Es gibt auch immer wieder neue Unternehmen, die Brettspieltische anbieten. Jetzt auch eins aus Deutschland. Heute stellen wir euch das Hammer Holzstübchen vor, dessen Inhaber mein Vater ist, mit dem ich zusammen meinen eigenen Brettspieltisch gebaut habe.
BRETTSPIELTISCH HERSTELLER
Tischlerei Spandau ■ Tischlerei Collin ■ Bordspeltafel ■ Bandpass Design ■ Atelier Quiquengrogne ■ GameTables ■ Kapplex ■ Wooden Crane
BRETTSPIELTISCH SELFMADE
TEIL 1 (IDEE|VORBEITUNG) ■ TEIL 2 (RAHMEN|BEINE) ■ TEIL 3 (DAS FINALE)
Das Hammer Holzstübchen – https://hammer-holzstuebchen.de/ – hat seinen Sitz in Hamm in Nordrhein-Westfalen. Das Unternehmen wurde erst dieses Jahr gegründet. Der Inhaber selbst hat aber schon viele Jahre Erfahrung beim Bau von Möbeln jeglicher Art.
Auch auf der diesjährigen SPIEL in Essen möchte das junge Unternehmen seine Möbel vorstellen und hat dazu ein Eröffungsangebot vorbereitet. Das besondere am Hammer Holzstübchen ist die Individualität. Es gibt hier kein Standardprodukt, sondern alle Möbel werden nach Kundenwunsch angefertigt. Dadurch sind auch ganz andere Produkte möglich, wie Regale, Stühle, etc.
Das Interview
Brettspielbox: Du hast kürzlich das Unternehmen Hammer Holzstübchen gegründet. Wie kam es dazu und warum hast du gleich angefangen Brettspieltische anzubieten?
Uwe: Nun, ich wurde 2019 pensioniert und baue seit 1986 Möbel aus Vollholz in meiner Werkstatt. Ich finde, Holz ist ein toller Werkstoff und ich mag den Prozess etwas entstehen zu sehen. Ein Bildhauer sagte einmal, meine Skulpturen sind schon immer im Holz enthalten und man muss nur das überflüssige Material entfernen, um diese zu finden (Anmerkung: Michelangelo: Das Überflüssige weglassen). Das ist ein tolles Zitat und meines Erachtens beschreibt es den Prozess des handwerklichen Wirkens auf eine bemerkenswerte Weise.
Schon als Jugendlicher habe ich gerne handwerkliche Arbeiten erledigt und während meines Berufslebens als Soldat habe ich viele Kameraden gehabt, welche Hobbies wie Schreinern oder Schmieden hatten und dabei wunderschöne Projekte ausführten.
Irgendwann in 1986 fasste ich den Entschluss, dass ich unsere Möbel selbst bauen möchte und unterbreitete diesen Plan meiner Frau. Ich glaube, jeder kann sich vorstellen, dass meine Frau eher skeptisch auf meine Idee reagiert hat und nicht den gleichen Enthusiasmus wie ich an den Tag legte. Dennoch richteten wir eine kleine Werkstatt ein, was unseren Haushaltsetat doch erheblich belastete. Nach einigen Recherchen hatte ich dann meine Werkstatt komplett und konnte die Arbeit beginnen. Ich glaubte, eine Stollenwand im Wohnzimmer wäre ein super Projekt, aber meine Frau legte ein Veto ein und erklärte mir, dass sie im Wohnzimmer „schöne“ Möbel haben wolle und bot mir das Kinderzimmer als Testgebiet an. So begann es und seit dieser Zeit baue und renoviere ich Möbel, so dass in der Zwischenzeit unser gesamtes Mobiliar durch meine Werkstatt gelaufen ist. Und ja, auch das Wohnzimmer ist seit langem nicht mehr tabu.
Da es während meiner aktiven Dienstzeit nicht sehr viel Freizeit gab, hat sich meine Arbeit vor allem auf unseren Haushalt und die engere Familie konzentriert. Mit der neu gewonnenen Freiheit ab 2019 habe ich mich entschlossen, neue Horizonte zu erkunden und nach neuen Herausforderungen zu suchen, denn die Schreinerei ist ein fester Teil meines Lebens geworden. So haben wir das Hammer Holzstübchen gegründet.
In der Familie haben wir Brettspielenthusiasten und vor zwei Jahren habe ich den ersten Brettspieltisch für/mit meinen Sohn gebaut (die Entstehungsgeschichte haben wir oben in drei Kapiteln dokumentiert). Wir diskutierten lange über Optionen und Ausstattungsmerkmale und deren Verwirklichung. Als Resultat entstand ein Unikat, welches den Bedürfnissen der Nutzer zu 100% genügte. Das positive Feedback während der Nutzung in Zusammenhang mit der, in der Brettspielszene langen Wartezeit auf einen handgefertigten Tisch, hat mich dazu bewogen anderen Brettspielern die Möglichkeit zu geben, ihren Traumtisch anfertigen zu lassen.
Brettspielbox: Was war die größte Herausforderung jetzt Brettspieltische zu verkaufen?
Uwe: Das ist eine komplexe Frage, welche viele Beantwortungen erlaubt, ich möchte mich daher auf das Gestalterische beschränken. Holz ist ein lebendiger Werkstoff und nicht uniform wie Metall oder Kunststoff. Farben, Maserung und Struktur sind variabel und verleihen jedem Möbelstück einen einzigartigen Charakter. Für mich ist es deshalb herausfordernd, die Wünsche des Nutzers eines Möbelstücks mit den Eigenschaften des Holzes in Einklang zu bringen, damit eine funktionale Einheit mit individuellem Charakter entsteht.
Insofern sehe ich die Kooperation mit dem Besteller während der Bauphase eines Möbelstücks als einen wichtigen Informationskanal, welcher schlussendlich einen Erfolg der Arbeit ermöglicht.
Brettspielbox: Was hat es denn mit dem Namen „Hammer Holzstübchen“ auf sich?
Uwe: Hammer kommt von unserem Wohnort, der Stadt Hamm. Natürlich kann man auch den Hammer als Werkzeug und den umgangssprachlichen Gebrauch des Wortes Hammer im Sinne von „besonders“ darin wieder erkennen. Meine Werkstatt ist in einem Holzhaus untergebracht und wird in Anlehnung auf die Größe des Unternehmens im Diminutiv verwendet. Daher das Hammer Holzstübchen.
Brettspielbox: Warum glaubst Du, brauchen wir mehr Brettspieltische?
Uwe: Im Lichte der Nutzung der Bevölkerung von digitale Angeboten (und der sozialen Vereinsamung), ist gleichzeitig ein stärkeres Bedürfnis nach Nähe zu anderen Menschen entstanden. Dabei ist das Medium des Brettspiels eines von vielen Mittel dieser Problematik zu begegnen. Wenn die Verfügbarkeit von Spieltischen das Spielen noch angenehmer macht und diesen Trend bestärken kann, ist es doch nur sinnvoll diesen zu unterstützen.
Wenn es eine Akzeptanz bzgl. Wartezeiten von mehreren Monaten gibt, um einen Tisch zu bekommen, hat eine gewisse Anzahl von Personen daran offensichtlich Interesse einen solchen Spieletisch für sich zu nutzen.
Brettspielbox: Hast Du Angst, dass die Nachfrage mal nachlässt, wenn alle einen Brettspieltisch haben?
Uwe: Nein, ich habe keine Angst, denn es besteht bei mir keine wirtschaftliche Abhängigkeit von diesem Produkt. Aber ich glaube nicht, dass in den nächsten Jahren der Markt für Brettspieltische einbricht.
Brettspielbox: Was ist das Besondere an Eurem Konzept?
Uwe: Mein Konzept basiert auf der engen Kooperation mit meinem Auftraggeber, um die Gestaltung und Verwirklichung in enger Zusammenarbeit zu organisieren. Ich sehe meine Klientel als sehr engagierte Menschen, welche klare Vorstellungen von Ihren Wünschen haben und diese mit meiner Hilfe in die Realität umsetzen wollen. Dabei biete ich an, die Tische individuell zu gestalten und auszustatten. Ich plane nicht, auf vorhandene Baupläne zurückzugreifen und werde deshalb versuchen, den individuellen Charakter des gewünschten Tisches zu unterstreichen. Dies bedingt jedoch auch, dass ich auf die Mithilfe der Käufer setze, wenn es um Detailfragen während der Produktion geht.
Brettspielbox: Was für ein Holz nehmt ihr für eure Tische und warum gerade das?
Uwe: Wie oben erwähnt, nutze ich das Holz, welches vom Käufer gewünscht wird. Dabei prüfe ich die Verfügbarkeit von nachhaltigen Hölzern und würde Alternativen anbieten, sollten gewisse Sorten nicht umweltfreundlich gewonnen werden.
Grundsätzlich verarbeite ich Hartholz, da dies eine lange Nutzungsdauer des Möbelstücks gewährt. Mein Lieblingsmaterial ist Eiche, da dieses Holz oft in Europa gewonnen wird, eine wunderschöne Maserung und Struktur hat und schon lange als Möbelholz etabliert ist. Eiche kann man in verschiedenen Tönen beizen und es gibt verschiedene Varianten, welche von sich aus verschiedene Farben und Maserungen aufweisen.
Brettspielbox: Welche Funktionen sind Dir persönlich besonders wichtig bei einem Brettspieltisch?
Uwe: Ein Tisch muss das Spiel unterstützen und die Erfahrung während des Spiels so positiv wie möglich gestalten. Aufgrund der breiten Palette von Spielarten und deren Variationen ist es wichtig, einen Tisch zu haben, welcher möglichst flexibel eingesetzt werden kann, beispielsweise gute Ablagemöglichkeiten bietet und eine gute Ausleuchtung des Spielfelds ermöglicht. Mir persönlich wichtig ist jedoch eine Abdeckplatte, welche es ermöglicht, das Spiel zu unterbrechen, um zum Beispiel etwas zu essen, und danach das Brettspiel weiterzuführen, ohne den Aufbau des Spieles zu verändern.
Brettspielbox: Bietet ihr auch andere Brettspielmöbel (z.B. eine Bank oder ein Regal) an?
Uwe: Ja, das ist möglich. Sollte ein Kunde Interesse an maßgefertigten Regalen oder Sitzmöglichkeiten haben, ist es durchaus machbar. Dabei würde ich mich jedoch auf die Herstellung von Holzmöbeln beschränken und keine Polstermöbel anbieten, da dies nicht in meine Fachkompetenz fällt. Es gäbe zudem auch noch die Möglichkeit der Herstellung von Schalen zur Ablage von Kleinteilen oder die Anfertigung von Würfeltürmen aus Holz. Wie eingangs erwähnt, ist es bei diesen Sonderposten sehr wichtig die Interessen der Kunden zu kennen, um diesen Wünschen entgegenzukommen.
Brettspielbox: Ihr seid ja noch ganz neu auf dem Markt. Habt ihr ein Eröffnungsangebot?
Uwe: Da habe ich mit etwas Besonderes überlegt. Für die SPIEL 2023 im Herbst plane ein Ausstellungsstück, um mit Interessenten in Kontakt zu kommen.
Wenn sich in den nächsten Wochen ein Interessent für den Bau eines Tisches findet, würde ich dessen Spezifikationen als Grundlage für diesen Tisch nehmen und den Tisch nach der Ausstellung auf der Messe in Essen nahe am Selbstkostenpreis an diese Person abgeben. Den Preis wird selbstverständlich im Vorfeld berechnet und mit dem Käufer vereinbart.
Brettspielbox: Was ist eigentlich dein Lieblingsspiel?
Uwe: Das ist Uckers, eine Variante von „Mensch Ärgere Dich Nicht“ in dem man mit 2 Würfeln spielt und durch die Nutzung eines BLOBs (2 Spielsteine eines Spielers übereinander) andere Spieler daran hindern kann, an diesem Blob vorbeizuziehen. Es ist ein einfach zu lernendes Spiel, welches jedoch strategische Varianten bietet, die das Spielgeschehen interessanter gestalten.
Brettspielbox: Wie kann man mit dir in Kontakt kommen?
Am besten via Homepage. Dort sind alle Infos und Kontaktdaten hinterlegt.
Brettspielbox: Wo siehst du euch in 5 Jahren, wenn alles so läuft, wie du es dir vorstellst?
Uwe: In fünf Jahren würde ich gerne eine bekannte Adresse sein, wenn es um die Anfertigung eines Qualitätsprodukts geht.
Brettspielbox: Vielen Dank für deine Zeit Uwe und alles Gute weiterhin!
Uwe: Gerne, ich freue mich ein Teil der Brettspielgemeinschaft zu werden und hoffe, dass meine Produkte den Geschmack der Spieler treffen und möglicherweise auch mal etwas Neues dabei entsteht.