert sich am Ende noch durch den Einsatz und dem richtigen Platzieren der Charakterkarten.
Bei all diesen positiven Dingen darf man nicht vernachlässigen, dass Glück in diesem Spiel eine gewisse Rolle spielt. Zum einen muss man darauf vertrauen, die richtigen Straßen zu ziehen (wegen der Kunden), zum anderen muss man darauf hoffen, dass Mitspieler bestimmte Strategien nicht durchkreuzen, da die jeweiligen Charakterkarten nicht ersichtlich sind. Dieses wäre alles nicht so schlimm, würde der Verlust durch bewußtes Herbeiführen geschehen und nicht unabsichtlich. Denn dann ist der Verlust von vielen vorbereiteten Punkten durch eine Aktion des Mitspielers sehr ärgerlich.
Für ein strategisches Kennerspiel ist mir der Glücksanteil an dieser Stelle zu hoch. Da kann der Frustfaktor für Spieler, die ein klassisches Strategiespiel bevorzugen, schon recht hoch sein.
Ein weiterer Kritikpunkt ist die relativ teure Produktion von Glassteinen (kostet Siegpunkte) – die eigentlich themengebend für das Spiel sind. Auch hier entscheidet der Beutel über die Verschieden- oder Gleichartigkeit der Steine (dummerweise bekomme ich viel Geld nur für letztere / normalerweise sollte ich wissen, welche Art ich produziere). Da stehen Siegpunkte und Geld nicht ganz im Verhältnis zueinander. Wie aus einem Interview der letzten Fairplay (Nr. 111) mit dem Autor hervorgeht, wurde das Muranothema nachträglich in das Spiel eingebaut, was man leider auch merkt.
Interaktion ist durch den Wettkampf um die verschiedenen Aktionen sowie Bauplätze gegeben.
Langzeitspaß – 06
Sehr angenehm ist die Spieldauer von gut einer Stunde trotz komplexem Mechanismus. Was das Spiel nicht ganz so einfach macht, ist der sehr schnell verständliche Rundenmechanismus mit den Schiffen gepaart mit dem dann doch komplexeren Einsatz der Charakterkarten.
Für ein Spiel welches ich am oberen Rand des Familiensegments bzw. schon im Kennerspiel angliedere, ist mir der Glücksanteil durch unbeabsichtigtes Bebauen durch meine Mitspieler etwas zu hoch. An dieser Stelle sei auch noch angemerkt, dass das Level der Spieler, die Murano spielen auf gleichem Niveau sein sollte.
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Erweiterungen:
Auszeichnungen:
Spielregeln (ext. Link zu Lookout Spiele):
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