Aktuell sind größere Partys etwas schwierig zu organisieren. Daher haben wir nun die Möglichkeit uns in eine größere Party Gesellschaft hineinzuversetzen.
Als Photograph ist es jedoch nicht ganz so einfach, allen Wünschen der Gäste gerecht zu werden. Dieses versuchen wir zumindest über sechs Runden, bis wir ihn festhalten können: DEN PERFEKTEN MOMENT
SPIELBESCHREIBUNG
14 Figuren, einen Tisch, einen Sichtschirm sowie einen entsprechenden Boden bekommt jeder Spieler. Auf dem Boden sind verschiedene Positionen eingetragen, auf die wir unsere Figuren stellen dürfen.
Dann werden in die Umschläge der 14 Personen noch je drei Wünsche (vorher den großen Kartenstapel mischen) ungesehen hineingesteckt. Je nach Teilnehmeranzahl erhält jeder Spieler eine bestimmte Anzahl an Umschlägen. Der Rest der Umschläge wandert in die Tischmitte.
Diese kann er sich nun ansehen und Figuren entsprechend der Wünsche anordnen.
Danach geht es in die sechs Runden. Über einen Rundenkartenstapel werden die Spieler instruiert, was zu geschehen hat. Mal muss man Umschläge mit den Nachbarn tauschen, mal kann man einen Umschlag beim Nachbarn wegnehmen. Nun erhält man neue Informationen und kann neue Figuren einsetzen oder schon gesetzte versetzen.
Nach sechs Runden macht jeder sein Photo (funktioniert aber auch mit Augenmaß).
Danach wird der Sichtschirm weggenommen (und dient als Punktezählbrett). Umschlag für Umschlag wird nun verglichen, wieviel Wünsche man erfüllt hat. Je nach Wunscherfüllung können dieses -3 bis +6 Punkte sein. Personen, die man nicht berücksichtigt hat, werden gar nicht gewertet.
In einer Variante gibt es die Möglichkeit, noch Auktionen einzuführen und mit Dekogegenstände Mappen zu versteigern. Dekogegenstände sind am Ende des Spiels ebenfalls Siegpunkte wert.
AUTOR: Anthony Nouveau ■ GRAFIKER: Maja Wrzosek, Sören Meding, Gyula Pozsgay
VERLAG: Corax ■ ERSCHEINUNGSJAHR: 2020
2-4 Spieler
ab 10 Jahren
ca. 45 Minuten
Spielregeln (ext. Link zu Corax Games)
SPIELGEFÜHL
Um eins vorwegzunehmen: Mir lag die Version mit den Acryl-Figuren zur Verfügung. Das Spiel funktioniert mit den in der Standardversion enthaltenen Pappfiguren auch. Allerdings finde ich die Acrylfiguren noch einen Tick besser.
Bleiben wir beim Material. Das Spiel fällt durch die opulente Ausstattung aus. Wir können viel in die Hand nehmen: sei es die stimmungsvolle Kulisse, die Figuren oder die Umschläge mit den verschiedenen Wünschen. Das macht schon mal eine Menge her.
Mit den ersten Umschlägen und der ersten Aufstellung (das weckt Erinnerungen ans Coaching bei mir) geht es los. Hier werden wir teilweise mit ersten Problemen konfrontiert. Widersprüchlichkeiten. Zum einen der Personen untereinander („Ich möchte links stehen und neben einer Frau, aber nicht neben dem etc.), das ist dann leider so wie im echten Leben. Man kann nicht allen gerecht werden. Aber auch innerhalb der Personen. Dieses ist zufallsbedingt über die Zuordnung der Karten. Da kann sich dann der Junge nicht entscheiden, ob er vorne oder hinten stehen will. Auch das finde ich nicht völlig abwegig zum echten Leben. Daher stört es mich nicht, sondern gehört einfach zum Spiel dazu. Über das Spiel gleicht es sich wieder aus, da es teilweise auch Aufträge bei einer Person geben kann, die doppelt vorkommen.
Nach dem Aufstellen ersten Figuren werden wir über die Rundenkarten gelenkt und kommen so an weitere Informationen, die den Mitspielern schon vorliegen. So erarbeitet man sich Runde um Runde mehr Wissen, ohne vielleicht über alle Personen Bescheid zu wissen. Da kann mitunter ein kleiner Glücksfaktor im Spiel sein, den ich aber nicht schädlich finde. Zudem wird bei den Spielern eine gewisse Affinität zum Memo-Spielen vorausgesetzt, da man immer nur eine bestimmte Anzahl an Umschlägen und Wünschen im direkten Zugriff hat.
Die Downtime im Spiel empfand ich relativ niedrig, da alle Spieler parallel agieren. So waren die individuellen Wartezeiten aufgrund der unterschiedlichen Geschwindigkeit der Spieler zu verschmerzen. Der Interaktionsgrad ist mittel. Teilweise möchte man Umschläge nicht weitergeben, diese können aber auch gestohlen werden.
Über die Lieblingskarte (verdoppelt die jeweilige Person für alle in der Endwertung) kommt noch mal etwas Würze ins Spiel. Man muss jedoch aufpassen, wann man sie spielt. Zu früh ist sicherlich nicht gut, da dann zu viele Personen von dieser erfahren. Zu spät kann mitunter auch nicht optimal funktionieren, wenn man dadurch sein gesamtes Gebilde umbauen muss, wenn die Figur nicht mehr ganz so gut passen sollte oder die Favoritenfigur durch Tauschaktionen gestohlen wurde.
Mit der Auktionsvariante kommt eine zusätzliche Dynamik ins Spiel, die ich für mich jedoch gar nicht gebraucht hätte, da sie für meinen Geschmack den Spielfluss stört. Aber es gab auch Runden, die gerade hier Spaß daran hatte, an Siegpunkte bzw. zusätzliche Informationen heranzukommen.
Das Handybild am Ende des Spiels kann man machen, muss man aber auch nicht. Es ist ein netter Gimmick. Jedoch haben wir dieses nach der zweiten, dritten Partie weggelassen und unserem Auge vertraut.
Die Auswertung empfand ich noch einmal besonders. Parallel ausgeführt, hatte es was von der Wertungsrunde des Grand Prix de Eurovision. Je nach Umschlag zog mal der ein oder andere Spieler nach vorn, so dass es bis zum letzten Umschlag ein Kopf an Kopf-Rennen gab.
10jährige Spieler können das Spiel schon ganz gut meistern.
In Summe empfinde ich das Spiel in seiner Gänze eine innovative Bereicherung der Spieleszene. Die an der ein oder anderen Stelle gezogene Parallele zu Uluru kann ich nur sehr begrenzt nachvollziehen.
Zusammenfassung
Der perfekte Moment ist ein sehr gelungenes Familienspiel. Schnell zu erlernen und auch zu spielen. Die 45 Minuten empfand ich als obere Bandbreite und die Zeit je Partie verflog wie im Flug bis zum großen Auswertungsfinale.
Die etwas teuren Acrylmarker seien empfohlen.
- Schnell zu lernen.
- Tolles Material, was richtig Lust macht, damit zu spielen.
- Angenehmer schneller Spielfluß.
- Großartiges Finale durch die Auswertung.
- Das Handybild ist ein netter Gimmick. Man braucht ihn nicht unbedingt.
- Die Auktionsvariante ist eher für fortgeschrittene Spieler und kam bei den Familienspielern weniger gut an.
Aus meiner Spielerperspektive: Klassisches Familienspiel bei dem Memo-Variante und etwas Glück im Vordergrund stehen. In Summe sehr rund und kurzweilig zu spielen, so dass ich als Fan von komplexen Spielen durchaus angetan bin und die ein oder andere Partie gerne mitspiele.