Home Jahr 2022 REVIEW | Rezension Brettspiel My City Roll n Write

REVIEW | Rezension Brettspiel My City Roll n Write

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Das 2020 erschienene Kampagnen-Brettspiel My City hat nun – wie es bei erfolgreichen Marken mittlerweile so üblich ist – einen Roll & Write-Ableger erhalten. Erfolgreich war My City, keine Frage. Es war 2020 neben Pictures und Nova Luna zum Spiel des Jahres nominiert. Aber da es als Kampagnenspiel konzipiert war, hat es das Spiel bei den meisten nach dem Durchspielen der Kampagne kaum mehr auf den Tisch geschafft. Und jetzt also das Roll & Write? Wie ist es hier mit dem Wiederspielreiz?

Carina Brachter



AUTOR: Reiner Knizia ■ GRAFIKER: Michael Menzel
VERLAG: Kosmos ■ ERSCHEINUNGSJAHR: 2022

spieler

1-6 Spieler:innen

alter

ab 10 Jahren

zeit

ca. 20 Minuten

Spielregeln (ext. Link zu Kosmos)


SPIELGEFÜHL und FAZIT

Das My City Roll & Write greift den Grundgedanken des Brettspiels auf und liefert uns eine Kampagne, die über 12 mögliche Runden verläuft. Die gesamte Kampagne ist aufgeteilt in vier Kapitel á 3 Einzelspielen. Man kann nun sehr modular Einzelspiele, bestimmte Kapitel oder eine gesamte Kampagne auswählen und durchspielen. Der Schreibblock bietet 192 beidseitig bedruckte Spielblätter und damit jede Menge Material für zahlreiche Kampagnen. Leider sind im Spiel keine (Blei-)Stifte enthalten.

Neben dem Block finden sich drei Würfel in der Spielschachtel. Einer der Würfel zeigt immer eine der drei Gebäudearten an, die auf dem Spielblatt eingetragen werden muss, die anderen beiden zeigen Teile von Gebäudeformen. Diese beiden Würfel müssen immer an einem bestimmten Punkt zusammengelegt werden, um die finale Gebäudeform zu bilden. Diese kann dann gedreht oder gespiegelt verwendet werden, um sie für das Einzeichnen zu verwenden. 

Jede:r erhält ein Blatt vom Spielblock, gewürfelt wird dann abwechselnd. Nachdem durch die drei Würfel Gebäudeart und -form bestimmt wurden, muss das Gebäude auf dem Landschaftsraster des Spielplans eingezeichnet werden. Je nach Spiel und Fortschritt in der Kampagne gibt es dabei zu beachtende Bedingungen. Im ersten Spiel ist das alles noch recht einfach: Hier gilt es, Steine zu überbauen, leere Felder zu vermeiden und möglichst wenig Bäume fällen zu müssen. Nach und nach entsteht dann eine individuelle Stadt – „My City“ halt.

My City Roll N Write

Mit jedem Spiel in der fortschreitenden Kampagne kommen dann weitere Bedingungen hinzu: Gebäudearten sollen gruppiert und Brunnen umbaut werden. Kirchen müssen errichtet, Wälder gerodet, Goldfelder als erstes erreicht werden. Am Ende gilt es, auch noch Banditen zu jagen und zu umzingeln, sonst nimmt man sie mit ins nächste Spiel. DAs will man vermeiden, denn sie stehen ständig irgendwo im Weg und bringen Abzüge.

Der Schwierigkeitsgrad steigt mit jedem neuen Level. Gewinnen kann man jedes einzelne Spiel, aber interessant ist natürlich auch, wer dann das jeweilige Kapitel siegreich beendet oder die gesamte Kampagne für sich entscheiden kann.

Erstaunlich ist, dass dieser vielfältige Block mit den drei Würfeln dabei genauso viel Spieltiefe entfalten kann, wie der große Brettspiel-Bruder. Das hätte ich nicht gedacht und hat mich sehr positiv überrascht. Das Prinzip von My City ist perfekt auf ein Roll & Write runtergebrochen worden und liefert wieder schöne Herausforderungen bei stetig leicht ansteigendem Anspruch. Das ist für jeden leicht nachvollziehbar. Und man wächst stetig mit seinen Aufgaben. Die Regeln sind gut verständlich und für den besseren Überblick ist auf den Spielblatt alles nochmal sehr übersichtlich zusammengefasst. Auch die Abrechnung erfolgt direkt hier auf dem Spielplan.

Die immer wieder neue Herausforderung hatte ich nach dem Durchspielen der Kampagne des Grundspiels vermisst und das Spiel daher auch nicht mehr auf den Tisch gebracht. Den Reiz der Kampagne kann man nun immer wieder neu erleben. Wie lange das trägt, kann ich noch nicht sagen. Im Moment spielen wir es sehr gerne, da man jederzeit unterbrechen und auch gut den Faden wieder aufnehmen kann. Vielleicht überspringt man nach und nach das erste Kapitel, weil es doch recht einfach ist.

Ein wesentlicher Punkt, was das My City Roll & Write anders macht, ist natürlich der Glücksfaktor, der sich durch die Würfel ergibt: Das Planbare an der Gestaltung der eigenen Stadt ist ein wenig verloren gegangen und wird von manchem vermisst. Im Brettspiel wusste man immer, welche Teile man noch verbauen muss. Die entsprechenden Karten, die die zu bauenden Teile anzeigten, wurden aber leider nie in der benötigten Reihenfolge aufgedeckt. Der fehlenden Planbarkeit wurde im Roll & Write aber eine sehr wichtige andere Möglichkeit gegenübergestellt: Die erwürfelten Formen dürfen beliebig gedreht oder gespiegelt werden. Endlich! Das, was mich im Brettspiel noch wahnsinnig machte, gehört nun endlich der Vergangenheit an und gibt mir die nötige Flexibilität, die es hier aber auch braucht, um nicht zu schnell an seine Grenzen zu gelangen. 

In der Roll & Write-Version habe ich bislang auch nicht das aus dem Brettspiel bekannte Gefühl, dass es so große Punktelücken gibt, die überwunden werden müssen. Hier gab es zwar einen Aufholmechanismus, der aber auch wieder zu einem Ungleichgewicht und teilweise auch ordentlich Frust geführt hat. Beim Roll & Write habe ich das bislang noch nicht erlebt. Hier kann man sich zwar auch mal ordentlich „verbauen“, aber klaffende Lücken in der Punktwertung kamen noch nicht vor. Und wenn doch mal etwas richtig schief läuft, kann man hier mal schnell neu beginnen. Mit einem beklebten Spielbrett war das nicht so einfach machbar.

Die Kampagne geht zwar „nur“ über 12 Spiele, was aber in dieser Version des Spiels völlig ausreicht. Damit ist man gut und gerne ein bis zwei Stunden beschäftigt und gut unterhalten – ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis für ein Roll & Write. Wer eine Kampagne am Stück durchgespielt hat, benötigt dann aber auch erstmal dringend eine Malpause für verkrampfte Finger… 

Abschließend lässt sich sagen: Das My City Roll & Write muss sich nicht hinter seinem großen Bruder verstecken – im Gegenteil: Es ist eine logische Fortführung des Kampagnenspiels, das in kleiner Schachtel viel Spielspaß bringt. Auch, wenn hier der Glücksfaktor ein wenig höher ist, spiele ich es wegen der größeren Flexibilität bei der Formenverwendung lieber als das Grundspiel. Allen, denen das Brettspiel gut gefallen hat, sei die Roll & Write-Version guten Gewissens empfohlen! Einziger Kritikpunkt sind die Plastikwürfel, die zwar ihre Funktion erfüllen, aber zu leicht sind und daher nicht gut in der Hand liegen. 


  • Gelungene Fortsetzung des Kampagnen-Gedankens des Brettspiels 
  • Höherer Glücksfaktor, aber auch höhere Flexibilität beim Einzeichnen der Formen
  • Viel Spielspaß mit sehr wenig Material 
  • Qualität der Plastik-Würfel könnte besser sein
  • Bleistifte wären schön gewesen 

Zweitmeinung – Christoph

My City Roll n Write ist eine perfekte Umsetzung des Brettspiels. Und um den großen Vorteil direkt vorweg zustellen, man kann die einzelnen Kapitel bzw. Spiele alle mehrfach zu spielen. Dieses war in dem Brettspiel nicht möglich, ohne ein neues Exemplar erwerben zu müssen.

Die einzelnen Spiele verursachen einen gewissen Suchtfaktor, sind sehr schnell erklärt und haben auch eine sehr intuitive Ikonographie.

Gefällt mir extrem gut.

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