Der mazedonische Brettspielverlag Final Frontier Games hat angekündigt, seine Geschäftstätigkeit mit sofortiger Wirkung einzustellen. Drei noch ausstehende, per Crowdfunding finanzierte Projekte im Gesamtwert von rund 1,4 Millionen US-Dollar können nicht mehr ausgeliefert werden. Dies betrifft:
- Merchants Cove: Master Craft (Kickstarter)
- The Sixth Realm (Kickstarter)
- Coloma: New Prospects (Gamefound)
Die Gründe für die Einstellung sind laut Verlag anhaltende Liquiditätsprobleme, die sich über mehrere Jahre aufgebaut haben, sowie eine ausbleibende Zahlung durch CMON für einen Lokalisierungsauftrag, die nach Angaben von Final Frontier die wirtschaftliche Situation endgültig untragbar machte.
Hintergrund: Wirtschaftliche Schwierigkeiten seit der Pandemie
Final Frontier Games war seit 2016 als Verlag aktiv und konnte über die Jahre mehr als 2,1 Millionen US-Dollar über insgesamt sechs Crowdfunding-Kampagnen einnehmen. Das erste große Projekt, Merchants Cove (ursprünglich 2020), wurde während der COVID-19-Pandemie realisiert – und entwickelte sich laut Final Frontier zu einem finanziellen Wendepunkt.
Wie das Unternehmen erklärt, hatten sich die ursprünglich kalkulierten Versandkosten durch gestiegene Frachtraten (von 27.000 US-Dollar auf 220.000 US-Dollar), Containerkosten und letzte Meile-Lieferungen auf etwa 350.000 US-Dollar erhöht. Zusätzlich wurden Distributionsverträge pandemiebedingt gekündigt. Diese ungeplanten Mehrkosten überstiegen alle damaligen Gewinne und führten dazu, dass für die Auslieferung des Spiels auf Mittel aus anderen Projekten zurückgegriffen wurde.
Trotz dieser angespannten Lage konnte Final Frontier in den folgenden Jahren weitere Spiele produzieren und ausliefern, blieb jedoch laut eigener Aussage durchgehend auf einem sehr engen Cashflow-Niveau. Rücklagen konnten nicht aufgebaut werden, und die Abhängigkeit von funktionierenden Partnerschaften und rechtzeitigen Zahlungen stieg kontinuierlich.
Das Projekt „Merchants Cove: Master Craft“
Das bislang erfolgreichste Projekt des Verlags, Merchants Cove: Master Craft, wurde im Februar 2023 auf Kickstarter finanziert und erzielte über 700.000 US-Dollar von mehr als 8.000 Unterstützenden. Die Produktion wurde nach Aussagen von Final Frontier Games durch mehrere Faktoren verzögert:
- Die Entwicklung der umfangreichen „Big Box“-Erweiterung nahm länger als geplant in Anspruch und führte zu erhöhten Produktions- und Transportkosten.
- Lokalisierungspartner wie Pegasus Spiele und TCG Factory zogen sich während der Entwicklungszeit aufgrund der Projektverzögerungen zurück.
- Final Frontier entschloss sich daraufhin, die deutsche und spanische Lokalisierung selbst zu übernehmen – inklusive Übersetzung, Layout und Druck, was zusätzliche Kosten verursachte.
Entgültiger Faktor: Zahlungsausfall durch CMON
In einem öffentlich gemachten Update erklärt Final Frontier Games, dass ein geplanter Lokalisierungsauftrag durch CMON den wirtschaftlichen Zusammenbruch ausgelöst habe. CMON hatte demnach eine größere Bestellung für eine chinesische Version von Merchants Cove aufgegeben. Üblich sei bei solchen Verträgen eine Teilzahlung (50 %) vor Produktionsbeginn, der Rest bei Fertigstellung. CMON habe jedoch eine Abweichung dieser Praxis erbeten: Zahlung in voller Höhe bei Abholung der Ware.
Final Frontier stimmte zu, bezeichnete CMON als potenziell langfristigen strategischen Partner. Die Zahlung blieb jedoch aus. Auch auf wiederholte Kontaktversuche – laut Final Frontier bis hin zur Geschäftsleitung von CMON – habe man keine Reaktion erhalten. Die fertigen Spiele befinden sich derzeit im Lager von Quartermaster Logistics (QML) und können ohne Finanzierung nicht ausgeliefert werden. Das Unternehmen geht davon aus, dass mit der Lagerung zusätzliche Kosten entstehen werden.
Ausblick und aktuelle Lage
Final Frontier Games gibt an, keine weiteren Mittel mehr annehmen zu können, da ein Insolvenzverfahren nicht auszuschließen sei und keine Sicherheit für Unterstützende gewährleistet werden könne. Auch ausstehende Bankkredite sowie offene Rechnungen der Logistikpartner belasten die Liquidität. Das Team kündigte an, nach potenziellen Käufern oder Investoren für die bestehenden Spielrechte zu suchen, um ggf. doch noch eine Auslieferung zu ermöglichen – allerdings ohne Garantie und mit ungewissem Zeithorizont.
Reaktionen und offene Fragen
Ein offizielles Statement von CMON liegt zum Zeitpunkt dieses Berichts nicht vor. Laut BoardGameWire kämpft das Unternehmen selbst mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten, darunter ausstehende Investitionen und eine verzögerte Veröffentlichung von Finanzberichten. Die Aktien von CMON sind aktuell vom Handel an der Börse in Hongkong ausgesetzt.
Auch innerhalb der Brettspiel-Community wurden Reaktionen laut. Ein ehemaliger Entwickler von Merchants Cove, der sich auf Reddit als Drake Villareal identifizierte, bestätigte, dass die Spiele versandbereit seien, jedoch kein Unternehmen mehr existiere, das den Versand finanzieren oder abwickeln könne. Er betonte, dass das Team von Final Frontier Games alles versucht habe und nun selbst ohne Jobs und Perspektive dastehe.
Fazit
Der Fall Final Frontier Games zeigt exemplarisch, wie fragile Geschäftsmodelle in der Brettspielbranche sein können – insbesondere wenn unvorhergesehene Ereignisse wie eine Pandemie, fehlende Rücklagen und strategisch riskante Entscheidungen zusammenkommen. Auch wenn der Zahlungsausfall durch CMON als unmittelbarer Auslöser genannt wird, ist der Niedergang das Ergebnis einer über Jahre schwelenden finanziellen Schieflage.
Ob und wie Unterstützende der betroffenen Projekte ihre Spiele erhalten, ist derzeit offen.
Quellen:
- Final Frontier (via Kickstarter)
- Boardgamewire
- Boardgamegeek