Donnerstag, Februar 20, 2025
StartJahr2024REVIEW | Rezension Brettspiel Waffelzeit

REVIEW | Rezension Brettspiel Waffelzeit

Brettspielbox Brettspiele

Manche Spielethemen sind einfach „lecker“. Mit Waffelzeit kommt nun ein Thema daher, das einem das Wasser im Munde zusammenlaufen lässt. Und auch das Cover des Brettspiels trägt dazu bei: Hier möchte man doch direkt mal naschen. 

Auf den zweiten Blick – wenn man sich anschaut, wie der Sirup über die Sahne läuft und sich dann auch noch vorstellt, wie ein Stückchen Butter ebenfalls auf der Waffel zerfließt – wird einem ein bisschen übel. Das ist doch alles ein bisschen viel, auch wenn hier auch eine Menge Vitamine in Form von Früchten im Spiel sind. Wie Waffelzeitschmeckt oder ob es doch schwer im Magen liegt, schauen wir uns jetzt mal gemeinsam an. 

Carina


In Waffelzeit erhält jeder Mitspielende ein Tableau in Waffelform und platziert dort gemäß der individuellen Startaufstellung Sahneplättchen und Früchte auf den vorgegebenen Feldern seiner Waffel.

In die Tischmitte wird die Auswahltafel platziert, an die das Reihenfolge-Plättchen angelegt wird. Die neun Auswahlplättchen werden auf der Tafel angeordnet. 

Zusätzlich werden drei allgemeine Zielkarten – versehen mit einem Butterplättchen – sowie von jeder Früchteart eine Musterkarte offen ausgelegt. Die Früchtemarker werden bereitgelegt.

Außerdem erhält jeder eine Karte mit Sirupkanne sowie 6 Sirupmarker. 

Wer an der Reihe ist, platziert seinen Marker an eine Reihe bzw. Spalte der Auswahltafel und darf die ersten beiden der in dieser Reihe abgebildeten Früchte nehmen. Hin und wieder sind auch Sahne oder Sirup verfügbar. Die beiden Ressourcen werden dann in Form von Plättchen beliebig auf der Waffel platziert. Früchte dürfen direkt auf der Waffel oder auf Sahne platziert werden. 

Anschließend überprüft der Spielende, ob mit dem Waffelbelag ein Muster auf den ausliegenden Karten erfüllt wurde. Ist dies der Fall, darf auf die auf der Musterkarte gekennzeichneten Früchte ein Sirupmarker aus der Sirupkanne platziert werden. 

Wurde eine Zielkarte erfüllt, darf der Spielende ein Butterplättchen auf seine Waffel platzieren. Dies kann immer nur der erste erhalten, der das Ziel erfüllt. Die Ziele können aber alle erfüllen.

Haben alle ihre Marker eingesetzt, folgt die Aufräumphase, in der je nach Position der eingesetzten Marker rund um das Tableau die neue Zugreihenfolge festgelegt wird. Ebenso wird neuer Sirup verteilt, der Reihenfolgemarker weitergesetzt und die Teile der Auswahlplättchen auf die Rückseite gedreht. 

Nun folgt die nächste Runde. Nach acht Runden endet das Spiel.

Alle erhalten dann Punkte für Früchte mit Siruptropfen, Punkte für Butterplättchen, Punkte für leere Sirupkännchen und für erfüllte Ziele. Wer die meisten Punkte erzielen konnte, gewinnt Waffelzeit.

Brettspiel Regeln

Spielregeln (ext. Link zu Pegasus)


Waffelzeit kommt mit einem optisch und kulinarisch ansprechenden Thema daher. Das Spielmaterial mit den schönen Früchtetoken, den Sahnetupfern und den Siruptröpfchen tut sein Übriges dazu, um das Thema in Szene zu setzen. Am Anfang sieht das auch alles noch ganz lecker aus, aber am Ende der Partie wird einem schon fast ein bisschen übel, wenn man auf seiner Waffel die Sahnekleckse neben den Butterstückchen in den Sirup verlaufen sieht. Unweigerlich stellt sich dann die Frage, wie viele Millionen Kalorien da wohl vor uns liegen…

Aber die Anhäufung des Spielmaterials aufeinander ist ja im Sinne der Zielvorgaben: Je dicker belegt die Waffel, umso mehr Punkte regnet es bei der Schlusswertung. Auf dem Weg dahin, haben wir aber einige Denkaufgaben zu bewältigen, die nicht so einfach und manchmal auch ein wenig sperrig sind. 

Erdbeere, Kirsche oder lieber Brombeere?

Das beginnt bei Auswahltableau: Hier die richtige Reihe oder Spalte zu finden mit den beiden Symbolen – in den meisten Fällen Früchten –, die in der Anordnung auf meinem Spielfeld Sinn ergeben, ist zu Beginn des Spiels noch relativ einfach. Gegen Ende des Spiels wird man schon sehr wählerisch und muss aufpassen. Das liegt daran, dass der Platz auf der Waffel enger wird. Die Muster auf den Musterkarten zu erfüllen und den Sirup auf diese Weise auf die Früchte zu platzieren, hat oberste Priorität, da wir nur so Punkte erhalten. Und da wir die ausgewählten Früchte nur nebeneinander auf unserer Waffel einsetzen dürfen, müssen wir bereits bei der Auswahl der Früchte die spätere Platzierung auf der Waffel vor Augen haben. Je enger es auf der Waffel wird und je später wir bei der Auswahl an die Reihe kommen, desto vertrackter ist diese Aufgabe. 

Aber das macht daneben doch gar keinen Sinn!

Und hier habe ich sowohl bei mir selber als auch bei meinen Mitspielerinnen und Mitspielern Momente erlebt, wo es gedanklich stockt und knirscht. Hier wurden gerade eben noch mit Überzeugung eine Reihe ausgewählt und die entsprechenden Token aus dem Vorrat genommen – beim Einpuzzeln der Teile auf der Waffel und dem Kontrollblick hin zu den Musterkarten wird dann doch klar, dass die Entscheidung die falsche war. „Häh? Ach ne, wenn ich die nebeneinander anlegen muss, dann passt das ja hier gar nicht. Sorry, das muss ich nochmal rückgängig machen, da hab ich mich vertan“. Solche Sätze hört man häufig bei Waffelzeit. Die Vorgabe der Platzierung stellt oft ein verkomplizierendes, sperriges Element dar. Hätte man darauf nicht verzichten können? Wäre Waffelzeit dann zu einfach gewesen, wenn man eine freie Platzierung der Früchtetoken erlaubt hätte?

Die bessere Lösung ist es dann, man nimmt – sofern verfügbar – Frucht und Sahne: Zum einen hat man dann eine größere Freiheit in der Platzierung, da man nicht darauf achten muss, dass die Platzierung von zwei Früchten nebeneinander sinnvoll ist, sondern man packt beides aufeinander. Zum anderen bekommt man dann später mehr Punkte dafür, wenn man noch Sirup obendrauf bekommt.

Immer flüssig bleiben!

Und meistens geht einem bei all diesen Überlegungen noch der Sirup aus. Sirup erhalte ich im Wesentlichen dadurch, dass ich später in der Zugreihenfolge dran bin und als Entschädigung Siruptropfen in meine Kanne erhalte. Das ist nicht jedem direkt klar. Über das Auswahlfeld Sirup bekommen zu wollen, ist geradezu unmöglich. Geht einem der klebrige Punktebringer also aus, muss man sich bewusst nach hinten fallen lassen, um wieder (Sirup-)flüssig zu werden und neue Musteraufgaben erfüllen zu können. Aber wenn dann auf den Auswahlfeldern die Auslage nicht passt und man dann doch wieder weit vorne etwas nehmen muss, ist es schwierig, auf eine hintere Position und wieder an neuen Sirup zu kommen. 

Dieses Dilemma und der Sirup-Haushalt sind eine knackige Aufgabe für lediglich acht Spielzüge. Am Anfang habe ich immer Sirup im Überfluss, im Mittelteil immer irgendwie zu wenig und am Ende soll man gar keinen mehr haben, um noch Punkte dafür zu erhalten.

Und wie funktionieren die Heidelbeer-Musterkarten?

Waffelzeit ist vom Regelwerk grundsätzlich gut vermittelbar, die Spielregeln sind weitestgehend klar. Beispiele gibt es zu vermeintlich einfachen Sachverhalten, aber leider nicht zu komplizierteren Dingen. Ganz entscheidend wird das bei den Musterkarten: Ich bin mir bis heute und nach einigen Partien immer noch nicht sicher, ob mein Verständnis von der Funktionalität der Heidelbeerkarten das richtige ist. Hier wären Beispiele dringend notwendig gewesen. Grundsätzlich würde ich dem Spiel bescheinigen, dass es vom Anspruch her absolut familientauglich ist, aber die genannten Punkte sind leider nicht so richtig eingängig gelungen.

Varianz und Hilfestellung

Sehr gut gelungen sind dagegen die Optik des Spielmaterials und auch die Hilfestellungen, die sich auf dem Spielmaterial befinden und durch das Spiel leiten: Die Sirupsymbole auf der Reihenfolgetafel, die Gabel, die daran erinnert, die Plättchen in der Auswahl umzudrehen, die Uhr am Rande der Auswahltafel, die das Spielende anzeigt, die Karte mit den Endwertungsaspekten.

Auch die Variabilität, die sich durch das Auswahlfeld, die unterschiedlichen Muster- und Zielkarten ergibt, sind positiv zu erwähnen und dienen dazu, dass keine Partie der anderen gleicht. Dennoch verliere ich bei Waffelzeit schnell den Reiz, weil sich das Nachdenken darüber, wie die Früchte zu platzieren sind, immer ein bisschen ungelenk und sperrig anfühlt.

  • Schönes Spielmaterial und hübsche Optik
  •  „Leckeres“ unverbrauchtes Thema
  • Hohe Variabilität durch das Spielmaterial 
  • Beispiele zu einigen Musterkarten fehlen
  • Anlegebedingungen machen das Puzzeln manchmal komplizierter, als es sein müsste
  • „Sirupmanagement“ ist nicht intuitiv und muss erst gelernt werden

Waffelzeit ist ein Spiel, das optisch einiges hermacht und durch das leckere Thema bestens als Familienspiel geeignet ist – so auch der Schachtelaufdruck. Das Spielmaterial tut sein Übriges, um die Zielgruppe abzuholen und gut durch das Spielgeschehen zu leiten. Allerdings fehlen an manchen Stellen Erläuterungen in der Spielregel, die das leichte Verständnis abrunden würden. 

Auch der Puzzlemechanismus in Waffelzeit ist nicht ohne – augenscheinlich ist es simpel, leckeren Belag auszuwählen und auf seiner Waffel zu platzieren, allerdings stellt man schnell fest, dass es doch nicht immer so einfach ist und man nochmal genauer über die nächste Aktion nachdenken muss. Das kann sich ein bisschen sperrig anfühlen und braucht ein wenig Übung. Fortgeschrittene Spielerinnen und Spieler werden damit keine Probleme haben, aber irgendwann die Herausforderung vermissen.

AUTOR: Maxime Demeyere
ARTIST: eggbuttertoast
VERLAG:
Pegasus Spiele
ERSCHEINUNGSJAHR: 2024

2-4 Spielende

8 Jahre

20-40 Min.

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