Bei neuen Brettspielen von Phil Walker Harding schaue ich immer nochmal genauer hin. Er ist doch ein Garant für zugängliche Spiele auf Familienniveau, die immer mal wieder interessante Kniffe bieten oder mit schönem Spielmaterial auffallen.
Mit Monolyth und den interessant gearbeiteten Spielsteinen schlägt er wieder in diese Kerbe. Ob das Spiel überzeugt, lest Ihr im Folgenden.
Carina Brachter
SPIELBESCHREIBUNG
In Monolyth erbauen wir unseren eigenen Monolithen und versuchen, durch Prophezeiungs- Ebenen- und Entwurfplättchen die meisten Punkte zu erzielen.
Jeder erhält eine 4×4-Felder umfassende Spieltafel. In der Tischmitte liegt ein Spielplan, um den herum in 13 Mulden jeweils ein Spielstein angeordnet ist. Die Spielsteine sind die bekannten Tetrisformen als 3D-Ausführung in den Größen von zwei bis vier Würfeln in fünf unterschiedlichen Farben. Unsere Aufgabe besteht nun darin, auf unseren Spieltafeln einen Monolithen zu erreichten, der entweder 3×4 Würfeln (bei 3 oder 4 Mitspielenden) oder 4×4 Würfeln (bei 1-2 Spielenden) entspricht.
Sind wir an der Reihe, setzen wir den Kristall, der um das Spielfeld herumläuft, 1-4 Mulden weiter und nehmen den entsprechenden Spielstein aus der Mulde zu uns. Diesen müssen wir nun passend auf unserem Spieltableau einbauen. Der Stein darf keine Lücken entstehen lassen oder über das vorgegebene Raster herausragen. Dann wird ein Stein für die nun leere Mulde nachgezogen.
Wenn wir keinen Stein nehmen wollen, können wir ein Prophezeiungsplättchen vom Spielplan nehmen, mit dem wir darauf wetten, dass eine Seite unseres fertigen Monolithen bei Spielende eine bestimmte Anzahl an farbigen Steinen aufweisen wird. Das Plättchen wird an unserem Spieltableau befestigt und bleibt dort bis zur Schlussabrechnung.
Am Ende unseres Zuges erhalten wir ggf. ein Ebenenplättchen (mit einem Punktwert) vom Spielplan, sofern wir eine Ebene in unserem Monolithen abgeschlossen haben. Ebenso wird überprüft, ob wir die Entwurfkarte erfüllt haben, die als gemeinsame Aufgabe für alle auf dem Spielplan ausliegt. Sofern wir das geschafft haben, dürfen wir ein Entwurfplättchen (mit einem entsprechenden Punktwert) vom Spielplan an uns nehmen.
Das Spielende von Monolyth wird ausgelöst, sobald jemand seinen Monolithen in der vorgegebenen Größe (3×4 oder 4×4) fertiggestellt hat. Dann wird die Runde noch zu Ende gespielt und die Punkte zusammengerechnet, die sich durch Prophezeiungs-, Entwurfs- und Ebenenplättchen ergeben. Wer die meisten Punkte erzielt, gewinnt.
AUTOR: Phil Walker-Harding ■ ARTIST: Davide Tosello
VERLAG: CMON|Asmodee ■ ERSCHEINUNGSJAHR: 2022/3
1-4 Spieler
ab 8 Jahren
ca. 30 Minuten
Spielregeln (ext. Link zu Asmodee)
SPIELGEFÜHL
Na, wie steht es mit Eurem räumlichen Denkvermögen? Fällt es Euch leicht, räumlich zu planen und Tetristeile ineinander zu verweben, um daraus eine einheitliche Form entstehen zu lassen? Wenn Ihr eine entsprechende Begabung habt, dann dürfte Monolyth ein leichtes für Euch sein. Hapert es mit dem räumlichen Verständnis, birgt das Spiel für Euch eine schöne Herausforderung und ist eine gute Übung, mit der man diese Fähigkeiten trainieren kann. Wer solche Spiele aber gar nicht mag, wird auch hieran keine Freude finden.
Monolyth bietet sich daher als Familienspiel an, um gerade Kindern diese räumliche Denkweise spielerisch zu vermitteln. Denn: Hier muss entsprechend geplant werden, welches der ausliegenden Teile passt und vor allem: Wie sieht das Ganze dann am Ende aus?
Zugängliches Familienspiel
Monolyth ist ohnehin auf Familienniveau angesiedelt und hat eine sehr überschaubare, kurze Regel. Der Einstieg gelingt leicht, das Spiel ist auch schnell erklärt. Da dauert das Auslegen der Plättchen auf dem Spielplan und das Arrangieren der Spielsteine fast länger, als das Erklären der Regeln.
Bei der Zugänglichkeit hilft auch, dass die Möglichkeiten je Spielzug begrenzt sind: Entweder nehme ich einen Stein oder ein Plättchen – das erstmal als Grundsatzentscheidung, die aber meist schnell getroffen ist.
Stein auf Stein
Die meisten Spielenden werden erstmal damit anfangen, am Monolithen zu bauen. Damit es irgendwie für mich passt, habe ich die Auswahl aus den nächsten vier erreichbaren Steinen. Da sollte eigentlich immer etwas dabei sein, was ich gebrauchen kann und wenn das auch nicht der Fall ist, hat das Spiel auch noch die Option eingebaut, dass ich den Stein entfernen und einen Einer-Würfel nehmen kann, um handlungsfähig zu bleiben.
Diese Option ist besonders bei Spielende wichtig, da ich sonst meist nicht das erforderliche Raster einhalten kann. Das kann am Ende ggf. etwas fade werden, wenn mir nur noch wenige Möglichkeiten bleiben Steine einzubauen und ich dann immer wieder nur Steine wegwerfen und dafür Einer-Würfel einbauen kann.
Schöne Steine
Das Bauen des Monolithen macht Spaß. Die Spielsteine sind zwar aus Plastik, dennoch liegen sie gut in der Hand und sind durch ihre Muster ansprechend gestaltet. Besonders gut gefällt mir, dass die Ränder nicht glatt oder scharfkantig sind, sondern durch die Scharten, die dort eingearbeitet sind, ein wenig der Eindruck erweckt wird, wir würden hier archäologisch interessante Fundstücke in der Hand halten.
Die Steine sind dennoch ein wenig rutschig in der Handhabung und Grobmotoriker werden beim Bauen vor Herausforderungen gestellt. Da man sein Spieltableau des Öfteren dreht, um die Steine auf den Außenwänden zu zählen, sollte man hier vorsichtig zu Werke gehen, damit nichts in Rutschen gerät.
Wer ist am schnellsten? Oder mutiger…
Neben dem Bauen des Monolithen verfolgen wir im Spiel ein paar kleinere Wettrennen:
Wer traut sich, als erstes die lukrativen Prophezeiungsplättchen zu nehmen, wer schafft es als erstes, die nächste Ebene fertigzubauen und erhält noch das Plättchen mit dem besseren Punktwert, wer erfüllt ggf. noch vor mir die Entwurfskarte und schaffe ich den Entwurf überhaupt?
Bei den Prophezeiungsplättchen ist Mut gefragt: Wer hier als erstes zuschlägt, kann die hohen Punktwerte zu sich holen. Allerdings ist das Risiko dann auch hoch, dass man die Prophezeiung nicht erfüllen kann. Wartet man länger, um sicherzugehen, dass man bereits eine Menge Farbwürfel der geforderten Farbe auf der Seite des Monolithen gesammelt hat, um einen bestimmten Wert erfüllen zu können, sind die entsprechenden Plättchen mit den hohen Punktewerten ggf. bereits weg.
Schade ist es, dass die Prophezeiungsplättchen manchmal nicht so gut in die Aussparungen an der Spielertableaus passen.
Entwurf oder Freestyle?
Auch bei der Entwurfskarte ist Abwägen gefragt: Versuche ich den Entwurf nachzubauen, bin ich im Zweifelsfall mit der Auswahl der Steine und beim Einbau eingeschränkt. Schaffe ich es wohl, den Entwurf nachzubauen oder konzentriere ich mich lieber auf andere Ziele wie das Abschließen einer Ebene oder die Erfüllung einer lukrativen Prophezeiung?
Am besten ist es natürlich, wenn ich bei allen Plättchenarten mitmischen und etwas abgreifen kann. Breit aufgestellt sein, bringt häufig viele Punkte. Aber da müssen die Entwurfkarte und die verfügbaren Steine auch gut zusammenpassen. Sonst lässt man den Entwurf auch schonmal am ehesten sausen und konzentriert sich auf die anderen Ziele.
Ätschbätsch
Interaktion kommt dann bei der Auswahl der Steine ins Spiel. Hier fokussiere ich mich natürlich im Wesentlichen darauf, was ich selber brauchen kann. Hat man Monolyth aber bereits einige Male gespielt, schaut man aber auch schonmal auf das, was die anderen so gebrauchen können und versucht, die eigenen Pläne damit zu verbinden, die Pläne der Mitspielenden zu torpedieren. Wichtig wird dies ggf., wenn man sieht, dass jemand das Spiel mit einem bestimmten Stein beenden könnte, man dies aber verhindern kann, indem man den Kristall so setzt, dass dieser Stein außer Reichweite bleibt. Ein bisschen taktisches Handeln ist daher möglich!
Nur ein bisschen gucken
Ein Problem sehe ich beim Nachziehen der Steine. Die Regelung, dass man zwar vor dem Nachziehen in den Schachteldeckel mit den nachzuziehenden Steinen schauen darf, aber mein Ziehen selber die Augen schließen muss und dann auch den ersten Stein nehmen muss, den man zu fassen bekommt, ist ein bisschen „fehleranfällig“. Ob man einfach nur vergisst, rechtzeitig die Augen zu schließen, oder dies sogar ein wenig „bewusster“ macht … kann alles sein. Aber auch, wenn man den gewünschten Stein zu packen bekommt: Es ist ja auch nicht zwingend gegeben, dass man den Wunsch-Stein dann später auch bekommt.
Im Spiel zu Dritt ist es am wahrscheinlichsten, dass man in seinem nächsten Zug wieder ungefähr an dieser Stelle landet, wo man selber den Stein nachgelegt hat.
Aber auch, wenn man vorher ungefähr sondieren darf, wo man hingreifen möchte, zieht man dann oft einen anderen Stein als den gewünschten – verblüffend wie schlecht die eigene Augen-Hand-Koordination sein kann.
Lieber hoch hinaus mit dem Startspielervorteil
Im Spiel zu zweit mag ich es, dass wir in die vierte Ebene bauen können. Nur drei Ebenen bauen zu dürfen, finde ich recht reglementierend, da es die Auswahl möglicher Steine gegen Ende des Spiels sehr begrenzt. Auch kann man im Spiel zu zweit besser mit den ausliegenden Steinen planen, da die Wahrscheinlichkeit geringer ist, dass einem jemand das gewünschte vor der Nase wegschnappt.
Im Spiel in großer Runde sehe ich auch deutlich einen Startspielervorteil: Die Chance ist hier deutlich höher, die erste Ebene zuerst abzuschließen und somit, das höhere Punkteplättchen abzustauben. Damit einhergehend ist die Wahrscheinlichkeit höher, auch beim Erfüllen des Entwurfs einfach eher dran zu sein, als die anderen oder einfach auch schneller bei den lukrativen Prophezeiungsplättchen zu sein. Da müsste es m. E. einen Ausgleich geben, den ich im Spiel noch nicht entdecken konnte.
Zusammenfassung
Monolyth ist ein zugängliches Familienspiel, bei dem wir mit 3D-Tetristeinen einen Monolithen erbauen und für das Erreichen unterschiedlicher Bau-Ziele Punkteplättchen sammeln. Hierbei ist räumliches Denken gefragt oder es kann gut am Aufbau dieser Fähigkeit gearbeitet werden.
Das Spielmaterial mit den schön gearbeiteten Steinen macht Spaß und lädt zum Bauen ein – auch, wenn der Monolith schonmal ins Wanken geraten kann.
- Schönes Spielmaterial mit Aufforderungscharakter
- Zugänglich, mit kurzem Regelwerk
- Fördert räumliches Denkvermögen
- Richtung Spielende fehlen die Bauoptionen
- Startspielervorteil in großer Runde
- Fehleranfälligkeit oder Fuschgefahr beim Nachziehen der Steine
Aus meiner Spielerperspektive: An Monolyth gefällt mir besonders das Spielmaterial – schade nur, dass ich die schönen Steine immer zu diesem unattraktiven Klotz zusammenbauen muss. Leider habe ich da auch ein Problem mit dem Spielthema: Ein Monolith wird nicht zusammengesetzt, sondern zeichnet sich dadurch aus, dass er auch einem Stück besteht ist. Das hinkt für mich.
Dennoch macht mir das Puzzeln Spaß und Monolyth macht als Feierabendspiel eine gute Figur auf dem Spieltisch.