Stapelspiele finden sich im Kinderspielbereich so einige: Zum Beispiel Rhino Hero und seine Mitstreiter, die versuchen, in einem nach und nach entstehenden, wackeligen Kartenhaus am höchsten zu kommen. Oder natürlich der Klassiker schlechthin, den bestimmt die meisten von Euch kennen: Tier auf Tier. Hier versuchen wir, die eigenen Tiere loszuwerden, indem man sie – ausgehend vom langen Krokodil – in einer Pyramide übereinanderstapelt.
Mit Stapelsalat wird dieses Genre nun thematisch in der Gastronomie angesiedelt. Wer kennt es nicht, wenn man ein tolles und reichhaltiges Buffet vorfindet und den Drang hat, schon beim ersten Gang zum Buffet alles Leckere auf den Teller zu packen, um ja nichts zu verpassen?
Da kann es auf dem Teller schon mal eng werden und wir müssen aufpassen, dass uns nichts herunterfällt. Stapelsalat setzt dies nun spielerisch um.
Tanja Mrosek

Alle Mitspielenden erhalten einen Teller und eine Speisekarte, worauf die Lebensmittel in Kategorien eingeteilt werden. Die fünf Kategorien sind:
- Fisch
- Fleisch
- Früchte
- Vegetarisch
- Süßes
Auf der Speisekarte ist außerdem zu sehen, wie viele Sterne die einzelnen Lebensmittel am Ende wert sind, wenn sie sich noch auf dem Teller befinden. Hier sind 3 bis 5 Sterne möglich.
Die Lebensmittel, gefertigt aus Holz, werden in der Tischmitte als Vorrat bereitgestellt. Die dazugehörigen Lebensmittelkarten werden gemischt und als Stapel ebenfalls in der Tischmitte platziert – mit genügend Platz für die offene Auslage, das sogenannte “Buffet”.
Je Mitspielendem wird nun eine Karte plus eine Zusatzkarte zum Buffet offen ausgelegt. Diese stellen das Angebot für die laufende Runde dar.
In jeder Runde sind die Mitspielenden im Uhrzeigersinn an der Reihe und dürfen sich vom Buffet eine Lebensmittelkarte aussuchen und vor sich ablegen. Anschließend nehmen sie das passende Lebensmittel aus dem Vorrat, um es auf dem eigenen Teller zu platzieren. Kinder dürfen dies mit beiden Händen, Erwachsene nur mit einer Hand.
Fällt beim Platzieren etwas herunter gibt es zwei unterschiedliche Vorgehensweisen:
- Fällt nur ein Teil herunter, kann man es schnell abpusten, also quasi vom Dreck auf dem Boden befreien und dann wieder auf den Teller legen.
- Fallen mehrere Teile herunter, wandert die Hälfte davon in den Mülleimer und der Rest darf wieder auf dem Teller platziert werden.
Der Mitspielende, der als letzter an der Reihe ist, darf auch beide noch ausliegenden Karten vom Buffet für sich beanspruchen und die entsprechenden Lebensmittel auf seinen Teller legen. Wird nur eine Karte genommen, landet die letzte Karte im Mülleimer (Kartonboden).
Anschließend wird der Startmarker im Uhrzeigersinn weitergegeben und eine neue Runde wird vorbereitet. Das Spiel endet, wenn der Nachziehstapel leer ist und keine neue Auslage mehr vorbereitet werden kann.
Nun wird überprüft, ob sich auch wirklich alle Lebensmittel noch auf dem Teller befinden, die in der eigenen Auslage auf den Karten abgebildet sind. Ist dies nicht der Fall, wandern die Karten in den Mülleimer. Alle Sterne auf den Karten werden zusammengezählt. Schlussendlich wird noch die Höhe des hoffentlich vollgepackten Tellers ermittelt. Wer am höchsten stapeln konnte, erhält fünf Extrapunkte.
Es gibt auch eine Spielvariante, wo Personenkarten ins Spiel kommen, die besondere Essenswünsche haben. Erfüllt man diese, bekommt man Extrapunkte.Es gibt auch eine Solo- und eine kooperative Variante, die ich aber nicht ausprobiert habe.
Spielregeln (ext. Link zu Pegasus)


Bei Stapelsalat kommt es sehr darauf an, in welcher Konstellation man am Tisch spielt:
In reinen Erwachsenen-Runden sind alle Beteiligten darauf bedacht, den Teller zwar mit Lebensmitteln zu füllen, die zum einen viele Sterne bringen, aber zum anderen auch gut auf dem wackeligen Teller zu händeln sind. Jeder versucht eine stabile Konstruktion zu errichten, die nicht so leicht in sich zusammenbrechen kann. Man verzichtet unter Umständen auf lukrativere Holzteile, da sie das Risiko bergen, alles zum Einsturz zu bringen. Die Atmosphäre am Tisch ist hochkonzentriert und zielgerichtet.
Die Spielrunden in der Kita erlebe ich da ganz anders.
Die Feinmotorik – gerade bei den fünfjährigen Kindern – ist noch nicht so gut ausgebildet wie bei den Vorschulkindern. Da fällt häufiger etwas vom Teller wieder runter und das nicht nur einmal, sondern mehrmals hintereinander. So kann ein schon gut gefüllter Teller in nur einem Spielzug ganz rapide schrumpfen.
Warum die Teile herunterfallen hat auch noch weitere Gründe: Zum einen, weil die Kinder sich häufig etwas aussuchen, was sie persönlich süß finden oder auch gerne essen würden – also das Eis, den Muffin, den Lebkuchenmann oder den niedlichen Oktopus, obwohl diese Form gerade so gar nicht auf die bisherige Konstruktion passt. Zum anderen nehmen einige Kinder immer die Karten mit den meisten Sternen. Sie wollen möglichst viele Punkte bekommen! Aber gerade diese Lebensmittel sind oft sehr rund geformt und besonders schwer in einen vorhandenen Stapel einzubauen, so dass ein Herunterfallen fast unvermeidlich ist.
Hinzu kommt, dass durch die gebogene, bananenartige Form des Tellers zusätzlich darauf geachtet werden muss, dass die Holzteile ins richtige Gleichgewicht gebracht werden müssen.
Gelingt dies nicht, kippt der Schwerpunkt und “plumps”, schon wieder fällt etwas vom Teller herunter.
Aber nicht nur das: Wenn sich Kinder aus der Auslage oder vom Vorrat der Holzteile etwas nehmen möchten, passiert es immer wieder, dass die Kinder mit ihrer Hand oder dem Arm an ihre Teller stoßen und etwas herunterfällt. In solchen Fällen machen wir eine Ausnahme und alles darf wieder auf den Teller zurück, da die körperlichen Voraussetzungen einfach noch nicht so gegeben sind wie bei älteren Kindern oder Erwachsenen.

Und noch weitere Herausforderungen gilt es zu meistern: Spielt man auf einem glatten Tisch, rutscht der Teller hin und her und erschwert das Befüllen. Benutzt man eine Spielmatte, wird es deutlich besser.
Zu guter Letzt: Kinder spielen nicht ruhig und bewegungsarm am Tisch wie Erwachsene. Alle sind ständig in Bewegung und kommen so zwangsläufig irgendwann an den Tisch. Der wackelt dann und schon sind einige wieder mit Aufheben und neuem Platzieren beschäftigt. Auch hier machen wir dann eine Ausnahme und alles darf wieder platziert werden…
Ihr merkt schon: Das Spielen in einer reinen Kinderrunde hat eine ganz besondere Dynamik und löst bei mir als Erwachsene irgendwann auch Stress aus. Nach einer Partie in Vollbesetzung brauche ich Abstand und mit Sicherheit keine direkte Folgepartie.
Aber um mich geht es hier ja nicht. Es geht um die Kinder und Ihnen gefällt das Spiel! Sicherlich steigen Kinder mit einer geringen Frustrationstoleranz eher mal aus und wenden sich anderen Dingen zu. Der Großteil der Kinder möchte aber weiterspielen, noch eine Runde wagen, um sich zu verbessern und sich an der schönen Aufmachung des Spiels zu erfreuen. Denn das Spiel hat durch sein tolles Material einen großen Aufforderungscharakter und ist thematisch für Kinder rund und ansprechend gestaltet. Angefangen beim wertigen Material, über die schöne Gestaltung bis hin zur Spieleschachtel, die als Abfalleimer fungiert. Um den höchsten Teller zu messen, wird sogar der Spieldeckel ins Spiel integriert, da hier die Messlatte aufgedruckt ist.
Schöner pädagogischer Nebeneffekt: Der Wortschatz der Kinder wird spielerisch um einige Lebensmittelkategorien und -arten erweitert.


Stapelsalat ist ein Spiel mit hohem Aufforderungscharakter. Das Material und die Gestaltung ist sehr gut gelungen.
Jüngere Kinder werden feinmotorisch stark gefordert, manchmal vielleicht überfordert, aber ab 6 Jahren ist dieses Spiel durchaus geeignet. In meinen Spielrunden wurde meist eine weitere Partie eingefordert, um sich der Herausforderung erneut zu stellen und sich zu verbessern.
Ein schöner Nebeneffekt ist, dass man sich am Tisch über die unterschiedlichen Lebensmittel unterhält und austauscht, so wird spielerisch der Wortschatz größer und um neue Lebensmittel erweitert.
Sind überwiegend Kinder am Tisch, kommt ein anderes Spielgefühl auf, als in einer gemischten Gruppe oder einer reinen Erwachsenen-Runde. Hier wird deutlich strategischer und ruhiger gespielt.
Die Zusatzkarten sorgen für etwas mehr Herausforderung im Spiel.
Stapelsalat ist eine weitere Variante in einer Vielzahl an Geschicklichkeitsspielen, kann aber mit seiner schönen Gestaltung und seinem neuen spielerischen Kniff gut neben den anderen Spielen bestehen.


AUTOR: Daryl Chow
ARTIST: @lexxuan_13
VERLAG: Pegasus
ERSCHEINUNGSJAHR: 2024

1-5 Spielende
6 Jahre
15-25 Min.
