Brettspiel aus der warmen Gefilden? Während so langsam der Herbststurm mit Regen und ordentlich Wind ums Haus fegt, sehnt man sich doch das ein oder andere Mal in den Sommerurlaub zurück. Strandfeeling auf dem Spieltisch ist daher immer willkommen! Maui schlägt genau in diese Kerbe und lässt uns unser Handtuch am Strand auslegen – allerdings nicht nur wir allein legen unser Handtuch in den Sand – wir haben Konkurrenz!
Typisch deutsch gilt es hier, rechtzeitig zu sein und das richtige Plätzchen für unser Handtuch zu wählen. Schließlich liegen die Handtücher dicht an dicht und wir befinden uns – rein bezogen auf die Handtuchdichte – eher in Rimini als auf Maui…
Carina Brachter
SPIELBESCHREIBUNG
Im Brettspiel Maui geht es nicht ums Surfen – wir wollen einfach nur am Strand chillen. Dazu liegt schonmal ein erstes Start-Handtuch-Plättchen ganz links auf unserem Strandabschnitt, der jeweils vor jedem Mitspielenden ausliegt und auf dem wir jeweils 12 Handtücher-Plättchen unterbringen können.
Sind wir an der Reihe dürfen wir entweder ein Handtuchplättchen aus der Auslage nehmen und es auf unseren Strandabschnitt positionieren oder wir dürfen uns Sanddollar nehmen. Sanddollar benötigen wir, um Handtücher aus der Auslage zu nehmen, die weiter hinten liegen. Denn nur aus der ersten Reihe dürfen wir uns kostenlos bedienen.
Jedes Handtuch-Plättchen weist drei unterschiedliche Muster auf und keines der Plättchen ist identisch. Legen wir neue Handtuch-Plättchen an, muss mindestens eines der drei Muster mit dem bereits liegenden übereinstimmen. An dieser Stelle wird das neue Plättchen dann angelegt. Für Übereinstimmungen erhalten wir Bewegungspunkte, die unser Muschelmarker auf dem Wertungstableau auf der Leiste mit dem jeweiligen Muster vorangehen darf.
Dabei darf sich die Reihe unserer Handtücher wie ein Konjunktur-Diagramm auch nach oben oder unten bewegen. Dies sollten wir sogar forcieren, denn auf diesem Weg können wir die Außenbereiche unseres Strandabschnitts erreichen, in denen mehr Punkte zu holen sind. Aber Vorsicht: Wer mit seinem Handtuch über den Rand des Rasters herausragt, handelt sich Minuspunkte ein.
Außerdem erreichen wir auf diese Weise Perlenmuscheln, die auf unserem Strandabschnitt rauf und runter verteilt liegen. Hiervon gibt es zwei Arten und wenn wir diese erfolgreich einsammeln, können wir dadurch ebenfalls noch ordentlich Punkte machen.
Erhalten wir für Musterüberstimmungen Punkte, tragen wir diese auf dem Wertungsplan ab. Für jedes der fünf Handtuchmuster gibt es eine eigene Leiste. Nicht jede Leiste bringt gleich viele Punkte. Eine steigt nur in Einer-Schritten an, andere Leisten machen zwischendurch gewinnträchtige Sprünge.
Das Spielende wird eingeläutet, sobald jemand 12 Handtücher auf seinem Tableau ausgelegt hat. Die Runde wird zu Ende gespielt und dann die Summe der Siegpunkte aus Wertungsleiste, Perlen und restlichen Sanddollar ermittelt. Wer die meisten Punkte erzielt hat, gewinnt Maui.
AUTOR: Grégoire Largey, Frank Chitin, Sebastien Pauchon ■ ILLUSTRATIONEN: Chris Quilliams
VERLAG: Next Move|Asmodee ■ ERSCHEINUNGSJAHR: 2022
2-4 Spieler
ab 8 Jahren
ca. 30 Minuten
Spielregeln (ext. Link zu )
SPIELGEFÜHL
Maui ist nicht schwer. Es ist zugänglich, hat ein überschaubares Regelwerk und ist auch zu Viert schnell gespielt. Das macht es schon einmal zu einem guten Kandidaten für Gelegenheitsspieler, Familien und andere gemischte Gruppen. Sicherlich: Hier muss genau geschaut werden, welches Handtuch für mich und meine Auslage Sinn macht und welches ich mir gerade auch „leisten“ kann. Denn natürlich schnappt man mir das passende Plättchen immer vor der Nase weg und natürlich ist das Plättchen für Plan B zu teuer, weil mir gerade der notwendige Sanddollar fehlt. Hm, schade, und jetzt? Die Herausforderung lässt sich aber meistern, überfordert wird hier niemand.
Handtücher, wohin das Auge reicht
Zu Beginn des Spiels müssen sich Neulinge erstmal eine Weile in das Spiel „einsehen“. Man sieht das Handtuch vor lauter Mustern nicht. Das sind ja auch eine Menge Farben unterwegs: Auf den Handtüchern, in der Auslage, auf den Wertungsleisten, unsere Spielsteine und und und. Teilweise sind die Farben auch nicht ganz glücklich gewählt, denn so sind die beiden Rottöne der Spielerfarben beispielsweise schwer zu unterscheiden, ebenso bei manchen Komponenten der Spielerfarbe weiß.
Hat man aber ein, zwei Runden hinter sich, entwickelt man „ein Auge“ fürs Spiel. Das „Abscannen“ der Muster in der eigenen Auslage und der Abgleich mit den Handtücher-Mustern aus der Auslage gelingt immer leichter und man findet immer schneller lukrative Kombinationen.
Die Ausrichtung will beachtet sein!
Gemein ist dabei, dass man die Handtücher nicht drehen darf. Sie müssen immer in einer Ausrichtung liegen bleiben, die sich durch angedeutete Steine auf den Handtüchern nachvollziehen lässt. Es empfiehlt sich daher, dass die Handtücher auf dem Auswahltableau immer die gleiche Ausrichtung haben, sonst schaut man falsch. Und bei der Platzierung der Spieler am Tisch sollte beachtet werden, dass man sich nur an zwei gegenüberliegenden Seiten des Tisches platziert, damit die Ausrichtung der Handtücher auf dem Tableau und auf dem eigenen Spielplan immer die gleiche ist – sonst kommt man durcheinander!
Durch diese Seitenfestlegung ist die Einsatzmöglichkeit der Handtücher stark eingeschränkt – aber genau da will uns das Spiel natürlich haben. So einfach soll das alles nicht sein und so geraten wir hin und wieder ordentlich ins Grübeln, wie es denn nun weitergehen soll.
Ein paar Perlen gefällig?
Um dem noch einen Draufzusetzen, liegen ein paar Perlmuscheln als Lockmittel aus. Sie locken uns auf unserem Handtuchweg nach oben oder unten und natürlich muss auch dieser Weg bei der Auswahl der Handtücher einkalkuliert werden. Es tut richtig weh, wenn man eine Perle mal nicht erreicht und man sie ungeachtet liegen lassen muss.
Das Einsammeln der Perlen ist nicht zu unterschätzen. Es gibt zwei Arten, die wir sammeln können und wir erhalten 2/5/9 Punkte für 1/2/3 Perlen der gleichen Farbe. Sammelt man alle Perlen ein, können die erzielten 18 Punkte schonmal siegentscheidend sein.
Gute Muster, schlechte Muster
Da die unterschiedlichen Muster auf der Wertungsleiste eine unterschiedliche Skala haben – was Anfänger nicht unbedingt direkt überblicken -, haben die Muster bei den Spielenden schnell auch eine unterschiedliche Bedeutung. Muster, die lukrativer sind, sind damit auch begehrter. Zudem, wenn man es schafft, in Randbereichen des Spielplans auch noch höher zu punkten und dort statt 1 Schritt für eine Übereinstimmung wie im mittleren Bereich gleich 3 Schritte zu erzielen. Das hellblaue und orange Muster sind daher eindeutig beliebter, bei gelb will keiner so recht vorankommen. Da greift man bei den Sanddollars auch schonmal tiefer in die Tasche, um das richtig matchende Plättchen zu erwischen.
Es gilt immer genau abzuwägen, ob man dann eine Runde beim Handtuchlegen aussetzt, um sich Sanddollar zu nehmen. Das kann einen ordentlich zurückwerfen.
Krabbenvariante
Da nach ein paar Partien der Spielreiz nachlässt, gibt es auf der Rückseite der Tableaus eine Variante, die noch ein wenig knackiger daherkommt. Auf diesem Spielplan sind Krabben unterwegs, denen wir hier möglichst nicht begegnen sollen. Hier heißt es also im Slalom unsere Handtücher auslegen, denn wenn wir auf eine Krabbe treffen, drehen wir das dort liegende Krabbenplättchen um, legen es auf unser Handtuch und erhalten einen Minuspunkte-Wert, der zwischen -2 und -4 liegen kann. Außerdem blockiert das Plättchen ein Muster auf dem Handtuch, so dass uns nur noch zwei Anlegestellen für das nächste Handtuch bleiben.
Und wer von all dem nicht genug bekommen kann, der kann auch noch eine weitere Variante spielen und beide Varianten hintereinander mit einem Zusatzteil an den Wertungsleisten spielen.
Maui ist ein hübsches Spiel mit schönem Material, wertigem Inlay und einem ansprechenden Thema. Die Gestaltung ist wie bereits erwähnt in der Farbgebung allerdings manchmal etwas herausfordernd. Auch das Inlay ist schön, alles hat seinen Platz, aber einmal hochkant transportiert, ist alles durcheinander. Die Spielpläne, die recht dünn geraten sind, aber für das Spiel absolut ausreichen, halten hier das Material nicht in den Vertiefungen – daher besser nicht stehend aufbewahren oder transportieren!
Zusammenfassung
Maui ist ein hübsches Spiel auf leicht zugänglichem Niveau, das jedoch auch Grübelpotential mitbringt. Es ist gut für gemischte Gruppen oder Familien geeignet und bietet nach einigen Spielen durch seine Varianten noch weitere Abwechslung.
Das Material und die Komponenten von Maui sind mit Liebe gestaltet und bringen eine schöne Spieleoptik auf den Tisch. Die Aufgaben, die Maui stellt, sind herausfordernd, aber lösbar und überfordern niemanden. Ein bisschen Ärgerpotential ist auch mit dabei, weil die Gruppe um die besten Handtücher in der Auslage konkurriert, ebenso eine ordentliche Glückskomponente bei der Auslage. Aber in einem so gechillten Urlaubssetting wie hier müsste jeder damit klarkommen können…
- Schönes Material und Optik
- Einfach und zugänglich, schnelles Spieltempo
- Spielvarianten mit steigender Schwierigkeit im Spiel enthalten
- Unterscheidbarkeit in der Farbgebung hätte besser sein können
- Unpraktisches Inlay
- Langfristiger Wiederspielreiz fraglich
Aus meiner Spielerperspektive: Maui Ehrlich hatte ich bei dem Spieltitel irgendwie etwas anderes erwartet als Handtücher auslegen. Den Strand von Maui hatte ich mir anders vorgestellt, als so dicht mit Handtüchern „bebaut“. Auch an den Anspruch des Spiels hatte ich höhere Erwartungen.
Nichtsdestotrotz macht mir Maui Spaß – es ist leicht auf den Tisch gebracht und schnell gespielt – das alles in einer angenehmen Gewichtsklasse, die auch nach Feierabend noch „geht“.
Das gewisse Etwas fehlt mir hier aber, so dass ich nicht weiß und auch daran zweifle, dass es sich langfristig auf dem Spieltisch behaupten kann.