Auf die Scheibe kommt es an
Seit 2015 wagt sich HABA wieder auf das Feld der Familienspiele. Mit Karuba gelang auch sofort ein Achtungserfolg mit der Nominierung zum Spiel des Jahres. In 2016 und 2017 war es dann eher etwas ruhiger. Meduris war zu verkopft und Iquatzú sah toll aus, hatte aber einen gewissen administrativen Aufwand.
Der Jahrgang 2018 ist kleiner mit zwei Spielen und insbesondere HONGA macht sich auf, wieder an den Erfolg aus 2015/2016 anzuknüpfen, oder?.
Honga selbst ist jedenfalls ein verfressener Säbelzahntiger, der viel Aufmerksamkeit bedarf, sonst pfuscht er uns ins Handwerk.
Das Spiel
Auf einem Spielplan gibt es vier Ablagefelder für die runden Aktionsscheiben. Diese weisen in ihren Quadranten auf insgesamt 9 Felder:
- Der Säbelzahntiger Honga in der Mitte
- drei Hauptressourcen: Pilz, Traube und Fisch
- eine Jokerressource Wasser, die 2:1 gegen andere Ressourcen getauscht werden kann
- das Mammutfeld, bei dem gegen Einsatz von Ressourcen die haarigen Dickhäuter platziert werden können
- der heilige Berg, welcher Siegpunkte bringt, je höher man seinem Gipfel näherkommt
- Tauschfelder, bei denen ich Ressourcen und Mammuts in Güter / Siegpunkte tauschen kann
- das Waldfeld, bei dem man Bonikarten bekommt.
Mittels der Aktionsscheiben und den Tatzen auf ihnen kann ich die verschiedenen Felder aktivieren oder nutzen. Dabei ist es wichtig, dass ich als aktiver Spieler mindestens eine Tatze für Honga übrighabe, sonst fühlt er sich angelockt und kommt zu mir, um eine Ressource zu fressen. Danach habe ich entweder Pech und er verbleibt bei mir (bis ein anderer Spieler ihn ebenfalls nicht bedienen will) oder ich eine Bonuskarte „Honga vertreiben“ spielen kann.
So spielen wir reihum, und versuchen über Tauschfelder, den heiligen Berg und Boni auf der Siegpunktleiste voranzukommen, da das Spiel endet, sobald ein Spieler eine bestimmte Punktzahl erreicht hat.
Autor: Günter Burkhardt • Grafiker: Stephanie Böhm
Verlag: HABA • Jahr: 2018
2-5 Spieler • ab 8 Jahren • ca. 45 Minuten
Spielregeln (ext. Link zu HABA)
Spielgefühl
Wie man oben schon erkennen kann, ist HONGA relativ einfach zu verstehen. Dazu ist die Regel auch sehr hilfreich und gut formuliert.
Jedoch sollte das Ganze nicht darüber hinwegtäuschen, dass HONGA ein Optimierspiel ist, bei dem man die richtige Kombination aus Bonuskarten und Ressourcen sichern und dann auch zum Einsatz bringen muss. Dazu kommt ein gewisses Glück beim Ziehen der Aktionsscheibe, für die es vier Ablagestellen mit vier Positionen auf diesen gibt. 16 Möglichkeiten, die man jedoch überschauen kann, wenn man bei drei Mitspielern etwas Zeit hat, sich seinen Zug zu überlegen. Das bedeutet aber nicht, dass man eine hohe Downtime hat, da sich das Spiel recht zügig spielt, denn man hat zum Glück (i.d.R) nur eine Scheibe zur Auswahl.
Die Bonuskarten sind für mich der heimliche Schlüssel zum Erfolg. Ebenfalls sollte man die Mammuts nicht ganz unterschätzen, da recht teuer. Jedoch benötigt man sie zum einen für diverse seltene aber lukrative Aufträge bzw. wird als Herdenführer auf dem Mammutfeld mit einer weiteren Tatze auf der Aktionsscheibe belohnt. Das kann schon mal das Zünglein an der Waage für einen gelungenen Spielzug sein kann. Teilweise bleibt man aber auch auf ihnen sitzen. So dass es – wie das ganze Spiel – nicht komplett planbar ist.
Die Aktionsscheiben sind mal eine andere Form von Arbeitereinsatzmechanismus und gelungen angelegt.
Auffällig ist auch, dass die letzten Runden in einem Tauschrausch münden. Während man sich vorher eher in eine Sammelphase (Ressourcen, Waldkarten etc.) befindet, wird auf den letzten Meter ordentlich rausgeblasen. Da sind 15 Punkte in einem Zug keine Seltenheit. Und dass bei einer Gesamtpunktzahl von 30-40 Punkten ist schon ein knackiges Verhältnis.
Das Material ist wieder echt gelungen mit den Holzfiguren und auch die Ressourcen, die in einem Ressourcentableau eingelassen, abgetragen werden.
Was mir leider überhaupt nicht gefällt ist die Grafik. Hier finde ich es sehr schade, dass HABA seine ausgetretenen Pfade der Kinderspielgrafik nicht verlässt (Warum muss z.B. der kräftige Krieger auf dem Cover so dümmlich wirken, warum sieht Honga wie eine Karikatur aus Ice Age aus? etc.). Dem Spiel hätte z.B. eine Grafik wie bei Tribes von Kosmos ebenfalls gut zu Gesicht gestanden. Zumal dann auch das Signal an den Kunden ein anderes ist, das es sich hier nicht unbedingt um ein locker leichtes Familiespiel handelt, sondern bei ernsthaftem Spiel eher eine gewisse Optimierung von Nöten ist, um das Spielfeld als Sieger zu verlassen.
Auch über die Funktion des Säbelzahntigers Honga bin ich mir nicht so richtig im Klaren. Zwar wird suggeriert, dass man Honga idealerweise eine Hand geben sollte, aber ist das richtig? Verschwende ich keine Hand an ihn, so frisst er mir eine Ressource. Ok, aber diese kann ich mir jederzeit durch eine (nicht bei Honga eingesetzte) Hand bei den Ressourcen wiederholen. Macht dieses jeder, so bedeutet es nur, dass jeder in jeder Runde nur eine Ressource opfert oder eben eine Hand, wenn er Honga besänftigen will. Mmmmh?!?
Das Spiel ist als gehobenes (im Sinne der Optimierung) Familienspiel o.k., mir fehlt jedoch nach einigen Partien weitere Herausforderungen im Spiel. Aber ich bin auch nicht die Zielgruppe. Jedoch sollten die Spieler schon eher 10 Jahre alt oder Spielerfahren im Alter von 8 sein.
Kurzfazit: HONGA ist ein gutes, solides Familienspiel und eindeutig das stärkere der beiden Neuheiten von HABA im Familienspielbereich. Aber es ist auch nicht mehr. Wer nette Unterhaltung mit einem schönen Scheibenmechanismus sucht, wird hier fündig.
- schnell zu verstehen
- trotzdem nicht immer einfach zu spielen mit den 16 Möglichkeiten der Aktionsscheiben
- hervorragendes Material
- die Aktionsscheiben können schon mal gegen einen sein. Dann dauern bestimmte Spielzüge eine Runde länger
- die Grafik ist mir zu sehr ins kindliche getrieben.
- Es ist eigentlich gar nicht notwendig Honga zu streicheln.
- Alter sollte eher bei 10 Jahren liegen
Wer ein unkompliziertes und nettes taktisches Spiel für sich entdecken möchte, ist bei HONGA sicherlich nicht falsch. Zielgruppe ist eindeutig der Familienspieler, auch wenn dieser schon ein wenig geübter sein kann, um die taktischen Kniffe für sich zu durchschauen.
Ich selbst spiele ne Runde gerne mit. Allerdings ist mir HONGA dann doch zu wenig abwechslungsreich und nach einigen Partien gibt es nichts neues mehr zu entdecken.
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